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456 - 460 von 1585 Rezensionen auf der Seite.

08.

Sep 2015

~ND

A Thousand Nights

Seit Jahren schon besucht der König Lo-Melkhiin immer wieder die verschiedenen Siedlungen seines Landes, um sich eine neue Frau auszusuchen. Doch keine dieser jungen Frauen ist noch am Leben und kaum eine hat länger als eine Nacht mit Lo-Melkhiin überstanden. Mittlerweile sind auf diese Weise 300 Mädchen gestorben und es ranken sich wilde Legenden um den König. Die einen sagen, er hätte in der Wüste zu viel Sonne abbekommen. Andere sagen, ein Dämon hätte in den Sanddünen Besitz von ihm ergriffen. In einem stimmen jedoch alle überein: Lo-Melkhiin war plötzlich nicht mehr der gleiche, als er von einem Jagdausflug in der Wüste zurückkam.
Als er eines Tages in die Siedlung eines jungen Mädchens kommt, weiß sie einfach, dass ihre Schwester seine nächste Braut werden wird. Schließlich ist weit und breit bekannt, dass sie die Schönste in der Gegend ist und wird von allen begehrt. Deshalb beschließt das Mädchen, ihre Schwester zu retten - und wird schließlich selbst die neue Frau des Königs.
Doch wie durch ein Wunder überlebt sie die erste Nach an der Seite von Lo-Melkhiin. Und die nächste. Und die nächste. Je mehr Zeit sie am Hof des Königs verbringt umso klarer wird ihr, dass der König ein Geheimnis hat - und irgendetwas an ihr ist in der Lage, seiner geheimnisvollen Kraft zu widerstehen. Und das will sie nutzen, um Lo-Melkhiins Schrecken ein für alle Mal zu beenden - und vielleicht sogar den Mann in ihm retten, von dem sie ab und zu noch kleine Blicke erhaschen kann.

Als ich zum ersten Mal die Beschreibung zu A Thousand Nights von E.K. Johnston gelesen habe, war ich erst einmal ziemlich neugierig auf dieses Buch. Besonders der märchenhafte orientalische Einschlag hat mir dabei besonders gut gefallen. Leider war das Buch selber dann aber eher eine Enttäuschung. Zum einen fand ich es auf Dauer sehr anstrengend, dass abgesehen von Lo-Melkhiin niemand einen Namen hat. Sie werden immer nur mit Titel angesprochen (Tochter, Schwester, Ehefrau, Mutter meiner Schwester etc.) und manchmal klang das einfach mehr als albern, zumal es für die Geschichte keine Bedeutung hatte soweit ich das beurteilen konnte.
Außerdem passiert einfach zu wenig. Die Heldin kommt in Lo-Melkhiins Palast an und rechnet eigentlich nicht damit die Nacht zu überstehen. Doch anstatt dem Tod findet sie eine Macht in ihr selbst, die ihr hilft, sich gegen ihren neuen Gatten zu behaupten. Das ist eigentlich eine ganz gute Ausgangssituation für eine spannende Geschichte. Leider macht E.K. Johnston aber gar nichts daraus. Was folgt sind Seite um Seite die gleichen Abläufe. Die Heldin nutzt ihre neue Kraft, die immer stärker wird, spricht mit den verschiedenen Figuren, die im Palast leben...und das wars. Kein Charakter wird näher ausgeleuchtet - weder die Heldin, noch die Nebencharaktere und auch Lo-Melkhiin nicht wirklich. Keiner der Charaktere zeigt Tiefe oder eine echte Entwicklung über die gesamte Geschichte hinweg. In Kombination mit der fehlenden Handlung hat das einfach leider ein rundum langweiliges Buch ergeben.
Außerdem hat mir ein wenig die Romantik gefehlt. Die fehlt nämlich im Grunde komplett, dabei hätte man relativ problemlos auch eine ganz schöne Liebesgeschichte einbauen können. Darauf hat E.K. Johnston allerdings verzichtet, was ich ihr im Grunde nicht unbedingt ankreiden kann, dadurch dass aber sonst auch nichts in der Geschichte passiert, hätte wenigstens ein bisschen Romantik dem Buch aber gut getan.

Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die mir an A Thousand Nights gefallen haben. Zum einen war das das Ende, an dem endlich mal etwas passiert und an dem die märchenhafte Stimmung richtig gut transportiert wird. Zum anderen sind das die Szenen aus Lo-Melkhiins Sicht, die ein paar Mal eingestreut werden und die mehr Einfluss auf die Geschichte haben, als alles, was die Heldin so tut oder denkt und die zumindest Lo-Melkhiins Figur einigermaßen interessant wirken ließen.

Unterm Strich kann ich A Thousand Nights von E.K. Johnston deshalb definitiv nicht empfehlen. Die Grundprämisse gefällt mir zwar nach wie vor sehr gut, doch an der Umsetzung hat es wirklich gehapert. E.K. Johnston ist es nicht gelungen, ihr orientalisches Märchen mit einer echten Geschichte und tiefen Charakteren zu verbinden, so dass A Thousand Nights immer sehr oberflächlich blieb.
Wen diese Art von Geschichte interessiert, dem kann ich da eher The Assassin's Curse empfehlen, das eine ähnliche Stimmung verbreitet, dabei aber wesentlich besser umgesetzt wurde.

A Thousand Nights erscheint am 6. Oktober 2015.

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06.

Sep 2015

~ND

Dirty Promises

Enthält Spoiler für die restlichen Bücher der Dirty Angels Reihe und ist definitiv nicht für Leser unter 18 Jahren geeignet.

Javier und Luisa Bernal sind ganz oben angekommen. Ihr Drogenkartell ist das einflussreichste und größte in ganz Mexiko und die Geschäfte laufen hervorragend. Nur noch einen anderen Narco (Drogenlord) gibt es, der Javier Konkurrenz macht, doch er hat große Pläne, dessen Territorium auch noch einzunehmen. Luisa ist immer an seiner Seite und unterstützt ihren Mann, wo sie nur kann.
Doch nach dem tödlichen Attentat auf seine Schwester Alana ist Javier nicht mehr der Gleiche und Luisa erkennt ihren Ehemann kaum wieder. Er hält sie auf Distanz, spricht kaum noch mit ihr und wenn, dann nur im Zorn - und die Prostuierten, die ständig in ihr Haus kommen, und die anschließenden Schreie sind sicher auch kein gutes Zeichen. Luisa muss langsam aber sicher feststellen, dass sie in einer Ehe gefangen ist, die sie nach allem, was sie durchgemacht und überlebt hat, nun langsam aber sicher zu ersticken droht. Schließlich kann man sich vom Boss eines Kartells nicht einfach so scheiden lassen. Selbst wenn sie das wollte, ist sie sich aber immer noch ziemlich sicher, dass sie Javier liebt.
Unterstützung bekommt Luisa jedoch bald von ganz unerwarteter Seite: Esteban Mendoza, Javiers rechte Hand, ist der Einzige, der ihr noch wirklich Beachtung schenkt...und die scheint nicht gerade unschuldig zu sein, wenn Luisa seine lodernden Blicke richtig deutet. Und sie würde lügen, wenn sie nicht zugeben würde, dass es eine große Versuchung wäre, seinem Angebot nachzugehen. Doch ist sie bereit diesen größten Verrat an ihrem Mann zu begehen für ein kleines bisschen Genugtuung? Luisas muss bald feststellen, dass ihre Antwort auf diese Frage sogar sie selbst überrascht...

