Buchjunkies


Rezensionen Empfehlungen Autoren Reihen Tags Rezensionsarchiv

Rezensionen

1011 - 1015 von 1585 Rezensionen auf der Seite.

21.

Apr 2013

~nef

Vivement l' avenir / Der Poet der kleinen Dinge

Cover Der Poet der kleinen Dinge deutsch

Eigentlich kann sie den Gestank der Fabrik nicht mehr ertragen, doch im Augenblick hat sie Arbeit und nur das zählt. Wenn sie den Gerüchten glauben darf, allerdings nicht mehr sehr lang. Die Arbeitslosenzahl in Frankreich ist erschreckend hoch und die Wirtschaftslage wird immer schlechter. Da ist es nicht verwunderlich, dass Alex Zeitvertrag ausläuft und sie sich auf ihrer Reise durch die Welt eine neue Station suchen muss.
Theoretisch macht sie seit 10 Jahren nichts anderes, doch dieses Mal wird es ihr schwerer Fallen diesen Ort zu verlassen.
Sie hat sich ein Zimmer bei einer Familie Nähe der Hühnerfarm gemietet und hat dort den sympathischsten Menschen seit vielen Jahren kennengelernt: Gérard.
Er ist 32 Jahre alt und geistig stark zurück geblieben. Er kann sich nicht richtig artikulieren, trägt Windeln und braucht rundum Betreuung. Aber, er ist eine Seele von Mensch. Ständig lacht er, singt schlechter als ein Karaoke-Anfänger und zitiert alte Gedichte die kaum jemand kennt. Und doch ist gerade er der Ruhepol, den Alex ungern zurücklassen möchte.

Gérards Familie besteht aus seinem älteren Bruder, dessen keifendem Weib und einem altersschwachen Hund. Während Bertrand ein sehr ruhiger Zeitgenosse ist, der seinen Bruder größtenteils ignoriert, reibt sich Marlène jeden Tag an Kleinigkeiten auf um ihren Frust loszuwerden, dass sie nicht das geworden ist, was sie immer werden wollte: berühmt.
Als junges Mädchen war sie einmal eine sehr hübsche Frau und hat dann den Fehler gemacht und Bertrand geheiratet. Kinder konnten sie keine kriegen, und als Bertrands und Gérards Mutter starb, kam ein erwachsener Mensch mit geistigen Einschränkungen ins Haus. Das ist zu viel für Marlène.

Eines Abends, als Alex Gérard - von ihr Roswell getauft - ins Bett gebracht hat, bekommt sie ein Gespräch mit zwischen den zwei Eheleuten. Sie bemerken Alex in ihrer schwarzen Kleidung auf der schattigen Treppe nicht und so erfährt Alex von Marlènes unglaublichem Plan Gérard loszuwerden: sie will ihn aussetzen. Was andere Leute mit Tieren machen können, sollte doch mit dem schwachsinnigen Bruder ihres Gatten ebenfalls klappen. Doch Bertrand ist nicht sehr angetan, schließlich ist Gérard sein Bruder. Aber so richtig gegen ihren Vorschlag wehren tut er sich auch nicht.
Das kann doch unmöglich deren Ernst sein!

Nun ist guter Rat teuer. Was passiert mit Roswell, wenn Alex mal nicht mehr da ist? Wird sich Marlène gegen ihren Mann durchsetzen können?

Der neue Roman von Marie-Sabine Roger, der Autorin von La tête en friche / Das Labyrinth der Wörter, schien mit ein eben solch unterhaltsames Buch zu werden wie ihr vorheriges Werk. Doch irgendwie passiert in diesem Buch kaum etwas. Die Geschichte plätschert so vor sich hin und man erfährt eher etwas aus der Vergangenheit der verschiedenen Charaktere, als von der Gegenwart.
Das Buch ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die jeweils aus Alex oder auch Cédrics Sicht spielen. Cédric ist ein 28 Jähriger der nichts mit seinem Leben anzufangen weiß und durch Zufall Alex und Gérard kennen lernt.
So recht erkennt man keinen Zusammenhang zwischen den Erzählsträngen, bis sie sich immer wieder kreuzen und die Treffen aus beiden Gesichtspunkten beleuchtet werden.

