Rezensionen
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25.Mar 2014 |
~nia
Riding Drag |
Ein über 50-jähriger Chinese (in Amerika geboren) trifft im Wilden Westen auf ein etwa halb so alte Hure. Als er ihr in einer brenzligen Situation hilft, revanchiert sie sich später mit einem gekonnten Blowjob. Dabei bemerkt Woo, Protagonist, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, dass es sich bei der Hure überhaupt nicht um eine junge Frau, sondern um einen jungen Mann in Frauenkleidern handelt. Als wäre das nicht schon verrückt genug, ist der junge Mann, nennen wir ihn S., ziemlich begeistert dabei, seinen Körper gegen Geld feilzubieten. Schließlich bieten Frauenkleider einem Mann, der im frühen 19. Jahrhundert gerne von Männern beschlafen gevögelt wird, die perfekte Tarnung. Woo, der sein Auskommen durch den Verkauf von echter und falscher Medizin sowie dem ein oder anderen gelungen Kartenspiel findet, ist einfach nur fasziniert von diesem Geschöpf. Beide landen zusammen in Monterrey und finden dort über gegenseitige Unterstützung, den Kauf von Kleidern und Sex immer wieder zueinander. Obwohl nur wenige Tage vergehen, reift eine zarte, doch innige Beziehung zwischen diesen beiden eher einsamen Seelen heran. Dabei kennen sie noch nicht mal den richtigen Namen voneinander, noch sehen sie eine gemeinsame Zukunft in dieser rauen Zeit und noch raueren Gegend. Hinzu kommt, dass Woo sich überhaupt noch nie für einen Mann interessiert hat. Doch für alles, selbst Liebe, gibt es ein erstes Mal...
Ich habe mich von der ersten Zeile an in diese leicht verrückte Geschichte verliebt und muss immer noch ein glückliches Grinsen unterdrücken, wenn ich nur über Riding Drag nachdenke. Es ist eine absolut grandiose kleine Geschichte, die shukyou Ladysisyphus da geschrieben hat. Lustig und melancholisch zugleich, bietet Riding Drag ordentliche Derbheit, aber auch wunderbar innige und zarte Szenen. Woo und S. sind, sieht man mal von ihrer Schlitzohrigkeit und ihrer Findigkeit, was das Verwenden von Namen oder Sprachen betrifft, ab, zwei ziemlich einsame Gestalten. Zusammen sind sie aber auch sehr lustig und einfach gut füreinander. Deshalb wünscht man ihnen als Leser ziemlich schnell, dass sie endlich mal mehr als nur ein gutes Auskommen am Ende des Tages haben werden und die aufkommende Zuneigung zueinander zulassen.
Riding Drag war eine spontane Entdeckung. Über einen Blog, der gleich mehrere Werke von shukyou Ladysisyphus gut bewertet hat, bin auf den Namen der Autorin gestoßen. Falls ihr euch über den seltsamen Autorennamen wundert: Neugierig geworden, habe ich zuerst den gefundenen Namen shukyou gegoogelt und sie unter diesem Namen auch auf Goodreads gefunden. Ihre Geschichten waren dann aber am besten im Archive of Our Own unter dem Namen Ladysisyphus zu finden (dort muss man nicht am PC lesen und kann sich alles Geschichten runterladen). Eigentlich wollte ich dort nur mal kurz über ihre Geschichten drüber gucken, bin dann aber sofort an dem ersten Satz von Riding Drag hängen geblieben. Und nachdem ich einmal angefangen hatte zu lesen, musste ich auch wissen, wie es mit Woo und S. ausgeht.
Riding Drag ist mit kanpp 50 Seiten ein ganz wunderbares kleines Werk gewesen. Nicht nur der Humor und die spritzigen Dialoge konnten mich begeistern. Auch die Tatsache, dass Woo über alle Geschlechtergrenzen hinweg seiner Zuneigung für den jüngeren S. nachgibt, fand ich großartig. Die Botschaft geht aber noch tiefer. Es geht nicht nur um freie Liebe und Toleranz, die Geschichte ist auch ein Aufruf gegen Diskriminierung und Rassismus - Botschaften, die nie genug Aufmerksamkeit bekommen können. Für mich ist diese Geschichte deshalb ein kleines Juwel gewesen, dass ich sicher noch oft lesen werde.
