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01.

Aug 2013

~nef

Blue Monday / Blauer Montag

Tags: Thriller
Cover Blauer Montag deutsch

Die Psychotherapeutin Frieda Klein sieht sich einer schweren Aufgabe gegenüber. Ihr ehemaliger Mentor und Leiter der Klinik Warehouse ist am Ende. Er verfällt immer mehr dem Alkohol und begeht schließlich bei einem neuen Patienten den Fehler nicht zu zu hören. Der, Alan Dekker, hat generell kein Vertrauen in diese 'sogenannten Ärzte' und beschwert sich sofort. Nun steht Reuben vor den Scherben seiner Karriere und auch seine Lebensgefährtin hält es nicht länger bei ihm aus.
Frieda nimmt sich des neuen Patienten an, nichts ahnend, dass sie sich damit auf eventuell gefährliches Terrain begibt. Denn Alan hat kein kleines Problem. Er und seine Frau Carrie wünschen sich nichts sehnlicher als ein eigenes Kind. Doch es will nicht klappen. Alan steigert sich beinahe krankhaft in Vorstellung einer eigenen Familie hinein, dass bei ihm alles versagt und er nun auch noch unter wiederkehrenden Panikattacken leidet. Sein Arzt riet ihm nun einen Therapeuten auf zu suchen. Bei Frieda fühlt er sich sicher und berichtet ihr von seinen Träumen von einem kleinen rothaarigen Jungen der ihm in jungen Jahren wie aus dem Gesicht geschnitten wäre. Auch davon, dass er bereits in seiner Jungend, ca. 21 Jahre vorher - eben solche Anfälle hatte. Damals wünschte er sich eine kleine Tochter.

Frieda lebt eher zurückgezogen in ihrem kleinen Häuschen und erfährt somit erst ein paar Tage später aus den Zeitungen, dass ein kleiner Junge vermisst wird. Matthew Faraday ist fünf Jahre alt und das Ebenbild des jungen Alan Dekker.
Kann das wirklich nur ein Zufall sein? Oder sind die Träume, die Alan so lebhaft schildert am Ende gar keine Träume und er hat schon längst das gesuchte Kind?
Frieda muss sich nun entscheiden - entweder sie hält sich an die ärztliche Schweigepflicht, der auch ihre Therapien unterliegen, oder sie wendet sich an die Polizei.
Sie überlegt eine ganze Weile und erfährt, dass es Jahre zuvor bereits einen ähnlichen Vorfall gab - ein Mädchen ist spurlos verschwunden, vor ca. 21 Jahren, und nie wieder aufgetaucht.
Frieda ist sich sicher, das kann kein Zufall sein. Aber ist Alan zu solch einer Tat fähig? Und wenn ja, was ist aus der kleinen Joanna geworden?

Cover Blue Monday englisch

Blue Monday / Blauer Montag ist der erste Teil einer Reihe um die Psychologin Frieda Klein, die insgesamt acht Titel umfassen soll.
Ich muss sagen, für einen Thriller hat das Buch sehr lange gebraucht, bis es richtig in Fahrt kam. Eventuell ist das aber auch wieder der Fluch des ersten Buches. Denn hier müssen erst einmal die Personen vorgestellt werden, die in späteren Büchern ebenfalls eine Rolle spielen könnten. Dennoch sind die Charaktere gut gezeichnet und man kann sich wunderbar in die Geschichte hinein fühlen.
Es beginnt damit das von einem kleinen Mädchen erzählt wird, das verschwindet, was mich ein wenig durcheinander gebracht hat, da der Klapptext von einem kleinen Jungen sprach. Doch nach den ersten 100 Seiten kennt man beide Geschichten und auch die vermuteten Parallelen dazwischen.
Die Psychologin ist mir sehr sympathisch, allerdings finde ich die Art und Weise wie sie auf bestimmte Dinge kommt ziemlich weit hergeholt. Da könnte man schon noch ein wenig dran feilen.

