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09.

Mär 2014

~nia

Brute

Brute ist riesig (7 Fuß = 2,13 m), hässlich und eine Waise. Sein Vater wurde, als er noch ein kleiner Junge war, wegen Diebstahl hingerichtet und seine Mutter, eine ehemalige Hure, hat sich danach umgebracht. Sein Onkel hat Brute nur wiederwillig aufgenommen, ihn regelmäßig verprügelt und nie zur Schule gehen lassen. Die Leute in seinem kleinen Dorf halten Brute für dumm und gewaltbereit. Er ist weder das eine noch das andere. Selbst wenn er der Packesel des Dorfes ist und meist nichts als Steine schleppt, ist Brute kein bisschen dumm, sondern ein nachdenklicher, introvertierter junger Mann. Außerdem würde Brute ohne triftigen Grund, nicht mal einer Fliege was zuleide tun.
Als in der Nähe des Dorfes eine Brücke über ein Flusstal gebaut und einer der königlichen Prinzen Tellomers den Fortschritt begutachten kommt, fällt dieser in die Schlucht. Brute ist als einziger wagemutig genug, Prinz Alfrid hinterher zu klettern und rettet ihm so das Leben. Er wird dabei aber selbst schwer verletzt und kann seine Arbeit nicht mehr ausführen. Der Prinz will Brute für seinen Einsatz belohnen, doch etwas anderes als einen neuen Job will Brute als Belohnung nicht annehmen. Und so wird er von Prinz Alfrid in den Palast eingeladen und bekommt dort einen neuen Job zugeteilt. Brute wird Wächter, Betreuer und Kerkermeister des blinden, seherischen Magiers Gray. Und auch Gray ist nicht der, der er auf den ersten Blick zu sein scheint...

Brute ist mein erstes Buch von Kim Fielding gewesen, aber ganz bestimmt nicht mein letztes. Brutes Geschichte ist ein Juwel. Das liegt besonders an Brute, einem der liebenswertesten Hauptcharaktere, denen ich je begegnet bin. Dieser Riese von einem Menschen hat eine Seele aus Gold. Und das, obwohl ihm schon seit langer Zeit niemand mehr mit Liebe oder Respekt begegnet ist. Kein Wunder also, dass Brute selbst glaubt, wenig Wert zu sein und all das Schlechte, dass ihm passiert ist, als gegeben hinnimmt. Brute nimmt das Leben so, wie es kommt. Erst durch seine Erlebnisse im Palast, bei denen er mehr als nur einen Freund gewinnt, wird ihm klar, dass man sein Schicksal manchmal auch selbst in die Hand nehmen muss.

Wenn man dann erlebt, wie Brute mit Gray umgeht und im Vergleich dazu erfährt, wie andere mit dem Magier umgegangen sind, muss man sich einfach in Brute verlieben. Dass jemand, einem als Verräter gebrantmarkten mit Mitgefühl begegnet ist das eine. Dass Brute aber auch die Toleranz besitzt, ihn nicht einfach von vorneherein zu verurteilen, fand ich bemerkenswert. Besonders, wenn man Brutes Vergangenheit berücksichtigt und erkannt hat, dass fast niemand in diesem Fantasyreich überhaupt mit Toleranz gesegnet ist.
Brute erkennt schnell, dass Grays Gabe ein schlimmerer Fluch ist, als die Ketten, die ihn im Kerker festhalten. Und so ist es kein Wunder, dass er neugierig wird und den Menschen hinter dem zerstörten Äußeren kennenlernen möchte. Brute und Gray lernen sich tatsächlich kennen, sie werden Freunde und verlieben sich ineinander. Und weil es so wunderschön ist, hier ein paar Sätze von Gray an Brute:

Don't tell you my heart beats for you? Don't tell you my soul sings for you? Don't tell you that you're hope to me, life to me, the center of my fucking universe?
Übersetzung: Ich soll dir nicht sagen, dass mein Herz für dich schlägt? Dir nicht sagen, dass meine Seele für dich singt? Dir nicht sagen, dass du meine Hoffnung bist, mein Leben und das Zentrum meines verdammten Universums?

