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17.

Jun 2014

~ND

Taint

Taint ist nicht für Leser unter 18 Jahren geeignet.

Was machen die Reichen und Schönen dieser Welt, wenn es mit den Ehefrauen nicht mehr so klappt und die Ehemänner beginnen, sich ihren Spaß woanders zu holen? Sie schicken die Damen zu Justice Drake. In seinem Kurs lernen sie in 6 Wochen alles darüber, wie sie ihren Ehemann am besten befriedigen können - innerhalb und außerhalb des Schlafzimmers. Denn Justice weiß, dass es am Ende immer nur um eines geht: Sex. Und wenn der nicht gut ist, hat auch eine treue Ehe keine Chance.
Justice verdient sein Geld mit Sex. Vier Mal im Jahr veranstaltet er diese Kurse, abseits der Öffentlichkeit in seinem abgelegenen Anwesen. Schließlich findet man sehr bekannte Gesichter unter seinen Klienten, die ihre dreckige Wäsche nicht vor den Augen der Welt gewaschen haben wollen.
Seit Jahren ist Justice bereits in diesem Geschäft. Er sagt den Damen, die in der Regel nichts weiter als glorifizierte Hausfrauen sind, klipp und klar, was ihre Probleme sind und auch wenn sie ihn dafür hassen und lieben, verändert er in den meisten Fällen doch ihr Leben. Eine Regel hat er allerdings und die ist, sich nie auf eine der verheirateten Frauen einzulassen. Das hat bisher auch immer geklappt. Schließlich rühmt er sich damit, ein eiskalter Bastard zu sein. Doch das ändert sich, als sie zum ersten Mal sein Klassenzimmer betritt...

Taint von S. L. Jennings...was soll ich dazu sagen? Vor einigen Monaten habe ich mal den Klappentext gelesen (der um einiges düsterer und krasser klingt, als die obige Beschreibung) und war zu gleichen Teilen interessiert und fast schon angewidert. Jetzt, nachdem ich das Buch gelesen habe, hat sich das nicht geändert - allerdings nur teilweise in der Form, die ich erwartet hatte.
Die ganze Sache mit Justice Kurs ist etwas heikel. Prinzipiell ist ja nichts falsch daran, seinem Sexleben ein bisschen mehr Pepp zu verleihen, denn natürlich ist es ein wichtiger Teil in einer gesunden Beziehung. Doch darum geht es hier gar nicht mal wirklich. Die Frauen sind dort, weil sie ihre Männer nicht befriedigen können. Sie sind langweilig, frigide und steif und wegen ihnen gehen ihre Gatten fremd. Es liegt an den Ehefrauen, das Ego ihrer Männer zu streicheln und genau das zu sein, was diese haben wollen. Deswegen gibt es bei Justice Unterricht im Strippen, er bringt ihnen bei, sich dümmer machen, als sie sind und im Bett zu klingen wie Pornostars...
Ich kann euch gar nicht sagen, wie oft ich rot gesehen habe, während dieses Buchs. Als ob die einzige Aufgabe der Frau die sexuelle Befriedigung ihres Mannes wäre und ansonsten nichts wichtig ist in einer Ehe. Und natürlich gehören nicht zwei dazu daran zu arbeiten. Oh nein, nur die Frau muss an sich etwas ändern. Und was Justice ihnen alles beibringt...ganz ehrlich? Sie hätten das Ganze billiger haben können, wenn sie einen Tanzkurs belegt und sich ein paar Pornos gekauft hätten.
Mir gefällt nicht, wie viele der Frauen in Taint dargestellt werden. Sie sind teilweise schrecklich naiv (und das, obwohl sie zwischen Mitte 20 und Mitte 40 rangieren) und manche Dinge, die Justice sie lehrt, weiß eigentlich schon jeder Teenager. Außerdem schmelzen sie natürlich alle dahin, sobald er sie auch nur ansieht - egal ob sich gerade zehn andere Frauen im Raum befinden oder nicht. Und das in einer Situation, die ihnen eigentlich schrecklich unangenehm ist.
Ich bin mir sicher, dass S. L. Jennings Justice doch sehr krasse Ansichten hauptsächlich so überspitzt hat, um zu schockieren. Und das ist ihr auch gelungen. Allerdings hat es nicht wirklich dazu beigetragen, mir Justice sympathischer zu machen. Er ist schon ein ganz interessanter Kerl. Wir lesen die Geschichte aus seiner Perspektive und es wird schnell klar, dass er nicht ohne Grund der kaltherzige Arsch ist, den er der Welt zeigt. Aber ich bekam nie das Gefühl los, dass er sich für irgendetwas rächen will. Die Tatsache, dass er eine sadistische Ader hat und es liebt, wenn seine Klientinnen sich so richtig unwohl fühlen, macht es nicht besser. Trotzdem hatte Justice etwas. Ihm ist durchaus bewusst, dass die meisten Ehemänner ziemliche Idioten sind, aber er weiß auch, wie der Hase in der reichen Gesellschaft läuft. Große Gewissensbisse hatte er daher eigentlich nie.
Zumindest bis er Ally in seinem aktuellen Kurs kennenlernt. Sie ändert alles für ihn. Verständlich, denn sogar ich war begeistert von ihr. Sie ist witzig, clever, tollpatschig, kennt alle Folgen von Friends in und auswendig und hat einfach eine einnehmende Persönlichkeit. Mehr als einmal fragt sich Justice, was ihr Ehemann an dieser Frau ändern will, die so perfekt imperfekt ist. Er weiß allerdings, dass daraus nie etwas werden kann. Ally ist seine Klientin und verheiratet. Doch sie wird auch schnell der einzige richtige Freund, den Justice je hatte. Justice verliert also gleich doppelt und irgendwie hat das dabei geholfen, ihn sympathischer zu machen.

