Buchjunkies


Rezensionen Empfehlungen Autoren Reihen Tags Rezensionsarchiv

Rezensionen

561 - 565 von 1587 Rezensionen auf der Seite.

07.

Mär 2015

~nia

A Cure For Boredom

Sowohl A Cure For Boredom als auch diese Rezension sind für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet!

Alles fängt damit an, dass Sherlock sich aufgrund mangelnder Fälle langweilt und John ihm in seiner Verzweiflung an den Kopf wirft, er solle die Klappe halten und sich einen runter holen wie eine normale Person (original quote "I said I was bored and you said I should just shut up and go have a wank like a normal person."). John meinte mit seiner rüden Bemerkung eigentlich eher, dass Sherlock die Entspannung, die einer solchen Aktivität folgt, genießen soll. Doch Sherlock hält das Ganze für mühsam und den Erfolg nicht wert. Und schon führen John und Sherlock das erste Mal ein Gespräch über Sex und wie man am besten beim Wichsen zum Erfolg kommt. John ist schnell klar, dass Sherlock die Sache falsch anfängt. Über Fälle oder Experimente nachzudenken, ist nicht besonders anregend, richtig? Und damit geht der Spaß los. Sherlock findet Gefallen an dem Thema und nach ersten Selbstversuchen wird ihm klar, dass es viel besser ist, wenn er nur beobachtet und die Aufsicht über das Experiment führt. Tja, wer ist wohl der glückliche Freiwillige, der sich nun einer ganzen Reihe von sexuellen Aktivitäten unterziehen darf, um Sherlocks Wissensdurst zu befrieden? Genau, niemand anderer als John. Selbst Mycrofts Hilfe wird benötigt - in Form einer übertragenen Mitgliedschaft für einen Londoner Sexclub...

Ja, A Cure For Boredom ist kein Fanfiction über das man beim Kaffeekränzchen mit den Schwiegereltern parliert oder über das man sich mit seinen Arbeitskollegen austauscht. Doch es ist eine absolut großartige Geschichte. Zum einen kommt man aus dem Lachen ob des trocken-humorigen Schreibstils von Emma Grant nicht mehr heraus, zum anderen ist diese Geschichte heiß, heißer, am heißesten. Wer gerne Fanfiction liest, kommt um das Lesen von porn nicht herum (und ganz ehrlich, wer wollte das auch schon?). Mir fallen auf Anhieb aber nur zwei weitere Geschichten ein, die mir so das Blut haben in die Wangen steigen lassen - und das nicht in dieser Frequenz. Denn wenn Sherlock etwas ist, dann ist er gründlich. John kann also von Glück sagen, dass er als Drei-Kontinent-Watson über viel Erfahrung verfügt und ordentliches Durchhaltevermögen hat.

Anmerkung: Den Drei-Kontinent-Watson-Titel trägt John in vielen Fanfiction, was tatsächlich auf Arthur Conan Doyle basiert. Der hat John Watson als "ladies' man with an experience of women which extends over many nations and three separate continents" (Frauenheld, mit der Erfahrung von Eroberungen in mehreren Ländern und auf drei verschiedenen Kontinenten) beschrieben.

Und da Sherlock gründlich ist, prüft er auch, ob John nur auf weibliche Reize anspricht oder auch offen für die gleichen Reize von Männern ist. Und so werden die Begegnungen mit der Zeit gewagter und ungewöhnlicher und nicht immer sind nur zwei Personen beteiligt. Außerdem hat Sherlock als stiller Beobachter auf Dauer mehr und mehr Probleme, unbeteiligt zu bleiben. Und damit schraubt sich A Cure For Boredom tatsächlich über den Sexaspekt zu einer spektakulären Beziehungsgeschichte hoch.

