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09.

Aug 2012

~ND

Truly Madly Yours / Küssen will gelernt sein

Tags: Romantik

Als Delany vor 10 Jahre ihrem Heimatort Truly in Idaho verlassen hat, hatte sie eigentlich nicht vor, jemals zurückzukehren. Zu sehr hat sie sich von ihrer Mutter und vor allem ihrem überehrgeizigen Stiefvater Henry eingeengt gefühlt. Die beiden hatten Delanys komplettes Leben durchgeplant, ohne Rücksicht auf ihre Wünsche, bis sie es nicht mehr ausgehalten und mit 18 fluchtartig die Stadt verlassen hat.
Doch nun ist Henry überraschend gestorben und Delany ist nach Truly gekommen, um dort seiner Beerdigung und der Verlesung des Testaments beizuwohnen. Kaum in der kleinen Stadt angekommen, hat sie aber eigentlich schon wieder genug und freut sich darauf, am nächsten Tag nach Hause fahren zu können. Das war allerdings, bevor sie gehört hat, was sie erben soll: Einen riesigen Teil, von Henrys verschiedenen Unternehmen und Ländereien, die alles in allem einen Wert von 3 Millionen Dollar haben. Doch all das Geld hat einen Preis: Sie muss ein Jahr lang innerhalb der Stadtgrenzen von Truly bleiben, sonst geht ihr gesamtes Erbe an Henrys unehelichen Sohn Nick.
Ausgerechnet Nick war allerdings überhaupt erst der Auslöser für den riesigen Streit, der Delany vor 10 Jahren in die Flucht getrieben hat und eigentlich haben die beiden allen Grund, sich aus dem Weg zu gehen. Doch das scheint leichter gesagt, als getan...

Rachel Gibson hat ein Faible dafür, ihre Geschichte in kleinen, ländlichen und ziemlich spießigen Kleinstädten anzusiedeln. Das bedeutet zwar, dass sie automatisch mit vielen Klischees spielt, in manchen Fällen kann das aber durchaus funktionieren. So ist das zum Glück auch mit Truly Madly Yours / Küssen will gelernt sein. In Truly kennt jeder jeden und die Leute leben für ihren Tratsch und Klatsch. Ich konnte mich wunderbar gemeinsam mit Delany über die Gerüchte und abstrusen Ideen ihrer Mitbürger amüsieren und aufregen und die scheinbare Kleinstadtidylle hat eine interessante Bühne für die Geschichte abgegeben.
Delany selbst ist eine der wenigen Heldinnen dieser Autorin, die ich wirklich mochte. Zwar hat auch sie ab und an ihre schwachen Momente, in denen ich mir etwas mehr Willensstärke ihrem männlichen Gegenstück gegenüber gewünscht hätte, insgesamt war sie aber taff und hat eine ziemliche Entwicklung durchgemacht, seit sie Truly damals verlassen hat. Nicks Charakter ist dagegen nichts Neues. Er ist einer dieser typischen Machos, der sich nie in eine Frau verliebt hat, aber eine Eroberung nach der anderen mit nach Hause nimmt. Seinen Zweck hat er aber dennoch erfüllt, größtenteils viel Spaß gemacht und Delany einiges abverlangt.

Insgesamt hatte ich aber mit beiden Figuren, das gleiche Problem, das ich mit den meisten von Rachel Gibsons Charakteren habe: Sie sind mir einfach nicht greifbar genug. Irgendetwas fehlt ihnen, so dass ich mich ihnen nie 100% nahe fühle und sie sehr zweidimensional bleiben.

Die restlichen Charaktere ergeben eine kunterbunte Mischung, von denen einige sehr sympathisch, andere ganz furchtbar und manche einfach absurd sind. Das hat zwar großen Spaß gemacht, bei vielen hatte ich allerdings das Gefühl, dass mir nach all dem Aufbau am Ende etwas gefehlt hat. So hat z.B. Nicks Mutter eine gewisse Rolle gespielt und wurde am Ende mit nur einem Satz abgehandelt. Manche Charaktere würde ich mir einfach etwas präsenter wünschen.

Als netter kleiner Liebesroman für zwischendurch taugt Truly Madly Yours / Küssen will gelernt sein von Rachel Gibson aber allemal. Auch wenn die Charaktere nicht immer ganz überzeugend waren und manche Erzählstränge nicht ihr ganzes Potential ausnutzen, hat das Buch trotzdem einen gewissen Reiz gehabt und war definitiv einer der besseren Romane dieser Autorin.

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