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03.

Jul 2012

~ND

Croak

Lex Eltern wissen nicht mehr, was sie machen sollen. In den letzten zwei Jahren hat sich ihre 16jährige Tochter von einer einstigen Musterschülerin zu einer fast schon blutrünstigen Kratzbürste entwickelt. Ihre Wut, bei der sie oft nicht mal selbst, woher sie überhaupt kommt, macht vor nichts und niemandem halt. Es hat vom kleinsten Nerd, über muskulöse Sportler, bis hin zu Lehrern schon so ziemlich jeden an ihrer Schule erwischt. Doch nun hat sie einen Mitschüler zu viel gebissen. Ihre Eltern wissen nicht mehr, was sie mit ihr anfangen sollen und schicken sie deshalb zu ihrem Onkel Mort nach Croak, in der Hoffnung, dass ihr die harte Arbeit auf dem Land dort gut tut.
Doch in Croak angekommen muss Lex bald feststellen, dass dort irgendetwas nicht stimmt. Nicht nur ist ihr Onkel viel zu schräg um aus ihrer langweiligen Familie zu kommen, auch die Stadt ist mehr als seltsam. Zwar ist sie zugegebenermaßen etwas ländlich, doch sie findet keine einzige Farm, auf der sie arbeiten könnte. Als Mort ihr dann schließlich das ?Familiengeschäft? erklärt, wünscht sie, niemals gefragt zu haben. Sie sind Grim Reaper und Croak ist ein Portal zwischen unserer Welt und der nächsten. Ihre Aufgabe ist es gemeinsam mit ihrem Partner Driggs Seelen ins Jenseits zu geleiten.
Es passiert das Letzte, womit Lex gerechnet hat - sie beginnt tatsächlich sich in Croak wohl zu fühlen. Sie hat endlich Freunde, eine eindeutige Begabung als Grim Reaper und ist einfach glücklich. Doch sie hat noch ein großes Problem: Jedes Mal, wenn sie zu einem Mord geschickt wird, überkommt sie wieder diese unbändige Wut und sie möchte nichts anderes, als den Schuldigen finden und zur Strecke bringen ? doch das ist eines der größten Tabus in ihrem Job überhaupt und wird strengstens bestraft. Lex weiß, dass es allerdings nur eine Frage der Zeit ist, bis sie ihre Selbstkontrolle verliert. Vor allem dann, als ein anderer Grim aus ihren eigenen Reihen ähnliche Ideen zu haben scheint.

Irgendwie wusste ich zunächst so gar nicht, was ich von Gina Damicos Croak halten sollte. Von Anfang an merkt der Leser, dass dieses Buch ein bisschen anderes ist. Man lernt Lex kennen, als sie gerade von ihren Eltern an ihren Stuhl gefesselt (denn auch ihre Familie hat schon Bekanntschaft mit ihren Zähnen und Fäusten gemacht) eine Standpauke wegen ihres letzten Anfalls bekommt. Ihre Wutausbrüche haben es in sich und sie schreckt vor wirklich niemandem zurück (nicht mal Rollstuhlfahrern). So richtig sympathisch war sie mir von daher erst mal nicht. In Croak hat sich das aber schnell geändert, denn niemand benimmt sich dort so, wie Lex es erwartet und vor allem Mort und Driggs haben die furchtbar nervige Angewohnheit überhaupt nicht auf Lex Wutausbrüche zu reagieren und so ist sie es, die sich ändern muss. Glücklicherweise bleibt sie aber immer noch ein Großmaul und Klugscheißer, hat einen starken Gerechtigkeitssinn und es gibt jede Menge Lacher mit ihr. Auch die anderen Charaktere sind recht verschroben und sorgen für die schrägsten Situationen.
Die ganze Art und Weise wie die Welt in und um Croak aufgebaut ist, ist witzig und kreativ und hat trotzdem den nötigen Ernst, wenn es gerade gegen Ende etwas dramatischer zugeht. Insgesamt steht aber doch der Humor im Vordergrund und auch wenn er in manchen Momenten vielleicht ein bisschen albern ist, so sind gerade die schlagfertigen Dialoge meistens ziemlich komisch.
Allerdings hätte ich mir gerade bei den Nebencharakteren ein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Sie sind sympathisch und amüsant, man erfährt aber kaum etwas über sie. Es gab auch jede Menge Szenen, die aufgebaut wurden, ohne dass dann wirklich etwas in ihnen passiert. Da verläuft sich das Potential gerne mal im Sand.
Natürlich gibt es auch eine klitzekleine Liebesgeschichte und auch wenn diese ähnlich knapp beschrieben ist, hat mir das in diesem Fall sehr gut gefallen. Denn dadurch wird absolut nicht von der eigentlichen Geschichte abgelenkt und trotzdem gab es dort die ein oder andere niedliche Szene.

Insgesamt ist Croak von Gina Damico wie gesagt ein etwas anderes Buch. Wer auf skurrile Charaktere, ein wenig schwarzen Humor und eine Heldin mit großer Klappe steht und über hier und da etwas deplatzierte Gewaltausbrüche und manchmal etwas oberflächliche Situationen hinwegsehen kann, wird mit diesem Roman großen Spaß haben.

Zwar hat das Buch keine Cliffhanger, trotzdem passiert gerade gegen Ende so viel, dass es richtig Lust auf die Fortsetzung macht. Diese erscheint in Form von Scorch (Amazon-Partnerlink*) am 25. September 2012 in den USA.
Leider ist auch die Croak-Reihe wieder eine der Serien, bei der ich noch nicht weiß, ob sie es jemals auf den deutschen Markt schaffen wird.

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