A Cure For Boredom ist der Hammer. Ich habe mich selten so amüsiert und gleichzeitig mit offenem Mund dagesessen wie beim Lesen dieser Geschichte. Emma Grant kenne ich schon von ihren hervorragenden Harry-Potter-Geschichten (zumeist mit der Paarung Harry/Draco, aber nicht nur), doch seit 2012 ist sie zum Sherlock Fandom gewechselt. Ein Verlust für das eine und ein Gewinn für das andere Fandom. Die Frau schreibt genial und diese Geschichte aus der Perspektive von John erzählt, ist keine Ausnahme - Sex hin oder her.
Hier sollte man sich nicht vertun. Auch wenn in A Cure For Boredom der Sex-und-Porno-Anteil sehr groß ist, gibt es neben dem eigentlichen Handlungsstrang und dem Strang der die sich wandelnde Beziehung zwischen Sherlock und John darstellt, eine ganze Menge psychologischer Aspekte zu lesen. Man kann sich neben all dem Sex also auch mit den Fragen zu den Themen Freundschaft, Liebe, Motivation für und gegen Dinge auseinander setzen. Ganz sicher keine langweilige Geschichte.

Für mich ist A Cure For Boredom schon eines der ersten Lesehighlights des Jahrs 2015 gewesen. Und für alle, die nach der Geschichte eine Zugabe brauchen. Es gibt zumindest die erste Hälfte der Geschichte deutlich ausgeweitet auch aus Sherlocks Sicht zu lesen. Emma Grant will diesen Strang der Geschichte irgendwann auch beenden. Sie macht das aber immer nur in Etappen und zwischen anderen Fanfiction-Projekten. Das sollte man wissen, bevor man sich hoffnungfroh auf die Fortsetzung stürzt.

Das erste Cover stammt von Slodwick und das zweite von Moonblossom. Was es mit dem Zimt auf sich hat, verrate ich an dieser Stelle aber nicht. Besser selber lesen... :D

Hier geht es zum Buch!

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter

05.

Mär 2015

~ND

Broken Chords

Lara und Alex sind das perfekte Paar. Die beiden kennen sich schon seit Jahren und ihre Beziehung wurde mit der Zeit nur immer stärker. Es hat daher niemanden überrascht, als die beiden geheiratet und sich in London ein schlichtes, aber glückliches Leben aufgebaut haben.
Als ihr gemeinsamer Sohn Max auf die Welt kam, sollte ihr Glück eigentlich perfekt sein - und in gewisser Hinsicht ist es das auch. Lara liebt Max über alles und auch an Alex Liebe zweifelt sie eigentlich nicht. Doch sie bekommt das Gefühl nicht los, dass er noch nicht wirklich bereit dazu ist, Vater zu sein. Anstatt sich mit Lara gemeinsam um das tägliche Glück und Leid zu kümmern, das ein Baby eben so mit sich bringt, arbeitet er in Gelegenheitsjobs und widmet den Großteil seiner Freizeit seiner Band Fear of Flying. Das sorgt zwar immer wieder für Reibereien zwischen den beiden, doch Lara versucht so gut es geht damit fertig zu werden und Alex nicht im Weg zu stehen. Es ist schließlich sein großer Traum.
Doch dann bekommt Alex Band die Chance ihres Lebens: Sie dürfen als Vorgruppe einer berühmten Band auf Tour in die USA gehen. Und Alex stimmt ohne zu überlegen zu. Aber kann Laras und Alex Beziehung überleben, wenn die Entfernung das geringste Problem ist, das sie gerade haben?

