Buchjunkies


Rezensionen Empfehlungen Autoren Reihen Tags Rezensionsarchiv

07.

Mar 2013

~nia

Hot Ticket

Hot Ticket ist für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet.
Enthält Spoiler für die übrigen Sinners on Tour-Bücher.

Jace ist der Bassist der Sinners und er spielt sein Instrument, als hätte es eine Seele. Darüber hinaus ist Jace still, geheimnisvoll und gut aussehend. Außerdem ist er - im Vergleich zu den übrigen Bandmitgliedern - eher klein (wobei Brian, Sed, Trey und Eric echt große Kerle sind). Wirklich bedrücken tun Jace aber ganz andere Dinge, nämlich Schuldgefühle und Ängste, derer er nur mithilfe von Schmerzen Herr wird. Jace braucht körperliche Schmerzen wie die Luft zum Atmen: sie verbannen seine inneren Dämonen, stärken sein Selbstvertrauen und sie erregen ihn sexuell. Und so scheint es ein perfekter Abend für Jace zu werden, als er bei Brians Junggesellenabschied in einem Stripclub auf eine heiße, dunkelhaarige Domina trifft.
Aggie, aka Mistress V (Herrin V), fühlt sich auf den ersten Blick zu Jace hingezogen. Doch da er sie um ihre Dienste als Domina bittet, erlahmt ihr Interesse erst einmal. Schließlich ist es ihr Job als Mistress V, Männer windelweich zu prügeln und sie zu brechen. Bisher hat auch noch niemand mehr als zehn Minuten harter Schläge/Hiebe ausgehalten. Doch Jace ist anders: Er lässt sich nicht demütigen, aber sehr wohl bis auf Fleisch blutig schlagen. Aggie ist sauer, weil sie ihre Fähigkeiten als Domina angezweifelt sieht. Zugleich ist sie aber auch fasziniert und sexuell erregt von diesem Mann. Und dann beschließt sie, der Ursache für Jaces Sucht nach Schmerzen auf den Grund zu gehen. Guter Sex ist dabei einkalkuliert, dass sie dabei aber auch ihr Herz verliert, war nicht geplant...

Ich hatte mich so sehr auf Hot Ticket mit Jaces und Aggies Story gefreut. Leider konnte der vierte Band (ursprünglich als dritter Band geplant) der Sinners on Tour-Reihe von Olivia Cunning die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Hier hatte ich nicht, wie bei Rock Hard Probleme, Sympathien zum Protagonisten aufzubauen. Es war noch schlimmer: ich fand sie beide ansprechend, konnte aber keine richtige Verbindung zu Jaces und Aggies jeweiligem Innenleben aufbauen. Dafür war mir einfach zu viel im Weg: von Jaces Seite das geistige Lamentieren und ungesunde in sich Reinfressen und von Aggies Seite zu viel, ich helfe dir mein Schatz mit allen Mitteln und Wegen, denn ich liebe dich. Es war (für mich) auch nicht nachzuvollziehen, warum Aggie so schnell diese tiefe Liebe für Jace empfindet. Ja, er ist (meist) freundlich und damit liebenswert, der Sex zwischen ihnen ist grandios und Aggie will Jace helfen - aber reicht das als Grundlage für eine innige Liebe? Klar, sie reden auch miteinander und während dieser Szenen entlockt Aggie Jace nach und nach seine schockierende Vergangenheit. Aber andere wichtige Dinge, wie seine Liebe zur Musik oder ihr Innenleben werden nur angerissen.

Besonders schade fand ich, dass der typische Humor der bisherigen Bände in Hot Ticket zu kurz kam. Meist offenbart er sich nur, wenn Eric und Jace interagieren. Apropos Jace und Eric. Wir erfahren hier auch, welche besondere Beziehung die Zwei verbindet und wieso Jace sich so viel von dem Drummer gefallen lässt. Dass das aber (schon wieder) auf einen flotten Dreier hinaus läuft, war irgendwie nicht notwendig. Aber anscheinend muss jeder bei den Sinners mal mit einem der anderen Bandmitglieder ein oder mehrere Partner geteilt haben. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen einen (oder mehrere) Dreier (die entsprechenden Szenen aus Double Time lassen jetzt noch mein Herz höher schlagen). Doch Jaces und Aggies Story wäre auch ohne dieses Intermezzo ausgekommen und vorangeschritten.

Insgesamt hätte ich mir auch mehr Einblicke in das Leben einer Domina gewünscht. Warum ist Aggie diesen Weg so konsequent gegangen? Ja, ein Auslöser wird benannt, aber ihr persönlicher Nutzen aus diesen 'Beziehungen' kommt viel zu kurz. Auch auf was es als Domina so ankommt, etwa wie man die Bedürfnisse seiner Kunden überhaupt erkennt, wird kaum erläutert. Da hätte ich mir von der weltoffenen Olivia Cunning irgendwie mehr erwartet.
Des Weiteren haben sich mir zu Hot Ticket noch zwei Fragen aufgedrängt, die mich besonders im Nachhinein piesacken: Müssen fast alle Sinners gestörte Eltern haben? Und muss einfach jeder von ihnen mindestens eine lebensbedrohliche Szene erleben? Wenn es da in Wicked Beat genauso weiter geht, muss man wohl davon ausgehen, dass der Autorin langsam die Ideen ausgehen. Dass hoffe ich jetzt aber wirklich, wirklich nicht!

Zum Schluss bleibt mir noch zu sagen, dass ich das Buch vermutlich besser bewertet hätte, wenn Hot Ticket wirklich als drittes Buch erschienen wäre. Aber mit dem Vorziehen des letzten Buches Double Time hat Olivia Cunning so viel Pulver verschossen und auch schon viel zu viel des weiteren Geschehens offenbart, dass auch der schöne Schreibstil oder die - wie immer - anregend geschriebenen Sexszenen das nicht rausreißen können. Nachdem ich das Buch habe sacken lassen und sich doch so viele Kritikpunkte offenbart haben, reicht es am Ende leider (es fällt mir wirklich nicht leicht) nur zu einer mäßigen Bewertung.

Jetzt bei Amazon.de via Partnerlink* kaufen: Original-Ausgabe

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter