Buchjunkies


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12.

Nov 2011

~ND

The Silver Kiss

Zoe fühlt sich allein gelassen. Seit ihre Mutter an Krebs erkrankt ist, kümmert sich ihr Vater nur noch um seine Frau und verbringt fast seine gesamte Zeit bei ihr im Krankenhaus. Wenn er nicht dort ist, ist er in der Arbeit, um das nötige Geld für das teure Privatzimmer aufzutreiben. Zoe selbst darf ihre Mutter kaum sehen, denn die Ärzte sind besorgt, dass es zu anstrengend für sie sein könnte. Doch mit ihren Eltern kann Zoe darüber nicht reden; sie will ihnen nicht noch mehr Sorgen bereiten.
Aber auch ihren Freunden kann sie davon nicht erzählen. Ein wirklich inniges Verhältnis hat sie sowieso nur zu ihrer besten Freundin Lorraine und diese scheint einfach nicht über die Krankheit von Zoes Mutter reden zu können. Jedes Mal, wenn das Gespräch in diese Richtung schwingt, ändert Lorraine schnell das Thema. Und dann eröffnet sie ihr auch noch, dass sie wegziehen wird. Noch nie in ihrem Leben hat sich Zoe so einsam gefühlt.
Doch dann begegnet sie in einem Park mitten in der Nacht Simon. Auf der einen Seite fürchtet sie sich vor ihm, denn ihr ist von Anfang an klar, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmt. Auf der anderen Seite aber findet sie in dem merkwürdig gutaussehenden Jungen endlich jemanden, der sie versteht und mit dem sie reden kann.
Simon trägt aber ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Er sucht den Mörder seiner Mutter und will endlich Rache für ihren Tod. Doch dieser Mord geschah vor 350 Jahren. Und Simon selbst ist ein Vampir.

The Silver Kiss von Annette Curtis Klause gehört zu den Büchern, die ich vor einer gefühlten Ewigkeit gelesen und geliebt, aus irgendeinem Grund aber wieder aus den Augen verloren habe. Glücklicherweise bin ich beim Speicher ausmisten wieder drüber gestolpert.
Obwohl das Buch relativ kurz ist, werden ziemlich viele Themen darin verarbeitet. Zum einen wäre da natürlich die Krebskrankheit von Zoes Mutter und die Art, wie alle Beteiligten damit umgehen. Auf sehr einfühlsame und traurige Art wird dieser Weg beschrieben und liefert so einige sehr ergreifende Szenen. Gleichzeitig gibt es aber auch ein paar humorvolle Seiten, wenn auch eher selten.
In erster Linie ist das Buch aber natürlich eine Fantasygeschichte. Annette Curtis Klauses Vampire entsprechen zwar eher klassischen Bildern, dadurch, dass die Vampire in den heutigen Büchern aber meist irgendwelchen neuen Gaben und Einschränkungen haben, war diese Sicht erstaunlich erfrischend. Simon ist zunächst ziemlich schwer einzuschätzen, aber nachdem die Geschichte sowohl aus Zoes als auch aus seiner Perspektive erzählt wird, lernt man ihn schnell näher kennen und stellt fest, was für ein armer Kerl er eigentlich ist. Zoe ist ebenfalls einfach nur zu bemitleiden, denn alles um sie herum bricht zusammen und auch wenn sie viele Probleme mit ihrer Umwelt hat, war sie mir doch immer sympathisch.
Einziges Manko war die oben schon erwähnte Kürze des Buches. Mit nur knapp 200 Seiten (bei meiner Ausgabe) ist es wirklich nicht allzu lang. Der Charakterentwicklung, Stimmung und Geschichte selbst hat das überhaupt nicht wehgetan. Allerdings sind einige Szenen und Entwicklungen dadurch automatisch etwas knapp abgehandelt und das Buch hat ? obwohl es sonst eigentlich völlig normal geschrieben ist, wenn auch eher elegant ? fast wie ein Märchen gewirkt.