Auf den ersten Blick klingt Broken Chords von Carrie Elks vielleicht ein wenig wie ein Buch über einen aufsteigenden Rockstar und sein aufregendes neues Leben. Darum dreht sich diese Geschichte allerdings überhaupt nicht. Vielmehr handelt sie davon, wie ein Kind eine Beziehung verändert - die Prioritäten, die Interessen, aber auch die Personen selbst.
So ergeht es nämlich Lara und Alex. Sie haben eine stabile Beziehung und hatten nie erwartet, wie sehr ein Kind die Dynamik zwischen den beiden beeinflussen könnte. Doch mit Max Geburt hat sich alles geändert. Zumindest für Lara. Ihr ganzer Ablauf dreht sich nur um ihren kleinen Sohn und nach einem anstrengenden Tag, schlägt sie sich auch noch die Nächte um die Ohren, wenn Max mal wieder nicht einschlafen will. Für Alex dagegen blieb vieles beim Alten: Er hat seine Band, mit der er bis tief in die Nacht hinein probt und auch mal feiert. Im Grunde genommen sind ihre Probleme aber ganz normal und vermutlich das, was viele junge Paare durchmachen. Besonders, wenn ein Part vielleicht doch noch nicht ganz bereit für diesen Schritt war.
Die Probleme und Streitpunkte in Broken Chords mögen vielleicht nicht besonders spektakulär oder ungewöhnlich sein, doch genau das hat mir so gut gefallen. Sie sind sehr realistisch und obwohl ich selbst noch nie in so einer Situation war, konnte ich mehr sehr gut mit Lara identifizieren. Außerdem mochte ich sie einfach gern. Sie ist eine starke Frau und würde alles für ihre Familie tun. Zudem ist sie ernsthaft bemüht, an ihrer und Alex Beziehung zu arbeiten und selbst wenn sie mal Mist baut, sind ihre Beweggründe immer nachvollziehbar. Alex war da schon ein bisschen schwerer einzuschätzen, unter anderem deswegen, weil wir die Geschichte nur aus Laras Perspektive zu lesen bekommen. Doch auch er war ein guter Kerl, der aber einiges wieder gut zu machen hat und der erst Mal erwachsen werden muss, bevor er ein wirklich guter Vater sein kann.
Laras und Alex Geschichte ist nicht einfach, aber sie ist trotz allem wundervoll. Ohne viel Drama erzählt Broken Chords von Carrie Elks eine ausgesprochen emotionale, intensive und realistische Geschichte, die ich nicht so schnell vergessen werden. Nicht nur Carrie Elks eleganter, aber schlichter Schreibstil machen das Buch so angenehm zu lesen, sondern vor allem auch die Natürlichkeit, mit der sich ihre Geschichte entwickelt.

Deswegen ist Broken Chords von Carrie Elks garantiert nicht das letzte Buch, das ich von ihr gelesen haben werden. Den ersten Band der Reihe, Coming Down, mochte ich schon sehr gerne, doch Broken Chords ist für mich definitiv nochmal eine Ecke besser. Das dritte Buch der Love in London Reihe, das bisher noch keinen Titel hat, aber von einem Charakter, den wir in diesem Band kennenlernen, handeln wird, werde ich mir also ganz sicher nicht entgehen lassen.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Original-Ausgabe

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter

03.

Mär 2015

~nef

Judith goes to Bollywood

Cover Judith goes to Bollywood deutsch

Judith Döker ist bekannt aus Film und Fernsehen. Die meisten werden sie aus der Serie 'Weibsbilder' kennen, in der sie zusammen mit Mackie Heilmann und Sabine Menne eine von drei Mitarbeiterinnen eines Schönheitssalons spielte.
Die Serie wurde 2007 zuletzt ausgestrahlt und danach eingestellt. Was macht man nun, wenn einem die Arbeit genommen wird und sich so leicht auch nichts anderes ergibt?
Richtig, man denkt über sein Leben nach. Bin ich glücklich so wie es ist? Sollte ich etwas ändern? Liegt mein Glück vielleicht an einem anderen Ort?

All diese Fragen stellt man sich früher oder später immer und wenn die Antworten nicht befriedigend sind, sollte man etwas ändern. Das hat Judith Döker getan. Zusammen mit einem kleinen Team und dem Auftrag vom ZDF ist sie nach Indien gereist um einen Neuanfang zu wagen. Die Dokumentation über diesen gewagten Schritt soll auch anderen zeigen was alles passieren kann.
So geht es erst einmal für eine kurze Zeit nach Indien. Sie hat bereits Kontakte nach Indien geknüpft und ist voller Vorfreude. Dass das Auswandern allerdings nicht so einfach ist wie manch einer sich es vorstellt, wissen wir nicht erst seit Dokuserien im TV.

Als Judith mit ihrem kleinen Team in Indien ankommt ist sie überwältigt. Es ist alles bunt, warm und unglaublich voll. Mumbai konfrontiert sie gleich auf allen Ebenen mit der unglaublichen Vielfalt der Menschen, Gerüche und Lebensarten. Denn nirgends liegt arm und reich so nah beieinander.
Die erste Lektion die man gerade als Deutsche in Indien lernt ist - Geduld. Während wir Deutschen für unsere Pünktlichkeit berühmt und berüchtigt sind, mahlen die Mühlen in Indien langsamer. Wenn jemand mit nur 1 Stunde Verspätung eintrifft, kann man sich also wundern wieso er/sie denn schon so früh da ist.