Es kommt wirklich selten vor, dass ich Lesern unter 18 ganz ausdrücklich abrate ein Buch zu lesen. Doch Dirty Promises von Karina Halle ist definitiv eines davon. Und zwar nicht, weil der Sex so pervers oder explizit wäre - obwohl er das hier schon auch ist. Nicht nur wird Sex in diesem Buch gerne als Waffe benutzt, hier werden sogar im wahrsten Sinne des Wortes Waffen beim Sex benutzt und es ist keine Seltenheit, dass Blut fließt. Nein, mir geht es viel mehr um die Gewalt, denn die Autorin nimmt wirklich kein Blatt vor den Mund. Dass Drogenkartelle kein Kinderspielplatz sind und grauenhafte Verbechen dort an der Tagesordnung sind, sieht man jeden Tag in den Nachrichten und Karina Halle hat hier nichts ausgelassen: Mord, Folter, Verstümmelung, Vergewaltigung, Misshandlung...in Dirty Promises ist wirklich alles vertreten. Und es sind nicht nur die "Bösewichte", die in dieser Geschichte ein Verbrechen nach dem anderen Begehen. Denn in Dirty Promises gibt es keine "Guten", zumindest nicht im klassischen Sinn. Man sollte deshalb ganz dringend seine Moral so weit es geht ausschalten, bevor man dieses Buch liest, denn zumindest ich habe mich schon dabei ertappt mit Menschen zu sympatisieren, die ich normalerweise verachten würde.
Es ist natürlich auch nicht wirklich einfach, die Charaktere dieses Buchs wirklich zu mögen. Javier Bernal durfte man ja bereits in der The Artists Trilogy kennenlernen - wo ich ihn für meinen Teil über alle Maßen gehasst habe. In Dirty Angels, dem ersten Buch der Dirty Angels Reihe, war er dann nun plötzlich der Protagonist...und irgendwie konnte ich mich mit ihm anfreunden. Auch Luisa kennen wir aus diesem Buch und auch wenn sie sicher keine Unschuld vom Lande ist, hat sie Javier eine Menge Menschlichkeit verliehen...Obwohl, eine Menge ist vermutlich übertrieben, denn Javier, seine Männer und ja, am Ende auch Luisa ticken einfach ganz anders. Sie sind brutal, verdorben, machtgeil und voll von Rachegefühlen und Blutlust. So wirklich mögen kann man sie also eigentlich gar nicht. Das muss aber auch nicht sein, denn Dirty Promises funktioniert auch so wunderbar.
Dafür sorgt die wirklich unterhaltsame Handlung. Die Seiten, auf denen die Figuren zu stehen scheinen, ändern sich ständig und so weiß man nie so richtig, was als nächstes passieren könnte. Vor allem Esteban sorgt immer wieder für Überraschungen - und zwar im schlechtesten Sinne. Er ist die treibende Kraft in diesem Buch und (keine Sorge, ich verrate nicht zu viel) der absolute Ursprung allen Übels. Er ist ein fantastischer Gegenspieler, der an Wahn, Perversion und Verdorbenheit kaum zu überbieten ist.

Woher kommt es also, dass ich Dirty Promises von Karina Halle doch so gerne mochte? Ich kann es euch nicht sagen. Es ist wie ein Autounfall, von dem man einfach nicht mehr wegschauen kann. Ich habe mich teilweise so geekelt beim Lesen, einfach weil manche Szenen dermaßen grausam waren. Aber genau das war irgendwie auch unterhaltsam und hat das Buch ausgemacht.
Es gibt eigentlich nur eine Sache, die mich an Dirty Promises etwas gestört hat und das war die Frage, wieso Javier sich so lange von Este auf der Nase herumtanzen ließ. Schon in den früheren Büchern habe ich mich das öfter gefragt und das hat sich natürlich auch dieses Mal nicht geändert. Aber das wirklich nur am Rande, denn auch wenn es sicher ein paar übertriebene Momente gibt funktioniert dieses Buch einfach.

Dirty Promises von Karina Halle ist anders, als jedes Buch, das ich jemals gelesen habe. Es ist definitiv nicht für jeden. Man muss als Leser schon eine Menge schlucken und verkraften können und darf sich auch an der ein oder anderen "kranken" Entwicklung nicht stören. Ich kann euch zu Dirty Promises weder raten, noch abraten, dafür ist die Gewalt und Stimmung einfach zu schwierig einzustufen. Ich jedenfalls habe mich bestens unterhalten gefühlt (was auch immer das über mich aussagt ;).

Dirty Promises erscheint am 15. September 2015.

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05.

Sep 2015

~ND

Ricochet

Enthält Spoiler für Addicted to You .

