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Rezensionen

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24.

Mar 2015

~ND

With Every Heartbeat

Enthält leichte Spoiler für die übrigen Bücher der Forbidden Men Reihe.

Zoey kann es noch gar nicht glauben: Endlich hat sie es geschafft und ihr Elternhaus für immer hinter sich gelassen. Wenn sie es richtig anstellt, muss sie nie wieder zurück zu ihren gewaltätigen Vater und seinen strengen Regeln. Ihr neues Leben kann endlich beginnen.
Der eigentliche Grund, wieso Zoey den Absprung endlich geschafft hat, ist allerdings ihre beste Freundin Cora. Cora hat eine schwere Krankheit und braucht dringend Zoeys Hilfe und für Zoey ist es absolut selbstverständlich, für ihre Freundin da zu sein. Da sie auch noch eine Mitbewohnerin sucht und Cora eine große Wohnung ganz für sich alleine hat, können sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Womit die naive, unbedarfte Zoey, die die meiste Zeit ihres Lebens zuhause unterrichtet wurde, aber nicht gerechnet hat, ist Coras Freund Quinn. Sie kennt ihn bereits von Coras Bildern und Erzählungen und fand ihn von Anfang an sympathisch. Das ist aber nichts im Vergleich zu den unangebrachten Funken, die sie spürt, als sie ihm zum ersten Mal gegenübersteht. Sie ist sich allerdings ziemlich sicher, dass das einseitig ist, denn Quinn ist offensichtlich bis über beide Ohren in Cora verliebt.
Doch schon nach kurzer Zeit muss Zoey feststellen, dass ihre beste Freundin nicht mehr die Gleiche ist, wie früher, und sich in den letzten Monaten stark verändert hat. Sie weiß allerdings, dass sie Cora in ihrer schwersten Zeit nicht im Stich lassen kann. Als ihr allerdings klar wird, dass ausgerechnet Quinn, der netteste und beste Kerl, den Zoey je kennengelernt hat, derjenige ist, der von Coras Geheimnissen am meisten verletzt werden könnte, wird ihre Loyalität auf eine harte Probe gestellt - ihre beste Freundin oder der Mann, in den sie sich verliebt hat?

