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09.

Aug 2012

~ND

Truly Madly Yours / Küssen will gelernt sein

Tags: Romantik

Als Delany vor 10 Jahre ihrem Heimatort Truly in Idaho verlassen hat, hatte sie eigentlich nicht vor, jemals zurückzukehren. Zu sehr hat sie sich von ihrer Mutter und vor allem ihrem überehrgeizigen Stiefvater Henry eingeengt gefühlt. Die beiden hatten Delanys komplettes Leben durchgeplant, ohne Rücksicht auf ihre Wünsche, bis sie es nicht mehr ausgehalten und mit 18 fluchtartig die Stadt verlassen hat.
Doch nun ist Henry überraschend gestorben und Delany ist nach Truly gekommen, um dort seiner Beerdigung und der Verlesung des Testaments beizuwohnen. Kaum in der kleinen Stadt angekommen, hat sie aber eigentlich schon wieder genug und freut sich darauf, am nächsten Tag nach Hause fahren zu können. Das war allerdings, bevor sie gehört hat, was sie erben soll: Einen riesigen Teil, von Henrys verschiedenen Unternehmen und Ländereien, die alles in allem einen Wert von 3 Millionen Dollar haben. Doch all das Geld hat einen Preis: Sie muss ein Jahr lang innerhalb der Stadtgrenzen von Truly bleiben, sonst geht ihr gesamtes Erbe an Henrys unehelichen Sohn Nick.
Ausgerechnet Nick war allerdings überhaupt erst der Auslöser für den riesigen Streit, der Delany vor 10 Jahren in die Flucht getrieben hat und eigentlich haben die beiden allen Grund, sich aus dem Weg zu gehen. Doch das scheint leichter gesagt, als getan...

Rachel Gibson hat ein Faible dafür, ihre Geschichte in kleinen, ländlichen und ziemlich spießigen Kleinstädten anzusiedeln. Das bedeutet zwar, dass sie automatisch mit vielen Klischees spielt, in manchen Fällen kann das aber durchaus funktionieren. So ist das zum Glück auch mit Truly Madly Yours / Küssen will gelernt sein. In Truly kennt jeder jeden und die Leute leben für ihren Tratsch und Klatsch. Ich konnte mich wunderbar gemeinsam mit Delany über die Gerüchte und abstrusen Ideen ihrer Mitbürger amüsieren und aufregen und die scheinbare Kleinstadtidylle hat eine interessante Bühne für die Geschichte abgegeben.
Delany selbst ist eine der wenigen Heldinnen dieser Autorin, die ich wirklich mochte. Zwar hat auch sie ab und an ihre schwachen Momente, in denen ich mir etwas mehr Willensstärke ihrem männlichen Gegenstück gegenüber gewünscht hätte, insgesamt war sie aber taff und hat eine ziemliche Entwicklung durchgemacht, seit sie Truly damals verlassen hat. Nicks Charakter ist dagegen nichts Neues. Er ist einer dieser typischen Machos, der sich nie in eine Frau verliebt hat, aber eine Eroberung nach der anderen mit nach Hause nimmt. Seinen Zweck hat er aber dennoch erfüllt, größtenteils viel Spaß gemacht und Delany einiges abverlangt.

Insgesamt hatte ich aber mit beiden Figuren, das gleiche Problem, das ich mit den meisten von Rachel Gibsons Charakteren habe: Sie sind mir einfach nicht greifbar genug. Irgendetwas fehlt ihnen, so dass ich mich ihnen nie 100% nahe fühle und sie sehr zweidimensional bleiben.

Die restlichen Charaktere ergeben eine kunterbunte Mischung, von denen einige sehr sympathisch, andere ganz furchtbar und manche einfach absurd sind. Das hat zwar großen Spaß gemacht, bei vielen hatte ich allerdings das Gefühl, dass mir nach all dem Aufbau am Ende etwas gefehlt hat. So hat z.B. Nicks Mutter eine gewisse Rolle gespielt und wurde am Ende mit nur einem Satz abgehandelt. Manche Charaktere würde ich mir einfach etwas präsenter wünschen.

Als netter kleiner Liebesroman für zwischendurch taugt Truly Madly Yours / Küssen will gelernt sein von Rachel Gibson aber allemal. Auch wenn die Charaktere nicht immer ganz überzeugend waren und manche Erzählstränge nicht ihr ganzes Potential ausnutzen, hat das Buch trotzdem einen gewissen Reiz gehabt und war definitiv einer der besseren Romane dieser Autorin.

