Rezensionen
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11.Mar 2011 |
~ND
Ship Breaker / Schiffsdiebevon Paolo Bacigalupi
Tags:
Dystopie, Jugendbuch
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Irgendwo im Süden der USA am Golf von Mexiko lebt Nailer. Durch Klimawandel und menschlichen Einfluss hat sich seine Welt im Laufe der Jahrhunderte verändert. Wie fast alle Menschen seiner Heimat arbeitet auch er als Ship Breaker, einem Job, in den man sich einkaufen muss, um anschließend unter schwerer körperlicher Arbeit Schiffswracks auseinander zu nehmen und auszuweiden. Und die Konkurrenz ist groß; wer keine Leistung bringt wird gefeuert und dann hat man fast keine Chance mehr zu überleben, es sei denn man verkauft seinen Körper. Entweder im Bordell oder Stück für Stück an Organhändler.
Für Nailer und seine Crew ist dieser Kampf Alltag und sie wissen nie, was der nächste Morgen bringt. Da es aber allen gleich schlecht geht, ist Verrat an der Tagesordnung und auch das Wort Familie hat kaum noch Bedeutung. Nailers eigener Vater ist dafür das beste Beispiel, denn nach dem Tod seiner Frau steht er ständig unter Drogen oder ist betrunken und Nailer sieht ihn nur noch, wenn er ihn mal wieder halb zu Tode prügelt.
Nachdem ein schrecklicher Sturm ihre gesamte Siedlung weggefegt hat, stoßen Nailer und seine Freundin Pima auf einen verunglückten Klipper, große moderne Schiffe reicher Leute und Nailers heimlicher Traum von der Ferne. Die gesamte Mannschaft ist tot, aber es gibt eine Menge zu plündern. Ein echter Glücksgriff, der sie zumindest eine Weile aus der Armut befreien könnte.
Doch dann finden sie doch noch eine schwer verletzte Überlebende: Ein junges, reiches Mädchen namens Nita. Sollten er sie retten können und all das was sie verspricht stimmen, sieht Nailer in ihr die Chance auf ein besseres Leben. Doch Nita steckt in noch größeren Schwierigkeiten, als Nailer ahnen kann.
Zunächst ist es mir ein wenig schwer gefallen einen Zugang zu Paolo Bacigalupis Ship Breaker / Schiffsdiebe zu finden. Die Gesellschaft, in der Nailer lebt, folgt ganz eigenen Regeln und Gewalt sowie Anarchie ist an der Tagesordnung. Der Autor versucht die Welt zu beschreiben, ohne sie zu erklären. Der Leser wird mit Schifffahrtsjargon und Tatsachen konfrontiert und kann daher erst mit der Zeit Sinn daraus machen. Die ersten 50 Seiten waren deshalb stellenweise ein wenig anstrengend, gleichzeitig hat es aber auch zu dem logischen und konstanten Schreibstil gepasst.
Als dann aber erst mal die Einleitung geschafft war, hat sich das Buch zu einem ausgezeichneten Jugendroman entwickelt. Nicht nur zeichnet es ein erschreckendes Bild der USA der Zukunft, in dem Ausbeutung von Rohstoffen und Menschen, sowie die Globalisierung ganze Länder zerstört hat. Auch die Entwicklung der Menschen und Gesellschaft ist beängstigend. Während ein Teil der Welt in größter Armut lebt, schwelgt ein anderer in fast unverschämten Luxus.
Besonders gut gefallen hat mir, dass die Charaktere nicht in einfachem Schwarz/Weiß gezeichnet sind. Die Bedingungen sind hart und das zeigen auch die Menschen. Nicht mal Nailer selbst kann der Leser immer vollständig vertrauen und das verleiht dem Buch nochmal ein ganz eigenes Gefühl. Einzig etwas ausführlichere Beschreibungen hätte ich mir hier und da gewünscht, den manche Abschnitte und zwischenmenschliche Beziehungen, sowie Charakterdarstellungen sind ein bisschen knapp daher gekommen, was die Geschichte zum Glück aber kaum beeinträchtigt hat.