Und ja, gerade weil Gray am Ende seiner Liebeserklärung flucht, fand ich sie besonders gelungen. Denn Grays Leben ist kaum ein Leben, es ist ein im Elend dahinvegetieren. Erst Brute macht ihn wieder lebendig. Lange Zeit fragt man sich, wie die Geschichte eines Gefängniswächters und seines Gefangen jemals gut ausgehen kann, doch tatsächlich findet Kim Fielding hier einen gelungenen und nachvollziehbaren Weg. Man erlebt Brute komplett aus Brutes Erzählperspektive, dennoch schafft es die Autorin, einem auch Gray oder Brutes Freunde im Palast, etwa Alys oder Warin, oder die übrigen Personen nahe zu bringen. Die Frau hat wirklich ein Händchen dafür, lebendige Charaktere zu erschaffen. Auch die Fantasywelt von Tellomer hat mir gut gefallen. Der Fokus liegt ganz sicher auf den Charakteren und den Dialogen, dennoch bietet die Welt mit ihrer Härte und ihrer Magie die Basis der Geschichte.

Fazit: Eine wunderbare Geschichte zweier verlorener Persönlichkeiten. Insbesondere Brute ist ein fantastischer Charakter. Ohne Selbstmitleid zieht er durch sein Leben und ist freundlich und höflich, selbst wenn niemand es zu ihm ist. Gray ist auf seine Art ebenso wunderbar und liebenswert. Die zwei ein Paar werden zu sehen, war wie Balsam auf der Seele. Brute ist eine Geschichte über Toleranz und ein absolut lesenswertes Buch. Das nächste Werk von Kim Fielding habe ich schon gekauft.

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08.

Mär 2014

~nef

Die Tote von Higher Barton

Tags: Krimi
Cover Die Tote von Higher Barton deutsch

Mabel Clarence ist auf dem Weg nach Lower Barton. Obwohl sie bereits ein paar Mal dort gewesen ist, verfährt sie sich hoffnungslos und muss dann feststellen, dass sie nicht genug Benzin im Tank hat. Mitten auf der Straße bleibt ihr Wagen liegen. Zu allen Überfluss ist ein kräftiges Gewitter im Gange und so wird sie es wohl nicht rechtzeitig zum Geburtstag ihrer Cousine Abigail schaffen.
Nun, so schlimm ist es allerdings auch nicht. Sie hatten sich seit 40 Jahren nicht gesehen, da kam es auf ein paar Stunden mehr auch nicht mehr an.
Mabel ist ein praktisch denkender Mensch und so hat sie sich für die eigentlich kurze Strecke von London nach Lower Barton ein paar Sandwichs und Tee eingepackt. Sie versuchte das Beste aus dieser Situation zu machen und kuschelte sich auf der Rückbank ihres Kleinwagens zusammen.

Bald darauf wird sie durch das laute Klopfen an ihre Scheibe und blendend helles Licht geweckt. Ein Mann teilt ihr wenig freundlich mit, dass sie ihm den Weg versperren würde und er doch gern seinen Heimweg antreten würde. Das ist Mabel sehr unangenehm.
Sie schafft es irgendwie den kauzigen Mann davon zu überzeugen, dass es für sie am besten und für ihn am Einfachsten wäre, sie mit in den Ort zu nehmen, damit sie zum Anwesen ihrer Cousine laufen könne.
Er willigt ein und der Weg ist kürzer als Gedacht. Mit dem ersten Morgengrauen trifft Mabel in Higher Barton, dem Anwesen ihrer Cousine ein. Noch ist kein Anwohner auf den Beinen und mehr durch Zufall als Absicht entdeckt sie eine offene Terassentür. Sie führt in die Bibliothek des Anwesen und Mabel entscheidet sich dort auf die ersten Regungen im Haus zu warten.
Womit sie nicht gerechnet hat ist die Leiche einer jungen Frau, die vor dem Kamin liegt. Mabel, durch ein Leben als Krankenschwester an den Anblick bedürftiger Menschen gewöhnt, findet schnell heraus, dass für dieses junge Mädchen jede Hilfe zu spät kommt. Sie läuft jedoch in die Küche und trifft dort auf das Haushälterpaar Penrose. Diese glauben ihr kein Wort. Mabel lässt dennoch die Polizei rufen.
Der Lärm im Haus weckt schließlich auch Abigail und so treffen die zwei Cousinen das erste Mal nach 40 Jahren bei solch einem tragischen Vorfall aufeinander.

