Buchjunkies


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28.

Apr 2012

~ND

Magic Bites / Die Nacht der Magie

Atlanta ist schon lange kein sicheres Pflaster mehr. Immer wieder legen Magiestöße die Technik lahm und an vielen Stellen verrottet die Stadt langsam vor sich hin. Die Bewohner haben sich aber langsam daran gewöhnt, denn auch viele ihrer Mitmenschen verfügen über gewisse Kräfte und so sind Gestaltwandler, Nekromanten und Vampire keine Seltenheit.
Dort lebt und arbeitet Kate Daniels. Wenn es irgendwo Probleme übersinnlicher Natur gibt und keine der öffentlichen Stellen helfen kann oder will, kann man sich ihre und die Hilfe ihres Schwerts Slayer erkaufen. Reich wird sie damit nicht, aber Kate kommt über die Runden.
Doch als ihr Mentor Greg Feldman ermordet wird, wird für Kate die Sache persönlich und sie setzt alles daran den Mörder zu finden. Ihre Ermittlungen führen in zwei verschiedene Richtungen und sowohl die Nekromanten, als auch die Gestaltwandler geraten in Verdacht. Gleichzeitig beschuldigen sich die beiden Parteien aber auch gegenseitig. Es geht soweit, dass ein Krieg zwischen ihnen droht - und Kate steht mittendrin.
Ständig im Visier der jeweiligen Anführer, von denen ihr einer mehr Angst macht als der andere, muss sie sich behaupten und merkt dabei zu spät, dass der gesuchte Mörder sie schon längst auf seiner Liste hat.

Eigentlich hat Ilona Andrews beim ersten Teil der Kate Daniels / Stadt der Finsternis-Reihe, Magic Bites / Die Nacht der Magie, keine schlechte Arbeit geleistet. Kate ist eine tolle Heldin. Stark, selbstbewusst, mit einer riesigen Klappe, hinter der aber auch wirklich etwas steckt. Sie wirkt nach Außen etwas kühl, hat das Herz aber auf dem rechten Fleck.
Die Magie, die es in ihrer Welt gibt, ist allgegenwärtig und ein bisschen individueller, als man es aus anderen Büchern kennt. Auch die Kreaturen, die durch Atlanta streifen, wissen immer wieder zu überraschen. Zwar sind die meisten organisiert und auch von öffentlicher Seite gibt es jede Menge Ämter und Streitkräfte, darunter merkt man aber immer, dass jeder die Dinge am liebsten selbst in die Hand nimmt. Man darf diese Wesen auch nicht zu romantisieren, denn die meisten von ihnen sind nicht wirklich schön anzuschauen, was mitunter sehr plastisch beschrieben wird.

Leider wird gerade in der ersten Hälfte mit den Beschreibungen aber etwas übertrieben. Viele Details sind zwar auf sehr elegante und auch mal witzige Weise dargestellt, waren gleichzeitig aber unnötig und verlaufen sich etwas im Sand. Auch wird man mit Informationen bombardiert und ich konnte mir beim besten Willen nicht alles merken. Dadurch sind die ersten 100 Seiten auch wenigen Dialogen gespickt und wurden recht knapp abgehandelt. Zwar ändert sich das glücklicherweise im Laufe der Geschichte, schleppend ist der Einstieg aber dennoch.

Trotzdem lässt sich Magic Bites / Die Nacht der Magie sehr angenehm lesen. Eine Heldin, die es einem leicht macht, sie zu mögen und ein Bösewicht, der an Perversion kaum zu überbieten ist, sind nur zwei der Dinge, die für einen guten Start in die Kate Daniels / Stadt der Finsternis-Reihe. Denn auch wenn der erste Band noch nicht perfekt ist, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Die Bücher werden nämlich mit jedem Band besser und besser.