Fazit: Eine kurze, aber innige und ungewöhnliche Geschichte, die dem Denken in gewohnten Bahnen bricht. Doch wenn sich zwei Menschen über ihr Alter, ihre Rasse und ihr Geschlecht hinweg ineinander verlieben, dann ist das trotzdem einfach schön zu lesen. Absolut empfehlenswert.
24.Mar 2014 |
~ND
Four Summersvon Nyrae Dawn
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Jeder in Lakeland Village weiß, wie Charlottes Zukunft aussieht: Sie wird eines Tages die Ferienhäuschen ihrer Familie übernehmen und wie ihr Vater das Resort The Village leiten. Mit ziemlicher Sicherheit wird sie das mit Alec an ihrer Seite tun, denn alle sind sich sicher, dass die beiden irgendwann sowieso heiraten werden. Dass Alec nichts weiter als Charlottes bester Freund ist und die beiden auch nie als mehr ineinander gesehen haben, ist dabei anscheinend egal. Und so sehr Charlie ihre Heimat auch liebt, langsam ist sie sich nicht mehr sicher, ob sie sich für den Rest ihres Lebens um das Ferienresort kümmern will. Es muss doch noch mehr im Leben geben. Doch sie kann das ihrem Vater nicht antun und so fügt sie sich mehr oder weniger ihrem Schicksal.
Doch dann bekommen sie in dem Sommer, in dem Charlotte 15 ist, Gäste, die ihr Leben für immer verändern. Nate, sein Bruder Brandon und ihre Eltern machen zum ersten Mal Urlaub in The Village und eigentlich hatten die Brüder gar keine große Lust mitzukommen. Für Nate ändert sich das allerdings, als er Charlotte begegnet. Die beiden freunden sich an und schon bald empfinden sie mehr füreinander. Doch zwischen ihnen kann nie mehr sein als eine Sommerromanze - so sehr es auch wehtut.
Vier Sommer lang begleiten wir Nate und Charlotte in Nyrae Dawns Four Summers. Sie machen gemeinsam alles durch: Das Kommen und Gehen von Partnern, Verluste, Freude, Schicksalsschläge, viele große und kleine Dinge im Alltag und nicht zuletzt Erwachsenwerden. Und so sehr der Abschied jedes Jahr wieder schmerzt, die beiden können sich einfach nicht vergessen.
Jeder der vier Sommer ist abwechselnd aus der Sicht von Nate und Charlotte erzählt. So sollen wir beide Charaktere kennenlernen. Bei Charlotte funktioniert das auch ganz gut. Das schüchterne Mädchen, das sich in ihrem Leben gefangen fühlt und von allen eher als unauffälliges Mauerblümchen wahrgenommen wird, ist sympathisch und sehr nachvollziehbar dargestellt. Bei Nate ist das allerdings meiner Meinung nach nicht ganz so gut gelungen. Bei ihm hat Nyrae Dawn nicht so viel Liebe aufs Detail gezeigt, so dass er ein wenig farblos und ohne Ecken und Kanten daherkommt. Er ist nicht unsympathisch, aber leider einfach etwas langweilig.
Trotzdem habe ich Charlottes und Nates Geschichte gern gelesen. Ich glaube jeder von uns hatte als Teenager schon mal eine Sommerromanze und weiß, dass daraus in der Regel nichts werden kann. Doch diese beiden verbindet etwas Besonderes und sie wollen einfach nicht aufgeben. Mit 15 ist das Ganze noch sehr unschuldig und man kann es kaum ernst nehmen. In den folgenden Jahren ändert sich das aber. Sie werden erwachsen und müssen sich langsam ernsthaft um ihre Zukunft kümmern. Deshalb ist Four Summers nicht einfach nur eine Romanze, sondern auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden.
Interessant fand ich aber auch die Nebencharaktere. Alec ist ein toller Kerl, der allerdings erst einmal schwer zu durchschauen ist. Will er nun mehr von Charlie, als reine Freundschaft oder nicht? Wieso hasst er Nate so? Diese Fragen werden beantwortet allerdings nicht auf die Weise, die man vielleicht erwartet. Auch die weiteren Nebencharaktere wie Charlottes und Nates Geschwister Sadie und Brandon haben so ihre ganz eigenen Funktionen und haben etwas Abwechslung in die Geschichte gebracht.