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08.

Aug 2012

~ND

Dead Sky Morning

Enthält Spoiler zu #1 Darkhouse und #2 Red Fox.

Langsam aber sicher zahlen sich Dex und Perrys Mühen aus und ihre Show Experiment in Terror scheint sich zu einem echter Erfolg zu mausern. Doch es gibt auch Neider und die lassen kein gutes Haar an Perry. Die Kommentare, die sich auf ihrer Homepage von einem bestimmten Nutzer sammeln, tun ihrem ohnehin schon schwachen Selbstbewusstsein nicht gerade gut. Aber sonst scheint sich langsam alles zu fügen. Sie hat zwar immer noch keinen "echten" Job, wie ihre Eltern sie gerne erinnern, bei der Show läuft aber alles gut und sie haben bereits einige weitere Folgen im Kasten.
Doch ihr neuester Fall scheint es wieder in sich zu haben und alles andere als angenehm zu werden. Perry und Dex machen sich auf den Weg nach Kanada, um dort Berichten von einer kleinen, abgeschotteten Insel von der immer wieder unerklärliche Sichtungen gemeldet werden, nachzugehen. Dort wurden vor knapp 100 Jahren c.a. 50 leprakranke Immigranten ausgesetzt und mehr oder weniger ihrem Schicksal und der Krankheit überlassen. Und natürlich geschehen die seltsamsten Dinge, sobald sie Fuß auf die Insel setzen und vor allem Perry bekommt es bald mit der Angst zu tun. Doch diesmal scheint die Gefahr nicht zwangsläufig von dem zu kommen, was auf der Insel sein Unwesen treibt - zumindest nicht direkt. Denn Dex verhält sich äußerst merkwürdig und schon bald ist sich Perry nicht mehr sicher, ob sie ihm noch trauen kann.

Im dritten Buch der Experiment in Terror-Reihe von Karina Halle ist wirklich der Teufel los. Dead Sky Morning ist bisher der mit Abstand gruseligste Teil der Serie. Dabei fängt eigentlich alles erst mal relativ harmlos an - so harmlos es eben bei unseren beiden Helden sein kann. Es dauert aber nicht lange, bis klar wird, dass mit Dex irgendwas ganz und gar nicht stimmt und sich das auch bedenklich auf seine Beziehung zu Perry auswirkt. An einer gewissen Stelle hatte ich deshalb wirklich Sorge, was um Gottes Willen denn nun mit ihm los ist. Im Laufe er Geschichte ergibt aber zum Glück auch das Sinn und war deshalb tolerierbar.
Überhaupt bezieht sich das Buch sehr stark auf Perry, Dex, wie sie zueinander stehen bzw. auf die Bedeutung ihrer Vergangenheit. Wirklich wundern wird es wohl niemanden, dass beide noch jede Menge Geheimnisse haben. Mit diesem Ausmaß an Leichen im Keller beider habe allerdings auch ich nicht gerechnet und was da nach und nach ans Licht kommt, ist nicht immer hübsch mitanzusehen. Zwischen den beiden wird es wirklich dreckig - auf mehr als eine Weise.
Wie gesagt, ist Dead Sky Morning auch das unheimlichste Buch bisher. Tatsächlich liegt das sogar mitunter an den Problemen, die Dex und Perry miteinander haben. Aber auch die eigentliche Geschichte auf der Insel hat es in sich. Ich möchte gar nicht zu viel verraten, wie sich das entwickelt, und um was es sich genau handelt; nur so viel: Es geht noch ernster, brutaler und gleichzeitig auch ehrlicher zu, als in den ersten beiden Büchern. Die meisten Entwicklungen auf der Insel lassen sich ebenfalls auch Dex und Perrys echtes Leben zu Hause projizieren und bekommen so eine ganz eigene Bedeutung.
Das soll aber nicht bedeuten, dass die Geschichte und die Charaktere ihren wunderbar schrägen, rauen und trotzdem so liebenswerten Flair verloren haben. Ganz und gar nicht. Es ist einfach...mehr.