Blue Monday / Blauer Montag ist mein erstes Buch vom Autorenduo Nicci French, wird aber sicherlich nicht das einzige bleiben. Denn ich bin tatsächlich wild entschlossen mit dem zweiten Teil Tuesday's Gone / Eisiger Dienstag (Amazon-Partnerlink*) weiter zu machen.
Ich bin eher zufällig auf dieses Buch gestoßen und gerade sehr glücklich bei den derzeitigen hochsommerlichen Temperaturen einen kleinen Abstecher in das winterliche London machen zu können.
Für einen ersten Roman einer neuen Reihe ist dieses Buch wirklich nicht schlecht, aber ich ziehe einen Stern für den doch recht langen Anlauf ab.

An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich beim btb-Verlag für die Übersendung des Rezensionsexemplars bedanken.

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30.

Jul 2013

~nia

Incarceron / Incarceron - Fliehen heißt sterben

Finn ist ein Häftling in dem sichersten aller Gefängnisse, in Incarceron. Er kann sich nicht erinnern, wer er ist und ob er wirklich vor 3 Jahren mit etwa 15 als Zellgeborener erwacht ist. Oder, ob er - wie er selbst glaubt - von ganz wo anders (außerhalb?) stammt. Finn hat Visionen von Dingen, wie etwa dem Sternenhimmel, die es in Incarceron nicht gibt. Nur dadurch erhält er seinen Rang bei den Comicatus, einer der Gruppe aus Plünderern, die andere Gefängnisinsassen überfallen. Eigentlich hat Finn ein zu weiches Herz für diese harte und grausame Welt. Doch sein Eidbruder Kiero und Gildas, ein weiser Berater der Comicatus, schützen ihn vor dem rauen Gefängnisleben aber auch vor sich selbst. Keiro und Gildas verfolgen aber in erster Linie ihrer eigenen Interessen. Gildas beispielsweise sieht großes Potential in Finns Visionen, um mit ihrer Hilfe einen Weg aus dem Gefängnis zu finden. Und als Finn in den Besitz eines seltsamen Schlüssels gelangt, der ihm in Incarceron Türen und Wege öffnet, die es gar nicht gibt, überschlagen sich die Ereignisse.
Claudia ist eine reiche, gebildete junge Frau, deren Vater der Wächter des als paradiesisch geltenden Incarcerons ist. In ihrer Welt ist Fortschritt verboten und man klammert sich an ein sehr altertümliches Protokoll von Gesetzmäßigkeiten. Demnächst soll sie die Frau des Thronfolgers Casper werden. Doch auch nach Jahren noch trauert sie dem Verschwinden seines älteren Halbbruders Giles nach. Zusammen mit ihrem Lehrer und Vertrauten Jared versucht sie nicht nur das Geheimnis von Incarceron zu lüften, sondern auch die seltsamen Umstände hinter Giles Verschwinden aufzudecken. Als sie aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters einen Schlüssel entwendet, macht sie die Bekanntschaft von Finn.
Incarceron lebt. Über viele tausend Augen behält es seine Insassen im Blick und notiert jede ihrer Handlungen. Vor ewigen Zeiten hat das Gefängnis einmal sein Herz verloren und lässt dies alle Gefangen spüren. Denn die einzige Person, die es einst hat fliehen lassen, ist trotz eines Versprechens nie zurückgekehrt. Das soll Incarceron nicht noch mal passieren. Und so bietet das Gefängnis alle Kräfte auf, um Finn und seine Mitstreiter in seinem Inneren zu halten und auch Claudia an der Nase herum zu führen...