Bisher gibt es 5 Bände in der Kate Daniels / Stadt der Finsternis-Reihe. Alle sind ebenfalls schon auf Deutsch erschienen. Der 6. Band kommt in den USA im Februar 2013 in die Läden.
Übrigens handelt es sich bei Ilona Andrews in Wirklichkeit um ein Ehepaar, das gemeinsam unter diesem Namen schreibt.

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26.

Apr 2012

~nef

Schweinskopf Al Dente

Cover Schweinskopf Al Dente deutsch

Enthält Anspielungen auf die ersten zwei Fälle von Franz Eberhofer Winterkartoffelknödel und Dampfnudelblues.

Franz Eberhofer ist stolz wie Oskar. Schon gleich zum Frühstück daheim kommt er im grünen Tarnanzug der Polizei daher und präsentiert seinen Stern. Er ist jetzt Kommissar, der Franz. Aber so richtig Beachtung schenkt ihm trotzdem keiner. Selbst im Büro wundert man sich lediglich über seinen Aufzug, bis zum Besuch des Bürgermeisters. Wenigstens einer hat es gleich bemerkt. Der schickt Franz zur Familie Özdemir, weil da die Tochter die Familie angezeigt hat. Sie soll verheiratet werden, das geht ja mal gar nicht, schon gar nicht zum Wohle des zukünftigen Bräutigams, denn eine Schönheit ist die Medine jetzt auch nicht. Als der Bräutigam in Spe dann aber die Hochzeit absagt - weil er hat sich mit der Medine getroffen, ist für Franz nichts mehr zu tun, also geht es zurück ins Büro. Der erste Fall als Kommissar erfolgreich abgeschlossen. Aber so richtig lang kann sich Franz Eberhofer auf seinem Ruhm nicht ausruhen, es steht Arbeit an. Er soll einen Psychopathen bewachen, dem der Prozess gemacht wird. Schon bei der Anhörung wird klar, der Typ hat sie nicht mehr alle. Doch eigentlich ist es dem Franz wurscht. Er hat weder eine tolle Aufgabe derzeit, noch bekommt er was Anständiges zwischen die Kiemen - Fastenzeit. So ist es nicht verwunderlich, dass dem Simmerl seine Metzgerei auf Hochtouren arbeitet - die hungrigen Männer wollen ja doch was zu beißen haben. Fastenzeit hin oder her.

Als das Diensttelefon klingelt und die PI Landshut dran ist, steht fest - Kommissar Franz Eberhofer hat einen neuen Fall. Der Küstner, also der Psychopath, ist abgängig. Und weil der im Gerichtssaal den Richter Moratschek bedroht hat, ist nun alles in Alarmbereitschaft. Doch die Suche in der Umgebung bringt keine Erfolge. Am nächsten Tag fährt Franz zum Richter und der benimmt sich wirklich merkwürdig. Kaum hat Franz das Büro des werten Herren betreten, knallt der auch schon die Tür hinter ihm zu. Kurz darauf erzählt dieser ihm von der Drohung auf seiner Windschutzscheibe. Der Küstner hat sich verewigt - leider im Eis und das ist natürlich weggeschmolzen bis die Kollegen kamen. Nun soll Eberhofer Bodyguard spielen, doch darauf hat der natürlich gar keine Lust und lässt den Richter abblitzen. Daheim erwartet ihn die nächste Überraschung - die Sippe ist da. Samt Weib und Sushi. Herrschaftszeiten. Da hilft nur die Flucht nach vorn und sobald möglich zum Wolfi auf ein Bier. Da erreicht ihn dann auch der Moratschek. In seinem Bett liegt ein Schweinskopf, Franz soll sofort kommen. Das tut er dann auch - samt Ludwig. Und tatsächlich, da liegt ein Schweinskopf im Bett vom Richter. Also ab nach draußen und Verstärkung holen, doch bis die eintreffen ist der Kopf wieder weg und der Richter samt Kommissar werden belächelt.

Nun stehen dem Franz nicht nur Familientage mit dem Ludwig ins Haus, sondern auch noch ein labiler Richter und die Suche nach dem Küstner. Immerhin verstehen sich der Richter und der Papa gut, so gut, dass nun statt der Beatles die Stones über den Hof schallen. Na Servus.

