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05.

Aug 2012

~nia

The Emperor of all Maladies: A Biography of Cancer / Der König aller Krankheiten: Krebs - eine Biografie

Siddhartha Mukherjee ist Arzt. Genauer gesagt ist er Onkologe, also ein Arzt der sich auf die Behandlung von Krebspatienten spezialisiert hat. Doch auch wenn ein Arzt auf einem bestimmten Gebiet Fachmann ist, heißt das noch lange nicht, dass man über ein so kompliziertes Thema auch ein lesenswertes Buch schreiben kann. Siddhartha Mukherjee ist dies aber unzweifelhaft gelungen - sogar so gut, dass The Emperor of all Maladies: A Biography of Cancer / Der König aller Krankheiten: Krebs - eine Biografie letztes Jahr den Pulitzer-Preis in der Kategorie Sachbuch erhalten hat.

Tatsächlich gelingt es dem Autor über das beängstigende Thema Krebs auf 670 Seiten absolut atemberaubend und spannend zu schreiben. Atemberaubend? Ja, ganz richtig. Es ist extrem schwer, dieses Buch - trotz all der medizinischen Infos - aus der Hand zu legen. In seiner 'Biografie' erläutert Siddhartha Mukherjee die historische Geschichte des Krebses, etwa wie die Krankheit zu ihrem Namen kam (den griechischen Arzt Galen, erinnerten die Blutgefäße, die einen Tumor verlassen, an die großen Scheren eines Krebses = Carcinos) oder wann sie zum ersten Mal erwähnt wurde (ca. 2700 v. Chr. auf einem Papyrus des ägyptischen Allroundgenies Imhotep).
Doch darüber hinaus bietet das Buch noch viel mehr: Anhand seiner eigenen Ausbildung zu einem sogenannten Facharzt für Onkologie erzählt der Autor immer wieder auch von den Menschen, die seine Patienten sind. Einfühlsam und nahegehend beschreibt er ihre Krankheiten und die heute möglichen Therapien. Daran aufgehängt, spannt er dann den Bogen zu den medizingeschichtlichen Entdeckungen, die notwendig waren, um diese aktuellen Therapien zu entwickeln. Und da darf der Leser sich auf allerlei gefasst machen: Irrungen und Wirrungen, neugierige Ärzte und tapfere Patienten, verschrobene Forscher, unglaubliche Zufälle und immer wieder bahnbrechende Entdeckungen.

Diese Buch ist nicht nur ein einfaches Sachbuch. Es ist ein Krimi, ein historischer Roman, ein Sachbuch, das Laien lesen können, ohne überfordert zu sein. Aber auch ein Buch, das Naturwissenschaftler und in der (Krebs-)Medizin tätige Menschen lesen können, ohne gelangweilt oder unterfordert zu sein. Denn Siddhartha Mukherjee zeichnet sich durch eine begnadete Gabe aus: Er kann schwierige Sachverhältnisse in einfache und prägnante Worte fassen, ohne unsachlich zu werden oder Falsches zu schreiben. In einer Kritik zu dem Buch las ich, dass der Autor zu viel über das Wetter, das Aussehen von Leuten oder Gebäude schreibt, aber gerade das sind die Dinge, die einem die beschriebenen Anekdoten zum Greifen nahe bringen. Wenn an zwei Einrichtungen in Boston, die nur durch eine Brücke über einen Fluss voneinander getrennt sind, zwei Menschen auf sich ergänzende Weise an derselben Sache forschen, dann scheint ein Austausch nahe und zugleich fern zu liegen. Wenn ein berühmter Chirurg eine Operationsmethode erfindet, die Brustkrebs ausmerzen soll und sich diese dogmatisch verbreitet. Dann ist es Ironie des Schicksals, dass sich der Chirurg noch vor dem Ende seiner Karriere anderen Gebieten zuwendet, weil ihm die Effektivität seiner radikalen Methode nicht mehr so sicher zu sein scheint.

Ich könnte unzählige weitere spannende Geschichten aus The Emperor of all Maladies: A Biography of Cancer / Der König aller Krankheiten: Krebs - eine Biografie berichten, doch solltet ihr dieses wunderbare Werk von Siddhartha Mukherjee besser selber lesen. Es wird euch packen und oft die Tränen in die Augen treiben. Doch trotz der ernsten Thematik über den Kampf mit einer schier unbezwingbaren Krankheit, kommt man aus dem Staunen nicht heraus und selbst ein Lachen ist ab und an möglich. Für mich eines DER Bücher, die ich (bislang) in diesem Jahr gelesen habe und eines der besten Sachbücher überhaupt.

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