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26.

Mai 2013

~ND

Dirty Little Secret

Ihr ganzes Leben wurden Bailey und ihre jüngere Schwester Julie von ihren Eltern gepushed, das meiste aus ihrem musikalischen Talent herauszuholen. Die beiden haben immer zusammen gesungen und gespielt, Bailey an der Geige, Julie an der Gitarre. Doch die Schwestern kommen aus Nashville und die Konkurrenz an anderen Country und Bluegrass Sängern ist gigantisch. Trotzdem schaffen sie es, von Produzenten entdeckt zu werden - zumindest Julie. In ihr sehen die Studiobosse das Potential ganz groß rauszukommen. In Bailey nicht.
Ein Jahr später ist Julie tatsächlich auf dem besten Wege, berühmt zu werden. Sie reist mit ihren Eltern durch das Land und bereitet sich auf das Erscheinen ihrer ersten Single vor. Bailey dagegen blieb zurück in Nashville. Doch das letzte Jahr hat sie sehr verändert und mittlerweile scheint sie Ärger magisch anzuziehen. Deshalb haben ihre Eltern ihr strickt verboten, in irgendeiner einer Form Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aus Angst es könnte Julies Karriere schaden - und das bedeutet unter anderem keine Musik mehr für Bailey.
Ohne Musik und durch die Veränderungen, die sie im letzten Jahr durchgemacht hat, weiß Bailey allerdings nicht mehr so wirklich, wer sie eigentlich ist. Als sie bei der Arbeit Sam kennenlernt und er ihr anbietet, in seiner Band zu spielen, weiß sie, dass sie ablehnen sollte. Doch sie kann nicht widerstehen - weder der Musik, noch Sam.

Probleme sind da für Bailey in Dirty Little Secret von Jennifer Echols natürlich vorprogrammiert. Sie kann einem aber schon Leid tun. Ihre Eltern haben sie aufgegeben und konzentrieren sich nur noch auf Julie. Aber damit hört es noch nicht auf, sie verbieten ihr auch noch alles, auf das sie jemals mit ihr hingearbeitet haben. Kein Wunder also, dass Bailey darauf nicht gerade positiv reagiert und ein Ventil sucht (nämlich neue Freunde und Parties), was für ihre Eltern ein ganz neuer Dorn im Auge ist. Zu allem Überfluss erpressen sie sie auch noch mehr oder weniger damit, ihre Collegegebühr nicht zu zahlen, sollte sie in irgendeiner Art auffallen. Es ist wohl verständlich, dass ich kein großer Fan ihrer Eltern geworden bin.
Doch auch mit Bailey hatte ich so meine Schwierigkeiten. Sie ist verunsichert und wesentlich weniger tough, als sie allen weiß machen will. Das mochte ich eigentlich sehr an ihr. Mein eigentliches Problem hat mit Sam zu tun. Es gibt nicht viel, dass ihm wichtiger ist, als seine Band und der große Durchbruch. Er ist bereit so ziemlich alles dafür zu tun - und manipuliert nicht nur Bailey wo er nur kann, um genau das durchzusetzen. Und selbst als Bailey das weiß, lässt sie sich für meinen Geschmack viel zu viel von ihm gefallen, was mich manchmal doch sehr genervt hat. Auch Sam hat das natürlich nicht gerade in einem guten Licht erscheinen lassen. Richtig vertrauen konnte ich ihm deshalb nie. Allerdings muss ich zugeben, dass das Sams Charakter wirklich nur ganz oberflächlich ankratzt. Er hat ganz erhebliche Probleme, die viel von seinem Verhalten erklären, hat aber auch seine guten Seiten und grundsätzlich mochte ich ihn sehr. Vermutlich hat mich deshalb sein übertriebener Ehrgeiz, was die Band angeht, auch manchmal so enttäuscht. Interessant ist Sam also auf jeden Fall.