Als kurz darauf die Polizei eintrifft scheint alles nur ein schlechter Scherz zu sein. In der Bibliothek gibt es kein Zeichen einer Leiche. Und tatsächlich - die Leiche der jungen Frau ist verschwunden. Abigail und auch der Rest schiebt diese Halluzination Mabels Alter und der beschwerlichen Reise zu. Doch Mabel weiß genau was sie gesehen hat. Schließlich hat sie die Tote sogar berührt um ihren Puls zu fühlen.
Nach einigen Stunden Ruhe und einer Stärkung glaubt bald auch Mabel, dass sie sich geirrt haben muss.
Als sie die Bibliothek erneut betritt entdeckt sie ein Stück Stoff, welches in der Terassentür klemmt. Das muss von der Leiche stammen, denn diese trug ein Kleid mit genau dieser Farbe und Beschaffenheit. Nun weiß Mabel sicher, dass es die Leiche gab. Doch keiner glaubt ihr. Auch der Inspektor will ihr kein Gehör schenken.
Also muss Mabel selbst versuchen den Mord aufzuklären und allem voran die Leiche zu finden.
Je mehr sie sich jedoch auf die kleine Ortschaft Lower Barton und deren Bewohner einlässt, desto mehr kommt ihr der Gedanke, dass hier einige Geheimnisse im Dunkeln schlummern.

Als ich im letzten Monat die Autorin Kathrin Lange in Berlin traf, kamen wir ins quatschen. Dabei stellte sie fest, dass ich englische Krimis mit skurrilen Charakteren und einem schönen Mordfall sehr zugetan bin. Sie empfahl mir den Goldfinch Verlag, der sich genau auf solcherlei Literatur spezialisiert hatte. Jedoch spielen die Krimis alle nur in Großbritannien, die Autoren hingegen stammen aus Deutschland.

Als Fan der Bücher von Agatha Christie fiel mir die ungeheure Ähnlichkeit zwischen Mabel Clarence und Miss Marple natürlich sofort auf. Doch ich war sehr gespannt wie sich die Autorin mit diesem großen Vorbild schlägt.
Sie macht ihre Sache wirklich gut. Mabel ist eine nette alte Dame, die sich rüstig ins Leben stürzt. Ohne Mann und Familie kann sie sich ganz ihren Ermittlungen widmen.
Natürlich fehlt ihr ein Helfer und während Miss Marple ihren Mr. Stringer hatte, so hat Mabel den kauzigen Victor. Er ist brummig, launisch und hat mit den meisten Menschen nichts am Hut. Irgendwie raffen sich die Zwei jedoch zusammen und ergeben ein herrlich komisches Ermittlerduo. Bald ist jeder verdächtig und Mabel in Gefahr. Das gibt dem Ganzen einen guten Spannungsbogen und lässt den Leser immer weiter in die Geschichte eintauchen. Manches Mal kam mir die Geschichte allerdings etwas eingeschlafen vor. Deshalb muss ich wenigstens einen halben Stern abziehen.

Ich habe mich großartig unterhalten gefühlt beim Lesen dieses Buches und hatte viel Freude beim Mitermitteln. Es gibt bereits zwei weitere Bücher mit Mabel Clarence und ich denke, ich werde verfolgen wie es in Lower Barton weitergeht.

Einen ganz lieben Dank an den Goldfinch Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Und natürlich auch einen lieben Dank an Kathrin Lange für den tollen Tipp.

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06.

Mär 2014

~ND

Transcendence

Was passiert, wenn ein Höhlenmensch ohne Sprache und eine moderne Frau des 21. Jahrhunderts aufeinander treffen?

Seit ein Waldbrand vor Jahren seine gesamte Familie getötet hat, ist Ehd allein. Er lebt in einer kleinen Höhle und existiert vor sich hin, ist aber drauf und dran aufzugeben, wenn er ehrlich mit sich ist. Was bringt ihm schon sein Leben, wenn er immer alleine ist?
Doch dann geschieht etwas völlig Unerwartetes: Eine junge Frau sitzt hilflos in einer seiner Fallen. Irgendwas stimmt allerdings nicht mit ihr. Sie trägt merkwürdige dünne und viel zu bunte Kleidung, die nicht aus Leder oder Fell besteht und es kommen ständig unangenehme und unverständliche Geräusche aus ihrem Mund. Trotzdem ist sie das schönste Geschöpf, das er je gesehen hat.
Für Ehd ist der Fall klar: Er hat endlich seine Partnerin gefunden und kann seine Lebensaufgabe erfüllen - sie beschützen, für sie sorgen...und Babys machen. Doch Beh - deren Namen er als einziges aus ihren ständigen Geräuschen herauserkennen konnte - sieht das ganz anders. Sie scheint furchtbare Angst vor ihm zu haben und hat keinerlei Interesse daran, auf seine Avancen einzugehen. Ehd versteht die Welt nicht mehr. Doch jetzt, da er endlich seine Gefährtin fürs Leben gefunden hat, denkt Ehd gar nicht daran aufzugeben. Er wird Beh davon überzeugen, dass er ihr alles geben kann, was sie braucht. Selbst wenn er sich dabei die Geräusche aus ihrem Mund anhören muss, die ihm ständig Kopfschmerzen bereiten.