Verpackt in eine abenteuerliche und spannende Geschichte, erzählt Ship Breaker / Schiffsdiebe von den Veränderungen, die unsere Welt bereits in diesem Augenblick durchmacht und zu einer solch erschreckenden Zukunftsvision führt, aber auch von Loyalität, Moral und dem Wert der Familie.
Die deutschen Rechte sind mittlerweile auch verkauft, allerdings ist vor 2012 vermutlich noch nicht mit einer Veröffentlichung zu rechnen. Mittlerweile steht auch fest, dass im Mai 2012 eine Fortsetzung in den USA erscheinen wird.
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09.Mar 2011 |
~nia
Hex / 2367 Experiment HexVoid / Hex #1
Tags:
Jugendbuch, Science Fiction
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London 2367. Raven ist eine Hex. Die 15-Jährige kann allein mithilfe ihrer Gedankenkraft in Computersysteme eindringen und diese nach ihrem Wunsch nutzen, ändern und manipulieren. Dabei ist sie so brillant wie kaum ein Hex. Werden Kinder oder Jugendliche, die Träger des Hex-Gens sind, doch vom System gejagt und exterminiert, also beseitigt und getötet. Raven konnte ihre Fähigkeiten bislang geheim halten, doch dafür musste sie schon früh erwachsen werden.
Der 21-Jährige White ist Ravens Bruder und ein ehemaliger Ganger. Ganger setzen in den gefährlichen, düsteren und oft trostlosen Untervierteln der Städte die Wünsche und Ziele ihre Gang durch, wenn nötig, auch mit Gewalt. Da White aber eigentlich ein sehr sozialer Mensch ist, hat er die Arbeit sobald es ging an den Nagel gehängt. Mit Raven hat er nur sporadisch Kontakt, auch wenn sie dafür gesorgt hat, dass er finanziell unabhängig von seiner Gang werden konnte.
Kez ist ein Straßenjunge der Londoner Unterstadt. Der 13-Jährige ist smart und clever. In seinem Viertel laviert er sich so durch und konnte größere Schwierigkeiten bislang vermeiden. Als White einen Führer und Informanten braucht, lernt Kez Raven kennen und ist sofort total fasziniert von ihr. Er hängt sich an das Geschwisterpaar und nutzt die Gelegenheit, seinem armseligen Leben eine neue Wendung zu geben.
Ali ist Tochter aus reichem Hause und lebt in der Oberstadt in einem der angesagtesten Viertel der Stadt. Sie hat alles, was man sich nur wünschen kann. Ihrem Vater gehören gleich mehrer TV-Sender und die 16-Jährige träumt davon Holovid-Regisseurin zu werden. Dass Ali ebenfalls eine Hex ist, hat sie erst vor kurzem festgestellt. Ihre Fähigkeiten sind noch nicht voll entwickelt, was nicht nur ihre Träume bedroht sondern sie auch in akute Lebensgefahr bringt.
Raven und White hoffen, in London eine neue Spur zu finden, die zu ihre seit anderthalb Jahren verschollene kleine Schwester Rachel führt. Als Raven sich bei der Suche in den Regierungscomputer hackt, macht sie eine unglaubliche Entdeckung und bald ist das Leben von allen Beteiligten nicht mehr so wie es war.
Rhiannon Lassiters Hex / 2367 Experiment Hex ist ein spannendes und faszinierendes Science Fiction-Jugendbuch. Die Protagonisten sind so gezeichnet, dass sie nicht nur positive Eigenschaften haben, was sie in diesem kalten Zukunftsszenario besonders menschlich erscheinen lässt. Das Buch stammt aus dem Jahr 1998, die Technikbeschreibungen sind aber so gut gelungen, dass nichts daran altbacken oder unglaubwürdig klingt. Wenn Raven in die Netzwelten abtaucht, kann man richtig fühlen, wie sie die Datenströme bändigt und Bits und Bytes nach ihren Wünschen formt. Und als Ali die Experimente beschreibt, habe ich beim Lesen wirklich Beklemmungen bekommen. Hex / 2367 Experiment Hex ist Rhiannon Lassiters erstes Buch, das sie im Alter von 17 Jahren geschrieben hat. Ihre Alter wird manchmal im Schreibstil deutlich, was aber bei diesem Jugendbuch überhaupt nicht nachteilig ist.