Emotional hat mich Dirty Little Secret also definitiv angesprochen - ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob im positiven oder negativen Sinne. Ich habe mich sehr oft über die Charaktere geärgert und mich nur selten wirklich wohl mit der Geschichte gefühlt (das dann aber glücklicherweise eher gegen Ende). Deswegen bin ich mir auch immer noch nicht ganz klar, was ich von diesem Buch halten soll. Denn auf der einen Seite schreibt Jennifer Echols wirklich ausgesprochen gut und schafft es, interessante und markante Charaktere und Geschichten zu erfinden. Auf der anderen Seite konnte ich den Figuren dieses Mal aber wie gesagt nicht immer etwas Gutes abgewinnen. Außerdem war für mich als komplett unmusikalischen Leser zu viel Augenmerk auf der technischen Seite der Musik. Ob ein Lied jetzt in D oder in G gehört oder welcher 50 Jahre alte Country Song wie gespielt werden sollte, sind nicht gerade interessante Punkte für mich, wurden aber oft ausführlich angesprochen und sollten wahrscheinlich auf Baileys analytische Denkweise hinweisen. Vermutlich liegt es einfach daran, dass Bluegrass und Country bei uns keinen Stellenwert wie in den USA haben; ich jedenfalls hätte mit einer abgespeckteren Version davon leben können.

Ein wenig enttäuscht war ich also schon von Dirty Little Secret von Jennifer Echols. Das letzte Viertel macht zwar viel von meinem anfänglichen Eindruck wett, so ganz konnte es mich aber dennoch nicht überzeugen. Das soll aber dennoch nicht heißen, dieses Buch wäre Zeitverschwendung, denn wenn man ein Faible für Drama, markante Charaktere oder eben Country-Musik hat, dann kann man bei Dirty Little Secret durchaus auf seine Kosten kommen. Ich persönlich hatte nur einfach etwas mehr erwartet.

Dirty Little Secret erscheint am 16. Juli 2013 bei MTV books in den USA. Eine deutsche Veröffentlichung ist meines Wissens bisher nicht geplant.

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25.

Mai 2013

~nia

Clockwork Prince / Clockwork Prince

Enthält Spoiler für Clockwork Angel / Clockwork Angel.

Tessa und die Londoner Schattenjäger konnten das Institut gegen Mortmain und seine Clockwork-Kreaturen verteidigen. Dabei mussten Charlotte, Henry und ihre Schützlinge allerdings herbe Verluste hinnehmen. Ein Rätsel ist immer noch, warum Mortmain Tessa in seine Gewalt bringen will. Auch für seinen Wunsch, allen Schattenjägern den Garaus zu machen, ist die Intention unklar. Charlotte bekommt zusätzliche Probleme durch Benedict Lightwood. Er zweifelt vor dem Rat ihre Kompetenz an, das Institut ordentlich leiten zu können. Und so sieht sich Consul Wayland gezwungen, ihr eine Frist von 14 Tagen zu setzen. In dieser Zeit muss sie Mortmains Aufenthaltsort finden. Schafft sie es nicht, verliert sie die Leitung des Instituts. Natürlich setzen Tessa und die Schattenjäger alles dran, das Institut zu halten und Mortmain zu finden. Doch es gibt einen Verräter unter ihnen...

Natürlich geht es in Clockwork Prince / Clockwork Prince nicht nur um den fiesen Mortmain und seine Clockwork-Kreaturen, auch die Beziehung zwischen Tessa, Will und Jem nimmt großen Raum ein. Damit sind wir schon bei dem ersten Punkt, der mir dieses Buch enorm verleidet hat - Tessa. Sie ist eine der wenigen Buchheldinnen, die ich wirklich nicht leiden kann. In Clockwork Angel / Clockwork Angel hatte ich ja noch Mitleid mit ihr, so als mehr oder weniger alleinstehende Waise mit fremden Kräften in einem fremden Land. Doch inzwischen hat sie sich gut im Londoner Institut eingelebt und hat auch ihre Kräfte ziemlich gut im Griff. Trotzdem jammert sie einem in Gedanken ständig etwas vor: Wie sehr ihr dieses oder jenes aus Amerika fehlt, wie gemein Will sie behandelt, wie wenig sie Jems Zuneigung verdient hat, wie unschicklich sie sich verhält und so weiter und sofort. All das Jammern hält sie nicht davon ab, mal Jem mal Will in die Arme zu sinken (wobei bei letzterem einmal Drogen im Spiel sind oder sie glaubt, zu träumen). Trotzdem ist sie der Meinung, die gute Sophie vor Gideon Lightwood warnen zu müssen und Jessamine ihren Bruder Nate ausreden zu wollen. Eine solche Scheinheiligkeit lässt einen glatt Dämonenpocken bekommen.
Damit sind wir bei Punkt zwei - dem dämlichsten Running Gag aller Zeiten. Was es damit genau auf sich hat, müsst ihr selber lesen, weil es zu viel von der Handlung verraten würde. Aber dieses ständige Erwähnen der Dämonenpocken war irgendwann ziemlich lahm und gar nicht lustig.
Weiterhin gestört hat mich, dass Mortmain als Bösewicht zwar die ganze Zeit über allgegenwärtig ist und so schlimme Dinge zu planen scheint. Leibhaftig taucht er aber kein einziges Mal auf, was dafür sorgt, dass die Handlung eher mäßig voran schreitet.

Ebenfalls ein gravierender Kritikpunkt: ich fand fast alle Charaktere an dem ein oder anderen Punkt des Buches anstrengend oder unlogisch:
Charlotte, weil sie ewig braucht, um mal wirklich mit Henry zu sprechen.
Henry, nicht als Person, aber bei ihm ist ständig von seiner Zerstreutheit die Rede. Ja, ich kann lesen und brauche keine 20 Wiederholungen.
Jem und Will, weil ich einfach nicht verstehen kann, wie man Tessa vom ersten Augenblick an lieben kann. Es ist hier nie die Rede von Verliebtheit sondern von Liebe. Bei Will bekommt der Leser eine Erklärung geliefert, die ihn meiner Meinung nach allerdings etwas blauäugig erscheinen lässt. Doch Jem hat noch nicht mal diese 'Ausrede'.
Jessamine, weil sie sich wie ein bockiges Kleinkind benimmt, dem man die Puppen weggenommen hat. Ihr 'ich mag die Nephilim nicht und heiraten will ich von denen schon gar keinen' verliert wirklich irgendwann an Pfiff.
Bridget, weil ihre Liedtexte echt der Horror sind.
Gabriel, weil er sich den Großteil der Zeit einfach nur unmöglich benimmt.
Und - der Vollständigkeit halber - natürlich Tessa mit ihrem, ach Jem, ach Will, ach Nate, ach Welt, ach was bin ich denn nun, ach ja...

Irgendwann fast unerträglich fand ich auch, dass Tessa, Will und noch andere Personen ständig mit Literaturzitaten um sich werfen oder sich mit den Personen in Büchern vergleichen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich im viktorianischen England abseits von Literatursalons, Herrenclubs oder auch mal einem Kaffee-/Teekränzchen so viel mit Büchern beschäftigt hat. Kein Mensch zitiert im alltäglichen Leben ständig irgendwelche Autoren, oder vergleicht sich mit deren Romanhelden.

Positiv an Clockwork Prince / Clockwork Prince waren eigentlich nur zwei Dinge:
Zum einen war es interessant, zu erfahren, wie und warum es zu Wills Verhalten kommt. Zum Ende hin war die Auflösung aber irgendwie klar. Ich meine, wieso sollte ein 12-Jähriger eine solch extreme Strafe aufgebürdet bekommen? Ähm ja, mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten.
Zum anderen war es interessant, zu sehen, wie Magnus und Will wirklich zueinander stehen. Schließlich spukt einem diese Frage schon seit City of Fallen Angels / City of Fallen Angels im Kopf herum.

Insgesamt war Clockwork Prince / Clockwork Prince aber eine ziemliche Enttäuschung und ich frage mich inzwischen ernsthaft, warum ich diese Serie eigentlich lesen wollte. Ich hoffe sehr, dass ich die beiden aktuellen Reihen von Cassandra Clare noch fertig gelesen bekomme. Insbesondere Clockwork Princess / Clockwork Princess (Amazon-Partnerlink*) wird wohl eine Herausforderung werden. Die Faszination der Schattenjägerwelt hat sich für mich inzwischen leider ziemlich verloren. Es ist wirklich schade drum, da die ersten drei Bände der The Mortal Instruments / Chroniken der Unterwelt-Reihe wirklich toll waren.

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24.

Mai 2013

~ND

Never A Hero

Owen ist 28, hat einen angenehmen Job und eine schöne Wohnung in Tucker Springs. Auf den ersten Blick sieht bei ihm eigentlich alles ganz normal aus. Doch so sehr er es sich auch wünscht, Normalität gehört nicht zu Owens Leben. Denn von Geburt an fehlt ihm ein Arm. Seine Mutter, die immer Angst hatte, durch die Behinderung ihres Sohnes lächerlich gemacht zu werden, hat ihn ständig unter Druck gesetzt. So fing er als Teenager auch noch zu Stottern. Und als ob das noch nicht genug wäre, kämpft er auch mit seiner sexuellen Orientierung. Für seine Mutter wäre ein schwuler Sohn der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringen würde, doch Owen kann sich nur schwer selbst belügen. Er steht einfach auf Männer.
All das hat dazu geführt, dass Owen wie ein Einsiedler lebt. Er verlässt kaum seine Wohnung. Seinen Job als Grafikdesigner kann er von zuhause aus erledigen, Lebensmittel werden ihm geliefert und Freunde hat er schon lange nicht mehr.
Zumindest, bis Nick in die Wohnung unter ihm zieht. Der gutaussehende Tierarzt kommt wie ein Wirbelsturm in Owens Leben und reißt ihn aus seinem Trott. Nick versteht Owen wie kein anderer und stellt ihm auch noch seine Schwester June vor, die ebenfalls nur einen Arm hat. June geht allerdings ganz anders mit ihrer Behinderung um und probiert alles aus, was sie nur kann. Jetzt will sie Klavier spielen lernen - und überredet Owen mitzumachen.
Owen ist zwar ein bisschen überwältigt von all den Veränderungen in seinem Alltag, doch er muss zugeben, dass er genau das gebraucht hat. Vor allem Nick wird ein wichtiger Teil seines Lebens. Die beiden verbringen jede freie Minute miteinander und Owen wird schnell klar, dass er mehr will. Er ist sich eigentlich ziemlich sicher, dass die Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht. Doch jedes Mal, wenn sie sich einander annähern, zieht sich Nick fast panisch zurück. Er verheimlicht ihm irgendetwas. Jetzt, wo Owen aber erlebt hat, wie es ist, wirklich glücklich zu sein, ist er allerdings nicht mehr bereit, das so schnell aufzugeben.

In Never A Hero, dem fünften Band der Tucker Springs-Reihe von Marie Sexton, wird ein ungewöhnlich ernster Ton angeschlagen und ich muss sagen, dass mir gerade das besonders gut gefallen hat.
Owen allein hat ja wie gesagt schon ein schweres Päckchen zu tragen. Unter dem strengen Auge seiner Mutter hat er sich zu einem sehr einsamen Menschen entwickelt, der sich sehr schlecht in normalen sozialen Situationen zurechtfindet. Sein Stottern hat er zwar mittlerweile größtenteils unter Kontrolle bringen können, sein Arm ist allerdings immer noch etwas, das ihn extrem hemmt und sein ganzes Leben bestimmt. Er flüchtet sich lieber in irgendwelche Fantasien, als sich dem echten Leben zu stellen. Trotzdem ist sein Verhalten nachvollziehbar und Owen selbst sehr sympathisch, wenn man erst mal versteht, wie viel Angst er hat.
Nick wirkt auf den ersten Blick dagegen perfekt. Wer die anderen Bücher kennt, hat ihn auch schon als Nebenfigur kennengelernt. Er ist attraktiv, freundlich, kommt mit jedem gut klar und durchbricht mit Leichtigkeit Owens Mauern, die er jahrelang um sich errichtet hat. Der Schein trügt allerdings, denn sein Geheimnis hat es in sich. Viel mehr möchte ich darüber noch gar nicht verraten. Nur, dass er sehr daran zu knabbern hat und ich als Leser nicht wüsste, wie ich an seiner Stelle damit umgehen würde. Allerdings hätte ich mir manchmal etwas mehr Offenheit von ihm gewünscht. Man kommt ihm zwar nicht so nahe, wie Owen (einfach weil wir seine Perspektive nicht kennen), aber trotzdem ist auch Nick ein Charakter, den ich sofort.

Allgemein muss ich sagen, dass mir die Dynamik in der Tucker Springs-Reihe gefällt. In vielen M/M Büchern gibt es kaum Handlung und es dreht sich eigentlich alles nur um Sex und Erotik. Natürlich gibt es auch in Never A Hero und den anderen Büchern dieser Reihe gleich einige sehr heiße Szenen, trotzdem sind diese nicht künstlich in die Länge gezogen oder drängen die eigentliche Geschichte in den Hintergrund. Die Balance stimmt einfach.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Länge des Buches. Wie alle Teile dieser Reihe, umfasst auch Never A Hero nur knapp 200 Seiten. Die Geschichte hätte aber definitiv mehr hergegeben. Manche Dinge entwickeln sich einfach zu schnell. Zwar wird das Buch dadurch weder unverständlich, noch weniger emotional nachvollziehbar, etwas mehr Aufbau hätte der Geschichte aber dennoch nicht geschadet.

Lesenswert ist Never A Hero von Marie Sexton für Fans dieses Genres dennoch allemal. Vor allem für alle, die ein bisschen mehr wollen als nur Erotik. Leider gibt es Never A Hero wie alle Bücher der Tucker Springs-Reihe bisher nur auf Englisch.

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23.

Mai 2013

~nef

Die Nebelkinder

Cover Die Nebelkinder deutsch

In einer Abtei am Mondsee wächst der Junge Albin als Findelkind auf. Als er nur ein paar Monate alt war, wurde er vom Mönch Graman gefunden und ins christliche Kloster gebracht.
Doch Albin ist anders als die anderen Jungen und Mädchen im Kloster. Er ist kleiner als sie und auch von dunklerer Hautfarbe. Aber am meisten unterscheidet er sich wohl durch seine Füße von den anderen. Seit er denken kann hält Graman in dazu an seine Füße niemandem zu zeigen. Für Albin eine Selbstverständlichkeit nach so vielen Jahren, auch wenn er den Grund nicht kenn.
Doch in dieser Nacht gibt es kaum etwas anderes als die Gäste in der Abtei, an die er denken kann. In einem fort werden Speisen und Getränke aufgetragen, denn die Gesandten des ostfränkischen und auch des westfränkischen Königs sind versammelt um eine Abstimmung zu halten. Albin weiß nicht worum es sich dabei handelt, doch er ist auch viel zu sehr damit beschäftigt zwischen Küche und Speisesaal hin und her zu eilen. Nur die liebreizende Tochter des Grafen Guntram, Gerswind, lenkt ihn von seiner Arbeit ab. Wie schön sie doch ist und wie oft sie ihn anschaut. Ob es nur Zufall ist?