Trotzdem ist The Silver Kiss von Annette Curtis Klause ein ganz erstaunliches kleines Buch. Wunderschön geschrieben, mit einem melancholischen Unterton und einer bittersüßen Stimmung ist es ein Buch, dass man nicht so schnell vergisst.

The Silver Kiss war Annette Curtis Klauses erstes Buch und ist bereits 1990 zum ersten Mal veröffentlicht worden. Mittlerweile gibt es unzählige Auflagen mit entsprechend vielfältigen Covern. Am bekanntesten ist die Autorin aber sicher durch das Werwolfbuch Blood and Chocolate / Blood and Chocolate (Amazon-Partnerlink*) und den gleichnamigen Film mit Hugh Dancy und Agnes Bruckner in den Hauptrollen.
Trotzdem hat The Silver Kiss leider nie den Sprung auf den deutschen Markt geschafft.

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10.

Nov 2011

~nia

Eve

Die 18-jährige Eve steht kurz vor ihrem Schulabschluss. Seit vor 16 Jahren eine Seuche den Großteil der Bevölkerung in Amerika ausgerottet hat, werden Mädchen und Jungen getrennt aufgezogen. Alles zum Wohle des Neuen Amerikas und seinem Herrscher, dem König. Eve ist die beste Schülerin ihres Jahrgangs und soll bei der morgigen Abschlussfeier eine Rede halten - es gibt sogar das Gerücht, der König nehme persönlich an der Feier teil. Doch bevor es soweit ist, genießen die Mädchen ihren letzten Abend als Schülerinnen mit einem Fest. Dessen Stimmung wird getrübt, als Eve ihre Mitschülerin Arden dabei erwischt, wie sie das Schulgelände verlassen und in die Wildnis verschwinden will. Nach ihrem Grund befragt, deutet Arden auf das Gebäude, was über den See hinweg für die weitere Zukunft der Mädchen steht - in dem Gebäude soll ihre weitere Ausbildung stattfinden. Eve glaubt, dort werde sie zur Künstlerin ausgebildet. Doch Arden macht Andeutungen, dass dem nicht so ist und sie alle nur für einen einzigen Zweck in dem Gebäude landen werden - um Kinder zu bekommen und die dezimierte Bevölkerung des Neuen Amerikas aufzustocken.
Eve überlässt Arden ihrem Schicksal in der Wildnis und will das Gehörte als Geschwätz abtun. Doch als sie in der Nacht keinen Schlaf findet, macht sie sich auf, um sich das Gebäude aus der Nähe anzuschauen. Und tatsächlich sind all die ehemaligen Schülerinnen in dem Gebäude, an Betten gefesselt, dümpeln sie unter Medikamenteneinfluss ihrer nächsten Entbindung entgegen. Für Eve bricht eine Welt zusammen.

Eve will nun ebenfalls fliehen - mithilfe einer Lehrerin gelingt es ihr tatsächlich in die Wildnis zu entkommen. Und dort lauern viele Gefahren: wilde Hunde und Bären, Kälte und Hunger, aber am allerschlimmsten, das andere Geschlecht. Vor nichts wurden die Mädchen in der Schule so gewarnt wie vor Jungen und Männern. Eve schlägt sich mehr schlecht als recht durch die Gegend, bis sie durch einen glücklichen Zufall auf Arden trifft. Gemeinsam versuchen sie Califia, einen Hort der Sicherheit, zu erreichen. Dann treffen sie auf Caleb und Eve muss lernen, dass Männer längst nicht so gewalttätig und grausam sind, wie sie gelernt hat. Dass die größten Gefahren durch Zuneigung, Freundschaft und Liebe entstehen, hätte sie allerdings auch nicht gedacht.