Der dritte Band um den, inzwischen, Kommissar Franz Eberhofer hat mir bisher am wenigsten gefallen. Der Start beginnt vielversprechend, doch die Sucherei nach dem flüchtigen Kriminellen schläft mehr und mehr ein und die zwischenmenschlichen Beziehungen nehmen den Großteil der Geschichte ein. Das war mir dann doch wieder zu wenig. Da reißen es die letzten 50 Seiten dann leider auch nicht mehr raus in denen die Spannung Einzug hält. Ich hoffe der nächste Band mit dem inzwischen liebgewonnen Franz Eberhofer kann wieder mit dem ersten und zweiten Band der Reihe mithalten. Da es hierzu aber noch kein Erscheinungsdatum gibt, heißt es wohl abwarten und Rezepte ausprobieren.

Nach dem Tipp einer Blogleserin, dass es auch ein Kochbuch gibt zur Reihe, bin ich natürlich in den nächten Buchladen gestürmt und habe mir Knödel-Blues (Amazon-Partnerlink*) geholt. Die Rezepte lesen sich wirklich gut und die kleinen Anekdoten der Charaktere sind wieder sehr unterhaltsam zu lesen. Ich freue mich schon aufs erste Mal Probekochen.

Es gibt noch zwei Kurzgeschichten der Autorin rund um Franz Eberhofer. Einmal Der Franz und sein Geburtstag, erschienen im Sammelband Warum man nie runde Geburtstage feiern sollte (Amazon-Partnerlink*) und Urlaub mit Dick und Doof im Sammelband Urlaub mit Punkt Punkt Punkt (Amazon-Partnerlink*) von diversen Autoren, unter anderem Horst Evers und dem Autorenduo Volker Klüpfel & Michael Kobr.

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24.

Apr 2012

~nia

Ein Kuss ist ein ferner Stern

August ist ein Genie in Mathematik und Zahlen geben ihm Sicherheit. Er ist ein begnadeter Kontrabassist und sein Wunsch ist es, an einem Konservatorium Musik zu studieren. Augusts Leben ist durchgeplant und strukturiert: Morgens um 6:30 Uhr steht er auf, um 22:30 Uhr liegt er wieder im Bett. Kommt ein Bandauftritt dazwischen, muss August sein erforderliches Schlafpensum vorschlafen. Wenn sich mal alles so leicht regeln ließe... mit Menschenmengen, Mimik oder der übertragenen Bedeutung von Worten hat August nämlich so seine Probleme. Berührungen sind für ihn wie Kröten auf der Haut und der Kuss eines Mädchens ist für ihn so fern wie ein Stern. Erst als er durch Zufall Freya begegnet, dem Mondsteinmädchen, ändert sich Augusts Leben. Denn Freya geht ihm nicht mehr aus dem Kopf, selbst die übliche Cut-Technik versagt ihren Dienst. Und so weiß August sich nicht anders zu helfen, als seinen Freund Rudi über die Begegnung einzuweihen. Auf die Gelegenheit, August zu ein bisschen Abenteuer und Freude zu verhelfen, hat der schon lange gewartet. Und so machen sich August und Rudi auf, das Mondsteinmädchen Freya wiederzufinden...

Ein Kuss ist ein ferner Stern von Alexander Rösler erzählt die Geschichte des jungen Autisten August, der sich verliebt und dessen strukturiertes und wohlgeordnetes Leben dadurch auf den Kopf gestellt wird. In Abschnitten erfahren wir die Geschichte aus der Sicht von Rudi, dem Erzähler. Sowie aus August und Freyas Sicht, die Rudi ihre Gedanken und Gefühle niedergeschrieben und zur Verfügung gestellt haben. Durch diesen feinen Kniff des Autors, bekommt der Leser die Gefühle aller Beteiligten hautnah zu spüren. Und auch Augusts 'Andersartigkeit' wird so ohne besonderes zutun präsent und sehr nachvollziehbar.