Die Charaktere sind nett erarbeitet und auch ohne viel Wissen zur jeweiligen Lebensgeschichte hat der Leser kein Problem sich die Personen gut vorzustellen. Der Schreibstil ist gut und einfach gehalten und die Aufteilung des Buches macht es zu einer kleinen Lektüre für Zwischendurch.
Ab und an hätte ich mir ein wenig mehr Action gewünscht, aber das Ende des Buches passt so hervorragend zum Rest, dass mehr Spannung schon wieder verwirrend gewesen wäre.

Alles in allem hätte ich mir ein wenig mehr erhofft, da ich bei La tête en friche / Das Labyrinth der Wörter so verwöhnt worden bin, hatte ich hohe Erwartungen an das Buch. Doch auch wenn es denen nicht gerecht geworden ist, hat es mir dennoch Spaß gemacht es zu lesen.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Deutsche Ausgabe ~ Original-Ausgabe

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter

20.

Apr 2013

~ND

One Week Girlfriend

Fable hat einen gewissen Ruf in ihrer Stadt: Angeblich soll sie schon mit dem halben Team der College Football Mannschaft im Bett gewesen sein und auch in der schäbigen Bar, in der sie kellnert, nichts anbrennen lassen. Fable selbst lassen diese Gerüchte allerdings weitgehend kalt. Sie ist zu sehr damit beschäftigt, den Lebensunterhalt für ihre Familie zu verdienen und ihre Mutter und ihren Bruder Owen im Zaum zu halten. Faibles Mutter verbringt ihre Zeit meist damit, das wenige Geld, das der Familie zur Verfügung steht, in Bars mit ihrem neuesten Freund auf den Kopf zu hauen. Owen war immer ein netter Junge, doch in letzter Zeit sieht Faible, dass auch er langsam aber sicher immer mehr abhärtet. Er schwänzt die Schule, raucht Gras und stellt allgemein Dummheiten an.
Fable selbst ist zwar sicher auch kein Kind von Traurigkeit, doch sie versucht immer, das Richtige zu tun. Die Gerüchte um ihre Aufrisse sind daher maßlos übertrieben. Genau dieser Ruf ist es aber, der den örtlichen Football-Star Drew auf Fable aufmerksam werden lässt. Er braucht jemanden, den er für die Thanksgiving Woche mit nach Hause zu seinem Vater und seiner Stiefmutter Adele nehmen und als seine Freundin ausgeben kann. Drew sieht darin den einzigen Ausweg, diesen Besuch zu überstehen. Denn in seinem Elternhaus sind Dinge passiert, die er einfach nur vergessen will und Fable wäre die perfekte Möglichkeit, sich und seine Eltern davon abzulenken.
Und so heuert Drew sie für 3000 Dollar an und Faible wird für eine Woche seine Freundin.
Doch was sie in diesen 7 Tagen übereinander herausfinden, verändert beide für immer.