Wo stehe ich also nun am Ende von Taint? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Nach wie vor, stoßen mir viele der "Lehrmethoden" und Ansichten sauer auf. Fairerweise muss man sagen, dass Justice im Verlauf des Buches einiges revidiert, aber mir war das dennoch nicht genug. Auch das Ende ist viel zu abrupt und in meinen Augen etwas unbefriedigend ausgefallen. Gerade weil Taint so viele kontroverse Aussagen macht, die ich gerne geklärt gesehen hätte. Doch dann ist da noch Ally, die der Geschichte Herz verleiht und auch Justice selbst interessanter macht. S. L. Jennings Schreibstil ist eigentlich auch nicht schlecht.
Am Ende muss jeder selbst entscheiden, ob man der Geschichte eine Chance gibt, oder nicht. Man sollte sich aber bewusst sein, dass Taint von S. L. Jennings nicht die dunkle Erotikgeschichte ist, die das Cover und der Klappentext vermitteln. Stattdessen ist es ein erstaunlich romantisches und, gemessen an dem, was ich erwartet hatte, relativ zahmes Buch. Lasst mich wissen, was ihr von Taint haltet, falls ihr es lesen solltet. Ich bin mir nämlich immer noch nicht sicher. ;)

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15.

Jun 2014

~nia

Afterimage

Afterimage ist ein Buch für Erwachsene Leser.
Diese Rezension enthält Spoiler für Evenfall, den ersten Band der In the Company of Shadows-Reihe.

Sin hat Halluzinationen und Flashbacks und immer mehr Mühe, seinen fragilen mentalen Zustand vor seinem Partner und Liebhaber Boyd zu verheimlichen. Sin hat panische Angst, dass er dadurch in einen seiner Zustände gerät und Boyd etwas antun könnte. Boyd hat ganz andere Probleme. Er ist einer der Kandidaten, dem eine Promotion zum Level 10 angetragen wurde. Das bedeutet, ein monatelanges Training auf dem Gelände der Agency ohne Kontakt zur Außenwelt und auch zu Sin. Boyd ist unsicher. Nicht nur, ob er das Training schafft, sondern auch, ob er so lange von Sin getrennt sein will. Dennoch ist er auch geschmeichelt, dass Carthart ihn tatsächlich für eine Promotion vorgeschlagen hat. Er würde es sich wirklich wünschen, dass ihn die Leute in der Agency weder als Vivienne Beaulieus Sohn noch Sins Partner wahrnehmen würden, sondern wirklich wegen seiner eigenen Fähigkeiten zu schätzen wüssten. Beide wissen nicht, was ihnen Sins Heimlichtuerei noch Boyds Training auf Dauer abverlangen werden. Die Hölle kann auch nicht schlimmer sein...