Tja, was soll ich sagen zu Shay Savages Transcendence? Im ersten Moment klingt das Buch einfach nur schräg. Um ehrlich zu sein habe ich es auch eher auf Drängen einer Freundin gelesen. Doch am Ende war Transcendence wirklich eine wirklich positive Überraschung und ich bin froh, es gelesen zu haben.
Es ist allerdings erst mal ein bisschen schwierig, in das Buch hineinzufinden. Ehd ist wirklich anders: Es ist ihm physisch unmöglich zu sprechen. Außer ein paar Lauten und Namen kann sein Verstand Sprache und Bedeutungen nur schlecht vereinen. Seine Aufgaben im Leben sind einfach: Essen, Obdach, Fortpflanzung. Doch obwohl seine Ziele simpel sind, ist Ehd selbst es nicht. Klar, er versteht viele Dinge nicht, wie ein moderner Mensch es tut, gleichzeitig ist er aber auch ein sehr sanfter und intelligenter Kerl. Es hat nicht lange gedauert, bis er mir trotz aller merkwürdigen Eigenschaften ans Herz gewachsen ist.
Wirklich spannend wird es aber natürlich erst, als er auf Beh (eigentlich Elisabeth oder Beth) trifft. Ehd hat lange Zeit keinen Kontakt zu anderen Menschen mehr gehabt und schon gar nicht zu einer jungen Frau in seinem Alter. Wie gesagt ist für ihn ziemlich schnell klar, dass die beiden bald anfangen müssen, eine Familie zu gründen. Beh, die natürlich vollkommen überfordert mit der Situation ist, hat alle Hände voll zu tun, sich ihn vom Hals zu halten. Genau das hat aber auch für jede Menge wirklich lustiger Situationen gesorgt. Viele Dinge, die für Ehd selbstverständlich sind, versteht Beh überhaupt nicht - und umgekehrt natürlich genauso. Aber auch sonst ist der Vergleich zwischen Höhlen- und modernem Menschen ziemlich interessant. Für Ehd gibt es keinen sozialen Druck. Wenn ihm nach weinen ist, dann weint er und wenn er Angst vor etwas hat, dann zeigt er das auch. Ebenso sind ihm Dinge wie falscher Stolz völlig fremd. Andersherum kann er dementsprechend z.B. auch nicht begreifen, was los ist, wenn Beh die Beleidigte spielt. Da gibt es für den Leser wirklich einige witzige, kuriose und unterhaltsame Details zu entdecken.
Doch so lustig das alles klingt, eigentlich ist Transcendence ein relativ ernst gemeintes und emotionales Buch. Ehd hat mir wirklich schrecklich Leid getan in seiner Einsamkeit und seine Sehnsucht nach menschlichem Kontakt kann man auf jeder Seite spüren. Und auch wenn seine Gefühle auf den ersten Blick etwas einfach und primitiv wirken mögen (und zugegeben manchmal auch sind), entwickeln sich allerdings ganz anders im Laufe der Geschichte.

Ein kleiner Kritikpunkt ist allerdings, dass das Buch wirklich komplett aus Ehds Sicht geschrieben ist. Das bedeutet zwar, dass es dem Leser wesentlich einfacher fällt, sich Ehd (dem schwierigeren Charakter) verbunden zu fühlen, allerdings wäre eine geteilte Perspektive zwischen Ehd und Beh für mich die optimale Lösung gewesen. Denn im Vergleich zu Ehd wirkt ihr Charakter manchmal ein wenig blass bzw. wären ihre Reaktionen auf sein Verhalten manchmal sicher auch sehr unterhaltsam gewesen. Der Vorteil ist allerdings, dass es das Rätsel um Behs Herkunft umso interessanter macht.
Sex spielt übrigens natürlich ebenfalls eine extrem wichtige Rolle. Ehd ist fest entschlossen "to put a baby" in Beh. Dieser exakte Satz fällt unzählige Male. Meist ist es eher lustig, ich könnte mir aber vorstellen, dass es dem ein oder anderen irgendwann auf die Nerven gehen könnte.