Deswegen steht Dead Sky Morning von Karina Halle den ersten beiden Büchern der Experiment in Terror-Reihe auch in nichts nach. Extrem spannend, schonungslos und ehrlich geht die Autorin hier mit ihren Charakteren um und schafft damit eine absolut beklemmende und eindrucksvolle Stimmung. Die Entwicklung der Figuren spürt man auf jeder Seite und auch wenn die Geschichte um die Insel des Todes spannend und stimmungsvoll ist, so ist doch Perry und Dex Entwicklung das, was das Buch eigentlich ausmacht.

Übrigens gibt es noch die Kurzgeschichte The Benson (Amazon-Partnerlink*), die sich zeitlich zwischen dem zweiten und dritten Buch ansiedelt und eine schöne Ergänzung zur Gesamtgeschichte leistet. Man merkt zwar, dass sie nach dem zweiten Buch verfasst wurde und sich nicht komplett stimmig einfügt, lesenswert ist die aber dennoch allemal.
Außerdem hat Karina Halle die Barszene aus Red Fox als Teaser für die The Dex-Files auch aus Dex Sicht veröffentlicht. Meiner Meinung nach sollte diese jeder gelesen haben, denn man sieht Dead Sky Morning dadurch mit ganz anderen Augen.

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07.

Aug 2012

~ND

While It Lasts

Vor 18 Monaten ist Evas Verlobter Josh bei einem Bombenanschlag in der Nähe von Bagdad ums Leben gekommen. Seitdem ist Eva nicht mehr dieselbe. Sie hat das College verlassen und ist auf die Farm ihres Vaters zurückgekehrt. Alles, was sie früher geliebt hat, kann sie nun nicht mehr ertragen, denn es erinnert sie an Josh. Sogar ihre geliebte Musik.
An einen neuen Mann in ihrem Leben ist gar nicht zu denken. Erst recht nicht an einen Bad Boy, der nichts als Ärger bedeutet. Wie Cage York. Cage wurde betrunken am Steuer erwischt und vor die Wahl gestellt: Entweder er arbeitet als Strafe den Sommer über auf der Farm des Bruders seines Trainers, oder er verliert sein Baseball-Stipendium und damit die einzige Chance auf eine Ausbildung und Zukunft. Cage ist natürlich alles andere als begeistert, vor allem als der Playboy feststellen muss, dass es kaum Mädchen in der ländlichen Gegend gibt. Außer natürlich Eva, der Tochter des Chefs, und die macht ihm unmissverständlich klar, dass sie nicht viel von ihm hält und dass ihr Vater ihn hochkant rauswerfen würde, was das Aus für seine Baseballkarriere wäre.
Doch je mehr Zeit er auf der Farm verbringt und Eva jeden Tag beobachtet, umso schwerer fällt es Cage, die Gründe im Hinterkopf zu behalten, warum er sich von ihr fernhalten muss. Vor allem als er langsam dahinterkommt, woher die Traurigkeit in Evas Augen kommt und wieso sie nie lächelt.

Im dritten Band der Sea Breeze-Reihe von Abbi Glines übernimmt also nun Cage die Hauptrolle, den man bereits als Lows besten Freund in Because Of Low (Amazon-Partnerlink*) kennenlernen durfte. Und in der Anfangsphase ist er auch genauso, wie man ihn in Erinnerung hatte. Außer Mädchen und Partys hat er nicht viel im Kopf und das ist es natürlich auch, was ihn überhaupt erst in diese Situation gebracht hat. Und auch auf der Farm sieht es zunächst nicht so aus, als ob sich daran etwas ändert. Doch schnell wird klar, dass Eva ihm unter die Haut geht ? und er ihr auch.
Evas größtes Problem sind ihre Schuldgefühle. Wie kann es irgendjemand jemals schaffen Joshs Platz einzunehmen? Er war perfekt und keiner kann ihm das Wasser reichen ? das redet sie sich ein und jeder um sie herum tut das ebenfalls. Cage mit seiner kriminellen Vergangenheit und Ruf als Bad bzw. Playboy ist da natürlich der letzte, den sie als Möglichkeit in Betracht ziehen sollte. Doch die Anziehung zwischen den beiden kann sie nicht leugnen und das schürt nicht nur ihre Schuldgefühle, sondern auch ihre Angst. Beide lernen ganz neue, ungeahnte Seiten an sich kennen.
All das hat While It Lasts in meinen Augen zu einem Buch mit viel Potential gemacht. Doch leider wurden viele Möglichkeiten dabei verschenkt. Denn obwohl man sich ein gutes Bild von Eva und Cage und ihrem Innenleben machen kann, so wurde ihre Beziehung für meinen Geschmack doch viel zu schnell auf eine sexuelle Ebene gehoben. Zwar hat Abbi Glines gute Arbeit geleistet, ihre körperliche und emotionale Beziehung Hand in Hand gehen zu lassen, trotzdem wurden viele Punkte, über die ich gerne mehr gewusst hätte, nicht angesprochen. Z.B. kommt nie offen zur Sprache, wie Eva die Beziehungen zu Cage und Josh vergleichsweise einstuft. Das wird zwar unterschwellig schon thematisiert, eine Auflösung dazu gibt es aber nicht, obwohl es Eva beschäftigt. Eigentlich fand ich es aber gut, dass nicht alle Probleme auf Josh und seinem Tod beruht haben, sondern die beiden auch ihre ganz eigenen Schwierigkeiten hatten und es sich nicht anfühlte, als wäre Josh als unsichtbarer Dritter ständig involviert.
Insgesamt hat mir aber ein wenig die Spannung gefehlt, vor allem gegen Ende. Das Buch plätschert ein wenig vor sich hin und auf das große Finale wartet man vergeblich. Zwar geht die Geschichte sehr versöhnlich aus, es hat mir aber irgendetwas gefehlt.