Afterimage ist der Hammer. Nach dem Ende von Evenfall hegt man als Leser ja Hoffnung für die Beziehung von Sin und Boyd. Tja, selbst schuld, denn diese Hoffnung wird in Afterimage in kürzester Zeit zerstört und zwar mit allem Drum und Dran. Das Herz des Lesers wird metaphorisch gesprochen zunächst zerstampft, dann in kleine Stücke zerrissen, um schließlich in alle Winde zerstreut zu werden. Am Ende ist man fix und fertig mit den Nerven und fragt sich, ob man sich den minimalen Hoffnungsschimmer - den Sonny und Ais einem am Ende bieten - einbildet oder nicht.
Ja, zusammen mit den Charakteren fängt man an, an allem und jedem zu Zweifeln.

Es ist ein Höllenritt, der den Lesern in Afterimage zugemutet wird. Dennoch oder gerade deswegen kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Immer wieder wollte ich mit dem Lesen aufhören und dann ist wieder etwas passiert, sodass ich sehen musste, wie es weitergeht und ob es überhaupt weiter geht. Die Autoren verpassen ihren beiden Protagonisten ein so übles Timing, dass man nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen kann. Immer wenn man denkt, schlimmer kann es nicht mehr werden..., hat man sich getäuscht. Insbesondere Sins Seelenzustand macht einem als Leser schwer zu schaffen und immer wieder habe ich mich gewundert, wie so eine zerstörte Person jemals zum gefährlichsten Assassinen der Agency werden konnte.
Boyd macht es einem in Afterimage ebenfalls schwer. In diesem Buch verliert er sich so in seinem eigenen Ich, dass er seinen Partner oft völlig aus den Augen verliert. Ja, er ist extrem egoistisch und mehr als einmal möchte man ihn schütteln und anschreien mit den Worten: "Das KANN nicht dein Ernst sein!" Es nützt aber gar nichts, ihm die Pest an den Hals zu wünschen. Sie kommt nämlich von ganz alleine und so rennt man sehenden Auges mit den Charakteren ins Unglück.

Was soll ich sagen. Auch wenn es schrecklich ist, ist es richtig und wichtig, dass es so kommt wie es kommt. Denn Boyds Einsicht, dass beide nicht reif und gut genug füreinander sind, ist leider wahr. Es bricht einem das Herz, ist aber auf lange Sicht sinnvoll. Also betrachtet auch hiermit gewarnt für das emotionale Höllenfeuer, das einen dennoch mit dem Wunsch nach mehr zurücklässt. Insbesondere das furiose Ende kann hierzu einiges betragen (auch wenn ich damit schon seit dem Ende von Evenfall gerechnet habe). Auch die Tatsache, dass man Afterimage aus mehr Perspektiven als denen von Sin und Boyd erleben darf, hat mir das Buch sehr lieb gemacht. Trotz allen Leids kann ich sogar sagen, dass mir Afterimage noch mehr Spaß als Evenfall gemacht hat. Unter anderem, weil mit Kassian, Ann und Carhart neue Perspektiven hinzukommen und auch, weil andere Personen außer der Janus-Einheit eine Rolle spielen. Alleine deswegen war mir Boyds Training willkommen. Doch am besten war eigentlich, dass das gedankliche inne halten der Charaktere besser verteilt war. Ja, Boyd Gedankenspiralen sind immer noch da, doch Sins halten hier dagegen und somit tragen beide zu Verzweiflung, aber auch Unterhaltung des Lesers bei.

Afterimage ist ein absolut würdiger zweiter Teil der In the Company of Shadows-Reihe. Die Handlung wird um einige Dimensionen erweitert, man lernt die Beziehungen zwischen den Charakteren besser kennen und bekommt einen viel besseren Eindruck, zu was die Agentur alles in der Lage ist. Das Sprichwort Denn der Zweck heiligt die Mittel bekommt hier eine ganz neue und schreckliche Dimension. Am Ende bleibt man atemlos zurück und ist sehr gespannt, wie es mit all den lieb gewonnen (oder auch verhassten) Charakteren weiter geht. In jedem Fall muss man im Anschluss The Interludes lesen, weil die essentielle Informationen für den Abschlussband Fade enthalten. Außerdem bieten die einem tatsächlich in Maßen die dringend benötigte Atempause.