Wer One Week Girlfriend von Monica Murphy liest und eine Standard-College-Romanze erwartet, der wird vermutlich enttäuscht werden. Schon nach wenigen Seiten merkt man, dass vor allem Drew ein wirklich zutiefst gebrochener Mensch ist. Er hat allen Grund nicht nach Hause zu wollen. Es dauert nicht lange und der Leser bekommt eine gute Ahnung, was hinter Drews Problem steckt. Anstatt für Langweile zu sorgen, hat das One Week Girlfriend allerdings nur noch intensiver gemacht. Denn ich muss zugeben, trotz all der schrecklichen Dinge, über die man in den vielen anderen New Adult / College-Bücher liest, gab es nur wenige, die mich so getroffen haben, wie dieses hier. Vor allem, weil sich ein großer Teil des Problems in Drews Kopf abspielt. Viel mehr möchte ich darüber jetzt auch gar nicht verraten, nur dass es mir wirklich unter die Haut gegangen ist.
Nun aber zu Fable: Sie ist ein toller Charakter, den ich auf Anhieb mochte. Auch sie hat früh ihre Vermutungen und alleine das hebt sie schon von vielen anderen weiblichen Heldinnen ab, die oft lange im Dunklen tappen, während sich der Leser fragt, wieso sie nicht sieht, was direkt vor ihrer Nase liegt. Doch nicht nur deshalb mag ich sie so sehr gern. Fable ist eine selbstbewusste junge Frau, die alles für ihre Familie tun würde und nicht verdient, was das Leben ihr so beschert hat, sich aber dennoch nie brechen ließ. Und trotzdem hat sie immer noch genug Kraft, um wenigstens zu versuchen, Drew aus seiner schier ausweglosen Situation zu helfen. Und das ist nicht immer einfach, denn Drew ist schwach. Es tut mir leid, das so sagen zu müssen, doch genau das trifft auf ihn zu. Seine Art, die Vergangenheit zu bewältigen, ist wegzulaufen. Doch Drew muss bald lernen, dass mit Fable, die nicht gerade konfrontationsscheu ist, diese Taktik nicht funktioniert. Genau diese Fehler waren es aber auch, die ihn ein wenig von den ewigen Bad Boys abgehoben haben.
Einziger kleiner Schwachpunkt waren meiner Meinung nach die wenigen Figuren. Neben Drew und Fable gibt es nur noch einen weiteren Charakter von echter Bedeutung und wenn ich niemanden vergessen habe, gibt es insgesamt gerade mal sechs Personen im ganzen Buch. Das hat den Vorteil, dass nichts von der Geschichte abgelenkt hat. Gleichzeitig wirkte es manchmal aber auch ein wenig steril, kühl und konstruiert. Ich kann mich noch nicht so recht entscheiden, ob mir das nun gefällt oder nicht. Denn auf der einen Seite trägt das doch auch irgendwie zu der sehr gedrückten und intensiven Stimmung bei. Auf der anderen Seite ist das Buch aber von Haus aus schon relativ kurz, so dass ein klein wenig mehr Liebe zum Detail auch nicht geschadet hätte.

Mit One Week Girlfriend liefert Monica Murphy eine intensive, manchmal etwas düstere und ziemlich emotionale Geschichte, die - obwohl sie manchmal vielleicht ein wenig simpel geraten ist - unter die Haut geht. Ich habe mitgelitten, manchmal auch gelacht und bis zum Schluss gehofft, dass Fable und ich uns trotz aller Anzeichen über Drews Vergangenheit irren. Es tut manchmal wirklich weh, was der Leser hier vorgesetzt bekommt, hat aber immer wieder wunderschöne Momente und ist es am Ende doch wert...auch wenn es mit einem kleinen Cliffhanger endet.

Denn Fables und Drews Geschichte geht weiter: In Second Chance Boyfriend.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Original-Ausgabe

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter

18.

Apr 2013

~nia

Türkisgrüner Winter

Enthält Spoiler für Kirschroter Sommer.