Judith versucht als Schauspielerin in Indien Fuß zu fassen, doch als Westler hat man es da nicht leicht. Das glitzernde Bollywood bleibt lieber bei den eigenen Schauspielern. Aber gelernt hat sie eine Menge in ihrer Zeit.
Als sie dann wieder zurück nach Deutschland muss, ist sie noch voller Eindrücke und merkt, dass es ihr in Mumbai eigentlich viel besser gefallen hat. Sie will zurück - dieses Mal auch allein und dort richtig leben.
Die indische Mentalität ist eine ganz eigene und auch die Bürokratie dort ist keineswegs mit der deutschen zu vergleichen.
Doch wie es das Schicksal so will, bewahrheitet sich der Leitsatz der Inder immer wieder aufs Neue: Everything will fall into place.

Judith Döker war mir sofort bekannt, als ich die Einladung des btb-Verlages bekam um an einer Lesung teil zu nehmen. Da ich sowohl indisches (also das westliche ^^) Essen liebe als auch die Glitzerwelt Bollywoods immer wieder gern betrachte, war ich Feuer und Flamme. So sind mein Mann und ich als am 22. Januar in die 'Z-Bar' gestiefelt. Draußen war es verdammt kalt und drinnen schön kuschlig. Die Bar ist sehr urig, dunkel und mit einem kleinen Kinosaal ausgestattet.

Lesung Judith Döker Bild I

Während wir also mit die ersten waren (frühes Erscheinen sichert gute Plätze), die dort in den Kinosaal strömten, waren die Autorin und der Moderator bereits da. Es wurde bereits lustig geredet und die Leinwand erprobt.
Nachdem der Saal dann auch wirklich bis auf den letzten Platz gefüllt war, ging die Lesung los. Es gab eine kleine Vorstellung der Autorin und worum es im Groben geht und schon wurde vorgelesen.

Lesung Judith Döker Bild II

Man merkt ihr an, dass sie Schauspielerin ist - sie kann wirklich gut lesen. Der Moderator und sie haben in den Lesepausen immer wieder ihre Eindrücke vor Ort besprochen und es waren einige gute Lacher dabei =o)
Die Lesung hat wirklich Spaß gemacht und natürlich wollte sie uns nicht verraten ob denn am Ende das große Glück auf sie in Indien wartete. Dafür gab es ja dann schließlich das Buch.

Lesung Judith Döker Bild III

Am Ende der Lesung wurden indische Köstlichkeiten aufgefahren und jeder konnte sich bedienen. Sehr lecker - und sehr begehrt.
Nun hat es eine Weile gedauert, bis ich endlich dazu kam das Buch zu lesen und ich muss sagen, es hat mir wirklich Spaß gemacht. Es ist ja doch immer etwas anderes, wenn jemand über das Land berichtet, der dort war und wirklich viel verschiedenes gesehen hat, als wenn man sich eine Dokumentation anschaut, die sich genau aussucht was sie den Zuschauern zeigt.
So merkt man schon, dass die Erziehung in Indien eine sehr eigene Art ist und mit der westlichen überhaupt nichts gemein hat. Und doch funktioniert alles. Das wichtigste in Indien ist die Familie, das sollten wir vielleicht für uns auch einmal überdenken.

Warum ziehe ich einen halben Stern ab, wenn mir das Buch doch so zusagt. Nun, es kommen viele indische Begriffe vor die oftmals nicht erklärt werden. Ich hätte ein kleines Verzeichnis am Ende sehr hilfreich gefunden. Auch eine Karte von Mumbai wäre hilfreich gewesen. Ich bin nicht so bewandert in Ortskunde und konnte mir deshalb nicht so richtig vorstellen wo denn jetzt eigentlich was stattfand.

Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich beim btb-Verlag für das Rezensionsexemplar und die Möglichkeit der Lesung bewohnen zu dürfen.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Deutsche Ausgabe

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter

01.