Lo und Lily haben ihre Tiefpunkte erreicht. Ihnen ist endlich klar geworden, dass ihr Leben so nicht weitergehen kann. Nicht wenn sie wollen, dass ihre Beziehung eine Zukunft hat. Also ist Lo in eine Entzugsklinik gegangen, um seine Alkoholsucht in den Griff zu bekommen und Lily hat keine Ahnung, wo er sich gerade aufhält. Sie weiß nur, dass sie die nächsten drei Monate ohne in auskommen muss.
Und das wird extrem hart, denn sie macht gerade ihren eigenen Entzug durch. Kein Lo bedeutet für Lily auch keinen Sex - zumindest, wenn sie ihn nicht betrügen, enttäuschen und eine Zukunft mit ihm haben will. Zum ersten Mal in ihrem Leben haben Lo und Lily nun aber echte Unterstützung. Rose und ihr Freund Connor helfen Lily wo sie nur können und Ryke, Lorens neu in sein Leben getretener Halbbruder, ist nicht nur Los größte Stütze sondern ist auch für Lily da und momentan ihre einzige Verbindung zu Loren.
Doch auch für Lily wird bald klar, dass sie ohne Therapie nicht über ihre Sucht hinwegkommen wird. Und dort entdeckt sie Dinge über sich, über die sie eigentlich nie nachdenken wollte. Lily ist verwirrt, depressiv und weiß ehrlich nicht, welche ihrer Ängste am Ende siegen wird - drei Monate lang keinen Sex zu haben oder die Gefahr Lo für immer zu verlieren...

Ricochet ist ein ziemlich passender Titel den Krista Ritchie und Becca Ritchie da für ihr Buch gewählt haben. Ricochet bedeutet so viel wie unkontrolliert abprallen oder einfach Querschläger. Und genau das ist es auch was Lily fühlt. Die einzigen sicheren Dinge, die sie je in ihrem Leben hatte, war die Kontrolle, die sie während dem Sex fühlte und ihr sicherer Hafen in Form von Lo. Nun hat sie beides vorübergehend verloren.
Das löst natürlich einige schwierige Emotionen in Lily aus und zum ersten Mal in ihrem Leben muss sie sich wirklich mit ihrer und auch Lorens Sucht auseinandersetzen, wenn sie die 90 Tage ohne ihn überstehen will. Deshalb passiert auch endlich das, was ich mir schon das ganze erste Buch über von ihr gewünscht habe: Sie begibt sich in Therapie. Es war wirklich spannend zu sehen, wie ihr Verhalten, ihre Auslöser und ihre Beweggründe langsam aber sicher aufgedröselt werden. Sie lernt wahnsinnig viel über sich selbst, doch es wird auch klar, dass sie noch einen weiten Weg vor sich hat.
Denn ihre Sucht ist so stark wie eh und je - doch mit ihren Freunden und ihrer Schwester als Unterstützung ist sie auch zum ersten Mal voller Hoffnung. Trotzdem ist Ricochet natürlich sehr emotional. Lily macht sich Sorgen um Lo und darüber, ob die beiden überhaupt zusammen sein sollten, wenn sie ihre Suchtprobleme besiegen wollen. Doch gleichzeitig habe ich mir auch viel weniger Sorgen um sie gemacht, als noch in Addicted to You , einfach weil man jetzt schon merkt, wie sich etwas in ihr geändert hat.
Doch Ricochet handelt nicht nur von Lily und damit auch indirekt von Lo, es dreht sich ebenfalls um Rose und Connor und ihre ungewöhnliche Beziehung, die sich ständig ändert und bei der keiner so richtig weiß, wo sie eigentlich stehen. Auch Ryke spielt eine zentrale Rolle, genauso wie Daisy (bei denen ich mir übrigens ziemlich sicher bin, dass sich in der Zukunft noch etwas zwischen ihnen entwickeln wird ;). Es wird immer klarer, dass die Kindheit der Schwestern vielleicht nicht so perfekt war, wie es nach außen hin den Anschein hat, denn zum ersten Mal sieht man, dass wirklich alle vier Mädchen ein gewisses Päckchen zu tragen haben und Geld am Ende nicht alles ist, was ein Kind zum Aufwachsen braucht.