In Türkisgrüner Winter geht die Handlung von Kirschroter Sommer unmittelbar weiter. Emely ist verwirrt, weil Elyas plötzlich nicht mehr mit geballtem Charme hinter ihr her ist. Über den Sommer hat sie sich an seine ständige, charmante und oft aufdringliche Präsenz in ihrem Leben gewöhnt. Doch seit dem Zelttripp hält er sich seltsam zurück und Emely weiß nun überhaupt nicht mehr woran sie ist. Denn immerhin hatte sie am Ende dieses Wochenendes ihren Gefühlen ein wenig nachgegeben und Elyas auf die Wange geküsst.
Inzwischen ist es Herbst geworden und das Semester hat wieder angefangen. Auf einer Halloweenparty passiert dann Undenkbares: Da Elyas Emely immer noch aus dem Weg geht und Emely ermutigt vom Alkohol wissen will, was eigentlich Sache ist, macht sie nun 'Jagd' auf Elyas. Im Laufe des Abends werden Emely und Elyas in eindeutiger Position von Alex erwischt und zur Rede gestellt. Emely laviert sich mehr schlecht als recht aus der Situation und beschließt, sich nun richtig die Kante zu geben. Im Verlauf der Nacht kommt es zwischen Emely und Elyas dann zu einer längst fälligen Aussprache. Dann folgt der zaghafte zweite Versuch einer Beziehung, die sich wunderbar und voller Schmetterlinge anlässt.

Doch dann entdeckt Emely das, was der Leser schon in Kirschroter Sommer ahnte: die Identität ihres E-Mailfreundes. Und von einer Sekunde auf die andere ist alles wie damals: der Schmerz, die Demütigung und das Leid - nur dass es dieses Mal noch tausendmal schlimmer ist. Nicht nur für Emely, sondern auch für Elyas...

Türkisgrüner Winter hat mir persönlich noch besser gefallen als Kirschroter Sommer. Das lag an zwei Dingen. Als Leser lernt man Elyas in diesem Buch viel besser kennen. Man merkt hier deutlicher als im ersten Buch, dass hinter dem Charmeur, dem manchmal recht großspurigen Gehabe und seiner sonstigen Fassade eine ebenso verletzliche und zarte Seele steckt, wie in Emely auch. Außerdem gibt es eine Menge wunderbarer Szenen in diesem Buch. Als Beispiele seien die Halloweenparty samt Folgen (so süß, wie die Zwei sich endlich mal innerlich gehen lassen), die Passage mit den Zitaten bei dem katastrophalen Weihnachtsessen und natürlich der Teil, in dem Elyas Emely seine Sicht der Dinge erzählt.
Dass kurz nach der Party erst mal alles den Bach runter geht, war notwendig und irgendwie auch gut. Auch das Ende fand ich sehr gelungen. Hier kann man zwar gar nicht so viel eigentliches Happy End genießen, doch nach all den vorherigen Enthüllungen sorgt das für eine wunderbare Leichtigkeit zum Abschluss. Dass beide Charaktere so wegen einander gelitten haben und in diesem Buch wieder leiden, war für mich im Vergleich zu anderen New-Adult-Büchern eine wohltuende Abwechslung. Normalerweise schlägt das Schicksal ja eher auf anderen Wegen zu oder liegt in Kindheits- und Jugendtraumen begraben. Auch in Carina Bartschs Büchern gibt es natürlich viel Drama und eine unglaubliche Menge an Missverständnissen. Doch ganz ehrlich, genau das erwartet man ja auch, wenn man ein New Adult-Buch liest.

Eine Sache fand ich allerdings arg unglaubwürdig. Nachdem das dunkle Geheimnis gelüftet ist, redet Emely gar nicht mehr mit Elyas. Seine erste Erklärung blockt sie - aufgebracht wie sie ist - verständlicherweise ab. Doch dann gibt sie sich ihrer eigenen Verzweiflung hin, ohne mal nach dem Warum zu fragen. Hier denke ich wirklich, dass irgendwann jede Mitzwanzigerin eine Erklärung verlangt hätte. Von einer smarten Studentin wie Emely hätte ich das in jedem Fall erwartet. Bis es zur Aussprache kommt, muss in Türkisgrüner Winter wirklich einiges passieren und es verstreicht viel zu viel Zeit.

