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29.

Oct 2012

~nia

A Certain Slant of Light / Silberlicht

Helen ist seit etwa 130 Jahren ein Geist und folgt ihren jeweiligen Bewahrern überall hin. Entfernt sie sich von ihrer jeweiligen Schutzperson, wird sie in eine nasse und kalte Hölle gezogen, aus der es kaum ein Entrinnen gibt. Helens Bewahrer sind - egal ob Mann oder Frau - immer irgendwie als Schriftsteller tätig. Das trifft auch auf ihren aktuellen Beschützer, Mr. Brown zu, der neben seinem Job als Englischlehrer an einem Buch arbeitet. Und in dessen Englischklasse geschieht es - plötzlich kann Billy, einer der Schüler, Helen sehen. Doch es sieht sie gar nicht Billy, sondern James. Denn Billys Seele hat seinen drogengeschundenen Körper verlassen und James, ehemals auch ein Geist, hat seinen Platz eingenommen. Helen ist verwirrt und weiß gar nicht, wie sie reagieren soll. Doch schließlich wird der Wunsch, James und seinem Leben nahe zu sein, so groß, dass Helen zunächst die Bande zu Mr. Brown kappt und schließlich ebenfalls nach einem seelenlosen Körper Ausschau hält. Und als sie der 15-jährigen Jenny begegnet, weiß sie, dass sie dem Leben plötzlich wieder ganz nahe ist. Doch nach und nach wird sowohl James als auch Helen in ihren Gastkörpern klar, dass ihr eigentliches Ziel ein anderes sein sollte...

Die Idee hinter A Certain Slant of Light / Silberlicht hat mich sehr gereizt, doch die Umsetzung durch Laura Whitcomb lies doch arg zu Wünschen übrig. Das Buch steckt voller Widersprüche, die mich mit dem Fortschreiten der Geschichte immer mehr gestört haben. Beispielsweise ist Helen mit 27 Jahren gestorben und gut 130 Jahre als Geist unterwegs gewesen - auch wenn sie sich nie weit von ihren Bewahrern wegbewegen konnte, dürfte sie in dieser Zeit eine Menge Lebenserfahrung gesammelt haben. Doch sobald sie in Jennys Körper landet, merkt man davon fast nichts mehr. Sie und auch James benehmen sich wirklich wie Klischee-Teenager, glauben aber, den übrigen Mitmenschen durch ihre Erfahrung weit überlegen zu sein und gehen dann auch noch alles andere als zart mit ihren Gastkörpern um. Ich kann ja verstehen, dass ihnen nach der langen Zeit als Geist nach dem Austausch von Körperlichkeiten ist, aber sie denken überhaupt nicht über die Konsequenzen für sich und ihre Gastkörper nach. Hier wird ein ziemlich schräges Bild vermittelt, welches im Verlauf der Geschichte auch nicht wirklich gerade gerückt wird und für mich so nicht in ein Jugendbuch gehört.

Hinzu kommen die Extreme, in die Laura Whitcomb Helen und James katapultiert hat: Billy als Drogensüchtiger, der von seinem Bruder zwar geliebt, aber sehr ruppig behandelt wird und der aus einem eindeutig vernachlässigtem Haushalt stammt sowie Jenny, die in einer übergläubigen und extrem strengen Familie lebt. Und obwohl Helen Literatur so liebt und sich als Jenny gleich mal einen Berg Bücher ausleiht, liest sie davon kaum eines und nimmt auch sonst an so gut wie keiner Schulstunde mehr teil.
Hinzu kommt ein oft überladener und meines Erachtens zur Geschichte eher unpassender Schreibstil - ich habe mir leider keine Stellen aufgeschrieben, bin beim Lesen aber immer wieder über die Wortwahl gestolpert. Hier bin ich mir nicht sicher, ob das an der Übersetzung liegt und beim Original von A Certain Slant of Light / Silberlicht ebenfalls passiert wäre. Insgesamt war das Buch kein Lesegenuss und ich musste mich ziemlich zusammennehmen, um es nicht zwischendurch ganz Abzubrechen. Einzig das für Helen und James passende Ende fand ich dann doch ansatzweise gelungen. Leider wirkte das Ende für Jenny und Billy dann wieder arg gewollt. Ich denke nicht, dass ich noch mal ein Buch von Laura Whitcomb lesen werde.

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