Albin wird durch einen schmerzhaften Stich beinahe zu Boden gestreckt. Vor Schreck lässt er den Kuchen fallen und hört nahe der Ohnmacht eine Stimme in seinem Kopf. Sie spricht von Mord, aber nicht direkt zu ihm. Es ist ihm, als höre er fremde Gedanken. Kaum hat er sich mit der Situation abgefunden, da wird er auch schon von einem herbeieilenden Mönch für seine Tollpatschigkeit zurecht gewiesen. Dann passiert alles ganz schnell. Der eben noch lachende Graf Chlodomer springt auf von seinem Platz und führt einen wilden Tanz auf. Kurz darauf bricht er tot zusammen. Die Mönche und edlen Herren sind geschockt. Da sieht Albin eine kleine Gestalt davon huschen und ehe er sich's versieht, spricht er laut aus was er beobachtet. Ohne groß Fragen zu stellen nehmen die Männer der Garde die Verfolgung auf und schaffen es einen kleinen Mann im Weinkeller der Abtei zu stellen. Albin konnte die Soldaten dank der Gedanken, die er aufgefangen hat dort hin führen, doch schon als er den kleinen Mann sieht, ist ihm klar: das ist nicht der Mörder. Und dann spricht dieses Wesen auch noch in seinem Kopf. Wie kann das sein?
Nachdem die Befragung des Gefangenen zu keinem Ergebnis geführt hat, wird Albin ebenfalls vom Abteivorsitzenden Mönch befragt. Er hat sich vorher gut überlegt, was er sagen wird und vermeidet es unter allen Umständen von den Stimmen in seinem Kopf zu berichten. Während des Verhörs erfährt Albin, dass es sich bei dem Gefangenen um einen Elben handelt. Nie hat er einen gesehen und er kennt nur die Geschichten, die Graman erzählt hat. In dunklen Nächten kommen die Elben - die Nebelkinder - im Schutz des Nebels, der vom Mondsee aufsteigt in die Häuser und Ställe der Menschen und stehlen ihnen Frau, Kind und Tier. Auch in dieser Nacht stieg ungewöhnlich dichter Nebel vom See auf, doch durch die Festlichkeit hat man sich im Kloster nicht wie gewöhnlich verschanzt. Schnell ist der Elb als Mörder auserkoren und soll bald behängt werden.
Das kann Albin nicht zulassen, weiß er doch im Grunde seines Herzens, dass er es gar nicht war. Außerdem will er von diesem Wicht Antworten haben. Wieso kann er sich mit Albin verständigen ohne Worte zu benutzen? Und wie kommt es, dass sie beinahe von ähnlicher Statur sind.
Auch Graman scheint in Albins Gegenwart immer unruhiger zu werden, als würde er ihm etwas verheimlichen.

So beschließt Albin dem Elb zu helfen um Antworten zu bekommen. Doch mehr Fragen tun sich auf. Denn Albin hat richtig erkannt, dass ein Elb den Grafen getötet hat und neben den Braunelben, wie Findig einer ist, gibt es auch noch Rotelben, die sich häufiger als Meuchler anheuern lassen. Aber was haben die Rotelben davon einen Menschen zu töten in der Abtei? Während Findig außerhalb der Klostermauern nach Antworten sucht, soll Albin drin bleiben und so tun, als wüsste er nichts von der Flucht des Nebelkindes. Findig verspricht ihm ein baldiges Wiedersehen um ihm einige seiner Fragen zu beantworten. Albin schlägt ein und schleicht sich zurück in den Schlafsaal. Als am frühen Morgen die Soldaten Albin aus dem Bett reißen, weiß er sehr wohl warum, hütet sich doch sich nichts anmerken zu lassen. Doch auch so sitzt Albin schon bald gewaltig in der Tinte. Nun kann ihm nur noch einer helfen, aber wird er der Elb sich an sein Versprechen erinnern, jetzt wo seine Flucht erfolgreich war?

Ich habe dieses Buch vor einigen Jahren aus einer Kramkiste gefischt und mir gedankt 'Das klingt doch eigentlich ganz interessant.', dann verschwand es in einem meiner vielen Bücherregale und hatte nun erst das Glück wieder in meine Hände zu fallen.
Es ist mein erstes Buch von Autor Jörg Kastner und die Schreibweise war erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig. Er schreibt häufig in kurzen Sätzen, die eigentlich durch ein Komma getrennt werden sollten und so etwas unfertig wirken. Aber nach den ersten 30 Seiten hat man sich daran gewöhnt und taucht komplett in Albins Welt ab.
Das Buch spielt in Österreich - am Mondsee. Jörg Kastner verbindet in diesem Buch historisches mit mystischem und es passt hervorragend zusammen. Ich habe es wirklich genossen dieses Buch zu lesen und mit den kleinen Findling Albin mit zu fiebern.
Wer also mal andere Elben kennenlernen möchte, als jene die auf Pferden reiten, Sindarin schreiben und langhaarig sind, der ist mit diesem Buch gut aufgehoben =)

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22.