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14.

Jun 2014

~nef

The Legacy of Lord Regret / Der Herr der Tränen

Tags: Fantasy
Cover Der Herr der Tränen deutsch

Rostigan hat schon einige harte Schlachten hinter sich und sehnt sich nach einer ruhigen Erkundungsreise in der er die Welt beobachten kann und sich seiner Kräuter widmen kann.
Die Rechnung hat er aber ohne die junge Bardin Tarzi gemacht. Diese ist von dem Helden ganz angetan und hat sich in den Kopf gesetzt ihn zu begleiten um neue Heldenlieder über ihn zu dichten.

In den letzten Wochen haben sie allerdings wenig spannendes entdeckt - was Rostigan nicht unangenehm ist. Inzwischen hat er sich an ihre Anwesenheit gewöhnt und würde sogar so weit gehen zu behaupte, dass er sie ganz gerne hat.
In einer Höhle entdeckt er eine ungewöhnliche Pflanze - Lockenzahn. Dieses kleinblättrige Gewächs hat einen unschätzbaren wert und ist eigentlich längst nicht mehr zu finden. Doch Rostigan hat Glück. Mit diesem Fund kann er sich ein ruhiges Leben machen und muss sich um seine Zukunft nicht mehr sorgen.

Als er Tarzi von seinem Fund berichtet ist diese völlig aus dem Häuschen. Lockenzahn ist kein gewöhnliches Kraut. Eine kleine Prise eines zerstoßenen Blattes hebt den Geschmack eines jeden Gerichtes hervor. Um ihr eine Freude zu bereiten würzt er den Kanincheneintopf und Tarzi kann kaum an sich halten.
Rostigan ist amüsiert. Sie beschließen sich auf den Weg nach Silberstein zu machen um das Kraut zu verkaufen.
Doch Silberstein gibt es nicht mehr. Es ist beinahe so als hätte es diese Stadt nie gegeben.

Ein Wispern liegt in der Luft und eine verhüllte Gestalt verschwindet im Wald.
Das kann unmöglich sein! Es gibt nur eine Person, die solch eine Tat vollbringen könnte und auf die diese Beschreibung passt - die Diebin. Aber sie wurde vor 300 Jahren getötet. Und wenn sie wieder auf der Aorn wandelt - sind dann auch die anderen zurück gekehrt?

Im ersten Band der beiden Teile um Rostigan und Tarzi lernen wir die Geschichte von Aorn kennen und auch die Aufgabe der Wächter. Wir erfahren wer sie waren, wie sie zu den gefürchteten Wächtern wurden und was das Land jetzt heimsucht.

Sam Bowring hat einen flüssigen Schreibstil und ein gutes Gespür für Spannung. Wenn man gerade eine Sache verdaut hat, kommt er mit der nächsten Überraschung um die Ecke.
Das hat mich natürlich am Lesen gehalten und immer wieder saß ich da - du musst ins Bett, aber ich will noch das Kapitel beenden.
Dumm nur, dass die Kapitel sehr lang sind.

Im vorderen Teil des Buches befindet sich eine Karte, was sehr hilfreich ist. Hätte es jetzt auch noch ein Personenregister gehabt, wäre ich noch viel begeisterter gewesen.
In der Geschichte wird immer wieder gesprungen. Einmal erleben wir die Zeit in der Gegenwart mit Rostigan und Tarzi und einmal die Vergangenheit 300 Jahre zuvor. Es ist nicht immer ganz einfach zu trennen, so dass ich ab und an doch verwirrt war.
Am Ende gab es dann diesen Moment, in dem jeder Fantasyleser da hockt und sich fragt - warum bitte ist das kein Einzelband?
Der zweite Teil erscheint aber immerhin bereits nächste Woche und ich werde dann wohl ganz fix meinen Buchdealer aufsuchen müssen.

Fazit: Mal wieder ein richtig schönes Fantasybuch.

Vielen lieben Dank an den Blanvalet-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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12.

Jun 2014

~ND

Dirty Angels

Enthält Spoiler für The Artists Trilogy und ist nicht für Leser unter 18 Jahren geeignet.

Als Luisa sich dazu bereit erklärt hat, Salvador Reyes zu heiraten, wollte sie damit eigentlich nur sich und vor allem ihren Eltern ein besseres Leben ermöglichen. Schließlich reicht das Geld hinten und vorne nicht mehr, seit ihr Vater an Alzheimer erkrankt ist und ihre blinde Mutter diese Last kaum noch schultern kann. Luisa wusste von Anfang an, dass Salvador kein guter Mensch ist, aber wenigstens kann sie durch ihn für ihre Eltern sorgen.
Doch sie hatte keine Ahnung, worauf sie sich da wirklich eingelassen hat. Denn Salvador ist niemand anderes, als der Boss des mächtigsten Drogenkartells ganz Mexikos. Für ihn ist Luisa nichts weiter, als ein hübsches Gesicht, das er seinen Geschäftspartnern zeigen und Zuhause misshandeln kann. In nur drei Monaten ist Luisa am Ende ihrer Kräfte - und versucht zu fliehen.
Tatsächlich gelingt es ihr auch, sich in den Dschungel um Salvadors Anwesen durchzuschlagen. Doch kaum in der Freiheit, wird sie auch schon wieder aufgegriffen. Doch nicht von Salvadors Leuten. Stattdessen hat sich ein anderer Drogenboss die schöne, junge Ehefrau des Reyes Kartells unter den Nagel gerissen: Javier Bernal.
Javier hat große Pläne für seine Organisation und Luisa ist das perfekte Druckmittel, Salvador eine seiner Importquellen abzunehmen. Doch Luisa ist nicht das einfache Opfer, das er erwartet hat und macht seinen Erpressungsversuch zu einem Kräftemessen. Und bald schon stellt sich die Frage, wer hier wessen Willen brechen wird...

Dirty Angels von Karina Halle ist ein Buch, vor dem ich mich ehrlich gesagt ein wenig gefürchtet habe. Nachdem ich Javier in The Artists Trilogy kennengelernt habe, hatte es damals keine fünf Seiten gedauert und ich habe ihn aus tiefster Seele gehasst. Wie kann also ein Buch aus seiner Sicht für mich (und viele, viele andere Leser, denen es ähnlich erging) also funktionieren? Wie sich herausstellte erstaunlich leicht.
Denn zu meinem absoluten Horror musste ich im Laufe des Buches feststellen, dass ich mich Javier gegenüber erweichen ließ. Ich habe mich wirklich dagegen gewehrt, aber irgendwie hat er mich am Ende doch gekriegt. Das liegt in erster Linie daran, dass Dirty Angels zumindest in Teilen aus seiner Perspektive geschrieben ist. Javier ist immer noch derselbe Psychopath, den wir in Sins & Needles kennengelernt haben und seinem Charakter im Großen und Ganzen treu geblieben. Aber wenn man sich in seinem Kopf befindet, ergeben viele seiner Handlungen auf morbide Weise plötzlich Sinn.
Eines sollte man sich deshalb am besten gleich aus dem Kopf schlagen - nämlich, dass Dirty Angels eine simple Liebesgeschichte ist. Es erwartet den Leser definitiv keine nette, kleine Romanze. Javiers Welt ist knallhart und er selbst spielt ganz vorne mit. Es gibt gleich mehrere ziemlich brutale Szenen, die nichts für schwache Nerven sind. Deshalb liegt es dieses Mal tatsächlich eher an der Gewalt, als an den Sexszenen, dass ich dieses Buch nicht für Leser unter 18 Jahren empfehlen würde. Doch auch viele der erotischen Szenen haben es in sich. Sex und Gewalt liegen in Dirty Angels nah beieinander, was aber sehr gut funktioniert.
Doch das Buch lebt nicht nur von Javiers seelischen Abgründen. Luisa kann sich als Charakter absolut gegen ihn behaupten. Tatsächlich ist es ihr zu verdanken, dass mich dieses Buch von Anfang an fesseln konnte. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die aufgrund ihres Aussehens immer unterschätzt wurde. Luisa hat eine sehr ruhige Art, hinter der aber ein feuriges Temperament schlummert. Wie sie sich und diese verzwickte Situation und ihre Kidnapper handhabt hat mir sehr gut gefallen und sie hat eine Menge Respekt dafür verdient.
Karina Halle gibt sich viel Mühe, die Schattenseiten Mexikos darzustellen und spinnt damit eine sehr spannende, dichte Geschichte. Zwar handelt Dirty Angels primär von Javiers und Luisas persönlicher Entwicklung, trotzdem spielen die Kartelle, Kriminalität und Mexiko selbst ebenso eine sehr gewichtige Rolle.

Einen halben Stern musste ich allerdings abziehen. Nicht etwa wegen Javier, sondern weil Luisa eine gewisse Entwicklung durchmacht. Die ist im Grunde auch sehr glaubhaft gelungen. Dennoch ist der letzte Sprung dann doch etwas zu plötzlich und extrem geraten. Mit dem Endergebnis bin ich zwar zufrieden, etwas gradueller hätte das aber dennoch geschehen können..

Insgesamt konnte mich Dirty Angels von Karina Halle aber dennoch sehr positiv überraschen. Nein, Javier ist immer noch nicht mein Lieblingscharakter und wird es auch nie werden. Aber das muss er auch gar nicht. Er ist faszinierend genug, um der "Held" dieser Geschichte zu sein. Wer eine spannende und schonungslose Story will, bei der aber auch die Gefühle nicht zu kurz kommen, dem kann ich Dirty Angels nur ans Herz legen. Starke Nerven sollte man wie gesagt aber dennoch haben und mit Folter, Gewalt und etwas härterem Sex klar kommen.

Dirty Angels kann übrigens alleinstehend gelesen werden, auch wenn man The Artists Trilogy nicht kennt. Außerdem ist die Geschichte der Bernals noch nicht ganz vorbei. In Dirty Deeds und Dirty Promises, die ebenfalls einzeln gelesen werden können, werden wir bestimmte Charaktere der Familie wiedersehen.
Dirty Angels erscheint am 15. Juni 2014.

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10.

Jun 2014

~nia

Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe / Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums

Der 15-jährige Aristotle (Ari) passt irgendwie nicht so recht in seine Familie, seine High School und seine Welt. Doch dann lernt er im Schwimmbad den gleichaltrigen Dante kennen und innerhalb kürzester Zeit werden die beiden Freunde. Auf der einen Seite ist Dante ganz anders als der grüblerische und oft wütende Ari. Er hat ein sonniges Gemüt, ist furchtbar belesen und geht offen auf seine Mitmenschen zu. Doch auf der anderen Seite verbindet die beiden auch eine Menge. Etwa der gleiche Sinn für Humor, für Freude an seltsamen Spielen und die Tatsache, dass sie beide Amerikaner mexikanischen Ursprungs in den 1980er Jahren sind. Die beiden verbringen einen herrlichen Sommer zusammen und eines schicksalhaften Tages rettet Ari seinem Freund das Leben. Dabei landet er selbst im Krankenhaus und kurz darauf trennen sich ihre Wege für eine bestimmte Zeit. Doch ihre Freundschaft ist tief und in der Lage, Widrigkeiten standzuhalten...

Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe / Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums war eine wunderbare Geschichte über das Erwachsen werden. Die Handlung ist nicht besonders schnell oder aufregend, doch dennoch war das Buch nie langweilig. Im Gegenteil, die wunderschöne Sprache und die Innigkeit der beschriebenen Gefühle konnte mein Herz völlig zum Schmelzen bringen. Ari und Dante sind so tolle Charaktere - beide sind alles andere als perfekt, aber wie der eine für den anderen einsteht und umgekehrt, ist einfach fantastisch zu lesen. Man erlebt das Buch komplett aus Aris Perspektive und das führt natürlich dazu, dass man sich besonders gut in ihn hineinversetzten kann. Hier mal ein paar seiner Gedankengänge, die seinen Charakter ein wenig zeigen:

"I was growing to grow up and be like one of thoses assholes. A girl is like a tree? Yeah, and a guy is about as smart as a piece of dead wood infest with termites."
Übersetzt: "Ich wuchs, um zu einem von diesen Arschlöchern heranzuwachsen. Ein Mädchen ist wie ein Baum? Klar, und ein Kerl ist genauso schlau wie ein totes Stück Holz voller Termiten."