Incarceron / Incarceron - Fliehen heißt sterben ist ein super interessantes Fantasybuch. Die Idee von dem lebendigen und allgegenwärtigen Gefängnis macht das Buch zu etwas besonderem - Gänsehautgefühl inklusive, wenn man in die Gedankenwelt von Incarceron eintauchen darf.
Allerdings lässt sich Catherine Fisher Zeit mit den Entwicklungen. Erst einmal lernt man beide Welten, die von Incarceron und die außerhalb, kennen, und damit auch die beiden Protagonisten Finn und Claudia. Es dauert einige Zeit, bis man die Zusammenhänge begreift zwischen dem hochtechnischen und -entwickelten Gefängnis und der altertümlichen Wirklichkeit. Noch länger braucht es, um Claudia und Finn lieb zu gewinnen. Denn beide sind nicht perfekt und führen harte Kämpfe mit sich und ihrer Umwelt:
Claudia ist arrogant, herrisch und hart - jedenfalls erweckt sie diesen Eindruck, gegenüber ihrem Vater, ihrem Bräutigam Casper, seiner Mutter der Königin und allen Dienstboten in ihrem Leben. Einzig Jared lässt sie ihr wahres Ich sehen. Sie sorgt sich um ihre in Konventionen erstarrte Welt, aber noch mehr um den Gesundheitszustand ihres Lehrers. Sie sehnt sich nach Liebe und Zuneigung etwa durch ihren harten Vater. Sie mochte denn schlauen und freundlichen Giles und hatte gehofft, mit ihm ihr Glück zu finden.
Finn hat zwar eigentlich ein weiches Herz, doch zwingt ihn das Leben in Incarceron dazu hart gegen sich und andere zu sein. Seine weniger schönen Aktionen lasten schwer auf seinem Gewissen, was zu starken Selbstzweifeln führt. Zusätzlich machen ihm seine Visionen das Leben schwer. Dadurch kommt er sich immer wieder sehr fremd in Incarceron vor und der Funke, von woanders her zu stammen, bleibt am Leben. Doch durch sein Grübeln und Lamentieren wirkt er auf den Leser manchmal schwächlich und anstrengend. Zum Glück häufen sich aber die Momente, in denen er Entscheidungen trifft, die aus seinem Herzen kommen und mit dem Beginn seiner Schlüssel-Kommunikation zu Claudia gewinnt er auch einen Kampfgeist, in dem es um mehr als nur das Überleben geht.

Zusätzlich sind auch die Nebencharaktere in Incarceron / Incarceron - Fliehen heißt sterben sehr ausgefeilt angelegt. Nur wenige sind so, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Niemand ist nur 'Beiwerk' - alle verfolgen ihre eigenen Ziele und manch einer schreckt dabei vor nichts zurück. Trotzdem erlebt man immer wieder Überraschungen und die Personen bieten charakterliche Grautöne in allen Variationen. Das war für mich eine positive Entdeckung während des Lesens und hat Incarceron / Incarceron - Fliehen heißt sterben zusammen mit dem wirklich schönen Schreibstil von Catherine Fisher zu einem Highlight gemacht.
Zwei Kritikpunkte habe ich aber dennoch: So war mir ein ganzer Teil der Zusammenhänge zu vorhersehbar. Witzigerweise macht diese Tatsache aber auch den Reiz aus, unbedingt im zweiten Band Sapphique (Amazon-Partnerlink*) weiterlesen zu wollen. Außerdem wird das Buch zum Ende hin ein wenig hektisch. Hier hätte manch eine Erklärung ausführlicher sein dürfen. Ich hoffe beispielsweise, dass im Weiteren noch erläutert wird, warum oder wie Incarceron sein Eigenleben entwickelt hat. Besonders faszinierend wäre es, wenn man noch öfter in das Seelenleben des Gefängnisses selbst blicken dürfte. Das waren für mich echte Highlights, die mich sehr an mein Lesegefühl bei der Otherland / Otherland-Reihe (einer meiner Lieblingsreihen) erinnert haben.

Fazit: Ein sehr interessantes Fantasybuch mit vielschichtigen Charakteren und einer ziemlich abgefahrenen Idee um das lebendige Gefängnis Incarceron. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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29.