Mär 2015

~ND

Burn Baby, Burn Baby

Seit fast einem Jahrzehnt versucht der 17-jährige Francis nun schon sich unsichtbar zu machen und so wenig wie möglich aufzufallen. Doch leider ist das die meiste Zeit unmöglich, denn egal wo Francis auftaucht, er zieht immer alle Blicke auf sich. Das hat er seinem Vater zu verdanken, der während einem seiner berüchtigten Wutanfälle seinen Sohn mit Brandbeschleuniger übergossen und angezündet hat.
Seitdem lebt Francis mit den Brandnarben in seinem Gesicht und auf seinem Körper. Er fühlt sich als Freak und Außenseiter und hat kaum Freunde. Nur sein bester Kumpel seit dem Sandkasten Trig ist stets an seiner Seite und beschützt Francis wo er nur kann. Das ist auch bitter nötig, denn Brandon, einer der beliebtesten Schüler und Spitzensportler der High School, hat es mit eiskalter Hartnäckigkeit auf ihn abgesehen. Je mehr Francis sich wehrt und von Trig abgeschirmt wird, umso grausamer und gnadenloser scheint Brandon zu werden.
Dass Francis bisher keine Erfahrungen mit Mädchen gesammelt hat, ist also kein Wunder, zumindest nicht für Francis. Welches Mädchen könnte ihm schon ins Gesicht schauen, ohne sich angewidert abzuwenden? Ganz zu schweigen von küssen? Da hat Francis allerdings die Rechnung ohne seine neue Mitschülerin Rachel gemacht, die schon nach kurzer Zeit mehr in Francis erkennt und ihn einfach nicht in Ruhe lassen will.
Es sieht fast so aus, als könnte sich sein Leben endlich zum besseren wenden. Doch Brandon und seine Freunde haben immer noch eine Rechnung mit Francis offen und lassen sich nicht davon abhalten, diese zu begleichen...

Burn Baby, Burn Baby von Kevin Craig war irgendwie so ganz anders, als ich erwartet hatte. Denn anstatt in einer tieftraurigen Geschichte zu versinken, ist dieses Buch erstaunlich witzig und dadurch wunderbar flüssig zu lesen. Francis führt mit ziemlich viel rabenschwarzen Humor durch seine Lebensgeschichte und es gab mehrere Momente, die mich wirlich zum schmunzeln oder sogar lachen gebracht haben.
Doch der leichte erste Anschein kratzt natürlich nur an der Oberfläche des eigentlichen Problems. Francis ist tief traumatisiert von dem, was sein eigener Vater ihm angetan hat - der Vorfall mit den Verbrennungen war nämlich nur der letzte einer ganzen Reihe von Misshandlungen, die sichtbare und unsichtbare Narben an Francis hinterlassen haben. Die Brandnarben sind aber sicher das, was ihm am meisten zu schaffen macht. Jeder kann sie sehen, jeder starrt und keiner scheint an ihnen vorbeiblicken zu können - Francis selbst am allerwenigsten. Deshalb fällt es ihm auch unglaublich schwer zu vertrauen. Trig ist so ziemlich der einzige Mensch, bei dem er sich keine Sorgen macht, dass er irgendwelche Hintergedanken hat. Ihre Freundschaft ist wirklich etwas ganz Besonderes und Kevin Craig zelebriert sie regelrecht in seinem Buch, was mir immer wieder aufs neue Freude gemacht hat. Doch auch Trig kann Francis nicht über seine Verbitterung hinweg helfen. Dafür hat er einfach schon zu viel erlebt in seinem Leben.
Erst als Rachel auftaucht, beginnt Francis langsam aber sicher sein Leben durch andere Augen zu betrachten. Ihm fällt es wie gesagt sehr schwer Vertrauen zu fassen und es war wunderschön zu sehen, wie dieses ungewöhnliche Mädchen langsam aber sicher Francis Mauern durchbricht. Allerdings muss ich sagen, dass mir Rachels Charakter ein wenig zu kurz kam. Das Buch ist grundsätzlich schon relativ kurz und so sehen wir auch nicht besonders viel von Rachel. Es wird zwar klar, dass sie ein wenig verschroben ist, was sie davor rettet zweidimensional zu werden, dennoch ist sie so wichtig für die Geschichte, dass ich gerne etwas mehr von ihr gehabt hätte.
Es gibt allerdings noch jede Menge weitere Charaktere, die einen mehr oder weniger großen Einfluss auf Francis haben, allen voran seine Familie. Seine beiden kleinen Brürder Paul und Simon muss man einfach gern haben und jede Szene mit ihnen hat mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Auch ihre Mutter ist ziemlich interessant - wenn auch nicht wirklich durchschaubar. Sie und Francis haben nicht gerade die beste Beziehung, was nach allem, was sie in der Vergangenheit zuließ, natürlich kein Wunder ist. Den stärksten Eindruck hat aber sicherlich Brandon hinterlassen. Er steht stellvertretend für alle Bullies, Schulhofschläger und Peiniger, die vermutlich jeder in seiner Schulzeit irgendwann mal erlebt hat. Brandon treibt es allerdings eine Stufe weiter und bringt Francis wirklich an den Rand seiner Kräfte.