Transcendence von Shay Savage ist ein außergewöhnliches Buch. Ehd ist mal wirklich ein völlig einzigartiger Held, als alle, die ich bisher gewohnt war. Der Leser muss zwar bereit sein, sich auf einige Dinge einfach einzulassen, wie z.B. dem völligen Fehlen von Dialogen, wird allerdings mit einer wirklich interessanten, sonderbaren kleinen Geschichte belohnt. Übrigens ist der Epilog fast das Beste an Transcendence, denn der bringt alles noch einmal zusammen und schließt den Kreis und hat mich das Buch mit einem zufriedenen Grinsen zuschlagen lassen.

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04.

Mär 2014

~nia

Fearscape

Valerian (Val) Kimble ist jung (14) und naiv. Als sie dem älteren Gavin Mecozzi, einem Einzelgänger, Schachgenie und Tutor in ihrem Kunstkurs in einer Tierhandlung begegnet, weckt sie sein Interesse. Auch Val ist von dem dunkelhaarigen und geheimnisvollen Jungen angetan. Parallel bekommt sie seltsame Nachrichten über Facebook und hat immer öfter das Gefühl, verfolgt zu werden. Val hat einen Stalker.
Als sie Gavin langsam und eher vorsichtig näher kommt, erweckt er in ihr immer öfter das Gefühl, als wäre Gavin ein Raubtier, dass auf der Lauer liegt und darauf wartet, sie als seine Beute zu erlegen. Vals Unbehagen und ihre Faszination für Gavin bekämpfen sich heftig. Doch dann macht Val eine schreckliche Entdeckung...

Fearscape hat mich über Wochen beschäftigt, weil ich mich an einer Stelle unglaublich schwer aufraffen konnte, weiterzulesen. Nicht, weil ich nicht wissen wollte, wie es ausging, sondern weil meine Vorstellungskraft an der Stelle völlig außer Rand und Band geraten ist. Kennt ihr diesen Moment in einem Buch oder Film, an dem man ganz sicher ist, dass gleich was Schlimmes passieren wird? So war es auch mit Fearscape von Nenia Campell - ich konnte nicht weiterlesen, es aber auch nicht weglegen. Am Ende war ich dann froh, Valerians Geschichte zu Ende gelesen zu haben.
Allerdings ist sie ganz sicher nicht mein Lieblingscharakter in diesem Buch gewesen. Dafür war sie mir einfach zu naiv, zu unschuldig und auch zu unbedarft. Gavin sieht zwar interessante Ansätze in ihr, aber hier hatte ich wirklich Mühe, seinen Gedankengängen zu folgen. Gut, Gavin ist der Psychopath, weshalb man seiner Logik nicht unbedingt folgen können muss. Und nein, dieser Satz ist kein grober Spoiler, denn mit seinem ersten Auftauchen (oder dem Lesen der englischen Synopse) weiß man, dass Gavin der Irre ist. Dennoch war er mit Abstand das Spannendste an Fearscape. Ich persönlich hätte mir ja auch gewünscht, dass er nicht einfach nur ein Psychopath ist, sondern da noch mehr Erklärung dahintersteckt. Val einfach nur als perfekte Partnerin, aka Beute, auszuwählen, war mir von der Idee her auch für einen Young Adult-Thriller etwas zu einfach und gewöhnlich. Hier hoffe ich wirklich, dass Gavin mich in einem der nächsten beiden Bände der Horrorscape-Reihe noch überraschen kann.

Der Schreibstil von Nenia Campell hat mir gut gefallen. Das war mir aber schon klar, weil ich den Blog der Autorin auf BookLikes verfolge und mir dort immer wieder ihr Humor und Wortwitz auffallen. Ich hoffe, davon findet sich dann noch mehr in ihren weiteren Büchern. Insgesamt war mir Fearscape nämlich zu klischeehaft. Ich vermute schwer, dass das Absicht ist, dennoch habe ich mich während der Geschichte an manchen Stellen daran aufgerieben. Beispielsweise war die Mutter überführsorglich und natürlich wurde dies noch schlimmer, als der Stalker erst mal in Aktion trat. Die beste Freundin, war gar keine so gute Freundin, weil sie plötzlich Jungs und andere Vergnügungen im Kopf hatte. Der "andere Junge" entsprach so sehr der perfekten High School-Liebe, dass man automatisch mit den Augen rollen musste. Kein Wunder also, dass unser braves Mädchen, dass eigentlich nur im Kunstunterricht und auf der Tartanbahn auftaut, von dem dunklen, geheimnisvollen, älteren Genie angezogen wird, wie die Motte vom Licht. Blöd nur, dass das Genie leider eine Schraube locker hat. Dennoch hoffe ich ja, dass Val es schafft, ihm im weiteren Verlauf der Geschichte, ebenfalls das Fürchten zu lehren. Verdient hätte Gavin es allemal.

