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04.

Apr 2011

~ND

Across the Universe / Godspeed - Die Reise beginnt

Eigentlich hätte Amy zusammen mit ihren Eltern 300 Jahre kryonisch eingefroren bleiben sollen. An Bord der Godspeed soll die Familie gemeinsam mit 97 anderen Wissenschaftlern und Militärspezialisten auf einen erdähnlich Planeten am anderen Ende des Universums gebracht werden, um diesen aus Profitgier zu erforschen und gemeinsam mit der mehrere tausend Menschen umfassenden Besatzung, die das Schiff während der Reise am Laufen hält, neu zu bevölkern. Doch der theoretisch entspannte Schlaf entpuppt sich für Amy als alles andere als angenehm, denn sie bekommt von ihrer Umgebung mehr mit, als sie eigentlich dürfte. Doch dann wird sie von einem Unbekannten 50 Jahre zu früh und unfachmännisch aus ihrer Starre aufgetaut, was im schlimmsten Fall ihren Tod hätte bedeuten können. Zum Glück sind aber der Schiffsarzt Doc und der zukünftige Anführer der Godspeed, Elder (in der deutschen Ausgabe heisst er "Junior"), anwesend und können Amy retten.
Sie hat große Probleme sich auf dem Schiff zurecht zu finden. Amy vermisst ihre Eltern und zwischen den Bewohnern der Godspeed, die mittlerweile durch Mangel an neuem Blut alle gleich aussehen mit dunklen Haaren und olivfarbener Haut, fühlt sie sich allein und verlassen. Nur in Elder und seinem besten Freund Harley findet sie Vertraute.
Elder ist es Leid von seinem Ausbilder und momentanen Anführer des Schiffes Eldest (in der deutschen Ausgabe ist er umbenannt in "Ältester") nicht ernst genommen zu werden und in keines der vielen Geheimnisse, die er zu haben scheint, eingeweiht zu sein. Das Einzige, was Eldest ihm immer wieder predigt ist, dass Unterschiede und selbstständiges Denken unter der Besatzung den Untergang des Schiffes bedeuten können. Als Elder aber Amy mit ihren feuerroten Haaren und hellen Haut begegnet wird ihm klar, dass anders zu sein nicht nur Schlechtes bedeuten kann und beginnt damit auch Eldest Führungsstil zu hinterfragen.
Vor allem als nach und nach immer mehr eingefrorene Passagiere aufgetaut werden und dabei sterben, wird er skeptisch. Elder und Amy, die sich schreckliche Sorgen um ihre Eltern macht, setzen alles daran den Mörder zu finden und entdecken dabei, dass die Godspeed in den vergangenen 300 Jahren mehr mitgemacht hat, als sie befürchtet haben.

Mit dem Trilogie-Auftakt Across the Universe / Godspeed - Die Reise beginnt gelingt es Beth Revis geschickt ein typisches Jugendbuch mit klassischer Science Fiction zu kombinieren. Die Grundgeschichte ist spannend, voll von Wendungen und Geheimnissen, die auch den Leser überraschen dürften und ist zudem in sich sehr logisch aufgebaut und auf Details bedacht. So hat sich z.B. mit der Zeit nicht nur das äußerliche Erscheinungsbild der Menschen verändert, sondern auch die Sprache. Kleine Ideen wie diese, haben das Buch besonders stimmungsvoll wirken lassen.
Dennoch ist es nicht zu futuristisch geraten. Obwohl sich quasi die gesamte Handlung im Weltall abspielt, merkt man das als Leser nicht ständig, denn innerhalb des Raumschiffes befindet sich fast so etwas, wie ein kleines Land, inklusive Handwerkern, Farmen, Krankenhäusern und einer ganz speziellen Gesellschaft. Trotzdem empfindet man die ganze Zeit ein gewisses klaustrophobisch Gefühl, wie Amy eben auch.

Grundsätzlich funktioniert die Geschichte also, denn alle Elemente greifen logisch ineinander und bieten eine solide Grundlage. Auch die Charaktere sind sehr interessant, denn es gibt keine einfache schwarz-weiß Zeichnung unter ihnen. Kaum eine der Figuren hat nicht den ein oder anderen schwachen Moment, was ich persönlich sehr erfrischend fand. Vor allem Amy und Elder/Junior sind sehr verständlich geraten, denn die Kapitel sind jeweils abwechselnd aus ihrer Sicht verfasst. Allerdings haben sich einige Beziehungen der Charaktere untereinander ein wenig gezwungen und dadurch unglaubwürdig angefühlt, gerade was die beiden Protagonisten angeht, was allerdings durch die Aussicht auf eine Fortsetzung erträglich war.
Das Ende hatte es dagegen wieder in sich. Auch wenn das ein oder andere Detail etwas offensichtlich geraten ist, so gab es doch mehr als eine Offenbarung, mit der ich nicht gerechnet habe, die aber zuvor sehr geschickt in die Geschichte eingebaut wurde und somit durchaus glaubhaft war. Trotzdem bleiben einige kleiner Stränge verschwommen oder offen und machen dadurch richtig Lust auf die nächsten Teile.

Insgesamt ist Across the Universe / Godspeed - Die Reise beginnt ein interessanter Science Fiction-Roman, der eine spannende kleine Welt schafft und trotz ein paar kleinerer Schwächen, was die Charakterentwicklung angeht, durchaus zu überzeugen weiß.

Auf Deutsch wird das Buch im August 2011 beim Oetinger Verlag erscheinen.

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02.

Apr 2011

~nia

Robert Enke - Ein allzu kurzes Leben

Robert Enke wollte eigentlich zusammen mit Ronald Reng seine Biographie schreiben. Doch es kam anders und der Freund aus Barcelonas Tagen musste das Buch Robert Enke - Ein allzu kurzes Leben alleine schreiben. Robert Enke hat sich am Abend des 10. November 2009 das Leben genommen. Der 32-Jährige National- und Bundesligatorwart litt an einer schweren Depression, der zweiten in seinem Leben. Fassungslos stellt der Autor die Frage, die auch den Laien und Leser bewegt: "Welche Kraft muss diese Krankheit besitzen, wenn sie einen wie ihn (Robert Enke) in den Trugschluss lockt, der Tod sei eine Lösung?"

Ronald Reng zeichnet ein akribisches Bild von Robert Enkes Leben. Natürlich werden dem Leser die Stationen der Fußballerkarriere vor Augen geführt, die den Sportler von Jena über Mönchengladbach, Lissabon, Barcelona, Istanbul und Teneriffa nach Hannover führten. Auch die Familiensituation, die Kindheit in der DDR, die Jugend auf dem Jenaer Sportgymnasium, das Kennen- und Liebenlernen von Teresa, Roberts späterer Frau, erste Angstzustände beim Heimisch werden in fremden Städten, die Depression im Jahr 2003, die Geburt der herzkranken Tochter Lara, ihr tragischer Tod im Alter von zwei Jahren, der Umgang mit dem Verlust, der Wunsch nach einen weiteren Kind, die Adoption der Tochter Leila, das erneute und noch schlimmere Aufflackern der Krankheit im Sommer 2009 und schließlich der tragische Selbstmord - all das findet seinen Platz in der Biographie. Ronald Reng, selbst ein Freund von Robert Enke und Sportjournalist mit dem Schwerpunkt Fußball, spricht mit unglaublich vielen Menschen, die den Torwart kannten, die ihn liebten, schätzen oder einfach mit ihm zu tun hatten. Etwa mit Roberts Frau Teresa, mit den Eltern, den Jugendfreunden, mit Kollegen und Freunden in den verschiedenen Vereinen, mit Roberts Berater und Betreuer Jörg Neblung, mit seinem besten Freund Marco Villa, mit Vereins- und Torwarttrainern, mit Leuten, die Vorbild für Robert Enke waren und mit Fußballern und Menschen, denen er ein Vorbild war. Unaufgeregt und eindrücklich begibt sich Reng auf den Weg, die Krankheit Depression darzustellen. Den 'schwarzen Hund', der einem nicht von der Seite weichen will und alle Gefühle ins Negative zieht, so dass Wut, Angst, Selbstzweifel, Trauer, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Persönlichkeitsveränderungen und Selbstmordgedanken übrig bleiben.

Selten habe ich ein Buch gelesen, dass mich emotional so berührt hat. Sicher lag es auch dran, dass ich Fußballfan bin und Robert Enke immer äußerst sympathisch fand, aber nicht nur daran, denn Ronald Reng schafft es, den Leser in Robert Enkes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen eintauchen zu lassen. Robert Enke war ein höflicher, liebenswürdiger und fröhlicher Mensch, ein ehrgeiziger und perfektionistischer Sportler, ein Ausnahmetalent als Torwart und ein Mensch, der durch seinen Job daran gehindert wurde, seine Erkrankung zu thematisieren. Aus diesem Grund war auch sein persönliches Umfeld gezwungen, ein Bild von ihm aufrecht zu halten, das nicht immer den Tatsachen entsprach. Reng gelingt es, dies alles ohne Voyeurismus darzustellen, ohne Robert Enke und seiner Familie zu nahe zu treten oder ein Urteil zu fällen. Ein großartiges, bewegendes Buch, nicht nur für Fußballfans oder Menschen, die sich mit dem Thema Depression beschäftigen möchten, sondern für jedermann.

