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12.

Jan 2013

~nia

The Diviners

Evie (Evangeline Mary) O'Neill ist siebzehn. In ihrem kleinen Heimatort in Ohio (USA) gilt sie als Unruhestifterin in der vornehmen Gesellschaft: Wenn die Jugendlichen zu viel trinken, macht Evie mit, wenn irgendwo eine wilde Party stattfindet, ist Evie garantiert bis zum Morgengrauen dabei und wenn es darum geht, das Leben nicht so ernst zu nehmen, ist Evie ganz weit vorn. Evie kommt einem auf den ersten Blick oberflächlich, kapriziös und ungehemmt vor, doch schnell merkt man, dass sie mehr als einen guten Grund für ihr Benehmen hat und das Herz trotzdem am rechten Fleck hat. Für den Geschmack ihrer Eltern hat sie es auf der letzten Party aber definitiv zu weit getrieben: Evie hat das schmutzige Geheimnis eines ehrenwerten Collegejungen ausposaunt und damit den Ruf seiner Familie beschmutzt. Diese verlangt eine öffentliche Entschuldigung, die Evie nicht bereit ist zu leisten. Und so wird sie zur Strafe zu ihrem Onkel Will nach New York geschickt.
Was ihre Eltern nicht wissen, Evie hat ihre Behauptung über den Jungen nicht aus der Luft gegriffen, sondern mithilfe seines Ringes herausgefunden. Sie ist eine sogenannte Divinerin (Wahrsagerin) und sieht bei Kontakt mit den Gegenständen anderer Leute wichtige Ereignisse aus ihrem Leben vor ihren Augen vorbeiziehen. Im Schlaf wird sie zudem oft von Geistern heimgesucht. Was Evie nicht ahnt: Es gibt viele verschiedene Diviner mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten: manche sagen die Zukunft vorher, andere machen sich unsichtbar, weitere können Kranke heilen, mit Geistern kommunizieren, körperliche Kräfte entfesseln oder diese zum eigenen Nutzen kanalisieren.

William Fitzgerald, Evies Onkel Will, leitet in Manhattan das Museum für amerikanische Volkskunde, Aberglaube und Okkultes (Museum of American Folklore, Superstition, and the Occullt), von den New Yorkern scherzhaft als Museum des gruseligen Getiers (Museum of the Creepy Crawlies) bezeichnet. Doch kaum ist Evie in der Stadt angekommen, tauchen mehrere Leichen auf, denen Körperteile fehlen und die mit einem Pentagramm und anderen okkulten Zeichen bedeckt sind. Evies Onkel wird von der Polizei um Rat bezüglich des 'Pentagrammkillers' gefragt und soll sich eine der Leichen angucken. Da Evie gerade in dem Moment im Museum ist und sie ihre Neugierde natürlich nicht bezähmen kann, setzt sie alles dran, mitgenommen zu werden. Als Evie dann den Strassstein am Schuh des toten Mädchens berührt, bekommt sie einen mehr als plastischen Eindruck davon, was mit dem armen Ding geschehen ist. Aber noch viel wichtiger, Evie erhascht einen unscharfen Blick auf den Mörder mit kalten blauen Augen, der ein unheimliches Lied pfeift. Ehe Evie sich versieht, steckt sie in einem Abenteuer, dass geheimnisvoller und gruseliger nicht sein könnte, ihr aber auch einiges über sich selbst verrät...

The Diviners von Libba Bray ist ein fabelhaftes Buch. Evie ist dabei nur eine der Hauptpersonen aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Für mich war sie aber mit Abstand der lustigste und - trotz aller Fehler - sympathischste Charakter im Buch. Die Einblicke, die Memphis, Theta, Sam, Jericho und Will in die Handlung bieten, sind allerdings ebenfalls sehr lesenswert. Zu Beginn dauert es seine Zeit, bis man sich an Libba Brays Sprachstil im Jargon der 1920er Jahre gewöhnt hat. Doch dann macht gerade der Stil des Buches einen Großteil seines Charmes aus.
Die Handlung wird schnell extrem spannend und die Einblicke in die letzten Stunden oder Minuten der jeweiligen Opfer vergisst man so schnell nicht wieder. Selbst wenn man dann weiß, wer der Mörder ist, darf der Leser an einem echten Katz-und-Maus-Spiel teilnehmen.

Doch am besten an The Diviners ist, dass es so viele verschiedene Dinge und Genres verknüpft. Das Buch ist ein Thriller, ein in New York spielendes Fantasybuch mit einem großen Einschlag ins Übersinnliche (paranomal urban FS) und bietet dem Leser zudem noch viel Humor und den ein oder anderen romantischen Moment. All das ist leicht und lässig vom Charme der goldenen 1920er Jahre durchdrungen und die Charaktere - egal ob jung oder alt - sind einfach wunderbar gelungen. Das Einzige was ich wirklich nicht so recht nachvollziehen kann, ist die Altersempfehlung des Verlags (lesbar ab 15 Jahren). Vermutlich bin ich einfach zu soft, aber ich würde Jugendlichen das Buch nicht empfehlen. Dafür hat mich Naughty John während des Lesens zu oft in den Schlaf begleitet und als Teenager hätte ich mir das vermutlich noch mehr zu Herzen genommen. Doch wenn ihr hart gesotten seid und keine Angst vor einem grausamen Mann mit Zylinder habt, dann empfehle ich euch diesen ersten Band der Diviners-Reihe. Und obwohl es noch drei weitere Bücher geben soll und man begierig ist, Evie und ihre Freunde bei weiteren Abenteuern zu begleiten, wird die Geschichte ordentlich abgeschlossen und ist in sich rund.
Ich hoffe, das Buch findet bald auch seinen Weg zu einem deutschen Verlag. Nach dem schon sehr lustigen Going Bovine / Ohne. Ende. Leben. hat sich Libba Bray mit The Diviners endgültig einen Platz in der Liste meiner Lieblingsautoren erobert.

Zu guter Letzt noch ein Tipp: Die Homepage zum Buch macht einiges her, aber wirklich herzhaft Lachen kann man, wenn man mal einen Blick auf die Seite von Libba Bray selbst wirft - ich empfehle besonders ihre FAQs und 'Revenge of the Bio'.

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