Eve ist der Beginn von Anna Careys dystopischer Trilogie. Die Idee, dass eine Seuche den Großteil der Menschheit dahin rafft, ist nicht neu, die dadurch entstehende Neuordnung in der Welt ist in diesem Roman allerdings wirklich interessant umgesetzt. Dass Männer und Frauen im Neuen Amerika meist komplett voneinander getrennt werden, führt zu einem ganz eigenen Weltbild. Eve ist das beste Beispiel dafür. Sie ist weltfremd und oft geradezu fahrlässig naiv. Und auch wenn sie es nur gut meint, macht sie manchmal Dinge, die nur schwer zu verzeihen sind. Das hat es mir dann auch schwer gemacht, sie so richtig ins Herz zu schließen. Die ihr nahestehende Arden und den anfangs ziemlich geheimnisvollen Caleb fand ich da schon um einiges interessanter und sie haben das Buch dann doch noch lesenswert gemacht.

Alles in allem hatte ich mir nach dem Klappentext mehr erwartet. Das Buch ist nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut, was tatsächlich an Eve als Protagonistin lag. Auch wenn ich wissen möchte, warum der König mit allen Mitteln versucht, der flüchtigen Eve habhaft zu werden, bin ich mir noch nicht sicher, ob ich den zweiten Band der Reihe wirklich lesen möchte. Teil 2 heißt übrigens Once (Amazon-Partnerlink*) und erscheint am 3.Juli 2012.

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08.

Nov 2011

~nef

Savor the Moment / Herbstmagie

Tags: Romantik
Cover Herbstmagie deutsch

Laurel ist leidenschaftliche Konditorin und ist bei Vows für die kulinarischen Genüsse der Brautleute zuständig. Während sie beinahe täglich glücklichen Pärchen bei der Trauung zusehen kann, sieht es in ihrem Liebesleben alles andere als rosig aus. Schon seit Kindertagen ist sie in Del, Parkers Bruder, verliebt. Doch sie weiß genau, dass er sie nur als Schwester ansieht und ihr keine weitergehenden Gefühle entgegenbringt. Nur mit strikter Abwehr und kleinen Wortgefechten schafft sie es ihre Gefühle vor Del und den Mädels zu verbergen.

Als Del sie eines Tages mal wieder in den Wahnsinn treibt mit seiner väterlichen Ader platzt ihr der Kragen. Wutentbrannt schimpft sie auf ihn ein um ihn am Ende einen Kuss zu geben. Damit hat sie erreicht was sie wollte - Del ist sprachlos. Doch nun hat Laurel ein schlechtes Gewissen. Wie konnte sie nur so blöd sein? Was wird er jetzt von ihr denken?
Die nächsten Tage macht er sich rar auf dem Grundstück seiner Eltern. Er muss nachdenken. Eine Woche später will er sich der Situation stellen und platzt in eine spontane Verlobungsfeier. Als er mit Laurel in der Küche aufeinander trifft, zahlt er es ihr mit gleicher Münze zurück und küsst sie vor dem offenen Kühlschrank. Laurel ist perplex und flüchtet. Als kleinen Gag stibitzt er ihre zurückgelassenen Highheels und hinterlässt eine Nachricht. Laurel ist sauer und schließlich beichtet sie Parker was vorgefallen ist. Die findet die Entwicklungen interessant, aber keineswegs merkwürdig. Laurel kann ihre neuen Schuhe nicht in der Gefangenschaft von Del lassen und entschließt sich sie zu befreien. Also macht sie sich auf zu ihm, praktischerweise hat er gerade Essen bestellt und nötigt sie zum Bleiben. Sie merken, dass sich zwischen ihnen etwas geändert hat und schließen eine Pakt. Sie versuchen es miteinander - aber ohne Sex. Falls es doch schief geht, ist es hinterher nicht ganz so peinlich.

Als ihre Freunde davon erfahren werden Wetten abgeschlossen wie lange sie es wohl ohne durchhalten. Beide sind guter Dinge, haben die Rechnung aber ohne ihre Gefühle und die Leidenschaft zwischen ihnen gemacht. Doch wird das gut gehen? Laurel hat immer wieder Zweifel und merkt, das sie und Del doch aus ganz unterschiedlichen Klassen stammen. Sie fragt sich ob sie ihm genügt und hat Angst wie tief seine Gefühle wirklich für sie sind.

Cover Savor the Moment englisch

Der vorletzte Band des Bride Quartet / Jahreszeiten-Zyklus handelt von Laurel und ihrer unglücklichen Liebe zu Del, dem Bruder ihrer besten Freundin Parker. Auch wegen der Verwandtschaftsgrade ist es für sie nicht leicht mit ihren Gefühlen umzugehen. Es ist schon komisch sich über die Beziehung mit der Schwester des Liebhabers zu unterhalten, doch Parkers Charakter wurde von Nora Roberts hier sehr cool entworfen. Ihr ist es wichtig, dass ihre Freunde und auch ihre Familie glücklich sind - das steht an erster Stelle.

Während man in Band I ein wenig in Macs Fotowelt eintauchen und in Band II beinahe Emmas Blüten riechen konnte, bekommt man hier Appetit auf die schönsten Backwaren und Torten dieser Welt. Das ist nicht gerade Diätförderlich - also aufgepasst. Die Geschichte um Mac war rundherum frech und witzig gestaltet, Emma bekam es hingegen romantisch. Laurel zerfließt etwas in Selbstzweifel, doch das passt irgendwie sehr gut. Nur ich hätte mir ein wenig mehr Spannung zwischen ihr und Dell gewünscht. Deshalb bekommt dieser Band keine volle Punktzahl. Dennoch habe ich es wieder in vollen Zügen genossen in die kleine Welt rum um die Hochzeitsagentur Vows zu versinken. Ein wenig Wehmütig denke ich nun an den Mitte September erschienenen letzten Band Happy Ever After / Winterwunder.

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06.

Nov 2011

~ND

Hushed

Seit ihrer Kindheit sind Archer und Vivian die besten Freunde. Sie haben ihre gesamte Zeit miteinander verbracht und Vivians Haus war mehr ein Zuhause für Archer, als sein eigenes. Er würde alles für sie tun.
Das ändert sich auch nicht, als die beiden älter werden und nun gemeinsam aufs College gehen. Archer musste schon von jeher mitansehen, wie sich Vivian von einer kaputten Beziehung in die nächste hangelte und war immer derjenige, an dessen Schulter sie sich hinterher ausgeheult hat. Dabei will Archer nichts anderes, als dass sie ihn auch endlich auf "diese Weise" sieht, doch er bleibt immer nur der beste Freund.
Auch Vivians aktueller Freund Mick ist alles andere als ein guter Fang. Er ist cholerisch, nutzt Vivian aus, will sie komplett für sich allein haben und verbietet ihr sogar den Umgang mit ihren Freunden, vor allem aber Archer. Und Vivian lässt das alles mit sich machen.
Und das obwohl Archer wirklich alles für sie tun würde. Sogar töten. Denn Vivian hatte keine einfache Kindheit und Archer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, auch wenn er ganz genau weiß, dass er damit sein eigenes Leben zerstört. Aber Archer hat nur Vivian und deshalb ist es sein einziges Ziel, sie irgendwie glücklich zu machen.
Doch dann trifft er Evan. Die beiden werden schnell Freunde und Archer beginnt Vivian und seine Beziehung zu ihr mit anderen Augen zu sehen. Denn mit Evan ist alles einfach und natürlich. Zum ersten Mal in seinem Leben geht es Archer einfach gut.
Langsam wird ihm klar, was er wegen Vivian alles zerstört hat und dass er nichts mehr will, als eine normale Zukunft. Selbst wenn er es schaffen sollte, sich endgültig von Vivian zu lösen, so drohen seine Taten ihn dennoch jeden Moment wieder einzuholen. Und selbst das bedeutet auch noch lange nicht, dass Vivian ihn tatsächlich gehen lassen würde.