Alles in allem hatte ich also Spaß an Four Summers von Nyrae Dawn. Trotzdem war es mir insgesamt aber doch ein wenig zu unschuldig. Es war mehr Jugendbuch, als New Adult, was natürlich klar ist, wenn man sich das Alter der Charaktere zu Beginn des Buches anschaut. Trotzdem waren mir die Zweifel und Schüchternheit der Figuren manchmal ein wenig zu viel. In einigen Szenen hat sich die Geschichte daher etwas gezogen. Aber so ist das nun mal mit dem Erwachsenwerden und wenn euch die Grundgeschichte interessiert, solltet ihr euch auf gar keinen Fall von Four Summers abhalten lassen.
Ein Sequel gibt es übrigens auch: Rush / Rush - Nur du und ich erzählt die Geschichte zweier weiterer Charaktere aus Four Summers.
Eine kleine Anmerkung hätte ich allerdings noch: Four Summers hatte unangenehm viele Rechtschreibfehler. Ich weiß nicht, ob mich meine Erinnerung trügt, aber ich hatte bisher das Gefühl, dass Nyrae Dawn mehr Wert auf Sauberkeit in ihren Büchern gelegt hätte. Bleibt zu hoffen, dass dies nur eine Ausnahme war.
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23.Mar 2014 |
~nef
Glasgow Rainvon Martina Riemer
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Victoria, von ihren Freunden nur Vic genannt, erlebt mit sieben Jahren, das schlimmste, was einem Kind wiederfahren kann - sie verliert ihre Mutter bei einem schrecklichen Autounfall.
Elf Jahre später wohnt sie mit ihrem Vater im großen Anwesen und fühlt sich sehr einsam. Zwar ist sie keine Außenseiterin in der Schule, dennoch kennen nicht einmal ihre zwei besten Freunde ihre tiefsten Gefühle und Gedanken. Und eigentlich weiß sie selbst ebenfalls nicht so genau wie es in ihr aussieht.
Seit dem Tod ihrer Mutter hat sie ihre Gefühle in sich vergraben und lässt nur Oberflächlichkeiten zu. Doch dann bringt ein Junge ihre Fassade ins Schwanken.
Rafael, der Sohn der Haushälterin, überrascht Vic nach ihrer Dusche in ihrem Zimmer. Sie ist schockiert. Was zum Teufel macht er in ihrem Zimmer? Wollte er etwa klauen?
Doch die Erklärung ist viel einfacher. Da Rafaels Mutter langsam an ihre Grenzen kommt, hilft ihr Sohn ihr ein wenig aus. Davon darf keiner etwas erfahren und schon gar nicht Vics Vater.
Unterkühlt weißt sie ihn in seine Schranken, auch wenn sein Anblick und die Art wie er sich nicht herumkommandieren lässt, in ihre eine Seite zum Klingen bringen.
Rafael ist beinahe ebenso geschockt wie Vic, als sie ihm plötzlich nur mit einem Handtuch bekleidet gegenüber steht. Niemand sollte erfahren, dass er seiner Mutter ein wenig aushilft, doch die Art der verwöhnten Tochter lässt ihn mutig werden.
Er versucht aus ihr schlau zu werden und merkt dabei, dass hinter der Fassade ein gefühlvolles Mädchen steckt. Er beschließt diese Seite hervorbringen zu wollen und bringt dadurch nicht nur sich selbst in Gefahr.
Denn Vic hat eigentlich einen Freund - Cailean. Der gutaussehende Junge aus gutem Haus und Vix sind seit einiger Zeit ein eher lockeres Paar. Wobei Cailean eigentlich nur deshalb mit ihr zusammen ist, weil sie eine gute Partie ist. In sein Bett lässt er nebenbei beinahe jedes andere Mädchen, was ihm gefällt. Doch wenn Vic ihm die kalte Schulter zeigt, klebt er sofort wieder an ihr.
Als Vic und Rafael plötzlich gemeinsam in der Schule auftauchen brennt bei Cailean ein Draht durch und er macht Vic unmissverständlich klar, dass sie zu ihm gehört. Vic ist da anderer Meinung, doch das bringt Cailean nur noch mehr in Rage und er beginnt ihr zu drohen.
Jetzt wird Vic doch mulmig. Zu ihren Alpträumen in der Nacht kommt nun auch noch das Gefühlt verfolgt zu werden.
Als sie dann allein durch Glasgow läuft kommt es zum Übergriff.
Als Martina Riemer bei uns anfragte, ob wir ihren Roman Glasgow Rain rezensieren würden, haben wir nicht lange überlegt. Der Plot klang nach einer romantischen Liebesgeschichte im Herzen Glasgows.