Das Einzige, was mich an Ricochet vielleicht ein wenig gestört hat, ist die Tatsache, dass es sich nicht so recht entscheiden kann, ob es nun eine Novelle oder ein Roman ist. Es passieren genügend Dinge, die einen eigenen Roman rechtfertigen würden, alleine durch Lilys Therapie. Auch die Abwesendheit von Lo über weite Teile des Buchs kaschieren Krista Ritchie und Becca Ritchie durch Rückblenden äußerst geschickt, so dass er eigentlich nie wirklich gefehlt hat. Doch es gibt auch Szenen, die sich sehr stark wie Lückenfüller lesen, um das Buch etwas künstlich länger werden zu lassen. Diese Szenen waren zwar keinesfalls langweilig, aber sie haben irgendwie meiner Meinung nach auch nicht so richtig in die Geschichte gepasst. Es ist mit weniger als 300 Seiten deutlich kürzer als die anderen Bücher der Reihe Ich hätte mich gleichermaßen über eine Novelle wie über ein volles Buch gefreut - allerdings fühlt sich Ricochet als Endergebnis weder wirklich wie das eine, noch das andere an.

Trotzdem bin ich sehr froh, dass die Zwillinge Krista Ritchie und Becca Ritchie Ricochet geschrieben haben. Nicht nur zeigt es einige wichtige Entwicklungen in Lilys und Los Leben, es macht auch einfach nur Spaß all die Charaktere wieder zu sehen. Ich kann es jetzt schon kaum erwarten zu lesen, wie es in Addicted for Now mit ihnen weiter geht.

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03.

Sep 2015

~ND

To Love A Traitor

London, 1920
Der erste Weltkrieg noch nicht lange her und zwischen den Kämpfen an der Front und der spanischen Grippe gibt es kaum eine Familie, die nicht wenigstens ein Familienmitglied verloren hat. So geht es auch Roger Cottingham, dessen älterer Bruder Hugh vor drei Jahren in Belgien gefallen ist. Doch weder Roger noch Hughs Verlobter Mabel kamen die Umstände je ganz geheuer vor. Irgendetwas stimmte einfach an den Berichten um seinen nicht und das ließ keinen der beiden los.
Roger selbst war Kriegsdienstverweigerer, weshalb ihn schreckliche Gewissensbisse wegen seines Bruders plagen. Deshalb schwört Roger Mabel und sich selbst den Umständen von Hughs Tod auf den Grund zu gehen. Einen Namen gibt es nämlich, der bei seinen Recherchen immer wieder sehr verdächtig auffällt: Matthew Connaught. Wenn er der Spion ist, dessen Verrat Hugh sein Leben gekostet hat, dann wird Roger ihn dingfest machen - komme was wolle.
Also mietet er sich unter falschem Namen als George Johnson in der gleichen Pension in London ein, in der auch Matthew seit einiger Zeit lebt. Doch der junge Mann, dem George dort begegnet, ist alles andere, als der zwielichtige, verschlagene Kriegsverbrecher, den er erwartet hatte. Stattdessen ist Matthew ein lebenslustiger, sympathischer Kerl, der im Krieg viel zu viel Leid erlebt hat und der selbst mit nur einem Arm wieder zurück gekommen ist.
Je näher George Matthew kennenlernt, umso weniger kann er noch an dessen Schuld glauben...und beginnt sogar, Gefühle für ihn zu entwickeln, was die ganze Sache nur noch komplizierter macht. Doch kann George Matthew jemals wirklich vertrauen, wenn er vermutlich nie die Wahrheit erfahren wird?