Jul 2013

~ND

Deeper

Die 19-jährige Rain fängt gerade ihren neuen Sommerjob in einem großen Wasserpark in Kalifornien an. Sie ist der jüngste Supervisor im Team und hat genaue Vorstellungen, wie sie es leiten will. Sie duldet keine Regelverstöße und Sicherheit geht immer vor. Unter ihrer Aufsicht stirbt niemand und sie erwartet von allen Mitarbeitern stets vollen Einsatz. Nicht bei allen Kollegen stößt sie damit allerdings auf große Gegenliebe.
Vor allem bei Knight eckt sie von Anfang an an. Er arbeitet bereits seit vielen Jahren im Wasserpark und sieht überhaupt nicht, wieso er den Job nicht alleine machen kann. Er braucht keinen Kontrollfreak wie Rain, der ihm sagt, wie er sein Team zu führen hat.
Doch ob sie wollen oder nicht, die beiden müssen lernen zusammen zu arbeiten – und irgendwie, die sexuelle Spannung, die von Anfang an zwischen ihnen herrscht, zu ignorieren. Denn Rain hat sich selbst ein Versprechen gegeben: Keinen Sex und sie darf sich auf keinen Fall verlieben. Das hat sie nicht verdient, nachdem ihr Freund William letzten Sommer wegen ihr gestorben ist. Daher rührt auch ihr Drang, immer für die Sicherheit aller zu sorgen, ohne Rücksicht auf ihre eigene. Doch Knight kann nicht tatenlos zusehen, wie sich das Mädchen, in das er sich langsam aber sicher verliebt, selbst aufgibt.

Schon kurze Zeit, nachdem ich mit Deeper von Blue Ashcroft angefangen habe, war ich mir ziemlich sicher, dass ich mit diesem Buch und seiner Heldin nicht warm werden würde. Gleich auf der ersten Seite z.B. sagt Rain, "I’m tired of [...] listening to the endless teen conversations that I outgrew last summer. Now I think of deeper things, like how far the ocean goes, and whether stars are alive [...]." Jepp, das ist wirklich tiefgründig. Und so geht es das ganze Buch weiter. Rain nimmt sich und ihren Job unglaublich wichtig und auch wenn es selbstverständlich ist, dass der Job als Bademeister sehr wichtig ist, tut sie gerade so, als herrsche Krieg und sie sei eine Bombenentschärferin (vielleicht erinnert sich der ein oder andere an die How I Met Your Mother Folge mit James Van Der Beek als selbstgefälliger, wichtigtuerischer Bademeister - an ihn hat mich Rain manchmal erinnert ;). Ich verstehe, dass das Trauma, das sie im letzten Jahr durchmachen musste, starke Spuren bei ihr hinterlassen hat. Sympathischer hat sie mir das aber dennoch nicht gemacht. Ihre Schuldgefühle deswegen kann ich ebenfalls nicht unbedingt nachvollziehen, genauso wenig wir ihr übertriebenes Festklammern an dieser Schuld und ihren daraus resultierenden, selbstauferlegten Regeln. Die Verbindung zu William war nämlich nicht gerade stark und innig.
Rain ist aber nur teilweise Schuld, warum mir dieses Buch so gar nicht gefallen wollte. Denn es ist auch in anderen Bereichen furchtbar übertrieben. Wir begleiten Rain nur in den ersten paar Wochen in ihrem neuen Job und allein in dieser kurzen Zeitspanne gibt es gleich mehrere Vorfälle, die Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung beinhalten. Man fragt sich ernsthaft, in welchen Verhältnissen die Menschen dort leben, wenn ein paar 14-jährige Jungen gleich zwei weibliche Bademeister in einem gut besuchten Schwimmbad belästigen können und keiner etwas tut. Die meisten Situationen dieser Art kamen mir ziemlich übertrieben, unrealistisch und an den Haaren herbei gezogen vor.
Doch auch abseits der Handlung ist das Buch nicht unbedingt besser. Der Schreibstil ist durchwachsen und oft ziemlich kitschig. "Tiefgründige" Gedankengänge, wie das Beispiel am Anfang der Rezension, gibt es oft und machen das Buch – zumindest in meinen Augen - nicht gerade anspruchsvoller. Außerdem kommt die Autorin oft mit den Namen ihrer Charaktere durcheinander. So wird aus Dan schnell mal Nate und aus Nate Patrick. Mit etwas Glück wurde das allerdings vielleicht mittlerweile behoben, da ich hatte ein Leseexemplar vorliegen hatte.

Der einzige Grund, warum ich Deeper überhaupt noch ein paar Sterne gegeben habe, ist Knight. Zwar hat auch er mit seinem extrem ausgeprägten Beschützerinstinkt ein paar sehr irritierende Eigenschaften, im Grunde fühlt er sich aber wesentlich realistischer und ehrlicher an, als Rain. Auch er hat mit einem schmerzhaften Verlust in seiner Vergangenheit zu kämpfen, der allerdings tausendmal nachvollziehbarer ist, als der von Rain. Knight hat außerdem durchaus ein paar nette Szenen und Oneliner, die das Buch zumindest ein wenig unterhaltsamer gemacht haben.

