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16.

Aug 2012

~nia

The Glimpse

London in nicht allzu ferner Zukunft. Ariana (Ana) Barber wird demnächst 18. An sich ein Grund zur Freude, doch für Ana entscheidet sich mit diesem Tag ihr weiteres Schicksal. Kommt bis zu ihrem Geburtstag die Verbindung mit dem ihr versprochenen Jasper Tarell zustande, kann sie weiter als sogenannte Pure leben. Andernfalls muss sie in die City umziehen und unter den sogenannten Crazies leben - für Ana bislang eine schreckliche Vorstellung. Selbst ihr Vater, der einflussreiche Nobelpreisträger Ashby Barber, könnte ihr dann nicht mehr helfen. Dabei ist Ashby einer derjenige, der an der Entwicklung des sogenannte Pure-Tests überhaupt erst beteiligt war: Ein Test, der zeigt, ob jemand frei von geistigen Krankheiten ist (Pure) oder aber eine von vielen mentalen Krankheiten in seinen Genen trägt (Crazy). Dummerweise ist genau das bei Ana der Fall. Ihre Mutter hatte Depressionen und somit gilt Ana als sogenannter Sleeper. Nach Meinung des Boards (der Aufsichtsbehörde der Pure) ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich in eine Active verwandelt.
Am Abend nach der offiziellen Bekanntmachung von Anas und Jaspers Verbindung, wird Jasper entführt. Kurz zuvor hat er Ana gegenüber Andeutungen gemacht, dass er in Gefahr sei. Schnell merkt Ana, dass an Jaspers Verschwinden nicht alles so ist, wie es zu sein scheint. Ana macht sie sich auf, Jasper zu suchen. Dabei führt ihr Weg geradewegs in die City und unter die Crazies...

Doch das Leben in der City ist überhaupt nicht so wie die Nachrichtenkanäle des Boards es Ana und den übrigen Pure weiß machen wollen: Die Crazies sind zwar teilweise krank, schlecht versorgt oder suchen Vergessen mithilfe von Drogen, doch niemand bedroht Ana, raubt sie aus oder wird ihr sonst wie gefährlich. Die wenigen Hinweise, lassen sie nach einem Gewissen Cole Winter suchen. Schließlich landet sie auf dem Hausboot seiner Familie und muss erfahren, dass Cole Winter gerade in Haft sitzt, aufgrund des Verdachts, Jasper Tarell entführt zu haben. Ehe Ana sich versieht, gerät sie in einen Strudel von Ereignissen und muss sich körperlicher und geistiger Gefahren erwehren...

Mit The Glimpse ist Claire Merle ein ziemlich beeindruckendes dystopisches Debüt gelungen. Allein die Tatsache, dass ihr futuristisches London sich in die wohlhabenden und mächtigen gesunden Pure und die armen, unterdrückten kranken Crazies unterteilt, macht das Setting des Buches ungewöhnlich. Natürlich gibt es inzwischen Jugendbuch-Dystopien und damit unterdrückende Regime wie Sand am Meer, aber mich hat das ganze Konstrukt sofort fasziniert. Hinzu kommt, dass Ana eine ungewöhnliche Heldin ist. Eigentlich privilegiert und reich, muss sie schon seit Jahren mit dem Makel zurecht kommen, dass sie ein Sleeper ist. Aus diesem Grund wird sie ständig vom Board befragt und - selbst wenn sie einmal ihre Ruhe hat - von ihrem Vater gedrillt: keine Gefühle und nur wenig Mimik zeigen, immer gewisse Antworten parat haben und niemals aus sich herausgehen. Einzig die Musik erlaubt es ihr, sich den ganzen Regeln auch mal zu entziehen und in der geistigen Wachsamkeit nachlassen zu dürfen. All das hat Ana bewusst gemacht, wie eingeschränkt ihr Leben eigentlich ist und so offenbart sich ihr dort, wo sie überhaupt nicht damit rechnet - unter den Crazies - zum ersten Mal ein Hauch von Freiheit. Als sie dann auf den, mit einer Vision geplagten Musiker Cole trifft, nimmt ihr Schicksal für immer einen anderen Lauf...

The Glimpse ist der erste Band eines Zweiteilers. Der Cliffhanger am Ende ist aber so, dass das Buch auch recht gut für sich alleine stehen kann. Trotzdem hätte ich am Liebsten gleich weitergelesen, wie es mit Ana, Cole, Jasper, Lila und Tamsin weitergeht, doch der zweite, noch unbenannte Band erscheint nicht vor dem Sommer 2013.
Kritisieren möchte ich allerdings, dass man die Anziehungskraft und Faszination zwischen Ana und Cole nicht so recht nachvollziehen kann. Sie verbringen nur wenig Zeit miteinander, davon kaum innige geistige Momente, sodass ich die Tiefe der Gefühle doch etwas überzogen fand. Aber Claire Merle konnte mich mit ihrer Art zu schreiben, insbesondere mit den Perspektivenwechseln, und ihrer oft sehr spannenden Story (ich sage nur Three Mills) wirklich fesseln. Obwohl das Buch nicht nur gute Kritiken bekommen hat, freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung.

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