Als Zoey in With Every Heartbeat von Linda Kage zum ersten Mal Fuß auf den Campus setzt, ist eigentlich nichts anderes, als ein verängstigtes, weltfremdes kleines Mädchen. Man erfährt relativ früh, was sie in den letzten 18 Jahren unter der Hand ihres Vaters erdulden musste und auch, dass sie nie ein normales Sozialleben hatte. Trotzdem war ich nicht sehr begeistert von ihrer übernaiven Art am Anfang des Buchs. Alles, was nicht zu einhundert Prozent brav und bieder war, brachte sie zum erröten oder stammeln. Glücklicherweise konnte sie sich aber bald akklimatisieren und auch wenn sie eher ein eher ernstes, braves Mädchen blieb, wurde sie mir doch sehr schnell deutlich sympathischer, so dass ich sie schon nach ein paar Kapiteln sehr gern mochte. Quinn ist daran nicht unschuldig. Die beiden verbindet von Anfang an etwas. Doch aus Loyalität und Respekt Cora gegenüber würde es beiden nie einfallen, diesen Gefühlen zu folgen. Dennoch entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die ihnen lange gefehlt hat. Sie haben einen sehr ähnlichen familiären Hintergrund und liegen mit ihrer schüchternen und ruhigen Art auf einer Wellenlänge. Außerdem wird Zoey sofort in Quinns Freundeskreis mit offenen armen empfangen, so dass sie zum ersten Mal wirkliche Freunde findet.
Bis diese beiden zueinander finden, dauert es allerdings sehr, sehr lange. Schuld daran trägt selbtsverständlich Cora. Zoey hat sich so auf ihre beste Freundin gefreut und ist bereit, alles zu tun, um ihr mit ihrer Krankheit zu helfen, die diese aber vor allen anderen geheim hält. Zuerst dachte ich mir, dass man als Leser Cora vermutlich nicht hassen darf. Schließlich ist sie totkrank, so dass man ihr die ein oder andere Unart verzeihen kann. Am Anfang waren es auch eher nur Kleinigkeiten, die sie unsympathisch gemacht haben, doch schon nach kurzer Zeit wird klar, dass Linda Kage mit ihr aber einen dermaßen gemeinen, fiesen und soziopathischen Chrakter geschaffen hat, dass es mir ab einem gewissen Punkt unmöglich war, ihr auch nur noch einen Funken Mitleid entgegenzubringen. Etwas übertrieben und unrealistisch? Auf jeden Fall. Genau deswegen ist es aber trotzdem sehr unterhaltsam gewesen, denn man wusste nie, was sich dieser größenwahnsinnige Charakter als nächstes ausdenkt.
Auch die sonstige Handlung ist ein wenig dick aufgetragen, vor allem aber die Sex Szenen. Sie sollten wahrscheinlich witzig und ein bisschen nerdig sein, waren dabei aber so übertrieben, albern und cheesy, dass ich so gar nichts damit anfangen und nur ständig die Augen verdrehen konnte. Das ist eigentlich sehr schade, da Quinn und Zoey durchaus Chemie haben.
Für Fans der Forbidden Men Reihe, ist With Every Heartbeat aber natürlich sowieso ein Muss. Alle Figuren sind wieder mit von der Partie: Mason und Reese, Avery und Noel, Pick und Eva, Ten, Caroline, Asher und all die anderen Charaktere, die man im Laufe der Zeit liebgewonnen hat. Manchmal war ihre Präsenz ein bisschen zu gewollt eingewoben (vor allem dann, wenn Quinn oder Zoey wieder irgendwo lauschen müssen, weil es die einzige Möglichkeit war, intimere Momente zwischen den anderen Charakteren darzustellen. Und dafür müssen die Armen relativ häufig herhalten.), im Großen und Ganzen war es aber sehr schön sie wieder zu sehen und vor allem Ten hat sich dabei wieder in mein Herz geflucht. ;)

Es ist jetzt einige Tage her, dass ich With Every Heartbeat von Linda Kage gelesen habe und ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite ist es eine ziemlich unterhaltsame Geschichte. Zoey und Quinn sind sehr sympathisch und ich hatte selten so viel Spaß dabei jemanden zu hassen, wie in Coras Fall. Auf der anderen Seite ist die Handlung leider eben auch extrem übertrieben. Unterhaltsam ist es aber doch irgendwie und für Fans so oder so ein Muss.

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22.

Mar 2015

~nia

Dear John

Die Kurzbeschreibung zu diesem Fanfiction scheint auf den ersten Blick alles zu sagen, was man wissen muss:

With Sherlock dead, John eventually (under duress) makes a profile on an online dating site. And falls into a long-distance relationship with an enigmatic partner who reminds him of Sherlock in all the right ways. (Hint: it turns out to be Sherlock.)
Übersetzung: Nach Sherlocks Tod meldet sich John (gezwungenermaßen) auf einer Partnerschaftsseite im Internet an. Dabei baut er eine Fernbeziehung zu einem rätselhaften Mann auf, der ihn in allen wichtigen Dingen an Sherlock erinnert. (Hinweis: Wie sich zeigt, ist es Sherlock).

Doch an Dear John finden sich eine Menge Dinge, die es deutlich von der Masse der 'normalen Fanfiction' Geschichten abheben. Zunächst ist da die Tatsache, dass die Geschichte komplett in Briefform geschrieben ist. John und William (Sherlock heißt mit vollem Namen William Sherlock Scott Holmes) kommunizieren miteinander in Form von E-Mails und seltener Live-Chats. Doch die Autorin, wendymarlowe, hat mit dieser Geschichte auch noch etwas anderes gemacht, sie hat Dear John in Echtzeit gepostet. Das heißt, alle die Dear John vom ersten Post an gelesen haben (der Post war am 19.11.2014) mussten bis zum 9.02.2015 warten, bis sich John und Sherlock tatsächlich Auge in Auge gegenüberstanden. Und wie das überhaupt in Briefform funktioniert hat, verrate ich natürlich nicht.