Fazit: In Türkisgrüner Winter wird es wirklich interessant mit Emely und Elyas. Nach langem Leidensweg dürfen wir hier mehrfach auch Elyas Sicht der Dinge genießen - insbesondere zum Ende hin war das wirklich notwendig. Insgesamt hat mir das dieses Buch noch lieber gemacht. Türkisgrüner Winter treibt einem zum Lachen, zum Weinen, zum Haare raufen und zum glücklichen Seufzen. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich Carina Bartsch mit ihrem wunderbaren Schreibstil und ihrem tollen Humor für mich entdeckt habe. Auf weitere Bücher der Autorin freue ich mich schon heute.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Deutsche Ausgabe

2 Kommentare | Facebook | Twitter

16.

Apr 2013

~ND

Living with the Dead

Enthält Spoiler für die ersten acht Bücher der Women of the Otherworld-Reihe.

Als Robyns Ehemann Damon durch ein simples Missverständnis erschossen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie und Damon waren überglücklich miteinander und nun ist sie mit nur 28 Jahren Witwe und weiß nicht so recht, was sie mit sich anfangen soll.
Sechs Monate nach Damons Tod findet sie sich in L.A. wieder, als PR Managerin für das It-Girl Portia Kane, was so ziemlich der letzte Job ist, in dem Robyn sich jemals gesehen hat. Sie erkennt sich selbst nicht wieder, wenn sie ehrlich mit sich ist, ist es ihr aber auch gleichzeitig ziemlich egal.
Zumindest bis ihr ganzes Leben erneut auf den Kopf gestellt wird: Portia wird in einem Club ermordet und durch eine Verkettung unvorhergesehener Zwischenfälle wird ausgerechnet Robyn zur Hauptverdächtigen. Doch noch bevor sie sich der Polizei stellen und das Missverständnis aufklären kann, muss Robyn feststellen, dass es der Mörder nun auch auf sie abgesehen hat. Ihre einzige Hilfe bekommt sie in Form ihrer besten Freundin Hope und deren etwas merkwürdigen Freund Karl. Auch wenn die beiden verdächtig ruhig und selbstbewusst mit dieser extremen Situation umgehen, möchte Robyn sie natürlich eigentlich nicht in Gefahr bringen. Schnell wird jedoch klar, dass mit Hope und Karl etwas ganz und gar nicht normal ist. Und wenn sie darüber nachdenkt, trifft das auch auf John 'Finn' Findlay, den Polizisten, der ihren Fall bearbeitet, zu. Und auch auf den Mörder.

In Living with the Dead, dem neunten Band der Women of the Otherworld--Reihe von Kelley Armstrong, ist mit Robyn nun erstmals ein Mensch der Hauptprotagonisten. Und das hat einen erstaunlich frischen Wind und neue Blickwinkel in diese Welt gebracht, die wir bisher nur aus den Augen von übernatürlichen Figuren gesehen haben. Ich hatte zunächst befürchtet, dass das für zu viele Wiederholungen oder Langeweile führen könnte, da Robyn ja wirklich von nichts eine Ahnung hat, was in der Welt des Übernatürlichen vor sich geht. Zum Glück war das aber nicht der Fall. Im Gegenteil, denn eigentlich ist Living with the Dead von vorne bis hinten eine einzige lange aber sehr spannende Verfolgungsjagd. Den Charakteren und dem Leser bleibt kaum Zeit zum durchatmen und man kommt erst nach und nach dahinter, was eigentlich gerade genau mit ihnen passiert.