Aber diese Betitelung wird Glasgow Rain nicht gerecht. Neben der - natürlich - vorhandenen Liebesgeschichte, gibt es ebenfalls eine mysteriöse Mordserie und einen angsteinflößenden Verfolger.
Während also Victoria und Rafael einander besser kennenlernen, schwebt Victoria in Gefahr. Sie wird von einem Unbekannten verfolgt und ihrem Ex-Freund bedroht. Rafael versucht ihr so gut es geht zur Seite zu stehen, doch auch er gerät immer weiter ins Fadenkreuz und muss einsehen, dass sich nicht alles vernünftig klären lässt.
Nach den ersten paar Seiten war schnell klar, dass Martina Riemer einen sehr angenehmen Schreibstil hat. Ich benötigte keine 5 Seiten um mich daran zu gewöhnen und konnte somit schneller ins regennasse Glasgow abtauchen.
Die Charaktere sind relativ gut ausgearbeitet, auch wenn mir zum Vater noch ein wenig mehr Hintergrund gefehlt hat. Er war schlichtweg zu wenig anwesend um wirklich erfasst zu werden.
Mir hat das Buch im gesamten sehr gut gefallen und ich konnte es beinahe nicht mehr aus der Hand legen. Die Spannung bleibt durchweg erhalten und das Ende ist für mich schlüssig.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings dennoch - die Rechtschreibfehler. Gerade in den ersten 100 Seiten häuft es sich doch stark. Dann lässt es gut nach und nimmt lediglich am Ende noch einmal zu. Hier sollte vielleicht noch einmal Korrektur gelesen werden um den Fluss der Geschichte noch besser auszuarbeiten.
Nachtrag: Mir wurde von der Autorin mitgeteilt, dass mein Leseexemplar eine Vorabversion war und seither noch einmal komplett überarbeitet wurde was die Fehler angeht. Also an der Fehlerfront alles bestens =)
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für das Leseexemplar bedanken. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit deinem Buch =)
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22.Mar 2014 |
~ND
Still Life with Stringsvon L. H. Cosway
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Jade Lennon hat es geschafft: Seit fünf Jahren hat die 26-jährige ehemalige Alkoholikerin keinen Tropfen mehr angerührt und will auch mit allen Mitteln verhindern, jemals wieder rückfällig zu werden. Schließlich liegt es seit dem Tod ihrer Mutter an Jade, sich um ihre jüngeren Geschwister zu kümmern - und Teenager sind nüchtern schon kaum zu bändigen. Vor allem in einem der zwielichtigeren Teile von Dublin, in denen Kriminalität an der Tagesordnung steht.
Jade hat zwei Jobs, um sich und ihre Familie einigermaßen über Wasser zu halten. Sie arbeitet in einer Veranstaltungshalle, die hauptsächlich klassische Konzerte ausrichtet. Wann immer sie Zeit hat, schlüpft sie aber auch noch in die Rolle der Blue Lady, eine jener menschlichen Statuen, die man oft in Fußgängerzonen sieht.
Von Beziehungen hält Jade sich fern. Sie hat schlechte Erfahrungen gemacht und ihre Abstinenz hängt davon ab, dass sie sich nicht emotional auf jemanden einlässt. Mehr als One Night Stands sind für Jade deshalb nicht drin. Und so kommt es, dass sie eines Abends, als sie gerade ihre Sachen als Blue Lady zusammenpackt, auf Shane trifft und mit ihm ein schnelles, schmutzige, aber auch erstaunlich emotionales Abenteuer hat.
Niemals hätte Jade erwartet, den gutaussehenden jungen Mann wieder zu sehen, doch dann lernt sie den neuen Violinisten des Hausorchesters kennen, der niemand anderes als Shane ist. Und der hat von Jade noch lange nicht genug...
Still Life with Strings von L. H. Cosway ist eines dieser Bücher, die auf den ersten Blick gar nicht unbedingt nach etwas Besonderem aussehen. Doch wie von L. H. Cosway nicht anders zu erwarten trügt der Schein. Denn hinter Still Life with Strings versteckt sich eine wunderschöne Geschichte, die beweist, dass ihr fabelhaftes Painted Faces keine Eintagsfliege war.