Unterhaltsam war While It Lasts von Abbi Glines dennoch allemal und bietet die perfekte kurze Sommerlektüre für Zwischendurch. Außerdem geht es deutlich heißer her, als in den anderen Büchern, so dass ich es diesmal wohl eher als Buch für junge Erwachsene einstufen würde.
Einen kleinen Vorgeschmack auf den vierten Band der Sea Breeze-Reihe, Just for Now, das am 30. November 2012 erscheint, gibt übrigens auch. In diesem wird nämlich Cage und Marcus Freund Preston die Hauptrolle übernehmen.

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06.

Aug 2012

~ND

Unsticky / Im Eifer des Gefühls

Tags: Leben, Romantik

Grace ist es gewohnt, sich von einem Tag in den anderen zu hangeln. Sie hat Tausende von Pfund Schulden, denn sie ist ein Frustkäufer und schafft es einfach nicht, in ihren Verhältnissen zu leben. Sie hat 12 Kreditkarten und jede einzelne von ihnen ist heillos überzogen und in ihrem Job beim Fashion-Magazin Skirt ist sie sowohl unterbezahlt als auch unterfordert.
Ihre Welt scheint ihr endgültig zu entgleiten, als sich wieder mal ein Freund von ihr trennt. Nach nur drei Monaten. In ihrem Lieblingskaufhaus. An ihrem 23. Geburtstag! Zu allem Überfluss wird sie auch noch von einem völlig Fremden, der die ganze erniedrigende Trennung mitangesehen hat, in ein Cafe geschleppt. Der Mann stellt sich als sehr erfolgreicher Kunstsammler namens Vaughn heraus, der Grace zunächst alles andere als geheuer ist. Denn er ist nicht nur arrogant, auf merkwürdige Weise attraktiv und exzentrisch, sondern auch alt. Mindestens Ende Dreißig.
Doch dann macht er ihr ein Angebot, dass Grace sehr in Versuchung führt: Sie soll einen Vertrag unterschreiben, der sie zu seiner Geliebten macht und nach dem sie ihn zu allen möglichen geschäftlichen Feierlichkeiten begleiten und diese auch selbst planen soll. Im Gegenzug bezahlt Vaughn sie. Reichlich.
Dass man ihr Prostitution vorwerfen könnte, wenn sie darauf einginge, gefällt Grace zwar gar nicht und ihr moralischer Kompass ist auch noch nicht so kaputt, als dass sie sich wirklich wohl fühlen würde mit diesem Übereinkommen. Aber sie sieht endlich einen Ausweg aus ihren Schulden...warum sollte sie diese Chance also nicht ergreifen? Die Antwort darauf bekommt sie schneller, als ihr lieb ist: Denn bald wird klar, dass sie der Situation - und Vaughn - nicht so gewachsen ist, wie sie dachte.

Ich weiß nicht, ob es euch auch manchmal so geht, aber hin und wieder stolpere ich über ein Buch, bei dem mir auf den ersten Seiten klar wird, dass ich diese Charaktere einfach nicht mag. Wenn das dann nach 100 Seiten immer noch so ist, kann ich mir eigentlich sicher sein, dass das auch so bleibt.
Daher hat Unsticky / Im Eifer des Gefühls von Sarra Manning auch eine riesige Überraschung für mich bereit gehalten. Denn nach den ersten 50 Seiten konnte ich weder Grace noch Vaughn besonders viel abgewinnen. Beide waren zwar interessant und hatten durchaus ab und zu Momente, bei denen klar wurde, dass vielleicht doch mehr hinter ihnen steckt, waren insgesamt aber doch eher abschreckend. Als allerdings nach über 120 Seiten das Eis immer noch nicht gebrochen war, habe ich ehrlich gesagt schwarz gesehen. Doch irgendwie hat mich das Buch dann doch nicht losgelassen und plötzlich war ich zu zwei Dritteln durch, in denen sich die Charaktere von einer unmöglichen Situation in die nächste manövrieren und ohne es zu merken, habe ich mich in sie verliebt.
Ich kann nicht mal genau sagen, wie und wann das passiert ist. Wie gesagt, Grace und Vaughn sind alles andere als perfekt. Beide sind launisch, Grace ist in jeglicher Hinsicht verantwortungslos und Vaughn ein Kontrollfreak. Streit zwischen den beiden ist vorprogrammiert und wenn sie aufeinander losgehen, ist das alles anderes als schön anzusehen. Vaughn verlangt von Grace totalen Gehorsam und Grace reagiert selten so, wie ich es gerne von ihr hätte.
Wie es also passieren konnte, dass ich mir diese beiden so ans Herz wachsen, weiß ich nicht. Tatsache ist aber, dass ich sie und ihre Geschichte liebe. Teilweise eben weil sie so kaputt sind und jede Menge Probleme mit sich herumtragen. Und vielleicht auch, weil man sich in der ein oder anderen Kleinigkeit eventuell selbst wiederfindet. Jedenfalls ist Unsticky / Im Eifer des Gefühls ein ungewöhnlich emotionales Buch, wenn man erst einmal über die moralische Fragwürdigkeit von Grace und Vaughns Übereinkunft hinwegkommt. Beide wachsen im Laufe der Geschichte, aber eine säuselige und gefühlsduselige Romanze darf man dennoch auf keinen Fall erwarten.

Rückwirkend betrachtet verlief Unsticky / Im Eifer des Gefühls von Sarra Manning genau so, wie es sollte. Ich habe mich geärgert, gelacht, gelitten und ja, auch ein bisschen geweint. Es war eine absolute Achterbahn der Gefühle und Sarra Manning nimmt wirklich kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, ihre Charaktere ehrlich und in ihrer ganzen emotional zerrütteten Pracht darzustellen. Ihre Entwicklungen sind nicht übereilt oder fragwürdig sondern realistisch und natürlich. Unter anderem deswegen macht es auch gar nichts, wenn einem die Charaktere nicht sofort sympathisch sind. Man muss sich mit ihnen zusammenraufen und würde sie oft am liebsten erwürgen, dann aber möchte man sie nicht mehr hergeben.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt war deswegen der, dass nach all dem Ärger und Leid, dass man mit ihnen durchgemacht hat, eine relativ knappe Auflösung bekommt. Die letzten Seiten helfen zwar, dass man das Buch beruhigt zuschlagen kann, ein paar Seiten mehr, um das Ende runder zu machen, wären aber schön gewesen. Aber auch das schmälert das Lesevergnügen nicht.

Die englische Ausgabe ist momentan fast nur noch gebraucht zu bekommen, wird aber am 25. September 2012 neu aufgelegt. Deutsche Leser können Im Eifer des Gefühls ab dem 10. März 2014 kaufen, sollten sich allerdings nicht vom Titel und dem kaugummipinken Cover täuschen lassen - die Charaktere haben es wie gesagt in sich und sind nicht gerade üblich in typischen Frauenromanen.

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05.