Ich mache mir keine großen Sorgen,
das Heute geht, es kommt das Morgen.
Nur eins ist sicher, hör auf mich:
Ich brauche und ich lieb Dich.
(Robert Enke - Auszug aus einem Gedicht zum 31. Geburtstag seiner Frau Teresa im Februar 2009).

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31.

Mär 2011

~nef

Sabriel / Sabriel

Tags: Fantasy
Cover Sabriel deutsch

Sabriel wächst wohlbehütet in einem Internat auf, welches auf der anderen Seite der Mauer steht, in Ancelstierre. Dort wird ihr alles beigebracht was sie wissen soll auch über die seltene Chartermagie die gegen Untote und Nekromantie verwendet werden kann. Doch sie sehnt sich danach zusammen mit ihrem Vater zu leben, drüben im Alten Königreich. In Ancelstierre versucht man das Alte Königreich so gut es geht vom Rest zu trennen. Für gewöhnlich kommt und geht nichts über diese Mauer, außer des Abhorsen. Seine Aufgabe ist es die Seelen Verstorbener tief in die Welt der Toten zu bringen, damit sie ihren Frieden finden und nicht mehr auf Erden wandeln. Doch bei einer solchen Bindung ist Sabriels Vater zwischen den Toren festgehalten worden und nun braucht es ihre Hilfe um die Seelen zu binden. Ein Sendling taucht im Internat auf und bringt ihr das Schwert ihres Vaters und das Glockenbandelier. Jede einzelne Glocke, hat eine Bedeutung. Sie können Seelen geleiten, mit Melodie erfreuen oder auf ewig binden. Sabriel weiß nicht ob sie dieser Aufgabe gewachsen ist, aber als Erbe des Abhorsen ist es ihre Pflicht. So macht sie sich auf ins Alte Königreich um gegen unbekanntes zu kämpfen, Tote zu geleiten und eine Möglichkeit zu finden ihrem Vater zu helfen. Noch ahnt keiner, dass sich hinter den vielen Toten die aus der Unterwelt zurückommen um eine Art Vorhut handelt.
Bei ihrer Aufgabe das Böse zu besiegen stehen ihr Moggot, eine Kreatur aus freier Magie, und Touchstone, einem letzten überlebendem Mitglied der königlichen Familie, zur Seite.

Cover Jenseits der Mauer deutsch

Garth Nix hat mit der Reihe The Old Kingdom / Das Alte Königreich eine wahnsinnig tolle Trilogie geschaffen. Nach dem Auftakt-Band folgt mit Lirael / Lirael (Amazon-Partnerlink*) Band II. Dieser spielt 14 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Bandes. Abhorsen / Abhorsen (Amazon-Partnerlink*) schließt dann allerdings sofort an und bildet den Abschluss der Reihe. Zudem ist ein Kurzgeschichtenband erschienen unter dem Titel Across the Wall / Jenseits der Mauer, in dem es in einer Geschichte wieder in die Welt von Sabriel geht.

Ich habe die Bücher bisher nur ein mal gelesen, werde dieses aber mit Sicherheit noch ein weiteres Mal tun. Teilweise ist es sehr düster, gerade wenn Sabriel im Reich der Toten unterwegs ist und bescherrt einem so einige Gänsehautmomente. Auf der anderen Seite lernt man auch das Haus des Abhorsen kennen, in dem es eher fröhlich, hell und frühlingshaft ist. Beim Lesen habe ich mich hier sehr gut in die Geschichte einfinden können und würde mir wünschen, dass es noch viel mehr Leute lesen und dabei die gleiche Freude empfinden wie ich.

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29.

