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Rezensionen

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29.

Sep 2011

~nia

Malronce / Im Reich der Königin

Enthält geringe Spoiler für L'Alliance de Trois / Die Gemeinschaft der Drei.

Ambre, Tobias und Matt (aka die Gemeinschaft der Drei) haben die Carmichael-Insel in Begleitung der Hündin Plusch in südliche Richtung verlassen. Dort wollen sie ins Reich von Königin Malronce eindringen, um mehr über sie und ihre Zyniks herauszufinden. Die Königin scheint eine ernstzunehmende Bedrohung für die Pans zu werden: Lässt sie nicht nur ihre Zyniks nach Matt suchen, sondern veranstaltet auch bei allen Pans derer sie habhaft wird eine sogenannte Hautsuche, um sie danach auf's grausamste zu versklaven. Außerdem stellt sie eine Armee auf und redet den Zyniks, die sich an ihre Vergangenheit nicht mehr erinnern können, ein, dass die Kinder an allen Veränderungen der letzten Monate Schuld sind.

Doch bevor die Drei ins Königreich von Malronce kommen, müssen sie erst einmal den 'Blinden Wald' hinter sich bringen; einen riesigen Wald in dem die Bäume so stark mutiert sind, dass einzelne Exemplare die Größe von Wolkenkratzern und die Ausdehnung von Fußballfeldern erreichen. Schnell wird klar, dass der Wald nicht mal eben so zu durchqueren ist. Und als hätten sie nicht schon genug Probleme, ist immer noch der geheimnisvolle und furchterregende Torvaderon hinter Matt her - nicht nur über Matts Träume versucht er immer mehr Einfluss auf diesen zu nehmen, auch in der realen Welt kommt er der Gemeinschaft der Drei immer näher.

Und dann passiert das Allerschlimmste: die Drei werden getrennt und Matt gerät in die Gefangenschaft von Zyniks. Amber und Tobias müssen weit über sich hinauswachsen, um Matt aus seiner schlechten Lage zu befreien. Und zum ersten Mal tauchen Zweifel auf, ob der Zusammenhalt der Gemeinschaft der Drei stark genug ist, alle Krisen zu bewältigen.

Der zweite Band von Maxime Chattams Trilogie Malronce / Im Reich der Königin ist eine fulminante Fortsetzung von L'Alliance de Trois / Die Gemeinschaft der Drei. Nahtlos geht die Handlung weiter und die Spannung bleibt das komplette Buch auf sehr hohem Niveau. Mir persönlich hat das Buch besser gefallen als der erste Band. Dies lag zum einen daran, dass ich mich inzwischen an Chattams Stil gewöhnt habe, aber auch daran, dass die Charaktere sich ordentlich weiterentwickeln. Insbesondere Matt, der im ersten Band einfach der auserkorenen Held war, ohne dass er da etwas für getan hätte, wird durch seine Alteration und die damit einhergehenden Folgen ordentlich gefordert. So muss er sich nicht nur mit seinen Superkräften, sondern auch mit der dabei ausgeführten Gewalt auseinandersetzen. Auch Amber und Tobias bekommen in diesem Band mehr Raum, was eine willkommene Ergänzung ist, die diesem Band mehr Tiefe verleiht. Insgesamt hat das Buch viel Lesespaß gebracht und jetzt freue ich mich schon auf den gerade erschienenen letzten Band Le coeur de la terre / Der Krieg der Kinder.

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27.

Sep 2011

~nef

The Executioner / Der Vollstrecker

Tags: Thriller
Cover Der Vollstrecker deutsch

Er kennt deine Alpträume - er kennt deine Ängste und er will dich leiden sehen.

So in etwa kann man den Mörder des Priesters Fabian beschreiben. In der Kirche in einem von L.A.'s Problemvierteln findet am frühen Morgen der junge Ministrant Hermano die entstellte Leiche von Vater Fabian. Statt des menschlichen Kopfes wurde hier der Körper mit dem Kopf eines Hundes verbunden. Um den Altar herum befinden sich überall Blutspritzer.
Das ist definitiv ein Fall für Robert Hunter und seinen Partner Carlo Garcia vom Morddezernat I - diese zwei sind Spezialisten auf dem Gebiet für besonders brutale Verbrechen. Nachdem sich Hunter den Tatort angesehen hat reimt er sich die ersten Vermutungen zusammen. Um den Altar herum wurde systematisch das Blut des Priesters vergossen. Durch die Anordnung der Blutspritzer schließt er auf die Größe des Täters, doch weiter kommen sie vorerst nicht. Auch die Befragung Hermanos gibt keine weiteren Aufschlüsse. Erst als sie im Zimmer des Priesters auf dessen Tagebücher stoßen, glauben sie eine Spur finden zu können. Der Gerichtsmediziner Jonathan Wilson eröffnet am nächsten Tag den beiden Ermittlern, dass auf der Brust des Toten die Zahl 3 stand - in Blut geschrieben. Doch das verwirrende daran - mit dem Blut eines Anderen. Besser gesagt einer Anderen - denn es ist weibliches Blut und zu allem Überfluss ist die Spenderin schwanger gewesen.