Es gibt allerdings drei Details, die sich für mich etwas schwierig gestaltet haben. Zum einen sind das die Dialoge. Sie sind vollgepackt mit Jugendsprache und Floskeln, was zu einem gewissen Maß sicherlich glaubwürdig ist, manchmal aber einfach übertrieben und aufgesetzt wirkte. Wenn Francis und Trig sich unterhalten haben, fiel es manchmal wirklich schwer den Geschehnissen zu folgen, weil sie ständig das Thema gewecheselt und sich Wortgefechte geliefert haben.
Trig wäre auch schon gleich das zweite Detail. Für Francis ist er der beste Freund, den es geben kann. Doch er hat auch ein ganz schönes Wutproblem, mit dem ich nicht ganz klar gekommen bin und das eigentlich sogar ziemlich besorgniserregend war.
Ebenfalls Sorgen hat mir Francis Alkohlkonsum bereitet. Manchmal wirkte es, als wäre er auf direktem Wege ein Alkoholiker zu werden, so sehr hat er sich auf die betäubende Wirkung verlassen. Es soll sicherlich zeigen, auf welch einem destruktiven Kurs Francis sich befindet, allerdings wurde es kaum angesprochen und mir zu sehr unter den Tisch gekehrt.

Ansonsten aber ist Burn Baby, Burn Baby von Kevin Craig ein wirklich interessantes und bewegendes Buch. Es hat seinen so ganz eigenen, skurrilen Humor und ziemlich verschrobene Chraktere, die mit einigem zu kämpfen haben, unterm Strich aber zum Großteil einfach sympathisch waren und dem Leser viel zu bieten haben. Burn Baby, Burn Baby wird mir deshalb bestimmt noch lange im Kopf bleiben.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Original-Ausgabe

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter

28.

Feb 2015

~ND

Mark of Cain

Als Lucas Cain aus dem Gefängnis entlassen wurde, wusste er schon, dass sein Leben von nun an alles andere, als einfach sein würde. Für die meisten hätte er eine viel längere Strafe verdient, als die drei Jahre, die er gerade abgesessen hat - selbst Lucas hat manchmal das Gefühl, zu glimpflich davon gekommen zu sein. Schließlich ist es seine Schuld, dass ein junger Mann gestorben ist. Doch Lucas möchte auf keinen Fall zurück ins Gefängnis und versucht sich ehrlich bessern.
Leider sehen seine Freunde das aber völlig anders und erwarten den alten Lucas, den abgebrühten Kerl, mit dem sie um die Häuser ziehen, sich betrinken und Ärger suchen gehen konnten. Noch ist sich Lucas nicht ganz sicher, wie er ihnen klar machen kann, dass das der Vergangeheit angehört. Schließlich hat er momentan kein Dach über dem Kopf und ist auf ihre Hilfe angewiesen...

Mark Webber kann es nicht fassen, als er in einem Pub niemand anderen als Lucas Cain sieht, inmitten seiner Freunde und offensichtlich noch genauso verantwortungslos wie früher. Er sitzt da und feiert, als ob er nicht Schuld am Tod von Marks Bruder tragen würde. Der anklikanische Priester dachte eigentlich, er hätte einigermaßen mit seiner Wut abgeschlossen, doch Cains Anblick reisst jede Menge alte Wunden auf.
Deshalb kann Mark nicht anders, als es als einen Wink Gottes zu sehen, als Cain immer wieder seinen Weg kreuzt und schließlich ausgerechnet in seinem kirchlichen Resozialisierungszentrum untergebracht wird. Mark sieht seine Chance gekommen, allen zu beweisen, dass Cain niemals alle seine Bewährungsauflagen einhalten wird und schneller als er schauen kann, wieder im Gefängnis landet.