Leider, und das meine ich ganz erst, habe ich mich immer geweigert sogenannte Work in Progress Fanfiction zu lesen. Ich hatte über tumblr schon etwas von dem Dear John-Phänomen gesehen, aber beschlossen gar nicht erst damit anzufangen. Im Endeffekt bin ich traurig darüber, weil das ursprügliche Leseerlebnis vermutlich fantastisch war. Auf der andere Seite bin ich aber auch froh, denn es gibt die ein oder andere schwierige Stelle in Dear John. Insbesondere ist da eine wochenlange Funkstille zu nennen, die sich selbst beim normalen Lesen schrecklich anfühlt und die in Echtzeit vermutlich die Hölle pur war.

Es gibt noch zwei weitere kurze Nachfolgegeschichten (eine letzte soll noch folgen). Diese sind aber zum Glück in umgekehrter Reihenfolge erschienen, sodass der Abschluss der Geschichte, The Apology genannt, in trockenen Tüchern ist. wendymarlowe empfiehlt allen, für den originalen 'Echtzeit-Effekt' auch die Kommentare zu Dear John auf AO3 zu lesen. Und ich muss ihr da recht geben. Nach einem ersten Durchjagen, habe ich bei Dear John einen zweiten Durchgang mit Kommentaren gemacht. Es ist so viel besser, die ganzen Reaktionen zu erleben. Immerhin habe ich es bis fast zum 40 Kapitel geschafft, bevor ich mir doch den Seelenbalsam der Abschlussgeschichte (The Apology) gegönnt habe, um danach weiter im Mailverkehr zu versinken.

Die ganze Idee ist fantastisch gewesen und alleine die Tatsache, dass die Geschichte inzwischen fast 70.000 Hits hat, sagt alles. wendymarlowes Geschichte ist gar nicht mal so lang (gute 23,000 englische Wörter entsprechen etwas über 50 Buchseiten), trotzdem bringt einem Dear John ein unglaublich fesselndes, ungewöhnliches und hervorragendes Leseerlebnis.
Fazit: Absolut empfehlenswert.

Wissenswertes zum Schluss:
Um den Titel in all seinen Facetten würdigen zu können, muss man Folgendes wissen: Seit dem zweiten Weltkrieg gibt es die Bezeichnung des 'Dear John letter'. Damit sind Briefe gemeint, in denen die Liebste von Daheim mit dem Soldaten an der Front Schluss macht (mehr hier). Und tatsächlich hat mich diese Geschichte in Kombination mit einem weiteren Fanfiction, in dem Sherlock tatsächlich einen solchen Brief schreibt, erst darauf gebracht, dass es hier nicht nur um ein 'Lieber John' geht. Sag noch mal einer Fanfiktion seien ein minderwertiger Abklatsch von Büchern und man könne nichts lernen. Als weibliches Pendant fungiert übrigens Dear Jane.

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17.

Mar 2015

~ND

Lifers

Torrey ist schon vieles genannt worden: Verantwortungslos, trashig, Schlampe. Das ist ihr im Grunde aber eigentlich ziemlich egal. Sie ist nunmal so wie sie ist und mag sich so. Sie hat Spaß an Sex und sie sieht nicht ein, sich dafür entschuldigen zu müssen. Nun musste sie allerdings vorrübergehend wieder bei ihrer Mutter einziehen, die mittlerweile Mitten im Nirgendwo von Texas als Reverend arbeitet, und in diserer kleinen Stadt kommt Torreys Einstellung leider nicht besonders gut an. Aber was solls, sie hat nicht vor, länger als nötig dort zu bleiben und so lang wird sie die Predigten ihrer Mutter und die finsteren Blicke der Stadtbewohner schon noch aushalten.