Neben Robyn gibt es noch vier weitere Charaktere, aus deren Perspektive Living with the Dead geschrieben ist, nämlich Hope, zwei der 'Bösewichte' und Finn. Am Anfang war das zugegebenermaßen manchmal ein wenig verwirrend. Je näher man die einzelnen Charaktere aber kennenlernt, umso unproblematischer wird es. Allerdings wäre es mir trotzdem lieber gewesen, auf mindesten eine der Figuren zu verzichten, einfach weil ich das Gefühl hatte, von keiner Figur das volle Potential zu sehen. So wurde z.B. die Geschichte selbst richtig spannend und temporeich erzählt, die persönliche Ebene der Charaktere ging manchmal allerdings ein bisschen verloren. Vor allem, was die Romantik angeht. In den anderen Büchern dieser Reihe gibt es immer eine etwas größer angelegte Liebesgeschichte. Die sucht man dieses Mal vergeblich. Von Karl und Hope ist in dieser Hinsicht relativ wenig zu lesen und das wenige, was man zu lesen bekommt, ist nicht immer positiv. Robyn selbst ist noch zu sehr mit dem Tod ihres Mannes beschäftigt, um wirklich eine romantische Heldin sein zu können. Und Finn ist da noch einmal ein ganz eigener Charakter. Allerdings auch der, der mir gemeinsam mit Robyn am besten gefallen hat und ich hoffe, ihn nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.

Kelley Armstrong hat mit Living with the Dead versucht, ihrer Women of the Otherworld-Reihe ein bisschen frischen Wind zu verleihen. Das ist allerdings nur bedingt gelungen. Trotzdem bereue ich die Lektüre keinesfalls. Allerdings scheinen die deutschen Verlage auch ihre Probleme mit dem Buch zu haben, denn Titel ist bisher noch nicht auf Deutsch erschienen - der Folgeband Frostbitten / Biss der Wölfin dagegen aber schon. Ob es Living with the Dead auch zu uns schaffen wird, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, hoffe es aber trotz seiner Makel sehr.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Original-Ausgabe

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter

14.

Apr 2013

~ND

Dare You To

Enthält minimale Spoiler zu Pushing The Limits / Noah und Echo - Liebe kennt keine Grenzen.

Die 17-jährige Elisabeth 'Beth' Risk kennt seit Jahren kein echtes Zuhause mehr. Ihr Vater hat sie verlassen, als sie 9 war und ihre Mutter Sky geht seitdem eine ungesunde Beziehung nach der anderen ein. Ihr aktueller Freund Trent ist allerdings der Schlimmste von allen. Er schlägt Beth und ihre Mutter und verdient sein Geld auf höchst illegale Weise. Doch Sky ist öfter betrunken als nüchtern und so liegt es bei Beth, sich um ihre Mutter zu kümmern. Beth selbst schläft meist bei ihrem besten Freund Isaiah oder wo auch immer sie sonst gerade unterkommen kann.
Eines Abends eskaliert die Situation zwischen Beth, Sky und Trent allerdings schließlich und Beth nimmt die Schuld auf sich, um ihre Mutter zu entlasten. Die steht nämlich nur zur Bewährung auf freiem Fuß. Doch Beth bekommt Hilfe von unerwarteter Seite: Ihr Onkel Scott meldet sich nach Jahren der Funkstille wieder bei ihr und ist erschüttert von der Lage, in der er seine Nichte vorfindet. Er stellt ihr ein Ultimatum: Entweder Beth zieht zu ihm nach Groveton, geht dort auf die High School und bringt ihr Leben wieder auf die Reihe, oder Scott verrät ihre Mutter und schickt sie ins Gefängnis.
Beth bleibt nichts anderes übrig, als ihrem Onkel nach Groveton zu begleiten. Das bedeutet aber nicht, dass sie es allen Beteiligten leicht machen muss - weder Scott, noch ihren Lehrern oder Mitschülern.
Einer dieser Mitschülern ist Ryan. Am Anfang war Beth für ihn nichts anderes als Teil einer Mutprobe - er soll das angsteinflößende neue Skater Mädchen dazu bringen, mit ihm auszugehen. Ryan schreckt vor keiner Herausforderung zurück und er verliert auch nicht, weder beim Baseball noch anderswo. Vor allem nicht, wenn sein Familienleben gerade in Brüche geht und er das Gefühl hat, jegliche Kontrolle zu verlieren. Doch je mehr er hinter Beths Fassade sehen kann, umso weiter rückt seine Mutprobe in den Hintergrund.
Doch haben der Goldjunge der Stadt und die berüchtigte Außenseiterin eine Chance und können sie einander vertrauen?