"That afternoon, I learned two new words. 'Inscrutable.' And 'friend'." Übersetzt:
"An diesem Nachmittag lernte ich zwei neue Wörter: Unergründlich. Und Freund."


"I thought of Dante and wondered about him. And it seemed to me that Dante's face was a map of the world. A world without any darkness. Wow, a world without darkness. How beautiful was that?"
Übersetzt: "Ich dachte an Dante und staunte über ihn. Und es schien mir als war Dantes Gesicht eine Karte der Welt. Einer Welt ohne jede Dunkelheit. Wow, eine Welt ohne Dunkelheit. Wie wunderschön war das?"

Zusätzlich schafft es Benjamin Alire Sáenz, dass man auch ein sehr gutes Gefühl für Dante bekommt. Dante ist derjenige, der mit sich im Reinen ist und dies auch auslebt, was Ari mit Bewunderung hinnimmt. Und ganz ehrlich, einen Teenager, der genau weiß, was er will und was nicht, muss man doch bewundern. Doch auch Ari findet seinen Weg. Der ist langsamer, gewundener und schwieriger, aber seine Zuneigung zu Dante ist wie ein Stern, der ihm auch im Dunkeln weiter hilft.

Die Geschichte um Aris Bruder fand ich nicht immer ganz überzeugend, beziehungsweise es wurde nicht so ganz klar, warum er sich so benommen hat. Ging es ihm mit seiner Wut so wie Ari und er konnte einfach kein anderes Ventil dafür finden? Oder ging es ihm aus anderen Gründen ähnlich wie seinem kleinen Bruder? Oder war er tatsächlich ein Arsch? Hier würde es mich zu einem Teil wundern, weil seine Eltern und auch Ari sicher nicht dazu beigetragen haben. Es war etwas unbefriedigend, hier nicht mehr zu erfahren. Was mag passieren, wenn der kleine Bruder den Kontakt sucht, nachdem der endlich zu sich selbst gefunden hat? Da bleiben doch eine Menge Fragen offen, was vermutlich von Benjamin Alire Sáenz so beabsichtigt war. Doch genau im Rahmen dieses Handlungsstranges gibt es ein (letztes) Zitat, das zeigt, welche Tiefen dieses Buch hat:

"My mother would listen sometimes as my father and I talked about B. But she would never say a word. I loved her for her silence. Or maybe I just understood it. And loved my father too, for the careful way he spoke. I came to understand that my father was a careful man. To be careful with people and with words was a rare and beautiful thing."
Übersetzt: "Meine Mutter hörte manchmal zu, wenn mein Vater und ich über B. sprachen. Aber sie würde nie ein Wort sagen. Ich liebte sie für ihr Schweigen. Oder vielleicht verstand ich es auch einfach. Und ich liebte meinen Vater ebenfalls, für seine achtsame Art zu sprechen. I hatte endlich begriffen, dass mein Vater ein achtsamer Mann war. Achtsam mit Menschen umzugehen, war ein seltene und wunderbare Sache."

Überhaupt waren auch die Nebencharaktere in dem Buch sehr gelungen. Insbesondere natürlich Aris und Dantes Eltern, aber auch Aris Freundinnen, die ihm die lange Zeit ohne seinen besten Freund leichter machen.

Auch wenn Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe / Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums aufgrund meiner Rezension vielleicht nicht perfekt erscheint, war es das beim Lesen für mich. Das Buch hat mich mit seiner Sprache und seinen Charakteren in eine Art glückseligen Zustand katapultiert, wie es in meinem Leben bislang nur wenige Bücher vermocht haben. Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe / Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums ist ganz sicher ein Buch, dass ich noch öfter lesen werde. Denn der Zauber von Benjamin Alire Sáenz Sätzen und der Charme von Aris und Dantes Freundschaft hin zu einer langsam aufkeimenden Liebesgeschichte verliert sich ganz sicher auch nicht beim widerholten Lesen. Im Gegenteil denke ich, die Geschichte gewinnt mit der Zeit und wird mir das Herz noch öfter eng werden lassen. Absolut empfehlenswert.

Die deutsche Übersetzung erscheint am 16. Juli 2014 im Thienemann-Verlag. Wenn ihr Coming-of-Age-Geschichten mögt, solltet ihr es euch nicht entgehen lassen.

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