Mär 2011

~ND

Dead Beautiful / Deine Seele in mir

Für Renée lief eigentlich alles recht gut: Beliebt in der Schule, gute Noten, die beste Freundin, die man sich vorstellen kann und am Anfang einer Beziehung mit dem beliebtesten Jungen der Schule. Bis an ihrem 16. Geburtstag ihre gesamte Welt zerbricht. Auf dem Heimweg vom Strand findet sie mitten in einem Waldstück die Leichen ihrer Eltern. Beide sehen aus, als wären sie um Jahre gealtert, haben Mullbinden in den Mund gestopft bekommen und überall um sie herum liegen Münzen.
Die Polizei und Ärzte sind sich schnell sicher: Ihre Eltern starben an einem Herzinfarkt, herbeigeführt durch Überanstrengung. Renée ist aber felsenfest davon überzeugt, dass nichts am Tod ihrer Eltern natürlich war. Doch niemand möchte ihr Glauben schenken, nicht die Polizei und auch nicht ihre Freunde oder ihr Großvater, der nach Californien gekommen ist, um ihr neuer Erziehungsberechtigter zu werden. Bald schon beschließt dieser aber, Renée von ihrem alten Leben wegzuholen. Sie soll auf das Eliteinternat Gottfried Academy am anderen Ende des Landes wechseln, eben jener Schule, in der sich auch ihre Eltern kennen gelernt haben. Zunächst sind Renée die schönen aber dunklen Gemäuer alles andere als geheuer, zumal ihr Stundenplan aus Fächern besteht, von denen sie noch nie gehört hat, wie Hortikultur oder Rohe Wissenschaften. Und jede Menge Latein. Außerdem scheint sich jedes Fach auf mehr oder weniger philosophischer Ebene mit dem Tod zu beschäftigen.
Wider erwarten fühlt sich Renée aber erstaunlich wohl in ihrer neuen Umgebung. Das liegt unter anderem an neuen Freunden, wie Nathaniel und Eleanor. In erster Linie ist es aber Dante Berlin zu verdanken. In kürzester Zeit freundet sie sich mit dem schönen aber unnahbaren Jungen an, der mit niemandem außer ihr etwas zu tun haben will.
Doch auch hier holt der Tod ihrer Eltern sie wieder ein. Denn im vergangenen Jahr gab es ebenfalls einen Todesfall an der Gottfried Academy. Ein Mitschüler wurde tot im Wald gefunden, die Todesursache war ein Herzinfarkt. Renée kann nicht an einen Zufall glauben und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Bald stellt sie aber fest, dass ausgerechnet Dante im Zentrum all dieser Ereignisse zu stehen scheint.

Mit Titel ist Yvonne Woon ein sehr düsterer aber auch stimmungsvoller Erstlingsroman gelungen. Die altehrwürdigen Mauern des Internats bieten die perfekte Kulisse für diese Geschichte, die teilweise fast ein bisschen an Harry Potter erinnert, so merkwürdig sind z.B. einige der Fächer, die Renée belegen muss. Daher merkt man als Leser aber auch relativ schnell, dass in der Gottfried Academy irgendetwas ganz und gar nicht stimmt.
Insgesamt hat mir die Geschichte auch recht gut gefallen. Der Fantasyanteil kommt erst sehr spät in der Geschichte voll zum Vorschein, aber auch hier ist es der Schule zu verdanken, dass man immer einen Hauch Mystik spürt.
Die Charaktere sind durchweg sympathisch und auch recht nachvollziehbar. Leider sind sie teilweise aber etwas farblos, vor allem was Dante betrifft. Er ist durchaus interessant in gewisser Weise und natürlich auch der Traum aller Mädchen, allerdings gab es Charaktere wie ihn schon tausendfach.
Die Geschichte bzw. Auflösung ist mal etwas anderes und habe ich in der Art noch nicht gelesen. Der Roman hatte deshalb auch eine Menge Potenzial. Leider wurde Vieles aber zu früh verraten, so dass der Leser relativ bald zumindest die Richtung, in die die Geschichte führt, erahnen kann, während die Protagonistin scheinbar noch im Dunkeln tappte. Manches war aber auch schlicht und einfach vorhersehbar. Dadurch hätte man sich im Prinzip 100 Seiten des Buches sparen können. Es wurde deshalb zwar nicht langweilig, denn die Schule bietet genug dunkle Geheimnisse, Fahrt und Dynamik ging dadurch dennoch verloren.

Insgesamt war Dead Beautiful / Deine Seele in mir also ein stimmungsvolles und bittersüßes Buch, das aber auch etwas zu lang und vorhersehbar geraten ist und dessen Charaktere manchmal etwas farblos wirken.

Dennoch hoffe ich, dass es weitere Teile geben wird. Dead Beautiful / Deine Seele in mir könnte zwar durchaus als eigenständiger Roman durchgehen, bietet aber immer noch genug offene Stränge und Potenzial für eine Fortsetzung.
Auf Deutsch wird das Buch im Oktober 2011 bei dtv erscheinen.

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27.