Fazit: Ein Buch wie eine Achterbahnfahrt - einfach atemberaubend.
Das einzig ärgerliche ist, dass der Arena-Verlag nur den ersten Band der Void / Hex ins Deutsche übersetzt hat. Die beiden weiteren Teile werde ich nun auf Englisch lesen müssen Hex - Shadows und Hex - Ghosts. Raven, White, Kez und Ali haben mich aber so in ihren Bann gezogen, dass die Bücher schon gekauft sind. Leider sind alle Bücher nur noch gebraucht erhältlich.
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07.Mar 2011 |
~ND
The absolutely true diary of a Part-Time Indian / Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianersvon Sherman Alexie
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Junior hat es wahrlich nicht leicht. Er kam mit zu viel Gehirnflüssigkeit zur Welt, was ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Die nötige Operation, die er als Baby über sich ergehen lassen musste, hat er aber gut überstanden. Dennoch hat seine Krankheit langfristige Schäden hinterlassen (zumindest würde er manche dieser Dinge gerne seiner Hydrocephalus zuschreiben). Er muss die dickste und hässlichste Brille tragen, die er sich nur vorstellen kann und ist so dünn, dass er sich manchmal wundert, wie sein Körper seinen zu großen Kopf halten kann (allerdings helfen ihm seine noch viel größeren Füße wohl dabei). Er lispelt nicht nur, sondern stottert auch noch und manchmal bekommt er Anfälle. Für jemanden wie ihn ist es also nicht leicht ein 14jähriger Teenager zu sein. Zu allem Überfluss lebt er mit seiner Familie in einem Reservat der Spokane Indianer und wie beim Rest ihres Stammes, ist auch in Juniors Heim Arbeitslosigkeit und Alkoholismus an der Tagesordnung. Außerdem wird er ständig von seinen Mitschülern und anderen Stammesmitgliedern verprügelt, was dort ein beliebter Zeitvertreib zu sein scheint. Nur Juniors bester und einziger Freund Rowdy hält zu ihm wo er nur kann und hat ihn schon vor mehr als nur einer Schlägerei bewahrt. Alles in allem steht Junior eine nicht gerade rosige Zukunft bevor in einem Stamm, bei dem schon lange niemand mehr ein College von innen gesehen hat und in dem auf Grund von Alkohol viel zu viele Menschen ihr Leben verlieren.
Doch mit Hilfe eines seiner Lehrer gelingt Junior der Absprung: Er beschließt auf die Reagan zu gehen, einer High School, die mehr als 20 Meilen von seinem Reservat entfernt ist und außerdem ausschließlich von gut betuchten, weißen Kindern besucht wird. Dass er auf der neuen Schule Probleme haben wird, damit hatte Junior von Anfang an gerechnet. Und leicht machen es ihm seine Mitschüler wahrlich nicht, zumal sie sich so völlig anders verhalten, als er es von den Indianern her kennt. Was er allerdings nicht erwartet hat ist, dass sein gesamter Stamm ihm den Rücken kehrt. Selbst Rowdy.
Und auch wenn er sich selbst nur noch wie ein Teilzeit-Indianer fühlt, so scheinen Junior und seiner Familie trotz aller Mühen das gleiche Schicksal wie allen anderen Indianern zu blühen.
In Sherman Alexies The absolutely true diary of a Part-Time Indian / Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers bekommt man das Leben der Indianer mal von einer ganz anderen Seite beschrieben. Nichts mit romantischen, naturverbundenen Szenen und reicher Tradition. Die Menschen in den Reservaten leben in frustrierender Perspektivlosigkeit vor sich hin und die meisten flüchten sich in den Alkohol. Deshalb ist auch die Gewaltbereitschaft in den meisten Familien recht hoch. Junior hat in diesem Fall zwar großes Glück denn seine Eltern würde niemals Hand an ihn und seine Schwester legen, sein Vater ist allerdings Alkoholiker und seine Mutter hatte ebenfalls ihre Probleme.