In Dare You To von Katie McGarry treffen zwei Charaktere aufeinander, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Beth kennen wir bereits aus Pushing The Limits / Noah und Echo - Liebe kennt keine Grenzen, wo sie als ziemlich dickköpfige und ehrlich gesagt auch zickige Ersatzschwester für Noah aufgetaucht ist. Viel hat sich an ihrem Charakter eigentlich nicht geändert. Trotzdem kann man hier einen Blick hinter die Fassade werfen, der mich manchmal doch sehr überrascht hat und ich habe tatsächlich angefangen, sie sehr gerne zu mögen. Es war allerdings wirklich nicht immer leicht mit ihr. Beth gibt sich alle Mühe, jeden von sich zu stoßen, der ihr zu Nahe kommen könnte und lässt sich von niemandem etwas sagen - vor allem nicht, wenn es um ihre Mutter geht. Das ist schon mal extrem frustrierend, denn sie schafft es einfach nicht, Skys Situation ehrlich zu betrachten.
Ryan kommt da aus gänzlich anderen Verhältnissen. Nach außen hin hat er eine Vorzeigefamilie. Seine Eltern sind in der Gemeinde aktiv, sein Vater könnte neuer Bürgermeister werden und Ryan stehen alle Türen offen, Profi-Baseball-Spieler zu werden. Bisher dachte er auch immer, dass er sein Leben auch genau so haben möchte. Doch dann kam es zum Streit zwischen seinem Bruder Mark und dem Rest der Familie und es begann, hinter der Fassade zu bröckeln. Seitdem zweifelt Ryan. Als Beth in sein Leben tritt, sieht er allerdings in ihr genau das, was auch seine Eltern sehen: Ein störrisches, potentiell gefährliches Mädchen, das aus einer schlechten Familie kommt und von dem man sich fernhalten sollte.

Eigentlich sollte zwischen den beiden also jegliche Art von Beziehung zum scheitern verurteilt sein. Doch Katie McGarry hat wirklich schön und glaubhaft beschrieben, wie sich diese beiden unterschiedlichen Figuren auf unerwartete Weise gegenseitig die Augen öffnen, obwohl sie sich am Anfang überhaupt nicht ausstehen können. Mit seinen schlagfertigen Dialogen und sehr nahbaren Figuren hat mir Dare You To dadurch doch noch deutlich besser gefallen, als sein Vorgänger Pushing The Limits / Noah und Echo - Liebe kennt keine Grenzen. Denn so frustrierend sowohl Beth, als auch Ryan manchmal waren, war es doch sehr einfach sich mit ihnen zu identifizieren. Außerdem finde ich es immer wieder angenehm, wenn Eltern und Erwachsene nicht automatisch immer im Recht sind und das eine ganz andere Stimmung in das Buch bringt.

Wer eine romantische, temporeiche und intensive Geschichte über die Suche nach dem Platz im Leben sucht, der ist mit Dare You To von Katie McGarry wirklich bestens bedient. Für ein Jugendbuch werden hier allerdings recht grobe Töne angeschlagen und die Autorin schreckt nicht davor zurück, ihre Geschichte knallhart zu beschreiben. Trotzdem fand ich die Geschichte im Großen und Ganzen doch sehr glaubwürdig und auf jeden Fall einen Versuch wert.
Dare You To erscheint am 7. Juni 2013 in den USA. Bisher gibt es leider noch keine Informationen über eine deutsche Veröffentlichung dieser Reihe.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Original-Ausgabe

5 Kommentare | Facebook | Twitter

« Zurück | Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 | Weiter »