Doch es gibt jemanden, der noch ein weitaus schwereres Los gezogen hat, als Torrey: Jordan wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen und darf dank seiner Bewährungsauflagen die Stadt nicht verlassen. Das bedeutet, dass er jeden Tag mit dem konfrontiert wird, was er getan hat - und die ganze Stadt lässt es ihn nicht vergessen. Überall wo er hingeht, wird ihm nichts als Hass und Verachtung entgegengebracht - selbst in seinem eigenen Elternhaus.
Dass es nicht einfach ist, unter diesen Umständen einen Job zu finden, versteht sich von selbst. Einzig die Pfarrerin erbarmt sich und versucht ihm, hier und da ein paar kleine Jobs zu besorgen. So kommt es, dass Jordan und Torrey sich begegnen und Freunde werden. Torrey ist die Einzige, die Jordan nicht verurteilt und wie einen normalen Menschen behandelt und Jordan mag Torrey so, wie sie ist. Es dauert natürlich nicht lange, bis sich mehr zwischen den beiden entwickelt. Doch haben die beiden eine Zukunft, wenn Jordan eigentlich in seinem Kopf immer noch im Gefängnis ist und Torrey nicht vorhat, noch lange in der Stadt zu bleiben?

Nachdem ich The Traveling Man von Jane Harvey-Berrick gelesen habe, wollte ich unbedingt noch mehr von dieser Autorin lesen und die Wahl fiel schnell auf Lifers. Leider kann dieses Buch aber kein bisschen mithalten.
Die Grundgeschichte ist eigentlich nicht schlecht. Torrey ist ein Mensch, der im texanischen Nirgendwo nicht wirklich hineinpasst und überall anecken muss. Die Vorurteile, mit denen sie konfrontiert wird, sind nicht ohne und sorgen für einige interessante Szenen. Die eigentliche Handlung dreht sich aber natürlich um Jordan und die Aufarbeitung seiner Vergangenheit. Niemand lässt ihn je vergessen, was er getan hat, am allerwenigsten er selbst und er muss erst wieder lernen, was es bedeutet zu leben. Einige emotionale Momente sind also auch hier garantiert.
Leider ist das ganze Drumherum aber nur teilweise gelungen. Ich bin mit Torrey nie so richtig warm geworden. Es ist zwar bewunderndswert, wie sehr sie sich für andere einsetzt und dass sie sich nichts gefallen lässt, aber insgesamt ist sie mir einfach zu barsch, grob und einfach unsympathisch gewesen. Feingefühl ist ihr völlig fremd und sie ist oft unnötig unfreundlich. Außerdem rastet sie wegen jeder Kleinigkeit immer gleich aus und sorgt so für mehr Drama, als eigentlich nötig wäre. Jordan wirkt dagegen ziemlich passiv. Ich hatte zwar schon Mitleid mit ihm, aber er war mir teilweise einfach zu teilnahmslos und dass bei den beiden Torrey die Hosen anhatte, ist natürlich klar. Er war ein sehr stiller und ruhiger Charakter, bei dem mir irgendetwas gefehlt hat. Auch die Beziehung zwischen den beiden war ein bisschen schwierig. Jordan verliebt sich viel zu schnell und als Leser wundert man sich da schon, ob es nicht einfach nur daran liegt, dass er seit 8 Jahren keine Frau mehr hatte. Dass er ihr schon nach ein paar Tagen sagt, dass er sie liebt, macht das nicht glaubwürdiger.
Mit schwierigen Charakteren könnte ich eigentlich noch leben. Was mich aber wirklich gestört hat, ist ausgerechnet der Schreibstil, der mir in The Traveling Man noch so gut gefallen hat. Jane Harvey-Berrick benutzt viel zu viele Ausrufezeichen und man hat ständig das Gefühl, dass sich die Figuren nur anschreien. Außerdem benutzt sie jede texanische Floskel und jedes Sprichwort, die ihr so einfallen könnte. Es hat sich furchtbar kitschig gelesen und so gewirkt, als würden Menschen in Texas sich nur in komplett albernen Klischees unterhalten. Leider hat mir das ziemlich viel von diesem Buch verdorben.

Lifers von Jane Harvey-Berrick war deshalb eher eine Enttäuschung für mich. Es war zwar kein kompletter Reinfall, aber definitiv nicht so gut, wie ich erwartet hatte. Sehr schade, denn die Geschichte hatte eigentlich relativ viel Potenzial.

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15.