Mär 2011

~nia

Elantris / Elantris

Tags: Fantasy, Humor

Elantris war einst die schönste Stadt Arelons. Eine Stadt mit prächtigen Bauten, die von selbst silbern schimmerten und Einwohnern, die göttergleich Essen, Hilfe jeder Art und sogar Heilung von Krankheiten bringen konnten. Doch seit 10 Jahren ist die Shaod, der Ruf einzelner Bewohner Arelons in die Stadt Elantris, kein Segen mehr, sondern ein grässlicher Fluch. Besiegelt er das Schicksal der gerufenen Person doch für immer, weil Denjenigen oder Diejenige zu einem lebenden Toten wird, der sich nur noch im nun düsteren und dreckigen Elantris aufhalten darf.

Raoden, Kronprinz von Arelon, steht kurz vor seiner Hochzeit mit Prinzessin Sarene, die aus dem nördlichen Nachbarland Teod stammt. Doch dann ereilt ihn die Shaod, Elantris Fluch und er wird - wie jeder Verfluchte - mit rituellen Gewändern und einem Essenskorb in Elantris ausgesetzt. Seine Familie verkündet seinen Tod und lässt ihm ein prächtige Trauerfeier ausrichten, um sein tatsächliches Schicksal geheim zu halten.

In Elantris muss Raoden feststellen, dass viele seiner Einwohner gierig auf Neuankömmlinge beziehungsweise deren Nahrung warten, um diese mit Gewalt an sich zu bringen. Ein weiterer Teil von Elantris Bewohnern scheint einfach nur wahnsinnig zu sein. Nach einem ersten Zusammenprall mit seinen neuen Mitbewohnern sucht Raoden jemanden, der ihm die Überlebensregeln seiner neuen Heimat erklären kann, und findet Galladon, einem griesgrämigen, liebenswerten älteren Bauern aus Duladel. Dieser hat immerhin schon 6 Monate in der Stadt verbracht, ohne dem Wahnsinn anheim zufallen oder seiner Gier nach Essen zu erliegen. Raoden beschließt, nicht nur sich selbst, sondern allen Bewohnern von Elantris zu helfen. Dabei möchte er auch gerne herausfinden, was mit Elantris Magie (oder Energie), dem Aon Dor passiert ist, welches nur noch in winzigen Spuren zu finden ist.

Parallel kommt Sarene, Raodens Braut, nach Arelon, um ihren zukünftigen Gatten endlich kennen zulernen. Entsetzt muss sie feststellen, dass ihr Bräutigam umgekommen ist und sie nun durch den Ehevertrag an Arelon gebunden ist. Aus der Not macht sie eine Tugend, um die politisch instabile Lage des Landes zu verbessern und den Bürgern, die ihren Prinzen schrecklich vermissen, einen Ersatz zu bieten. Denn Sarene ist kein dummes Weibchen, sondern eine sehr kluge und politisch versierte Frau, die durch den Hof ihres Vaters ein Meister darin ist, andere Menschen mit Geduld, Kalkül und Taktik zu lenken.

Dann ist da noch der Gyron Hrathen, der Arelons instabile Lage ausnutzen will, um das Land innerhalb von 3 Monaten zum Glauben des Shu-Dereth zu bekehren. Andernfalls wird das Oberste Kirchenoberhaupt aller Shu-Dereth, der Wyrn, eine Invasion befehligen, die den Bewohnern von Arelon den Garaus machen soll. Das möchte Hrathen mit allen Mitteln verhindern.

Die Wege der Drei kreuzen sich und Elantris Schicksal und das von ganz Arelon hängen an einem seidenen Faden...

Brandon Sanderson hat mit Elantris / Elantris ein sehr komplexes, durchdachtes und ideenreiches Fantasydebüt geschrieben. Es dauert seine Zeit (etwa 100 der fast 900 Seiten), bis man die Strukturen und Ziele der einzelnen Personen und das Konstrukt der ganzen Gesellschaft versteht, doch dann kann man sich an einem wirklich gelungenen Werk erfreuen. Besonders erwähnenswert ist der Humor, der bei den Dialogen der meisten Charaktere durchschimmert und der sehr unterhaltsam ist. Mir hat es besonders Galladon angetan, der schon durch seine Sprache herausragt (Kolo!). Schade fand ich, dass die Intention der 'Bösewichte' teilweise erst spät oder gar nicht klar wurde. Dann hat mich noch das plötzliche Ende gestört, das dabei leicht kitschig und unglaubwürdig geraten ist. Mich hat das Buch teilweise an Otherland erinnert, bei dem man sich auch durch einen Berg an Erklärungen und Hinweisen gearbeitet hat, um dann mit einem 30-Seiten-Showdown abgespeist zu werden. Gerade bei einem so langen Werk hätte ich mir eine ausgewogenere Dramaturgie gewünscht. Aus dem Grund muss ich doch anderthalb Sterne abziehen.

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