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09.

Jan 2012

~nia

Dreamland / Wir sehen uns im Traumland

An Caitlins 16. Geburtstag verschwindet ihrer 2 Jahre ältere Schwester Cass. Diese bricht aus dem ihr vorbestimmten, perfekt erscheinendem Leben aus und hinterlässt eine riesige Lücke im Hause O'Koren. Caitlin versucht, die Lücke zu schließen. Dass ein solcher Versuch zum Scheitern verurteilt sein muss, wird ihr erst klar, als sie sich selbst schon völlig verloren hat.

Nach Cass verschwinden lernt Caitlin Rogerson kennen. Er hat grüne Augen, lange, wilde dunkle Locken, trägt unkonventionelle Klamotten, fährt einen schwarzen BMW, kifft gerne und dealt in seiner Freizeit mit Cannabis, obwohl er es überhaupt nicht nötig hat, auf diesem Wege Geld zu verdienen. Caitlin ist wie magisch von ihm angezogen: mit Rogerson fühlt sie sich anders, neu und der Druck - wie Cass sein zu müssen - fällt völlig von ihr ab. Doch Rogerson hat ein Geheimnis: er wird immer wieder brutal von seinem Vater verprügelt. Zunächst versucht Caitlin, Rogerson durch ihre Nähe zu beschützen und den Schrecken durch positive Erlebnisse auszugleichen. Doch auf Dauer ist das unmöglich und Rogerson wird ihr gegenüber immer besitzergreifender, eifersüchtiger und jähzorniger. Irgendwann ist es soweit: er schlägt Caitlin. Und Caitlin lässt es geschehen. Sie hat sich nicht nur zum ersten Mal richtig verliebt, sondern sich auch ihrer Umwelt gegenüber hoffnungslos in einem Netz aus Schein und Sein verfangen. Und so gerät sie in ein selbstzerstörerisches Abhängigkeitsverhältnis, in welchem Rogerson Caitlin beherrscht, unterdrückt und wieder und wieder auf das Schlimmste malträtiert.

Dreamland / Wir sehen uns im Traumland von Sarah Dessen ist ein unglaublich fesselndes Buch, das ein schwieriges Thema gekonnt, herzzerreißend und psychologisch glaubwürdig erzählt. Auch wenn vermutlich jede gestandene Person - egal ob männlich oder weiblich - sagt, mir würde so etwas niemals passieren, kann man Caitlins Beweggründe, ihre Gedanken und sogar ihre Liebe zu dem oft so brutalen Rogerson verstehen. Dass sie bei dem Versuch, Cass ersetzen zu wollen, versagt, macht sie extrem anfällig für diesen Outsider, der äußerlich faszinierend und innerlich selbst ein Wrack ist. Der Leser erlebt nicht nur Caitlins zerstörerischen Weg und den Verlust ihres Identitätsgefühls, sondern auch den langsamen und mühevollen Weg zurück zu ihrem eigenen Selbst, ohne Cass, ohne Rogerson, aber dafür mit Menschen, denen sie mehr am Herzen liegt, als sie selbst geahnt hätte.

Dreamland / Wir sehen uns im Traumland ist das zweite Buch, dass ich von Sarah Dessen gelesen habe. Im Gegensatz zu Halley aus Someone Like You / Someone like you haben mich Caitlins Art und ihre Geschichte sofort gefangen genommen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und musste ganze Passagen mehrfach lesen, ohne dass es beim zweiten Lesen langweiliger oder weniger berührend gewesen wäre. Obwohl das Buchcover zum Inhalt passt, ist es meiner Meinung nach ein eher abschreckendes Cover. Wirklich schade, weil Dreamland / Wir sehen uns im Traumland viele aufmerksame Leser verdient hat. Wer gut und gerne englische Bücher liest, sollte wohl besser zum Original greifen.

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