Mar 2015

~ND

The Traveling Man

Als Aimee mit ihrer Familie zu ihrem 10. Geburtstag den Jahrmarkt besuchen darf, ahnt sie noch nicht, dass sich ihr Leben an diesem Tag für immer verändern wird. Aimee ist sofort gefangen genommen von der Magie der Schausteller und lässt sich auch von den herablassenden Kommentaren ihres Vater nicht die Laune verderben, der das Ganze für Zeit- und Geldverschwendung hält. Doch der Tag wird erst perfekt, als ihr Kestrel begegnet. Der gleichaltrige Junge hat den Jahrmarkt im Blut und zeigt ihr seine Welt hinter den Kulissen.
Die nächsten beiden Wochen verbringt Aimee jede freie Minute mit Kes - sehr zum Leidwesen ihrer Eltern - und schließt viele neue Freundschaften. Als der Jahrmarkt schließlich weiterzieht, ist der Abschiedsschmerz groß. Doch die beiden versprechen, sich im nächsten Jahr wieder zu sehen. Und so lebt Aimee jedes Jahr für die beiden Wochen im Sommer, in denen Kes und der Jahrmarkt wieder in die Stadt kommen. Sie wachsen von Kindern, zu ungestühmen Teenagern und schließlich zu jungen Erwachsenen heran.
Aimee wusste eigentlich schon die ganze Zeit, dass sie mehr für Kes fühlt, als Freundschaft. Als sie beide 16 sind fassen sie sich endlich ein Herz und finden zueinander. Doch beiden ist klar, dass sie sich bald wieder trennen müssen. Also fassen sie einen Plan, der ihre ganze Welt verändern wird - und gehörig schief geht...

Auf den ersten Blick hört sich das vielleicht so an, als wäre The Traveling Man von Jane Harvey-Berrick ein Jugendbuch. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Zwar spielt ein großer Teil der Geschichte in Kes und Aimees Kindheit und Jugend, wir sehen aber auch noch genug von ihnen im Erwachsenenalter.
Jetzt aber erst mal von vorne: Gleich von Anfang an konnte mich Jane Harvey-Berrick mit ihrer Geschichte fesseln. Aimee sieht den Jahrmarkt durch Kinderaugen und alleine das zaubert irgendwie so eine ganz eigene Stimmung in das Buch. Es steht im starken Gegensatz zu ihrem steifen, kühlen Heim und ihren Eltern, die den Jahrmarkt und seine Mitglieder nur als White Trash sehen. Der eigentliche Grund, warum sie jeden Tag dorthin zurückkehrt, ist aber natürlich ihre Freundschaft zu Kes. Es wird von Anfang an klar, dass Kes nicht wieder andere Menschen ist. Er kennt nichts anderes als den Jahrmarkt, was sich auf seine Schuldbildung und im Grunde seine ganze Weltanschauung ausgewirkt hat. Als Kind hat das noch relativ kleine Wellen geschlagen, doch je älter er wird, umso mehr zeigen sich seine Eigenheiten. Er ist ganz sicher kein einfacher Mensch - was Aimee immer wieder schmerzhaft feststellen muss - und ich musste mehr als einmal den Kopf über ihn schütteln. Er handelt nach seinem ganz eigenen Kodex und der geht nicht immer Hand in Hand, mit dem, was Aimee oder die meisten anderen Menschen tun würden.
Und trotzdem kann Aimee natürlich nicht anders, als sich in ihn zu verlieben. Trotz seiner Macken und Kes manchmal wirklich grauenhaften Verhaltens konnte ich das aber nur zu gut nachvollziehen. Doch man merkt auch während des Lesens sehr schnell, dass ihre junge Liebe unter keinem guten Stern steht. Von der Handlung selbst möchte ich eigentlich gar nicht mehr viel Preis geben. Nur so viel: Die beiden begegnen sich im Laufe ihres Lebens nicht nur einmal und sie müssen eine Menge Hindernisse überwinden - Entfernung, Betrug, Lügen, Missverständnisse, jugendliche Blauäugigkeit - wenn sie eine Chance haben wollen, gemeinsam glücklich zu werden.
Ebenso schön wie Kes und Aimees Liebesgeschichte, ist aber auch der Jahrmarkt als Schauplatz. Es wird zwar auch mehr als deutlich gemacht, dass es ein Knochenjob und so etwas wie Privatsphäre nonexistent ist, trotzdem kommt auch eine gewisse Romantik auf, die mit diesem Lebensstil einher geht, mit seiner ganz eigenen Magie. Ich hätte noch 300 Seiten länger über das Schausteller-Leben lesen können; es gab immer etwas Neues zu entdecken. Das liegt unter anderem auch daran, dass sich vor allem Kes Show im Laufe der Jahre immer wieder dramatisch verändert und die Beschreibungen jedes Mal wieder spannend waren.