In erster Linie liegt das an den Charakteren. Jade ist eine wunderbare Figur. Dass sie Alkoholikerin wurde hat natürlich seine Gründe, die dem Leser nach und nach verraten werden. Sie trägt die große Verantwortung, sich um ihre drei jüngeren Geschwister zu kümmern: Alec (21), April (17) und Pete (15). Vor allem Pete macht ihr dabei oft gehörig Kopfzerbrechen. Trotz all des Drucks, der auf ihr lastet, ist Jude aber eine der fröhlichsten und sympathischsten Charaktere, die mir seit langer Zeit begegnet sind. "I love music. And I love my brain." Das klingt erst einmal nach einer sehr merkwürdigen Aussage. Wenn ihr aber erst einmal eine Weile in Jades Kopf verbracht habt, werdet ihr wissen, was sie meint. Sie hat eine blühende Fantasie und sieht Dinge auf ihre ganz eigene Weise - vor allem, wenn Musik im Spiel ist. L. H. Cosway hat einen ganz wundervollen Schreibstil, der vor allem in den Momenten, in denen Jade ihren Gedanken freien Lauf lässt, so wirklich zur Geltung kommt.
Doch natürlich trägt auch Shane viel zu der Geschichte bei. Auf den ersten Blick wirkt er einfach wie ein überprivilegierter, gutaussehender junger Mann. Doch hinter der polierten Fassade des talentierten Violinisten versteckt sich eine sehr verletzte Seele. Wie Jade hat auch Shane ein paar Geheimnisse, die er am liebsten für immer hinter sich lassen würde.
Shane und Jade verbindet einiges, sowohl in der Vergangenheit, als auch der Gegenwart. Die Entscheidung, ob es jetzt Zufall oder doch Schicksal ist, bleibt, wie L. H. Cosway in ihrem Vorwort so schön sagt, jedem Leser selbst überlassen. So oder so ist Still Life with Strings aber eine wunderschöne Geschichte. Es war ein Genuss Shane und Jade dabei zuzusehen, wie sie sich kennenlernen und gegenseitig ihre Geheimnisse entlocken. Auch die kleinen Geschichten um Jades Freunde und Familie haben mir gut gefallen. Sie alle haben reichlich Probleme - allesamt sehr realistisch - und trotzdem fühlt man irgendwie den Zusammenhalt.
Einziger winziger Kritikpunkt ist, dass die Intensität der Geschichte gegen Ende ein wenig abnimmt. Die dichteste Atmosphäre findet man eigentlich eher in der Mitte des Buches. Hier hätte ich mir am Schluss vielleicht noch ein wenig mehr erwartet.
Dennoch ist Still Life with Strings von L. H. Cosway ein ausgesprochen schönes Buch: Romantisch, witzig, fantasievoll, tragisch und mit einer der sympathischsten Heldinnen, die mir seit Langem begegnet sind. Absolut empfehlenswert!
Still Life with Strings erscheint am 24. März 2014.
The ARC was provided by the author in exchange for an honest review.
Thanks to Lucia from Reading Is My Breathing for letting me steal one of her teaser pictures. ;)
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20.Mar 2014 |
~nia
The Prince and the Programvon Aldous Mercer
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Mordred, Bastardsohn von König Arthur und Mörder seines eigenen Vaters, ist zu sieben Jahren menschlichen Lebens in Toronto verurteilt worden. Grund für diese Strafe war seine Aktion in Japan sechs Monate zuvor im Jahr 2011. Nun muss Mordred gucken, wie er seinen Lebensunterhalt verdient und dass, obwohl der Nutzen seiner Magie weitestgehend eingeschränkt ist, sein Arkanes Konto gesperrt und sein reales Konto hoffnungslos überzogen ist. Er beschließt, sein Glück als Programmierer zu versuchen, auch wenn seine C++-Fähigkeiten eher beschränkt sind. Dafür hat er gute 1.500 Jahre Lebenserfahrung als Elf zu bieten und insbesondere Mathematik, Statistik und logisches Denken sind ihm schon immer leicht gefallen. Tatsächlich bekommt Mori Pendragon einen Job bei einem kleinen Tech-Start-up. Doch damit geht die Geschichte erst richtig los. Mori entwickelt eine furchteinflößende Abhängigkeit zu Kaffee, eine Abneigung gegen Tischtennis und ein Faible für den genialen Kopf der Entwicklungsabteilung, Alan. Dumm nur, dass Alan nirgends persönlich auftaucht, ein Maulwurf im Laden der Konkurrenz Geschäftsgeheimnisse verrät, die neue CEO eine Sklaventreiberin ist, Geheimdienste vor der Türe Schlange stehen und die Arkane Sicherheitsfirma eine Dämonenballung in Toronto vermutet. Als könnten die Probleme nicht noch größer werden, stellt sich raus, dass Alan der Geist von Alan Turing zu sein scheint, der seine geniale Intelligenz zu einer künstlichen, im firmeneigenen Mac-Laptop hausenden weiterentwickelt hat und keineswegs daran interessiert ist, diesen Zustand für Mori aufzugeben...