Mit ihren Debütroman Hushed ist Kelley York definitiv ein ungewöhnliches Buch gelungen, bei dem ich gar nicht so richtig weiß, wo ich ansetzen soll.
Archer ist ein ausgesprochen schwieriger Charakter. Er ist zwar hochintelligent, eigentlich aber weder besonders sympathisch, noch gibt er sich echte Mühe bei seinen Mitmenschen klarzukommen. Deshalb war es zunächst auch sehr schwierig für mich mit ihm zurechtzukommen, denn zusätzlich beginnt das Buch auch noch sofort mit einem seiner Morde. Außerdem scheint sich sein gesamter Lebensinhalt nur um Vivian zu drehen, was ihn in meinen Augen zu einem eher schwachen Charakter gemacht hat. Er lässt sich von ihr wirklich alles gefallen. Vivian selbst konnte ich zunächst nicht wirklich etwas vorwerfen, außer vielleicht schlichter Dummheit. Sie sucht fast schon nach den furchtbarsten aller Männer, als ob es ihr Spaß macht sich selbst zu zerstören. Es dauert aber nicht lange, bis sie noch ein ganz anderes Gesicht zeigt.
Und doch habe ich ohne es wirklich zu merken das Buch verschlungen. Archer verändert sich sehr innerhalb des Buches, was natürlich auch an Evan liegt. Er ist so etwas wie der moralische Faden, der sich durch die Geschichte zieht. Deshalb ist es definitiv auch ihm zu verdanken, dass mir Archer nach und nach doch sehr ans Herz gewachsen ist. Daran konnte auch nichts ändern, dass er schlicht und ergreifend ein Mörder ist. Deswegen habe ich mich auch sehr schlecht dabei gefühlt, auf ein gutes Ende für ihn zu hoffen. Ich konnte aber einfach nicht anders, als Mitleid für Archer zu empfinden, womit die Autorin auch sehr bewusst gespielt hat.
Zu etwas Besonderem wird das Buch natürlich auch durch die Dreiecksbeziehung, die in diesem Fall mal was anderes ist. Denn zwischen Evan und Archer entwickelt sich mehr als eine reine Freundschaft und das, obwohl er immer noch nicht von Vivian loskommt.
Mein einziges Problem war, dass die wenigen, die in die Morde eingeweiht waren oder zumindest eine Vermutung hatten, teilweise nicht unbedingt so reagiert haben, wie ich es erwartet hätte. Es war nicht direkt unrealistisch, aber dennoch eher überraschend bzw. fragwürdig.

Insgesamt konnte ich aber nicht anders, als Hushed zu mögen. Es hat definitiv eine starke Geschichte, die sich aber mehr im Kopf des Protagonisten abspielt und trotzdem jede Menge Spannung mitbringt. Gleichzeitig war es aber schwer mit einem Antihelden dieser Größenordnung zu sympathisieren. Nicht weil ich ihn nicht mochte (ganz im Gegenteil), sondern eher weil ich das Gefühl hatte, dass ich es nicht darf.
Trotzdem war Hushed von Kelley York meiner Meinung nach ein lesenswertes und kontroverses Buch über absolut krankhafte Liebe und Abhängigkeit, das ganz sicher die unterschiedlichsten Reaktionen bei den Lesern hervorrufen wird.

Leider ist auch in diesem Fall noch nichts zu einem deutschen Erscheinungstermin bekannt. Die amerikanische Ausgabe erscheint am 6. Dezember 2011.

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04.

Nov 2011

~nia

Junkgirl

Die 15-Jährige Alyssa ist die Jüngste einer streng religiösen Familie in Berlin. Ihre Eltern reglementieren als Mitglieder einer evangelischen Freikirche ihr Leben: von der Freizeitgestaltung über die Klamottenauswahl - Alyssa darf nichts selbst entscheiden. Allerdings passte sie gefühlt schon immer weniger gut in dieses Leben als ihre ‚perfekten’ Geschwister. Hat sie schon als Kind lieber mit Jungens als mit Puppen gespielt und sieht jetzt ein Studium eher als Lebensziel als eine Hochzeit und viele Kinder. Fakt ist, Alyssa fühlt sich in ihrer Familie und der Kirchengemeinde wie ein Alien.