Ein Kuss ist ein ferner Stern ist ein schönes Jugendbuch, über Liebe, Freundschaft und die Schwierigkeiten des Lebens, wenn man anders ist als der Großteil der Menschen. Man bekommt übrigens nie wirklich gesagt, dass August ein Autist ist, aber deutlich wird es allemal, unter anderem auch, weil mehrfach von seinem Therapeuten und dessen Ratschlägen die Rede ist. Da habe ich mich dann doch gefragt, ob dieser Therapieaspekt so in den Vordergrund gerückt werden musste. Zwar zeigen (laut Wikipedia) autistische Menschen grundlegende Unterschiede gegenüber nicht-autistischen Menschen in der Verarbeitung von Sinneseindrücken und in der Art ihrer Wahrnehmungs- und Intelligenzleistungen. Oft besitzen sie aber - wie August - auch ungewöhnliche Fähigkeiten (sogenannte Inselbegabung) in Musik, Mathematik, Merkfähigkeit, im Zeichnen oder beim Sprachenlernen.
Etwas schwach fand ich auch das Ende. Zwar verrät Alexander Rösler dem Leser, was mit August passiert, aber auf seine weitere Beziehung zu Freya geht der Autor nicht ein. Hier hätte ich mir noch ein paar Seiten mehr gewünscht: Selbst wenn die Beiden dann entdeckt hätten, dass sie vielleicht doch nicht zusammen passen oder eine Beziehung zu führen, einfach zu schwierig war. So endet das Buch mit Rudis Resümee - was zwar unterhaltsam aber auch unbefriedigend ist.

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22.

Apr 2012

~ND

Catching Fire / Gefährliche Liebe

Enthält Spoiler zu The Hunger Games / Tödliche Spiele.

Zum ersten Mal seit Bestehen der Hunger Games gab es bei den 74. Spielen zwei Gewinner. Katniss und Peeta durften beide zurück nach Hause und hatten damit eigentlich erwartet, das Schlimmste nun hinter sich zu haben. Doch Präsident Snow ist nicht begeistert vom Ausgang der Spiele und sieht vor allem Katniss Verhalten als ein Zeichen der Auflehnung an, das andere inspirieren könnte.
Katniss einzige Chance ihn und den Rest von Panem zu überzeugen, dass sie all das nur aus Liebe zu Peeta getan hat, ist weiterhin die Fassade, ihre fiktive Beziehung aufrecht zu erhalten. Das an sich ist für Katniss schon unangenehm genug, doch seit sie Peeta gestehen musste, dass sie ihm in der Arena notgedrungen - zumindest teilweise - etwas vorgespielt hat, ist die Stimmung zwischen ihnen eisig. Und auch ihre Beziehung zu Gale hat sich verändert, da auch er mehr von ihr möchte, als sie bereit ist zu geben. Katniss weiß bei Beiden nicht mehr, wo sie steht.
Doch sie muss die Zähne zusammenbeißen und bei der Siegertour durch die Distrikte gemeinsam mit Peeta eine gute Show abliefern. Dabei wird aber klar, dass Katniss längst einen Funken entfacht hat, der sich nicht mehr löschen lässt und der die Bewohner von Panem landesweit in Bewegung gebracht hat. Katniss ist sich nicht sicher, ob sie mitkämpfen will oder fliehen soll.
Doch Präsident Snow weiß, was er tun muss, um jede Revolution im Keim zu ersticken. Katniss und Peeta sollen das bald zu spüren bekommen.