All das macht The Traveling Man von Jane Harvey-Berrick zu einem wirklich wunderschönen Buch. Kes und Aimees Geschichte ist alles andere als einfach, dafür aber sehr romantisch, auf eine eher unkonventionelle Art. Kestrel ist nicht der einfachste Charakter und man wundert sich während des Lesens immer wieder, woher seine dramatischen Wutanfälle stammen, aber er schafft es irgendwie jedes Mal aufs Neue, sein Verhalten wieder gut zu machen. Die schöne Atmosphäre und der Schauplatz, sowie Jane Harvey-Berricks flüssiger Schreibstil (abgesehen von ihrem etwas zu freizügigen Gebrauchs des Ausrufezeichens :P) tun ihr übriges.
Das zweite und abschließenede Buch dieses Duetts, The Traveling Woman, das voraussichtlich April erscheinen wird, lasse ich mir daher ganz sicher nicht entgehen.

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14.

Mar 2015

~ND

After Dark

Enthält Spoiler für die ersten beiden Bücher der The Night Owl Trilogy.

Wie kann man der Öffentlichkeit seinen vorgetäuschten Tod erklären, ohne hinterher für die ganze Welt als riesiger Vollidiot dazustehen, wenn man plötzlich wieder unter den Lebenden weilt? Genau vor diesem Problem steht der berühmte Autor Matt Sky, der unter dem Pseydonym M. Pierce in seinen jungen Jahren bereits einige Erfolge feiern konnte. Er hat der Welt seinen Tod vorgespielt, um endlich Ruhe und Frieden zu finden, doch das hätte ihn beinahe alles gekostet, was ihm je etwas bedeutet hat. Also musste er es wieder gutmachen, nur wie?
Als ihm seine Freundin Hannah, kurz bevor sie im landesweiten Fernsehen mit einer ersten öffentlichen Erklärung auftreten sollten, einen Heiratsantrag macht, ist er erst einmal geschockt. Doch dann erkennt er, was für einen perfekten Ausweg Hannah ihm damit liefert - er dreht eine bittersüße Liebesgeschichte aus seinem Schwindel. Und tatsächlich scheint die Öffentlichkeit mehr als glücklich mit dieser Erklärung zu sein.

Womit Matt aber offensichtlich nicht gerechnet hat, ist, dass Hannah ihren Heiratsantrag komplett Ernst gemeint hat. Als ihr klar wird, dass er für Matt nur Mittel zum Zweck war, ist sie am Boden zerstört. Den beiden wird immer klarer, dass sie anscheinend völlig unterschiedliche Ansichten haben, wir ihre Zukunft aussehen soll - und diese Unstimmigkeiten lassen sich bald nicht mehr überspielen. Die Tatsache, dass Matt und Hannah nach wie vor noch jede Menge Geheimnisse voreinander haben, lässt ihre Situation bald auswegslos erscheinen...