Cover The Executioner englisch

Die Tagebücher des Toten sind leider wenig aufschlussreich bis sie auf die Erwähnung eines Alptraums stoßen. Just nach dem Fund wird ihnen eine junge Dame gemeldet, die etwas zum Mord an Vater Fabian sagen möchte. Sie nennt sich Monica und behauptet Visionen zu haben. Doch anders als andere Menschen spürt sie in diesen den Schmerz, der Leidenden. Garcia glaubt ihr kein Wort, doch sie richtet ihre Aussagen sowieso nur an Hunter. Der glaubt ihr - spätestens als sie von Helen spricht, seiner Mutter.
Da platzt die Leiterin des Dezernats in den Verhörsaal und spricht von einer neuen Leiche - vom gleichen Mörder. Bevor Hunter den Raum verlässt sagt Monica etwas Entscheidendes: "Er hat gewusst wovor sie Angst hat."

Dieser zweite Thriller um das Duo Hunter und Garcia von Chris Carter ist ebenso spannungsgeladen wie der erste Roman The Crucifix Killer / Der Kruzifix-Killer (Amazon-Partnerlink*). Auch hier werden einige sehr unappetitliche Details der Morde und Leichen schriftlich dargestellt, die keineswegs etwas für zarte Seelen sind. Dennoch kann man einfach nicht aufhören zu lesen. Man muss wissen wie sie dem Mörder auf die Schliche kommen und wie viele Menschen er vorher noch brutal beseitigt. Chris Carter hält sich nicht mit umfangreichen Sätzen auf oder langen Einleitungen, er kommt schnell zum Thema und hat einen einfachen, aber guten Schreibstil.

Obwohl ich eher kein Freund blutiger Details bin, fand ich diesen Thriller richtig gut. Ich habe lediglich zwei Kritikpunkte: einmal die Details - das hätte doch etwas weniger genau sein dürfen, gerade nach dem Essen - und zum Zweiten das Ende. Ich weiß auch nicht. Irgendwie hätte ich es mir ohne Einbezug der Hauptcharaktere gewünscht. Trotz allem ein Buch für schlaflose (Lese-)Nächte.

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25.

Sep 2011

~ND

Anna Dressed in Blood / Anna im blutroten Kleid

Theseus Cassio 'Cas' Lowood hat eine Aufgabe. Seit sein Vater vor 10 Jahren vor einem besonders grausamen Geist getötet wurde, war es an ihm das inoffizielle Familienunternehmen weiterzuführen. Denn er ist ein Geisterjäger (sagt aber niemals Ghostbuster zu ihm!) und es liegt ihm im Blut. Deswegen reist er gemeinsam mit seiner Mutter, die eine recht begabte weiße Hexe ist, von Ort zu Ort und eliminiert dort Geister. Diese sind meist selbst auf brutale Weise getötet worden und sind deshalb aus irgendeinem Grund noch an diese Welt gebunden. Doch manche sinnen auf Rache und trachten nach dem Leben Unschuldiger. Und um diese kümmert sich Cas. Doch eigentlich sieht er sie nur als Training; sein eigentliches Ziel ist das Monster, das seinen Vater verstümmelt und getötet hat.
Und so treibt es Cas und seine Mutter nach Thunder Bay in Kanada, wo seine letzte große "Übungsaufgabe" auf ihn wartet. Anna Korlov. Anna Dressed in Blood. So genannt, weil sie, als sie getötet wurde, ein weißes Kleid anhatte, das nach der Tat rotgefärbt war und das sie noch immer tragen soll. Niemand hat sie jemals gesehen, aber es geht das Gerücht um, dass mehrere Duzend Vermisstenfälle auf ihre Kappe gehen. Und Cas weiß aus Erfahrung, dass an solchen Gerüchten meist etwas dran ist. Normalerweise zieht Cas keine Zivilisten in seine Aufgaben hinein, was allerdings auch bedeutet, dass er die ersten 17 Jahre seines Lebens quasi keine Freunde hatte. Doch in Thunder Bay ist irgendwie nichts normal und deswegen hat er bald mehr Leute um sich, die in seinen Angelegenheiten rumschnüffeln, als ihm lieb ist, allen voran Carmel, dem beliebteste Mädchen der Schule, und der Außenseiter Thomas. Und als ob das noch nicht genug wäre, stellt sich Anna auch noch als wesentlich härterer Fall heraus, als Cas erwartet hat. Sie hat unglaubliche Kräfte und tötet jeden, der zu nah an ihr Haus heran kommt - mit Ausnahme von Cas. Aus irgendeinem Grund verschont sie ihn und ihm wird klar, dass sie kein normaler Geist ist. Danach bekommt Cas sie nicht mehr aus dem Kopf und setzt alles daran um herauszufinden, was ihr Geheimnis ist.