Mai 2013

~ND

Covet Thy Neighbor

Nach einer schweren Jugend hat sich Seth in Tucker Springs eine neue Existenz aufgebaut. Er führt einen erfolgreichen Tattoo-Shop, hat viele Freunde und eigentlich geht es ihm ziemlich gut. Das war aber nicht immer so. Als Seth sich vor seinen ultra-christlichen Eltern als schwul geoutet hat, haben die ihn Zuhause raus geschmissen und enterbt - und ihm vorher noch einen Bibelvers nach dem anderen an den Kopf geworfen, die ihn als Sünder darstellen. Seit Jahren hat Seth nun schon keinen Kontakt mehr zu seiner Familie und hält sich seitdem von allem fern, das zu viel mit Religion zu tun hat. Jetzt genießt er sein Leben in vollen Zügen.

Als ein neuer Mieter in das Apartment gegenüber einzieht, traut Seth seinen Augen nicht. Darren sieht nicht nur unglaublich gut aus, er hat auch noch Sinn für Humor und scheint ebenfalls schwul zu sein. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und auch wenn Seth nicht der Typ für feste Beziehungen ist, würde er Darren dennoch nicht von der Bettkannte stoßen.
Doch als Seth von Darrens Beruf erfährt, scheint plötzlich sogar eine Freundschaft unmöglich. Denn Darren ist niemand anderes, als der neue Pfarrer der New Light Church...

Covet Thy Neighbor von L.A. Witt ist das 4. Buch der Tucker Springs-Reihe und das erste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe. Leider muss ich sagen, dass mir die Bücher, die Marie Sexton zu dieser Reihe beigetragen hat, deutlich besser gefallen haben.
Denn irgendwie konnte ich mich in Seth und Darrens Geschichte nicht so richtig anfreunden. Alles zwischen ihnen blieb ein bisschen oberflächlich. Klar, es wurde deutlich, dass sich die zwei sehr zueinander hingezogen fühlen, echte Gefühle konnte mir die Geschichte aber kaum vermitteln. Dafür haben mir die beidem im Laufe des Buchs einfach zu wenig miteinander erlebt. Denn eigentlich dreht sich im Endeffekt alles immer nur um eine Sache: Religion. Ob Darren und Seth nun tatsächlich darüber reden oder versuchen, das Thema krampfhaft zu vermeiden, es schwebt immer im Raum. Darren ist gläubig, Seth ist Atheist, und vor allem Seth kann das nicht vergessen. Die Autorin versucht glücklicherweise nicht den Leser in die eine oder andere Richtung zu drängen. Außerdem ist es ganz interessant zu lesen, wie sich ein schwuler Mann und ein Pfarrer als Person vereinen lassen, wo die Bibel doch gerne so ausgelegt wird, dass Homosexualität eine Sünde ist. Daher bietet das Buch doch den ein oder anderen Denkanstoß.
Trotzdem, mir persönlich war es einfach zu viel. Religion ist sowieso ein schwieriges Thema für mich und so geballt, wie in Covet Thy Neighbor, ist es einfach erschlagend. Es verdrängt mir zu viel von Darrens und Seths eigentlichem Charakteren und es wirkt so, als ob sie sich nur darüber definieren lassen. Abgesehen davon wird es ganz einfach auch schnell langweilig immer wieder nur das Gleiche zu lesen, denn gerade Seth tritt da gerne auf der Stelle.

Dementsprechend wenig gibt es auch sonst über Covet Thy Neighbor von L.A. Witt zu sagen. Zwar schreckt es nicht von der Tucker Springs-Reihe ab, ist aber mit seinem zu plumpen und extremen Augenmerk auf Religion definitiv nicht das beste Buch der Reihe.

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