Wenn ihr meine Rezensionen zu den ersten beiden Büchern der The Night Owl Trilogy von M. Pierce gelesen habt, dann wisst ihr, dass ich eine sehr merkwürdige Hassliebe zu dieser Reihe habe. Sie ist wie ein Autounfall - man weiß, man sollte wegschauen, aber irgendwie muss man sich doch immer wieder umdrehen, bis man das ganze Ausmaß der Katastrophe gesehen hat.
Genau so erging es mir mit diesen Büchern und After Dark ist da keine Ausnahme. Es setzt genau da an, wo das letzte Buch aufgehört hat - und geht auch gleich mit dem gleichen Hang zum Drama weiter. Hannah und Matt lassen einfach absolut keine Gelegenheit aus, um Streit, Drama und Misstrauen ineinander hervorzurufen. Man sollte eigentlich denken, sie hätten etwas aus ihren Problemen und Fehlern gelernt, aber da sucht man bei diesen beiden Charakteren leider vergeblich. Matt ist nach wie vor in seinem eigenen Kopf gefangen und hat echte psychische Probleme. Mittlerweile besucht er auch einen Therapeuten, der eine ganze Reihe an neuen Entdeckungen in Matts Unterbewusstsein macht (besonders was seine sexuellen Vorlieben angeht). In mancher Hinsicht hat er mir wirlich leid getan, denn er funktioniert in vielen Situationen einfach nicht wie "normale" Menschen. Doch meist ist er sich ganz bewusst, was er gerade tut, weswegen sich mein Mitleid in der Regel in Grenzen gehalten hat. Er macht es einem wirklich nicht leicht, ihn zu mögen.
Mit Hannah ging es mir allerdings nicht besser. Sie flippt mindestens genauso schnell aus, wie Matt, und anstatt sich mit ihm auszusprechen, wird sie normalerweise zickig und fies, was im Streit endet, in dem sich die beiden die schlimmsten Sachen an den Kopf werfen. Außerdem ist sie ständig am weinen und muss dann von einem der Männer der Geschichte gerettet werden. Nach drei Büchern hatte ich wirklich mehr von ihr erwartet.
Ich konnte bei beiden leider kaum eine Entwicklung feststellen. Sie sind zwar vielleicht ein klein wenig ehrlicher miteinander, aber selbst als sie sich schwören, keine Geheimnisse mehr voreinander zu haben, schaffen sie es nicht, sich ganz daran zu halten. Es war auf Dauer furchtbar frustrierend und man bekommt das Gefühl, die beiden können gar nicht anders, als sich selbst zu sabotieren.
Die anderen Charaktere waren aber ehrlich gesagt auch nicht besser. Hannahs Schwester Chrissy war selbstsüchtig und kalt und Seth nur noch ein Schatten seiner selbst. Er trägt wieder eine relativ wichtige Rolle in dieser Geschichte, allerdings ganz anders, als noch im zweiten Buch. Dennoch hat mir nicht gefallen, wie seine Figur hier ausgeschlachtet wird. Er ist nur Mittel zum Zweck und die meisten, allen voran Hannah, tun so, als ob er nichts für sein Handeln könne.

Es gibt einige Details bei denen man am Ende von After Dark irgendwie in der Luft hängen gelassen wird. Was mit Seth passiert wird z.B. nur sehr kurz angeschnitten. Aber auch die Gedanken zu Bethany, Matts sexuellen Fantasien oder seine Beziehung zur Öffentlichkeit werden irgendwie nicht richtig zu Ende gebracht.

Das war ja jetzt erst einmal ziemlich viel Gemotze. Warum habe ich dem Buch also trotzdem drei Sterne gegeben? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Irgendwie hat es After Dark von M. Pierce trotz all des Dramas und des Augenverdrehens, das es bei mir hervorgerufen hat, geschafft, mich bestens zu unterhalten. Vermutlich gerade weil einfach alles schief geht, was nur schiefgehen kann. Außerdem ist wie schon bei den ersten beiden Bänden die Integrierung des Buchs im Buch sehr gut gelungen. Denn im Grunde ist die The Night Owl Trilogy ja die Geschichte von der Entstehung der The Night Owl Trilogy. Das hat M. Pierce schon alles wirklich sehr geschickt gemacht.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich jemandem raten würde diese Reihe anzufangen, denn wenn man einmal drin ist, will man auch wissen, wie es weitergeht, egal ob sie einem gefällt, oder nicht. Aber ich muss zugeben, sie hat einfach was. Deshalb: Lesen auf eigene Gefahr. ;)

After Dark erscheint am 24. März 2015.

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