Doch auch das konnte Deeper von Blue Ashcroft für mich am Ende nicht mehr retten. Zu viel völlig überzogenes Drama und eine sehr anstrengende, unglaubwürdige Heldin haben es mir unmöglich gemacht wirklich Zugang zu diesem Buch zu finden und mich mehr als einmal mit den Augen rollen lassen.

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28.

Jul 2013

~ND

Branded

In den USA der Zukunft werden Kriminelle nach einem sehr einfachen System verurteilt. Sie und ihre Sünden sind an den farbigen Brandmalen um ihren Hals zu erkennen:

Blau für Lust
Orange für Völlerei
Geld für Habgier
Schwarz für Faulheit
Rot für Zorn
Grün für Neid
Lila für Stolz

Diese Kriminellen werden Sinner (Sünder) genannt und sobald sie nur in Verdacht geraten, eine dieser Sünden zu begehen, werden sie sofort verhaftet. Doch man wird nur den Wenigsten von ihnen auf der Straße begegnen und auch nur dann, um die niedrigsten arbeiten auszurichten. Die anderen Sinner verbringen den Rest ihres Lebens in The Hole (Das Loch), einer Art eigener Stadt, in der die Sinner ohne Regeln leben und nur die wenigsten Insassen alt werden. Manche von ihnen haben dort Jobs zu erledigen, andere müssen um jeden Essensrest kämpfen. Die einzigen, die Kontrolle haben, sind der Commander und die Wächter, die ihre Dominanz und Brutalität bei jeder Gelegenheit demonstrieren.

Doch nicht alle Sinner sind auch wirklich schuldig. Immer wieder landen Unschuldige in dieser Hölle, denn wie gesagt reicht schon eine Beschuldigung und schon wird man ohne Prozess abtransportiert.
So ist es auch der 18-jährigen Lexi ergangen. Sie wird der Lust beschuldigt und ohne Umschweife nach Hole gebracht und mit einem blauen Brandmal versehen. Sie kann sich allerdings noch glücklich schätzen, denn anstatt als Prostituierte (wie die meisten anderen Frauen mit einem blauen Mal), wird sie zur Arbeit im einzigen Krankenhaus der Anlage eingeteilt. Sie ist eine der wenigen Sinner, die unter ständiger Bewachung stehen und sie weiß nicht, warum. Bisher gibt es für sie nichts weiter als ihre Arbeit und ihre Zelle, während sich die anderen Sinner um sie herum gegenseitig töten. Doch die hübsche Lexi löst vor allem bei den Männern noch ganz andere Triebe aus.
Ihre einzige Gesellschaft ist ihr Wächter Cole, der sie vor ihren Mitinsassen beschützt, und sein Hund Zeus. Doch Cole wirkt kalt und skrupellos und Lexi weiß, dass sie ihm nicht vertrauen darf...auch wenn er aus irgendeinem Grund ihr verräterisches Herz schneller schlagen lässt.

Mit der Zeit wird Lexi klar, dass sich irgendetwas in Hole zu verändern scheint. Immer wieder schaffen es Sinner, sich Waffen und Sprengstoff zu besorgen und greifen die Wachen an. Und die Aufstände häufen sich. Irgendwo in der Stadt hat sich ein Widerstand gebildet - und Lexi hat mehr damit zu tun, als sie ahnt.

