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17.

Jul 2011

~ND

The Girl in the Steel Corset / Das Mädchen mit dem Stahlkorsett

London, 1897: Finley Jayne ist gerade dabei ihre dritte Anstellung in wenigen Monaten zu verlieren. In einer Welt, in der die meisten Arbeiten von dampfbetriebenen Maschinen und Robotern erledigt werden, ist sie froh im Hause eines jungen Adligen etwas Geld verdienen zu können. Als dieser ihr aber zu Nahe rückt, überkommt sie eine dunkle Seite in ihr - schon wieder. Mit übermenschlichen Kräften und einer Angriffslust, die sonst so gar nicht zu ihr passt, erschlägt sie den jungen Mann um ein Haar.
Außer sich vor Angst - sowohl vor dem Gesetz als auch vor ihr selbst - rennt sie Griffin King, dem Herzog von Greythorne und reichsten Mann Londons, in die Arme. Dieser nimmt sie mit zu sich nach Hause, wo Finley feststellt, dass sie nicht die Einzige mit besonderen Fähigkeiten ist. Im Gegenteil, jeder in Griffins Haus scheint eine spezielle Begabung zu haben.
Doch keiner traut Finley so recht über den Weg, schon gar nicht Griffs bester Freund Sam, dem das plötzliche Auftauchen der jungen Frau mehr als dubios erscheint. Nur Griffin selbst ist überzeugt, dass Finley es Wert ist ein Risiko einzugehen. Er ist fest entschlossen ihr zu helfen und diese dunkle Seite in ihr zu bändigen und tatsächlich kommen die beiden der Lösung von Finleys Geheimnis ein ganzes Stück näher. Und es dauert nicht lange bis sie mehr für ihn empfindet als pure Dankbarkeit. Doch auch ihre andere Seite hat eine gewisse Vorliebe entwickelt: Für den ebenso verrufenen wie attraktiven Kriminellen Jack Dandy.
Bald allerdings rückt Finleys persönliches Leben in Hintergrund, denn der überall gesuchte Verbrecher The Machinist - so genannt, weil er mit Vorliebe Maschinen und Automaten auf eine Weise manipuliert, wie sie noch nie jemand gesehen hat - scheint einen Plan auszuhecken, der es auf der einen Seite sehr persönlich auf Griffin abgesehen zu haben scheint, aber auch Königin Victoria und damit das gesamte britische Empire in Gefahr bringt.

Offensichtlich handelt es sich in dem London aus Kady Cross The Girl in the Steel Corset / Das Mädchen mit dem Stahlkorsett nicht um die Stadt, wie wir sie kennen. Hier gibt es jede Menge Maschinen, Automaten, Luftschiffe und auch sonstige Erfindungen, die man nicht unbedingt im viktorianischen England erwartet. Groß erklärt wird das alles nicht, man muss sich als Leser einfach damit abfinden, dass immer wieder neue Erfindungen wie selbstverständlich eingeführt werden, erfährt auf diese Weise aber genug, um sie die Welt gut vorstellen zu können. Es wird aber auch kein allzu großes Augenmerk auf die Technik an sich gelegt, eher auf die Fantastik, die dahinter steckt.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus Finleys und Griffins Sicht erzählt, gelegentlich aber auch aus Sams, wodurch man stets einen interessanten und vielseitigen Blick auf die Geschehnisse hat. Einziger Nachteil daran war, dass manche Entwicklungen ein wenig vorhersehbar wurden, eben weil man so viele Perspektiven erlebt hat. Das war zwar nicht weiter schlimm, denn kurz darauf wurde das Meiste sowieso aufgeklärt, allerdings wäre ein klein wenig mehr Geheimniskrämerei schön gewesen und hätte die Geschichte noch spannender gemacht.
Die Charaktere waren durch die Bank großartig. Griffin ist ein klein wenig exzentrisch und wird wie die anderen von seiner Vergangenheit heimgesucht. Gleichzeitig ist er auch Finleys Tür in ihre eigene Vergangenheit, denn der junge Adlige weiß wesentlich mehr über die übernatürlichen Vorgänge, als irgendjemand sonst. Finley selbst ist extrem schwierig einzuschätzen, was aber natürlich Absicht war und nur die beiden Seiten ihres Charakters hervorgehoben hat - sie ist eben tatsächlich wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Ganz besonders kam das auch bei der Dreiecksbeziehung heraus, denn Jack und Griff könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Liebesgeschichte ist sowieso noch recht dezent und offen gehalten und dient wirklich eher dazu Finleys Charakter genauer zu definieren. Auch alle Nebencharaktere haben ihre eigenen Päckchen zu tragen, was auch ihre Passagen stets spannend gehalten hat, vor allem was Sam angeht.

Mit The Girl in the Steel Corset / Das Mädchen mit dem Stahlkorsett, dem ersten Teil der Steampunk Chronicles, hat Kady Cross eine bemerkenswerte Welt geschaffen, die natürlich hauptsächlich Fans von Steampunk gefallen dürfte. Auch wenn die Geschichte manchmal ein klein wenig vorhersehbar ist, so machen die Abenteuer um Finley und Griff und ihren Fähigkeiten immer Spaß und sind definitiv unterhaltsam.

Auch wenn dieses erste Buch einigermaßen in sich abgeschlossen ist, so bleiben doch genug Details offen um die Spannung und Erwartungen für den nächsten Teil, der voraussichtlich im Frühjahr 2012 unter dem Titel The Girl in the Clockwork Collar in den USA erscheint, hoch zu halten. Auf Deutsch kommt The Girl in the Steel Corset / Das Mädchen mit dem Stahlkorsett am 22. August 2011 in die Buchhandlungen.

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