Gleich von der ersten Seite wird klar, dass Anna Dressed in Blood / Anna im blutroten Kleid irgendwie anders ist. Geistergeschichten gibt es ja mittlerweile doch einige und trotzdem hat es Kendare Blake geschafft eine wirklich frische und gleichzeitige gruselige Geschichte zu erzählen. Zum Teil ist das sicher Cas zu verdanken. Er ist kein normaler Teenager und das wird auch deutlich. Er ist nicht direkt ein schräger Vogel, aber man merkt schon, dass er ein ganz eigener Charakter ist. Er hat viele verschiedene Schulen besucht in den letzten Jahren und weiß ganz genau, wie er bei Fremden am besten Anschluss findet, aber eigentlich wird ziemlich schnell klar, dass es ihm schwer fällt andere an sich ran zu lassen. Auch die anderen Charaktere haben etwas Besonderes. Carmel ist zwar das schönste und beliebteste Mädchen der Schule, aber es steckt definitiv mehr in ihr. Und auch Thomas muss man mit all seiner sozialen Unbeholfenheit einfach gern haben. Aber Anna ist und bleibt mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Buch. Sie ist gleichzeitig schrecklich, gruselig und grausam, aber auch eine tragische Figur, hinter der so viel mehr steckt.
Aber das Spannendste sind natürlich die Geister selbst. Die Autorin hat sich wahrlich nicht zurückgehalten und es gibt einige Situationen, bei denen mir wirklich kalte Schauer über den Rücken gelaufen sind. Und auch an teilweise recht expliziten und ekligen Szenen hat es nicht gefehlt. Genau das hat das Buch aber besonders spannend gemacht, denn es ist wirklich alles offen. Es kann alles passieren und diese intensive Stimmung zieht sich fast von Anfang bis Ende durch.
Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, die zwar relativ präsent ist, aber irgendwie eine ganz eigne Dynamik hat und vollkommen auf übertriebene oder kitschige Klischees verzichtet. Dieser Part hat mir fast am besten gefallen, weil die Darstellung einfach mal anders war, worüber ich jetzt aber nichts weiter verraten möchte.

Deswegen ist es am besten sich einfach selber zu überzeugen und sich Anna Dressed in Blood / Anna im blutroten Kleid von Kendare Blake zu besorgen. Mit einer spannenden, gruseligen und teilweise auch ein bisschen ekligen Handlung, individuellen Charakteren und einer etwas anderen Liebesgeschichte, ist es definitiv wieder ein Buch, bei dem ich kaum den nächsten Teil abwarten kann.

Dieser erscheint im Sommer 2012 unter dem Titel Girl of Nightmares (Amazon-Partnerlink*) in den USA.
Auf Deutsch erscheint Anna Dressed in Blood / Anna im blutroten Kleid am 12. November 2012.

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23.

Sep 2011

~nef

Der letzte Schattenschnitzer

Tags: Fantasy
Cover Der letzte Schattenschnitzer deutsch

In einer ganz gewöhnlichen Nacht, in einem ganz gewöhnlichen Ort wird ein ganz ungewöhnliches Kind geboren - Jonas Mandelbrodt. Noch ist der Kleine nichts weiter als ein Baby das seine Umwelt nur schemenhaft erkennen kann und weiß somit noch gar nichts von seinem Schicksal. Als er dann seine Umgebung näher anfängt zu erkunden und seine Neugier schier unendlich groß zu sein scheint, entdeckt er ihn - seinen Schatten. Er erschreckt sich so sehr, dass er anfängt zu schreien. Jonas versucht hektisch vor seinem Schatten davon zu kriechen, doch dieser folgt ihm unablässig, sind sie doch beide miteinander verbunden.
Eines Abends Jonas, dessen Mutter sich derweil wieder einmal mit einem neuen Mann vergnügen möchte. Doch ihr Freund ist nicht in der Verfassung seinen Mann zu stehen und in seinem angesoffenen Zustand macht er dafür das Kind verantwortlich. Er will sich rächen und beschließt Jonas zu zeigen wer nun der Mann im Haus ist und dass dieser es sich nicht gefallen lässt, wenn ihn so ein Rotzlöffel stört. Jonas Mutter ist irritiert und folgt dem Mann mit Verspätung. Einzig der Schatten des Jungen wacht über ihn und sieht den Man mit dem Gürtel in der Hand an das Bettchen treten. Er schreit und es passiert das Unglaubliche - Jonas hört seinen Schrei. Er schreckt auf und stimmt mit ein. Da endlich besinnt sich die Mutter jagt den nun Verflossenen aus dem Haus. Der Schatten ist verblüfft. Wie kann der Junge seinen Schrei gehört haben? Das ist noch nie passiert und selbst wenn sich mitunter Menschen mit ihren Schatten austauschen, bedarf es vorher jahrelanger Lehrzeit. Er erkennt in Jonas eine Zukunft, welche die Welt der Schatten in seiner Finsternis erschüttern könnte. Obwohl der hohe Rat der Schatten, die fünf mächtigsten Schatten ihrer Zeit, es verboten hat, lehrt er seinem Herren das Schattenschnitzen. Und schon bald sitzt Jonas im Garten und dreht, vertauscht und löst die Schatten der Pflanzen und Spielzeuge um ihn herum. So kommt es, dass er zum Einzelgänger wird und sich seine Mutter sorgt. Doch bald lernt er Norman kennen, einen Nachbarsjungen, der so sehr Kind ist wie er es gern wäre. Nur ihm vertraut er seine Fähigkeit an.

Jonas Schatten allerdings hat mehr mit ihm vor, auch wenn er dies bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht weiß.
Jonas fühlt sich einsam, außer Norman, seinem Schatten und dem Irish Setter Argos hat er niemanden und auch seine Mutter ist eher mit sich selbst und den Männern beschäftigt. Da wird in Mexiko ein Mädchen geboren - ganz ohne Schatten. Sofort fühlt er sich mit ihr verbunden und will sie kennenlernen. Doch auch Andere haben es auf das Mädchen abgesehen. Während ihr Vater vor allem die Dollar sieht, die seine Tochter ihm einbringt, schlummert in ihr eine ganz neue Gefahr für die Menschen und die bisherige Ordnung der Schatten in der Welt. Viele Jahre zuvor hat der Alchimist George Ripley ein Eidolon, einen Schatten ohne Herr, erschaffen um den Schatten zur Freiheit zu verhelfen. Er strebte danach die Schatten über die Menschen zu erheben und eine neue Weltordnung zu schaffen. Doch der Rat kam ihm zuvor und nahm ihn gefangen. Und obwohl sie ihn und seinen Schatten lange folterten, verriet er ihnen doch nie das Versteck seiner Schöpfung.
Ein Anderer hat es jedoch gefunden und so muss Jonas am Anfang vom Ende lernen, dass er selbst eine tragende Rolle im Kampf der Schatten innehat.

Der neue Roman Der letzte Schattenschnitzer von Christian von Aster ist eine völlig neue Sichtweise auf den täglichen Begleiter - den Schatten. Er hat der Realität eine kleine Prise Fantasie beigemischt und schon grübelt man ob es so sein kann, wie es im Buch ist. Die Erzählweise des Buches hat mich Anfangs etwas verwirrt. Liest man doch die Geschehnisse in der Vergangenheit, erzählt vom Schatten Jonas Mandelbrodts selbst ebenso wie die Geschichte in der Gegenwart im normalen Erzählstil. Zudem hat man immer wieder erklärende Kapitel für den unwissenden Leser aus dem Buch der Bücher der Schatten - dem Alchimia Umbrarum.