Dann kommt die zwei Jahre Ältere Tara neu an ihre Schule und Alyssa ist von Beginn an von diesem Mädchen fasziniert. Denn Tara ist all das, was Alyssa nicht ist: sie trägt dunkle sexy Klamotten in einer Mischung aus Punk und Gothiklook, ist groß, dunkle geschminkt, gepierct und versprüht eine Mischung aus Coolness und Traurigkeit. Obwohl Alyssa es kaum glauben kann, freundet sich Tara mit ihr an. Hals über Kopf verliebt sie sich in diesen geheimnisvollen, düsteren Engel und auch Tara ist von der kleinen, weltfremden blonden Alyssa extrem angetan.
Doch in Taras Leben ist nur oberflächlich alles cool und ok. Sie hat bei einem Autounfall ihre Eltern verloren, lebt nun bei der alten und überforderten Großmutter und führt mehr und mehr ein Partyleben mit steigendem Konsum aller möglichen Drogen, inklusive gerauchtem und geschnupften Heroin.

Als Alyssas Eltern sie auf ein Internat in Brandenburg stecken wollen, weil sie mit ihrer Tochter einfach nicht mehr zurecht kommen, reißt Alyssa aus. Sie zieht zusammen mit Tara in eine Wohnung - finanziert von Taras ererbtem Geld. Und dann fängt ein wildes Jahr voller Partys und Drogen an und aus der braven, kleinen Alyssa wird die wilde, rotzfreche, drogenkonsumierende Alice (im Wunderland). Doch irgendwann ist das Geld aufgebraucht und die beiden Mädchen kommen nicht mehr los vom ‚Golden Brown’. Und ganz schnell rutschen sie bei ihrem Weg zum nächsten Kick aus dem Wunderland immer tiefer und tiefer in Richtung Abgrund...

Aufmerksam auf Anna Kuschnarowas Junkgirl hat mich das bunte und tolle Cover gemacht. Titel und Farben machen einem gleich klar, dass es um Drogensucht geht, doch das Wie, also die Umsetzung des Themas, hat mich einfach interessiert. In späten Teenagerjahren habe ich Bücher über Drogen, Räusche und die Wirkweise von psychisch aktiven Substanzen in Massen verschlungen. Und mal ehrlich, wer interessiert sich an der Schwelle zum Erwachsen werden nicht für alle Arten des Ausbruchs aus dem alltäglichen Leben?
Anna Kuschnarowa gelingt es in Junkgirl, eine bewegende Geschichte über die Liebe und die Sogwirkung von Drogen zu erzählen. Dabei schafft sie es oft, selbst in den übelsten Situationen einen Funken Humor aufblitzen zu lassen. Darüber hinaus hat mir die Sprache von Junkgirl richtig gut gefallen. Die Höhenflüge eines Drogenrausches auf Heroin und die Niederungen eines kalten Entzuges - sprachlich brillant und anschaulich erlebt der Leser alles hautnah aus Alyssas/Alices Sicht. Einziges Manko, ist für mich das sehr offene Ende. Die in Rückblenden erzählende Alyssa will Alice und die Drogen, für die sie steht, loswerden, doch ob ihr das gelingt, ist und bleibt fraglich. Auch wenn ich den dramaturgischen Aspekt dahinter nachvollziehen kann, hätte ich doch gerne gewusst, wie es Alyssa weiter ergeht. Trotzdem ist Junkgirl wie es das Cover verspricht: hell und dunkel, wild und berauschend - einfach empfehlenswert.

Ganz herzlich bedanke ich mich beim BELTZ & Gelberg-Verlag für das Rezensionsexemplar.

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