Verwirrend? Ja, The Prince and the Program ist ganz sicher ein verwirrendes Buch mit einem Potpourri an Ideen, die alle alleine schon skurril sind. Zusammengenommen wird die Geschichte zu einer echten Herausforderung. Besonders zu Beginn gab es Momente, in denen ich mich gefragt habe, ob das Buch nicht zu hoch für mich ist. Beispielsweise, wenn Alan Mori seine Hypothese zum Thema man muss den Programmierer hinter dem Programm sehen, erklärt, die sich in Form einer Kurzversion von Shakespeares Hamlet darstellt. Ähm ja, da habe ich mich kurz gefragt, ob ich jetzt mehr Hirnzellen brauche, um das alles zu begreifen, oder ob das ein Buch ist, für das man bewusstseinserweiternde Substanzen konsumiert haben sollte.
Doch es gab auch die tollsten Anspielungen in The Prince and the Program, die mich begeistert vor mich hin quietschen haben lassen. Etwa wenn Mori einen Elfenkontaktmann sucht und diesen nur herbeirufen kann, indem er die Nase und Barthaare einer Bansky-Ratte krault. Wie cool ist denn bitte schön diese Idee! Oder wenn klar wird, dass Alan Turing zwar seinem Selbstmord nicht entkommen ist, aber seinen wunderbaren Geist in eine künstliche Intelligenz verwandeln konnte. Ich kenne wenige Geschichten, von homosexueller Repression, die so schrecklich sind, wie es die von Turing ist. Und dass in einem europäischen Land - shame on them! Auch wenn sein guter Name posthum wiederhergestellt wurde, ist mir die Art wie Aldous Mercer mit dem Thema umgeht, doch weit näher als es alle Entschuldigungen der Welt sein könnten. Er zeigt nämlich nicht nur die Tragik sondern auch die Genialität, die Scharm und die Menschlichkeit hinter dem Mann. Und dass, obwohl er hier mehr oder weniger eine Maschine ist. Auch aus diesem Grund waren die wunderbar humorvollen und geistig regen E-Mail-Konversationen zwischen Mori und Alan eines der Highlights von The Prince and the Program.
Etwas gestört haben mich eigentlich nur zwei Dinge an Aldous Mercer genial-verrücktem Buch. Mori ist so ein fantastischer Charakter, der sich, trotz aller Fehler und Sünden in der Vergangenheit, wirklich voll in sein erneutes Abenteuer als Mensch wirft. Er verliebt sich in Alans Geist und alleine das ist meines Erachtens eine Besonderheit. Deswegen habe ich es Alan auch wirklich übel genommen, dass er - als die zwei in einer Zeitschleife stecken - die Erwiderung von Moris Gefühlen nicht mal in Erwägung zieht. Alan lehnt Moris Liebe wieder und wieder ab und mehr als Freundschaft scheint einfach nicht drin zu sein. Mori erträgt das alles mit einer solch tragischen Würde. Das hat mir das Herz dann doch zu doll bluten lassen und mir Alans Charakter zum Ende hin etwas verleidet.
Außerdem wird The Prince and the Program als erste Buch der The Mordred Saga bezeichnet, es ist aber weit und breit keine Ankündigung zum nächsten Teil zu finden. Weder auf der Homepage des Autors, noch bei Goodreads findet sich irgendein Hinweis auf mehr. DAS kann so nicht weitergehen. Ich MUSS wissen, was weiter skurril-verrücktes mit Mori passiert. Ob sich die Welt von den Ereignissen in Toronto erholt und ob Mori doch noch einen Weg findet, Alan für sich zu gewinnen? So in der Luft hängen gelassen zu werden, kann ich ja gar nicht leiden. Also, lieber Aldous Mercer, komm bitte mal aus dem Quark.
Fazit: Eine sehr abgefahrene Geschichte, die nicht ganz einfach zu lesen ist. Trotzdem konnte mich Mori komplett für sich begeistern. Ich hoffe sehr, es geht bald weiter mit der The Mordred Saga.
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