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29.

Nov 2010

~ND

Veronika beschließt zu sterben

Eigentlich könnte Veronika mit ihrem Leben zufrieden sein. Sie hat einen netten wenn auch bedeutungslosen Job, viele Freunde, Eltern, die sie lieben. Sie ist jung, hübsch und gesund und kann die Männer haben, die sie will. Und trotzdem ist sie nicht zufrieden. Jeder Tag ist gleich und sie weiß nicht, was sie überhaupt noch vom Leben erwarten soll. Sie ist weder glücklich noch unglücklich und das kann sie nicht mehr ertragen. Also beschließt sie das in ihren Augen einzig Sinnvolle zu tun: Ihr Leben zu beenden.
Doch der Versuch, sich mit einer Überdosis Schlaftabletten von ihrer langweiligen Existenz zu befreien, scheitert und sie findet sich in Villete wieder, einer in Ljubljana berüchtigten psychiatrischen Anstalt. Als Veronika erfährt, dass durch die Medikamentenüberdosis ihr Herz geschwächt wurde und sie im Laufe der nächsten Woche trotzdem sterben wird, ist sie zunächst zufrieden ihr Ziel doch erreicht zu haben. Innerhalb der Mauern von Vilette beginnt sie aber zu hinterfragen, warum sie ihr Leben nicht als lebenswert empfand und fängt so erst an sich selbst richtig kennen zu lernen. Durch diese Erkenntnis und der Hilfe einiger anderer Patienten, muss Veronika schockiert feststellen, dass sie jetzt, wo es fast vorbei ist, doch sehr an ihrem Leben und wahren Selbst hängt.

Paulo Coelhos Veronika beschließt zu sterben konnte sich weltweit großer Erfolge erfreuen. Trotzdem ist das Buch sehr unterschiedlich aufgenommen worden. Während die Einen restlos begeistert waren, wurden dem Roman von Anderen die hemmungslose Verwendung beliebter psychiatrischer Klischees und eine banale oder gar deprimierende Geschichte vorgeworfen.
Natürlich darf man Veronika beschließt zu sterben vom medizinischen Standpunkt nicht allzu ernst nehmen. Sowohl die Anstalt als auch die Darstellung der meisten Krankheiten wirken ein wenig altmodisch und stark vereinfacht, dafür sind sie aber auch jederzeit verständlich. Außerdem geht es sowieso viel mehr um das Innenleben und die Beweggründe der Betroffenen, als um eine exakte Analyse oder Diagnose. Wer Paulo Coelhos andere Bücher kennt weiß, dass sie sich oftmals fast wie Märchen lesen, aber trotz allem einen wunderschönen, flüssigen Sprachstil haben. Das ist eben auch hier der Fall.
Was nun die Kritiker angeht, die dem Roman eine deprimierende Geschichte vorwerfen, so müssen diese das Buch grundlegend missverstanden haben. Denn eigentlich zelebriert es trotz allem das Leben selbst. Es geht darum sich selbst zu finden, ab wann ein Mensch nicht mehr 'normal' ist und wie es die Gesellschaft dem Menschen schwer macht, wirklich glücklich zu sein.

Wer mit Paulo Coelhos Schreibstil und Erzählart nicht zu recht kommt, wird vermutlich auch mit Veronika beschließt zu sterben seine Probleme haben, denn die leicht verklärte Art, in der er schreibt, mag dem einen oder anderen vielleicht kindlich erscheinen. Wer aber offen ist für eine etwas andere Sicht auf die Welt, wird seine Freude daran haben.

Veronika beschließt zu sterben wurde erstmals 1998 in Brasilien veröffentlicht. Paulo Coelhos Gesamtwerk wurde mittlerweile in über 60 Sprachen übersetzt. Im Jahr 2009 wurde der Roman mit Sarah Michelle Gellar in der Titelrolle verfilmt.

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