Ich empfand das Buch als rund herum schlüssige Geschichte. Es bleiben keine Fragen offen und auch das Ende ist gut gewählt. Der Sprachstil ist etwas gehobener, was gerade den Schattenfiguren einen Hauch Unsterblichkeit verleiht. Es hat großen Spaß gemacht das Buch zu lesen und somit möchte ich an dieser Stelle herzlichst dem Klett-Cotta-Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars danken.
Allen Lesern des Blogs möchte ich sagen - geht in die Läden, holt Euch das heute erschienene Buch und lernt Eure Schatten kennen.

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21.

Sep 2011

~nia

City of Thieves / Stadt der Diebe

Der 17-Jährige Lew hat ein riesen Problem, welches ihm vermutlich zum Verhängnis werden wird: Er ist in der Neujahrsnacht 1942 beim Plündern eines toten deutschen Soldaten im eingekesselten Leningrad (heute St. Petersburg) erwischt worden. Nun sitzt er über Nacht im Kresty, dem berüchtigten Gefängnis Leningrads und macht dort die Bekanntschaft des 19-Jährigen Soldaten Kolja, der ihn mit wilden Geschichten und einer ordentlichen Portion Humor von seinem Problem ablenkt. Dabei geht es Kolja vermutlich ebenfalls an den Kragen, ist er doch nicht rechtzeitig zurück zu seiner Einheit gekehrt und gilt nun als Desateur. Doch der neue Morgen bringt den Beiden Aufschub ihrer Hinrichtung und einen seltsamen, schier unslöslichen Auftrag: Im ausgehungerten Leningrad sollen sie innerhalb von fünf Tagen für einen General des NKWDs (Innenministerium) beziehungsweise für die Hochzeitstorte seiner Tochter 12 Eier besorgen.

Und so zieht das Duo los, auf der Suche nach einer Köstlichkeit, die seit September nicht mehr auf dem Schwarzmarkt zu bekommen war. Gegensätzlicher könnten die Beiden nicht sein: Der schmächtige, eher schwächliche dunkelhaarige Lew, ein Halbjude mit großer Nase und streichholzdünnen Beinen, der einer Frau noch nie wirklich nahe gekommen ist, der Konflikten lieber aus dem Weg geht und der ein halbes Schachgenie ist. Dagegen der attraktive, blonde und blauäugige Kolja, groß und stark wie er ist, beglückt er die Frauen, wo er nur kann, immer eine freche Klappe - auch in wirklich unpassenden oder gefährlichen Situationen und einem Schwätzchen sowieso nie abgeneigt. Dennoch verbindet Lew und Kolja schnell mehr als 'nur' die Eiersuche miteinander. Zum Beispiel eine ausgeprägte Streitsucht oder die Liebe zur russischen Literatur. Die Beiden erleben ein Abenteuer, dass seinesgleichen sucht. Sie begegnen Kanibalen, Huren, wilden Frauen, finden das wohl einzige noch lebende Geflügel Leningrads und schlagen sich schlussendlich durch die feindlichen deutschen Linien hindurch und begegnen Partisanen, verlorenen Existenzen und mehr Nazis als ihnen lieb ist.

David Benioff erzählt in City of Thieves / Stadt der Diebe die Geschichte seines Großvaters Lew, der die Belagerung von Leningrad im zweiten Weltkrieg wirklich miterlebt hat. Wie viel von der verrückten und spannenden Geschichte tatsächlich so passiert ist, bleibt allerdings David Benioffs Geheimnis, sagt der Großvater im Prolog doch zu ihm: "Du bist der Autor, denk dir was aus". Natürlich ist Stadt der Diebe auch ein historisches Zeitzeugnis über den zweiten Weltkrieg, Leningrad und über das Russland aus Lews Jungend, also das der 30er und frühen 40er Jahre. Das Besondere dieses Romans sind aber der Wortwitz und der Humor, mit dem das Buch auch arge und grausame Szenen entschärfen kann. Dazu der Mut der Protagonisten, der sich mal leise mal laut äußert, sodass sie sich auch in schier aussichtslosen Situationen schnell aufeinander verlassen können. Und natürlich die seltsame Aufgabe mit den zwei Dutzend Eiern, die zwei Fremde zu einer tiefen und innigen Freundschaft finden lässt. All das macht diesen Kriegsroman zu einem außergewöhnlichen Buch.
Fazit: Ein traurig-komisches Leseerlebnis, welches ich wirklich empfehlen kann.

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