Die Idee von Branded von Abi Ketner und Missy Kalicicki hat mir richtig gut gefallen. Die Welt, in der Lexi lebt, ist von Gewalt geprägt. Denn selbst die Menschen in Freiheit, leben in ständiger Angst davor, von irgendjemandem einer Sünde beschuldigt zu werden. Außerdem ist das ganze System korrupt und die Kluft zwischen arm und reich ist riesig.
Trotzdem ist Hole noch einmal eine ganz andere Art von Hölle. Mord und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung und jeder ist sich selbst der nächste. Außerdem tragen alle ihre 'Verbrechen' für jedermann sichtbar um den Hals mit sich herum und können dadurch schnell zum Opfer werden. Vor allem Lexi mit ihrer blauen Markierung wird von allen nur als Flittchen betrachtet.
Wir lernen Lexi kennen, als die Wächter gerade vor ihrer Tür stehen und sie mit nach Hole nehmen wollen. Von da an nimmt die Geschichte extrem schnell Fahrt auf und ich dachte, dass mich eine spannende neue Dystopie erwartet. Leider kann sich der sehr starke erste Eindruck leider nicht über das ganze Buch hinweg halten.
Denn je weiter die Geschichte fortschreitet, umso mehr häufen sich die Schwachpunkte. Denn Vieles ist doch sehr unlogisch bzw. unrealistisch. Ich persönlich lege bei einer Dystopie und bei Science Fiction allgemein großen Wert darauf, dass die Welt und die Handlung gut durchdacht sind. Die Regierung, die Aufstände, die Entwicklungen - all das muss gerade in diesem Genre Sinn ergeben. Das war bei Branded leider nicht immer der Fall.
Z.B. macht das ganz Konstrukt von Hole nicht besonders viel Sinn. Wenn man die Wächter erst einmal kennen lernt, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sie die Sinner so frei herumlaufen lassen, wie sie es tun, denn eigentlich ist Kontrolle alles für sie. Außerdem werden den Gefangenen bei ihrer Ankunft alle Habseligkeit abgenommen. Dennoch finden sich gerade im Krankenhaus immer wieder persönliche Gegenstände, wie Bücher, Schmuck oder Kleidung. Auch was die zeitliche und räumliche Aufteilung angeht gibt es immer wieder Fehler. So werden aus ein einigen Tagen gerne mal ein paar Stunden oder etwas, das eben noch ein kurzer Fußmarsch war, ist plötzlich eine Strecke, für das man ein Auto braucht.
Auch die Charaktere und Beziehungen sind nicht immer ganz glaubwürdig. Lexi sagt immer, dass sie niemandem vertrauen kann und stark sein muss. Tatsächlich vertraut sie aber sehr schnell und ist meist ein Häufchen Elend, sobald irgendetwas schief läuft. Wenn sie Freundschaften schließt geht das meist sehr schnell und ohne, dass ich als Leser das nachvollziehen konnte. Colt war mir nach anfänglicher Skepsis zwar deutlich sympathischer, aber auch er hat nicht immer wirklich glaubhaft gehandelt. Einziger Lichtblick war sein Hund Zeus, der immer wieder für ein paar nette Szenen gesorgt hat.
Unterstrichen werden all diese Punkte auch noch von dem sehr groben und teilweise zu simplen Schreibstil. Wert aufs Detail wird hier kaum gelegt. Das Meiste wird schnell und manchmal unverständlich abgehandelt. Vor allem aber das Ende wirkt gehetzt und vergleichsweise flach und ereignislos. Wenigstens bleibt dem Leser aber ein Cliffhanger erspart.

Insgesamt war Branded von Abi Ketner und Missy Kalicicki daher ein sehr schwieriges Buch für mich. Denn auch die wirklich tolle Idee konnte über die vielen Schwachstellen nicht hinwegtäuschen, so dass vor allem die zweite Hälfte eine große Enttäuschung war. Ob ich die nächsten Teile der Sinners-Reihe lesen werde, kann ich deshalb noch nicht sagen.
Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir bisher noch nichts bekannt.

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27.

Jul 2013

~nia

Tegan's Return

Enthält Spoiler für Tegan's Blood.

Tegan ist von Tribane nach Manchester geflohen. Dort lebt sie unter ihrem zweiten Namen Alexandra, hat ihren Uniabschluss nachgeholt und arbeitet jetzt in einer Galerie. Allerdings ist sie ziemlich einsam, weil sie Angst hat, die falschen Leute auf sich und ihr Blut aufmerksam zu machen. Als sie der Vampirschlächter Finn aufsucht und um ihre Hilfe bittet, ein kleines Hexermädchen aus der Hand der Vampire zu befreien, ist Tegan:
- unschlüssig, ob sie sich wirklich der Gefahr aussetzen und nach Tribane zurückkehren soll.
- unschlüssig, ob ihre Sehnsucht nach Ethan sich mit der Tatsache deckt, dass er an der Entführung des Mädchens beteiligt ist.
- unschlüssig, ob sie sich wirklich für viel Geld und einen guten Zweck auf die Seite der Hexer und Vampirschlächter stellen soll.
Als sie in Tribane ankommt, macht sie zwei erschreckende Entdeckungen: sobald sie Ethan sieht, ist es, als würden ihr Verstand und ihr Herz getrennte Wege gehen und außerdem ist ihr Vater spurlos verschwunden...

Tegan's Return von L. H. Cosway hat mir etwas besser gefallen als Tegan's Blood. Trotzdem gibt es einiges, was ich an Band 2 der The Ultimate Power-Reihe zu bemängeln habe. Das Hauptproblem sind wieder die Protagonisten. Tegan scheint durch ihre Abwesenheit von Tribane und ihre Einsamkeit gereift, doch sobald sie Ethan sieht, verwandelt sie sich in ein hormongesteuertes Weibchen. Befindet sie nicht unmittelbar in seinem Einflussbereich, gewinnt ihr Verstand die Oberhand und sie ist in der Lage, Dinge zu tun, dir für sich richtig und wichtig sind. In Finn findet sie einen Freund und Verbündeten, dass es wirklich Spaß macht, die Dialoge der beiden zu lesen. Sie kommen sich auch etwas näher, aber gegenüber Ethan hat Finn natürlich keine Chance. Tja, leider konnte mich Ethan auch in Tegan's Return nicht überzeugen. Er scheint während Tegans Abwesenheit wirklich Herzschmerz gehabt zu haben (oder ist es nur verletzte Eitelkeit?), trotzdem ist sie für ihn eher eine Bettgefährtin als eine Partnerin. Jedenfalls macht es für mich denn Eindruck, wenn er sie bevormundet und ihr sagt, was sie zu denken oder zu fühlen hat.

Neben Finn als Lichtblick (sagt ich schon, dass ich im Team Finn bin, auch wenn das/er keine Chance hat?) ist da ein weiteres Mal Rita, die mich zum Lachen gebracht hat und mich begeistern konnte. Auch einige andere Charaktere, die man im ersten Band schon kennengelernt hat, spielen in Tegan's Return eine größere Rolle und entwickeln sich sichtlich weiter. Wirklich schade, dass dies bei den Hauptcharakteren nicht auch so ist.

Obwohl der eigentliche Schreibstil von L. H. Cosway packend ist, hat mich gestört, dass sich das Buch insgesamt nicht entscheiden kann, was es denn nun ist: ein Fantasybuch, eine Liebesgeschichte, ein Coming of Age-Geschichte (also ein Buch über das Erwachsen werden), eine Vampir- und Hexergeschichte oder ein Buch über Freundschaft. Es ist irgendwie alles ein bisschen, aber nichts richtig. Weder Tegans Herzschmerz, noch das Entdecken weiterer magischer Fähigkeiten, noch die magisch-politischen Verflechtungen in Tribane oder der aufopfernde Kampf um ein kleines Mädchen - alles spielt eine Rolle, aber nichts wird wirklich tiefgehend erzählt oder aufgearbeitet. Wirklich charmant war für mich dann auch nur der Humor: hier kann man L. H. Cosway nichts vormachen, sie entlockt einem mit viel Wortwitz, insbesondere in flapsig-ironischen Dialogen, oft ein Lachen.
Insgesamt habe ich mir von der ganzen The Ultimate Power-Reihe mehr erwartet. Im Vergleich zu Tegan's Blood und dem Nachfolgeband Tegan's Magic (Amazon-Partnerlink*) hat mir Tegan's Return bislang allerdings am besten gefallen. Mal gucken, ob der Abschlussband Tegan's Power, der im Dezember erscheinen soll, hier noch Punkte gut machen kann.

Fazit: Die Dialoge und der Wortwitz des Buches machen einiges Wett, was die Persönlichkeiten von Tegan und Ethan zu wünschen übrig lassen. Für mich - auch wegen der dominanteren Parts von Finn und Rita - dennoch der bislang beste Teil der Reihe.

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