To Love A Traitor von J. L. Merrow hat mich wirklich angenehm überrascht. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Kriegsgeschichten, da dieses Buch aber eher die Konsequenzen beleuchtet, als den eigentlichen Krieg, empfand ich es allein dahingehend schon als eine erfrischende Abwechslung. Es war sehr interessant zu sehen, wie britische Zivilisten und vor allem Kriegsverweigerer die Zeit damals erlebt haben und wie sie von der Gesellschaft behandelt wurden. George (er wird im Buch hauptsächlich George genannt. Den Namen Roger legt er relativ früh ab) hat seine ganz eigenen Gründe, wieso er den Dienst an der Waffe nicht leisten konnte und wollte, doch das hat ihn viel gekostet.
Mit der Suche nach dem Verräter seines Bruders, will er also in gewisser Hinsicht Buße leisten. Es ist das Einzige, was er noch für Hugh tun kann. und es liegt ihm eine Menge daran, den Verantwortlichen zu finden. Bei seinen Nachforschungen sieht er aber auch die Beziehung, die er zu seinem Bruder hatte, plötzlich mit völlig neuen Augen, denn er macht einige Entdeckungen über Hugh, zu dem er immer ein angespanntes Verhältnis hatte, mit denen er nicht gerechnet hätte. Für George hält dieses Buch also wirklich einige sehr emotionale Elemente bereit.
Natürlich steht aber seine aufkeimende Freundschaft zu Matthew im Vordergrund. Es dauert eine ganze Weile, bis Georges Vorgeschichte erzählt ist und wir Matthew wirklich kennenlernen. Doch wenn er erst mal auf der Bildfläche erscheint, muss man ihn einfach lieben. Obwohl er im Krieg seinen Arm verloren hat, behielt er immer sein sonniges und positives Wesen. Dem verfällt auch George sehr schnell, denn nicht nur wird Matthew schnell ein wirklich guter Freund für ihn, sondern er versteht ihn auch auf eine Weise, wie niemand anderes. Dass George schon bald Gewissensbisse und ein Interessenkonflikt plagen ist da natürlich ganz klar. Doch seine Nachforschungen kann er dennoch nicht aufgeben und das bringt ganz neue Probleme mit sich.

Im Grunde ist To Love A Traitor deshalb eine sehr interessante Mischung an verschiedenen Themen und Elementen. Allerdings hätte ich mir wirklich gewünscht, dass es ein klein wenig mehr Romantik gegeben hätte. Zwar knistert es ordentlich zwischen George und Matthew und es ist auch ganz klar, dass sie zu der damaligen Zeit ihren Gefühlen nicht einfach so freien Lauf lassen können. Dennoch dauert es fast bis zum Ende, bis sie wirklich zueinander finden und davon bekommen wir kaum noch etwas zu lesen. Dadurch, dass To Love A Traitor recht kurz ist, wird es zwar nie langweilig, unterm Strich hätte ich mir aber dennoch ein wenig mehr fürs Herz gewünscht.

Dennoch ist To Love A Traitor von J. L. Merrow eine gelungene Geschichte, die mir viel Spaß gemacht hat und historische Elemente geschickt mit einer ruhigen Liebesgeschichte verbindet. J. L. Merrow werde ich mir daher definitiv merken.

To Love A Traitor erscheint am 15.September 2015.

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01.

Sep 2015

~nia

Lessons in Astronomy

Vorne weg ist zu sagen, dass Lessons in Astronomy nur für Personen ab 18 Jahren geeignet ist. Es werden verschiedene Themen behandelt, die Ängste auslösen können. Für wen der Verlust eines Ungeborenen, Gewalt in Kombination mit Sex oder eine einseitige inzestuöse Liebe nicht zu verdauen sind, sollte besser nicht weiter lesen.

Bei Lessons in Astronomy von CaitlinFairchild handelt es sich um eine Serie aus drei kleineren Sherlock-Fanfiction, die alle nach Abschluss der dritten Fernsehstaffel spielen. Der erste Teil heißt The Boundaries of an Event Horizon und wird aus Sherlocks Perspektive erzählt, Teil zwei The Properties of a Binary System aus Mycrofts und der Abschlussteil The Process of Stellar Ignition dann aus Johns. Und auch wenn die Serie harter Stoff ist, liebe ich sie total.