Aug 2012

~nia

The Emperor of all Maladies: A Biography of Cancer / Der König aller Krankheiten: Krebs - eine Biografie

Siddhartha Mukherjee ist Arzt. Genauer gesagt ist er Onkologe, also ein Arzt der sich auf die Behandlung von Krebspatienten spezialisiert hat. Doch auch wenn ein Arzt auf einem bestimmten Gebiet Fachmann ist, heißt das noch lange nicht, dass man über ein so kompliziertes Thema auch ein lesenswertes Buch schreiben kann. Siddhartha Mukherjee ist dies aber unzweifelhaft gelungen - sogar so gut, dass The Emperor of all Maladies: A Biography of Cancer / Der König aller Krankheiten: Krebs - eine Biografie letztes Jahr den Pulitzer-Preis in der Kategorie Sachbuch erhalten hat.

Tatsächlich gelingt es dem Autor über das beängstigende Thema Krebs auf 670 Seiten absolut atemberaubend und spannend zu schreiben. Atemberaubend? Ja, ganz richtig. Es ist extrem schwer, dieses Buch - trotz all der medizinischen Infos - aus der Hand zu legen. In seiner 'Biografie' erläutert Siddhartha Mukherjee die historische Geschichte des Krebses, etwa wie die Krankheit zu ihrem Namen kam (den griechischen Arzt Galen, erinnerten die Blutgefäße, die einen Tumor verlassen, an die großen Scheren eines Krebses = Carcinos) oder wann sie zum ersten Mal erwähnt wurde (ca. 2700 v. Chr. auf einem Papyrus des ägyptischen Allroundgenies Imhotep).
Doch darüber hinaus bietet das Buch noch viel mehr: Anhand seiner eigenen Ausbildung zu einem sogenannten Facharzt für Onkologie erzählt der Autor immer wieder auch von den Menschen, die seine Patienten sind. Einfühlsam und nahegehend beschreibt er ihre Krankheiten und die heute möglichen Therapien. Daran aufgehängt, spannt er dann den Bogen zu den medizingeschichtlichen Entdeckungen, die notwendig waren, um diese aktuellen Therapien zu entwickeln. Und da darf der Leser sich auf allerlei gefasst machen: Irrungen und Wirrungen, neugierige Ärzte und tapfere Patienten, verschrobene Forscher, unglaubliche Zufälle und immer wieder bahnbrechende Entdeckungen.

Diese Buch ist nicht nur ein einfaches Sachbuch. Es ist ein Krimi, ein historischer Roman, ein Sachbuch, das Laien lesen können, ohne überfordert zu sein. Aber auch ein Buch, das Naturwissenschaftler und in der (Krebs-)Medizin tätige Menschen lesen können, ohne gelangweilt oder unterfordert zu sein. Denn Siddhartha Mukherjee zeichnet sich durch eine begnadete Gabe aus: Er kann schwierige Sachverhältnisse in einfache und prägnante Worte fassen, ohne unsachlich zu werden oder Falsches zu schreiben. In einer Kritik zu dem Buch las ich, dass der Autor zu viel über das Wetter, das Aussehen von Leuten oder Gebäude schreibt, aber gerade das sind die Dinge, die einem die beschriebenen Anekdoten zum Greifen nahe bringen. Wenn an zwei Einrichtungen in Boston, die nur durch eine Brücke über einen Fluss voneinander getrennt sind, zwei Menschen auf sich ergänzende Weise an derselben Sache forschen, dann scheint ein Austausch nahe und zugleich fern zu liegen. Wenn ein berühmter Chirurg eine Operationsmethode erfindet, die Brustkrebs ausmerzen soll und sich diese dogmatisch verbreitet. Dann ist es Ironie des Schicksals, dass sich der Chirurg noch vor dem Ende seiner Karriere anderen Gebieten zuwendet, weil ihm die Effektivität seiner radikalen Methode nicht mehr so sicher zu sein scheint.

Ich könnte unzählige weitere spannende Geschichten aus The Emperor of all Maladies: A Biography of Cancer / Der König aller Krankheiten: Krebs - eine Biografie berichten, doch solltet ihr dieses wunderbare Werk von Siddhartha Mukherjee besser selber lesen. Es wird euch packen und oft die Tränen in die Augen treiben. Doch trotz der ernsten Thematik über den Kampf mit einer schier unbezwingbaren Krankheit, kommt man aus dem Staunen nicht heraus und selbst ein Lachen ist ab und an möglich. Für mich eines DER Bücher, die ich (bislang) in diesem Jahr gelesen habe und eines der besten Sachbücher überhaupt.

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