Kein Wunder also, dass Junior diesen Teufelskreis durchbrechen will und den mutigen Schritt in eine neue Schule und hoffentlich auch neue Zukunft wagt. Sherman Alexie beschreibt diese Reise, die von vielen Schicksalsschlägen geprägt ist, auf unglaubliche witzige Weise. Dabei wirkt es aber nie geschmacklos, obwohl Juniors Lage eigentlich alles andere als zum Lachen ist. Und trotzdem schafft es der Autor, übrigens selbst ein Spokane-Indianer, ungewöhnlich feinfühlig mit diesen schwierigen Themen umzugehen.
Aber nicht nur der witzige wie sensible Schreibstil macht das Buch zu etwas Besonderem. Denn ganz vor allem sind die vielen gelungenen Zeichnungen und Comics, die sich durch das gesamte Buch ziehen, zu erwähnen. Mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors und viel Kreativität fangen sie perfekt die Stimmung des Buches auf. The absolutely true diary of a Part-Time Indian / Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers ist ein ungewöhnliches Buch, das ich mit seiner traurigen aber auch witzigen Sicht auf Freundschaft, Trauer, Leben und Tod sofort ins Herz geschlossen habe. In den USA wurde es allerdings sehr unterschiedlich aufgenommen: Von der einen Seite mit Auszeichnungen überhäuft (z.B. dem National Book Award 2007), wurde es von der anderen, z.B. in Missouri und Oregon, aus den Schulbibliotheken und -leseplänen komplett verbannt, wogegen die American Library Association aber nach wie vor ankämpft.
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05.Mar 2011 |
~nef
Sirenenliedvon Tanja Heitmann
Tags:
Fantasy
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Josh Galbright lebt auf einer schottischen Insel und wird jede Nacht von Träumen heimgesucht. Es sind weder schlechte noch gute Träume, denn sie lassen ihn ein unheimliches Verlangen erfahren und doch schrecken sie ihn zutiefst. Jedes Jahr wenn die Frühjahrsstürme beginnen, wird er rastlos und magisch zum Meer hingezogen. Was keiner weiß - Josh träumt von einer Sirene. Nicht irgendeiner Sirene - seiner Sirene. Er weiß, dass die Zeit des Wartens nun vorüber ist und sie kommen wird, um ihn zu holen. So sehr es ihn nach ihr verlangt, so sehr fürchtet er sich vor ihr. Denn sie bedeutet unwillkürlich seinen Tod. Dem Maler Jack erzählt er die Geschichte, wie es zur ersten Begegnung mit der Sirene kam und wieso er ihr Wiederkommen so sehr fürchtet. Aber nicht nur das Meerwesen will Josh für sich, auch die überaus erdverbundene Eileen hat sich in ihn verguckt und will ihm beistehen, in seinem Kampf gegen die Magie des Meeres.
Dieses kleine Büchlein habe ich durch Zufall in der Buchhandlung entdeckt. Die Sirenen sind ein alter Mythos der See und Geschichten, die sich um das Meer drehen, treffen bei mir auf großes Interesse. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass ein Buch mit gerade einmal 120 Seiten eine komplette Geschichte so erzählen kann, dass sie einem nicht gehetzt vorkommt.
Doch Tanja Heitmann hat es wirklich geschafft. Ich habe das Lesen sehr genossen und kann es jedem empfehlen, der eine Liebe zum Meer hat und dem Mythos um die verzaubernden Sirenen nicht verschlossen ist.
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03.Mar 2011 |
~nia
La Catedral del Mar / Die Kathedrale des MeeresTags:
Belletristik, Historie
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La Catedral del Mar / Die Kathedrale des Meeres von Ildefonso Falcones erzählt die Geschichte von Bernat Estanyol und seinem Sohn Arnau sowie vom Bau der gotischen Kirche Santa Maria del Mar in Barcelona.