Doch als die beiden sich näher kennen lernen und sich gezwungen sehen, zusammen zu arbeiten, um einem homosexuellen Jugendlichen zu helfen, der auf die Unterstützung der beiden angewiesen ist, sieht Mark Lucas nach und nach mit anderen Augen - und lernt dadurch auch sich selbst von einer ganz neuen Seite kennen.

Mark und Lucas aus Mark of Cain sollten eigentlich keine Chance haben, sich jemals zu verstehen. Und ich muss auch sagen, dass mich Kate Sherwood lange Zeit zweifeln ließ, ob es zwischen diesen zwei überhaupt zu einem Waffenstillstand kommen kann, geschweige denn einer Freundschaft. Sie hat sich extrem viel Zeit genommen, ihre Geschichte einzuleiten und ihre Charaktere auf ihren Weg zu schicken. Da Mark und Lucas aber nicht unterschiedlicher sein könnten, überschneidet sich ihre Geschichte hier kaum - abgesehen natürlich von den Auswirkungen, die Lucas Tat vor drei Jahren hatte. Deswegen hat sich der Anfang für mich oftmals ziemlich hingezogen. Es dauert wirlich lange, bevor die Geschichte in Fahrt kommt und die beiden Hauptfiguren so richtig anfangen zu interagieren. Ein bisschen mehr Tempo wäre an dieser Stelle sicher nicht verkehrt gewesen.
Ansonsten aber gefällt mir die langsame Annäherung an diese heikle Situation. Lucas hat sich durch seine Zeit im Gefängnis sehr verändert und ihm ist absolut bewusst, was für ein Idiot er früher war. Er hat das ehrliche Bedürfnis sich zu bessern und so war er von Anfang an mein liebster Charakter in dieser Geschichte. Und obwohl Mark allen Grund hatte, Lucas zu hassen, konnte ich mich mit seinem Handeln manchmal nicht so richtig anfreunden. Auch hier dauert es ein wenig, bis das Eis bricht und er seine ganz eigene Reise antritt, die ihn und sein Leben aber für immer verändern, wobei Lucas eine essenzielle Rolle spielt. Auch dieser Teil hat mir unterm Strich ziemlich gut gefallen.
Doch in Marks Fall wurde mir zu viel Gewicht auf Religion bzw. Glaube gelegt. Das war zwar eigentlich abzusehen, schließlich ist er ein Mann der Kirche, dem sein Glaube sehr wichtig ist, dennoch gingen mir seine Überlegungen und Theorien, was Gott denn mit ihm vorhabe, manchmal ein wenig zu weit. Sie haben eine manchmal eh schon etwas langsame Geschichte stellenweise noch zäher gemacht. Die Stellung eines schwulen Priesters in der Kirche und seiner Gemeinde ist allerdings ziemlich interessant beschrieben gewesen und hat durchaus zum Nachdenken angeregt.
Für ein wenig Abwechslung sorgen auch die vielen Nebencharaktere. Zwar muss man nicht alle mögen (Lucas Freunde z.B. sind fast durch die Bank komplette Vollidioten), doch es gibt auch eine ganze Reihe, die ich wirklich gern mochte, allen voran Lucas Chefin Elise oder Alex, der Junge, dem Mark und Lucas helfen möchten. Auch die Situation mit Lucas früherem besten Freund Sean war ziemlich interessant, wenn ich mir auch hier ein wenig mehr Aufklärung gewünscht hätte.

Trotzdem hatte Mark of Cain von Kate Sherwood irgendwie etwas. Es war ruhig und subtil und zeigt, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Nur an der Umsetzung hat es eben manchmal ein wenig gehapert. Wem allerdings ein sehr, sehr langes Vorspiel nichts ausmacht, bevor es mal romantisch wird, dem könnte Mark of Cain durchaus Spaß machen und bekommt mal eine verbotene Liebesgeschichte der etwas anderen Art.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Original-Ausgabe

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter

« Zurück | Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 | Weiter »