Ausgangspunkt ist, dass John und Mary ihre Tochter verlieren, weil Mary entführt wird und sich bei ihrer Befreiung die Plazenta löst. Zur Information: Das ist ein absolut lebensbedrohlicher Zustand für den Fetus, da Blut und Sauerstoff von einer Sekunde auf die andere fehlen. Kommen Mutter und Kind nicht sofort in ein Krankenhaus, hat man keine Chance das Kind zu retten. Die Beziehung zwischen beiden war vorher schon angespannt, sodass es John nicht verwundert, als Mary das Weite sucht. Den Verlust seiner Tochter verkraftet er allerdings nicht so gut. John ist wütend wie nie zuvor - und das heißt schon einiges. Und so wundert es Sherlock nicht, dass er eines Abends betrunken in der Baker Street auftaucht und seine Wut an Sherlock auslässt. Ja, die beiden prügeln sich auf heftigste und am Ende mündet das Ganze in Hass-Sex. Langsam aber sicher bewegen sich die beiden auf den Abgrund zu, weil Sex und Schlägereien immer heftiger werden. Schließlich hält John es nicht mehr aus, bitte Mycroft um Hilfe und verschwindet zu den Ärzten ohne Grenzen. Wie und ob alle drei Charaktere weiter mit der Situation zurechtkommen und ob bei so einem Szenario ein glückliches Ende überhaupt möglich ist, werde ich an dieser Stelle nicht verraten.

Lessons in Astronomy ist in jedem Fall eine der bestgeschriebenen Serien, die ich je gelesen habe. CaitlinFairchild hat ein solches Händchen, lebendig und mitreißend zu schreiben. Es ist der Wahnsinn. Besonders die Allegorien haben es mir angetan, also die bildliche Darstellung von abstrakten Dingen, in Lessons in Astronomy natürlich die Beziehungen zwischen den Charakteren.

Hier ist mal die Inhaltsangabe von The Boundaries of an Event Horizon, die mir das Herz einfach höher schlagen lässt. Meine Übersetzung wird dem Original leider nicht gerecht, ich habe aber versucht, Bilder und Satzfluss so gut es ging zu übertragen:

In a different time, a more naive time, Sherlock thought he was the star and John the satellite, circling him in worshipful orbit. He knows now that was never true. John was always the sun, bright and fierce, and Sherlock was the pale, cold moon, his only heat coming from the light he reflected.

And then his sun went into supernova. Moriarty said he would burn him and he has, and John is the fire, his rage and grief incinerating Sherlock, burning the heart out of him in the end, turning him into nothing but cinder and ash. And now the supernova is collapsing, a black hole born where there was once warmth and heat and love, and Sherlock is being pulled down, down past the event horizon, into the endless frozen void where nothing can ever escape.

Übersetzung: Zu einer anderen, naiveren Zeit dachte Sherlock, er sei der Stern und John der Satellit, der bewundernd in seinem Orbit kreißte. Er weiß jetzt, dass das nie der Fall war. John war immer schon die Sonne, hell und glühend, und Sherlock war der blasse, kalte Mond, dessen einzige Wärme vom reflektierten Licht kam.

Und dann wurde die Sonne zur Supernova. Moriaty sagte, er würde ihn verbrennen und das tut er, und John ist das Feuer, sein Zorn und seine Trauer verglühen Sherlock, verbrennen sein Herz am Ende, so, dass nichts anderes vom ihm bleibt als Schlacke und Asche. Und nun kollabiert die Supernova und ein Schwarzes Loch entsteht da, wo einst Wärme, Hitze und Liebe war und Sherlock wird mit herabgezogen, über den Rand des Universums hinaus, hinein in das endlose gefrorene Nichts aus dem niemand jemals entkommen kann.

Die Sprache in dieser Geschichte ist so, so wunderschön. Und dass damit dann schwierige Themen beleuchtet werden und die Charaktere eine harte Reise vor sich haben, macht die Sache für mich nur noch besser. Jedem, der des Englischen mächtig ist und der vor einer schmerzhaften Geschichte nicht zurückschreckt, kann ich Lessons in Astronomy wirklich nur ans Herz legen.

Die Autorin, CaitlinFairchild, findet man auch auf tumblr.

Hier geht es zum Buch!

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