p>Das Buch beginnt sehr beklemmend: Auf der Hochzeitsfeier von Bernat und seiner Braut Francesca tauchen durch einen unglücklichen Zufall Bernats Lehnsherr Llorenç de Bellera und seine Ritter auf. Da die junge Braut sehr hübsch anzusehen ist, fordert der Lehnsherr das Recht der ersten Nacht für sich ein. Außerdem pocht er darauf, dass auch noch Bernat seinen Pflichten als Ehemann nachkommt, damit ihm später kein Bastard untergeschoben werden kann. Damit ist die Beziehung der Eheleute zerstört, noch bevor sie richtig begonnen hat. Ein Jahr später flieht Bernat mit seinem 3 Monate alten Sohn Arnau vor den weiteren Repressalien des Adeligen. Ihr Ziel ist die freie Stadt Barcelona. Denn in der katalanischen Stadt kann jeder zum freien Bürger werden, wenn er ein Jahr und einen Tag in ihren Mauern verbracht hat.Bernat schafft es tatsächlich für sich und Arnau die Bürgerrechte zu erlangen, doch damit ist die Zeit der willkürlichen Herrschaft über ihr Schicksal durch andere noch längst nicht vorbei.
In dieser Zeit wird die kleine Statue der Maria del Mar wird für den heranwachsenden Arnau zum Mutterersatz und zur Vertrauten. Immer wenn er Kummer hat, treibt es ihn in die dazugehörige kleine Kapelle im Arbeiterviertel La Ribera. So bekommt er von Anfang an mit, dass der Kanonikus Bernat Llull diese kleine Volkskirche durch eine große Kirche, ja eine Basilika, ersetzen lassen will. Nach dem Motto 'vom Volk für das Volk' helfen Barcelonas Einwohner tatkräftig beim Bau 'ihrer' Kirche mit. Unter der Anleitung des Baumeisters und Architekts Berenguer de Montagut machen sich besonders die Bastaixos, die Lastenträger Barcelonas, um den Kirchenbau verdient, indem sie die großen und schweren Steine aus dem königlichen Steinbruch herbeitragen.
Nach dem Tod seines Vaters wird Arnau selber zum Bastaixos, um sich und seinen Freund und Bruder Joan zu versorgen. Doch Arnau bleibt kein einfacher Bastaixos, sondern geht seinen Weg. Mit Starthilfe von jüdischen Freunden wird er zum Geldwechsler und steigt im Laufe der Jahre zu einem der reichsten Männer der Stadt und zum Seekonsul auf. Dabei kreuzen alte Feinde seinen Weg und versuchen, ihn in den Untergang zu reißen. Doch Arnau hat nicht nur alte Feinde, sondern auch alte Freunde.
La Catedral del Mar / Die Kathedrale des Meeres ist ein spannender historischer Roman, der ein lebhaftes Abbild des spanischen 14. Jahrhunderts liefert. Feudalherrentum und Willkür von Adel und König werden ebenso thematisiert wie die Stadtentwicklung Barcelonas. Zentrale 'Gestalt' nimmt dabei der Bau von Santa Maria del Mar ein, die tatsächlich in nur 55 Jahren fertig gestellt wurde (zwischen 1329 und 1384). Ildefonso Falcones gelingt es, dass spanische Hochmittelalter sehr anschaulich darzustellen. Allerdings gibt es bei ihm nur schwarz und weiß: die Adeligen sind grausam und gemein, der normale Bürger (Bernat und Arnau) ist dagegen meist rechtschaffend und nur durch die Umstände zu Gewalt oder unlauterem Handeln gezwungen. Hinzu kommt, dass Arnau - der über den Großteil des Buches der Protagonist ist - eine seltsame Mischung aus Stärke und Unterwürfigkeit in sich vereint. Seine Entwicklung schreitet mit dem Verlauf der Handlung zwar voran, hat mich aber bis zum Ende nicht vollständig überzeugt. Schade ist auch, dass man nicht alle Schicksale bis zum Ende verfolgen kann - so bleiben insbesondere zwei offene Fäden (Aledis und Francesca) - deren Auflösung den Autor sicher nicht mehr viele Seiten gekostet hätte (und bei über 600 Seiten wäre es darauf wohl auch nicht mehr angekommen).
Fazit: Ein unterhaltsames und farbenprächtiges historisches Buch, dessen Protagonisten allerdings gewisse Mängel aufweisen.
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