Fazit: Unterhaltsame, aber auch sehr vorhersehbare High School-Psycho-Geschichte, deren stereotypen Charakterentwicklung ich mich dennoch nicht entziehen konnte.

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02.

Mär 2014

~ND

Finding Cinderella

Kann leichter Spoiler zu Hopeless / Hope Forever und Losing Hope enthalten.

Durch einen Administrationsfehler hat der High School Schüler Daniel jeden Tag die 5. Stunde frei. Und damit das auch so bleibt und keiner hinter seine Freistunde kommt, versteckt er sich jeden Tag in einem Wandschrank und hält ein Nickerchen. Bisher wurde er dabei auch nie gestört. Zumindest bis er eines Tages davon geweckt wird, dass ihm ein Mädchen sprichwörtlich in den Schoß fällt. Es ist stockdunkel in dem Schrank und er hat keine Ahnung wie sie aussieht, aber irgendetwas ist an diesem Mädchen, das ihn nicht mehr loslässt. Die Stunde, die sie gemeinsam im Dunkeln verbringen, wird er nie vergessen, doch die Identität des Mädchen, das er Cinderella getauft hat, hat er auch Wochen später noch nicht aufdecken können.

Ein Jahr und eine richtig beschissene Beziehung später hat Daniel erst einmal die Nase voll von Mädchen. Zumindest bis er Six trifft - was zufälligerweise am gleichen Abend passiert, an dem er sich von seiner Freundin trennt. Six ist die beste Freundin von Sky, der Freundin von Daniels bestem Freund Holder und hat die letzten 7 Monate in Italien bei einem Austausch verbracht. Daniel ist absolut fasziniert von Six. Ein Mädchen, das keine Handtasche mit sich rumschleppt, seinen Humor versteht und ihn fist bumped? Das ist alles, was er sich je wünschen könnte und lässt ihn Cinderella fast vergessen.
Doch natürlich ist alles nicht so einfach, wie es Daniel am Anfang erschienen ist und genau die Verbindung sein, die er zu Six spürt, könnte die beiden am Ende trennen...

Tatsächlich liest sich Finding Cinderella von Colleen Hoover zunächst wie ein Märchen. Leicht, romantisch, süß, aber auch ziemlich unrealistisch. Spaß macht es aber dennoch zu sehen, wie sich Six und Daniel schnell näher kommen. Beide Charaktere sind ein bisschen verschroben und haben so ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge. Besonders Daniel ist einfach so ein schräger Vogel und zu knuffig. Man muss ihn einfach mögen.
Doch ich hätte wissen müssen, dass es bei Colleen Hoover nicht nur ein einfaches simples Märchen geben kann. Denn der Knackpunkt der Geschichte konnte mich - zumindest teilweise - ehrlich überraschen, als er endlich aufgedeckt wurde. Leider finde ich aber auch, dass die Autorin nicht alles aus der Geschichte rausgeholt hat. Dafür hat sich die Handlung zu schnell entwickelt und Probleme wurden sehr rasch gelöst bzw. abgehakt. Hätte sich Colleen Hoover nur etwas mehr Zeit genommen, hätte Finding Cinderella ein richtig tolles Buch werden können - nicht nur eine Novelle. Die Charaktere hätten es jedenfalls verdient.

So aber hat es Finding Cinderella leider nur zu "nett mit viel Potential" geschafft. Das ist zwar schade, vor allem für Fans der Hopeless-Reihe aber natürlich dennoch zu empfehlen. Denn nicht nur sind Sky und Holder mit von der Partie, auch Daniel und Six selbst lohnen einen Blick ins Buch allemal.
Leider hat es diese Reihe bisher noch nicht zu uns geschafft. Doch da Colleen Hoovers andere Reihe Slammed bald bei uns erscheint, kann sich das ja vielleicht bald ändern.

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