Im zweiten Band von Suzanne Collinss The Hunger Games / Die Tribute von Panem-Reihe Catching Fire / Gefährliche Liebe wird dem Leser schnell klar, dass sich einiges geändert hat. Während es im ersten Teil noch rein ums Überleben ging und die meisten rebellischen Akte eher Zufall waren, sieht das dieses Mal anders aus. Katniss hat das Land in Aufruhr gebracht und es scheint, als würde sogar Snow langsam Angst bekommen. Katniss selbst jedoch möchte eigentlich nichts anderes als ihre Ruhe und ihre Familie und Freunde beschützen. Und das bedeutet, erst einmal zu tun, was das Kapitol will. Doch dafür ist es zu spät und so kommt es zu jeder Menge kleinerer und größerer rebellischer Gesten. Und das ist auch, was Catching Fire / Gefährliche Liebe zu unserem liebsten Band in der Reihe macht: Man merkt eigentlich von Anfang an, dass etwas in der Luft hängt und sich die Gesellschaft in Panem verändern wird.
Außerdem gibt es jede Menge neuer Charaktere kennenzulernen, von denen einige unsere Herzen im Sturm erobert haben. Und das, obwohl man den Wenigsten trauen kann. Sie bringen zusätzlichen frischen Wind in die Geschichte und ermöglichen Einblicke, wie die Dinge im Rest von Panem stehen.
Auch der Aufbau ist dieses Mal etwas anders geraten. Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die völlig unterschiedliche Etappen beschreiben. So wurde Catching Fire zwar relativ lang, dabei aber auch sehr abwechslungsreich. Die Dinge entwickeln sich recht langsam, werden nach und nach aber umso intensiver.
Natürlich ist Katniss Gefühlsleben ein großer Teil gewidmet. Sie leidet sehr unter den Nachwirkungen und den Erinnerungen an die Spiele. Trotz oder gerade vielleicht wegen Katniss eher kühlen Art, wirken diese Szenen besonders stark. Außerdem muss sie damit klarkommen, dass sie sowohl ihre ungetrübte Freundschaft zu Gale als auch den Trost und die innige, in der Arena entstandene Verbundenheit mit Peeta vermisst. Egal was sie tut, einer von Beiden wird immer verletzt. Ihre Gefühle für die beiden jungen Männer werden - auch durch die äußeren Umstände - immer wieder auf die Probe gestellt, sodass Katniss sich weiterhin nicht klar ist, was sie eigentlich möchte. Es gibt im Laufe des Buches einige persönliche Entwicklungen, die für Diskussionsstoff sorgen.

Oft sind zweite Bände einer Trilogie schwächer als der Einstiegs- oder der Abschlussband. Das ist bei Catching Fire / Gefährliche Liebe, dem zweiten Band der The Hunger Games / Die Tribute von Panem-Reihe von Suzanne Collins, nicht der Fall. Das Buch ist viel tiefgehender als der erste Band. Denn hier geht es nicht nur um das Überleben von Katniss, Peeta, ihren Familien und Freuden. Es werden auch eine Menge Hinweise geliefert, die den sich ausweitenden Aufstand und den damit einhergehenden Umbruch einläuten. Trotzdem erzählt Catching Fire / Gefährliche Liebe seine eigene Geschichte und ist nicht nur Wegbereiter für den nächsten Band. Das Buch endet übrigens in einem furiosen Finale. Deshalb als Rat von uns: Schaut, dass ihr den dritten Band der Reihe Mockingjay / Flammender Zorn, parat habt, wenn ihr Catching Fire / Gefährliche Liebe lest. Dann könnt ihr in Ruhe weiterlesen und erleidet keinen Nervenzusammenbruch, weil das Warten - egal wie lang oder kurz - so schwer fällt.

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21.

Apr 2012

~nia

Le perfezioni provvisorie / In ihrer dunkelsten Stunde

Tags: Krimi

Guido Guerrieri ist Anwalt in Bari. Normalerweise verteidigt er Baris Einwohner bei strafrechtlichen Belangen vor Gericht. Doch nun ist ein Kollege mit einem ungewöhnlichen Fall an ihn herangetreten: Manuela, eine Studentin, ist im vergangenen September spurlos verschwunden und die Polizei ist noch immer ratlos. Jetzt soll die Akte geschlossen werden, aber die verzweifelten Eltern wollen dies unbedingt verhindern. Sie bitten Guerrieri, die Akte und das Geschehen noch einmal zu überprüfen, in der Hoffnung auf eine übersehene Spur.
Dem Anwalt wird schnell klar: Hier ist keine juristische Finesse, beispielsweise das Auffinden eines Formfehlers, gefragt, sondern echte Detektivarbeit. Als Anwalt ist Guerrieri dafür eigentlich nicht der richtige Mann. Doch die Verzweiflung der Eltern ist so greifbar, dass er sich bereit erklärt, es wenigstens zu versuchen. Auch wenn er nach über 6 Monaten nicht viel Hoffnung für Manuela hat, will er seinen Auftraggebern wenigstens Gewissheit über das Schicksal ihrer Tochter verschaffen. Je mehr Guerrieri nachforscht, desto deutlicher wird, dass irgendein Geheimnis Manuelas Verschwinden umgibt. Und Manuelas Freundinnen sind merkwürdig zurückhaltend mit ihren Auskünften.

Le perfezioni provvisorie / In ihrer dunkelsten Stunde ist der vierte Roman um Avvocato Guido Guerrieri. Der Autor, Gianrico Carofiglio, ist nicht nur ein italienischer Schriftsteller, sondern Mitglied im italienischen Senat und selber Jurist. Er war schon als Antimafia-Staatsanwalt und als Richter tätig. Gianrico Carofiglio versteht es meisterhaft, die eher trockene Arbeit eines Anwalts und das noch trockenere italienische Rechtssystem anschaulich darzustellen - inklusive aller möglichen Schwachstellen. Darüber hinaus ist sein Protagonist einfach eine fesselnde Persönlichkeit. Inzwischen ist Guido Guerrieri Mitte Vierzig und befindet sich in einer Midlifecrisis: Seine letzte Freundin hat ihn für ein Leben in New York verlassen. Das alte, gemütliche Büro musste er - auch erfolgsbedingt - durch ein nüchternes und hochgestyltes ersetzen. Er verteidigt immer mehr Menschen, die er eigentlich nicht leiden kann und die eine Strafe mehr als verdient hätten. Neben den Büchern und der Musik ist sein alter Boxsandsack, mit dem er sich während seiner Boxeinheiten unterhält, sein bester Freund. Trotzdem ist er immer noch der faszinierende und im Grunde seines Herzens gute Mann, der er schon in Testimone inconsapevole / Reise durch die Nacht (Amazon-Partnerlink*), Ad occhi chiusi / Im freien Fall (Amazon-Partnerlink*) und Ragionevoli dubbi / Das Gesetz der Ehre (Amazon-Partnerlink*) war. Nach und nach treibt Manuelas Verschwinden ihn zurück in ein geselligeres Leben - was aber nicht nur Vorteile bringt.

Gianrico Carofiglio schreibt wirklich lesenswerte Krimis und Le perfezioni provvisorie / In ihrer dunkelsten Stunde bildet da keine Ausnahme. Sicher liegt das zu einem Großteil daran, dass er sich als Jurist in der Materie wirklich auskennt. Aber die Bücher bieten mehr, als nur einen juristischen Fall oder ein Verbrechen, das aufgeklärt wird. Der Stil ist ganz eigentümlich und packend. Denn obwohl der Fall meist gar nicht so spannend ist und die Handlung eher ruhig erzählt wird, lässt einen die Geschichte nicht mehr los. Man möchte auch zu gerne sofort weiterlesen oder wissen, wie es mit Guido Guerrieri weiter geht. Ich bin kein extremer Krimifreund, aber Gianrico Carofiglios Bücher sind für mich einfach ein Muss. Einen Stern muss ich diese Mal allerdings abziehen, weil in diesem Buch die Auflösung doch ein bisschen plötzlich kam und mir - trotz aller Dramatik - ein wenig lapidar erschien.

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