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19.

Sep 2011

~ND

Ashfall

Alles hat an einem Freitag begonnen. Alex hat sich auf ein ruhiges Wochenende ohne Eltern und kleine Schwester in seiner Heimatstadt Cedar Falls irgendwo in Iowa gefreut. Seine Familie hat sich auf den Weg gemacht, um Alex Onkel in Warren, Illinois, zu besuchen und Alex hat sich glücklicherweise aus diesem Pflichtbesuch herausreden können.
Doch schon bald wünscht er sich, dass er seine Familie begleitet hätte. Wie aus heiterem Himmel bricht sein Haus über ihm zusammen und Alex kann sich nur mit Mühe aus den Trümmern befreien. Schnell wird klar, dass nicht nur sein Haus, sondern die ganze Stadt betroffen ist, denn weder das Strom- noch das Telefonnetz funktionieren, auch wenn noch niemand weiß, was eigentlich genau passiert ist. Aus Mangel an Alternativen kommt er vorübergehend erst einmal bei seinen Nachbarn Joe und Darren unter.
Doch dann bricht die erst die wirkliche Hölle los. Explosionen erschüttern die ganze Gegend und Alex und seinen Gefährten bleibt nichts übrig, als sich tagelang zu verschanzen. Als sie schließlich wieder aus ihrem Versteck kommen, ist die Welt nicht mehr die gleiche.
Es schneit Asche und kein Sonnenstrahl kann durch die dicken Wolken am Himmel dringen. Durch die wenigen Informationen, die sie sammeln können, erfährt Alex, dass der Supervulkan Yellowstone ausgebrochen ist - und dass er trotz fast 1000 Meilen Entfernung auch hier solch schreckliche Auswirkungen hat. Schnell wird klar, dass auch die Menschen nicht mehr so sind, wie Alex sie aus seiner Heimstadt kennt; jeder kämpft für sich selbst und schon bald muss auch er sich alleine durchschlagen. Denn Alex gibt sich ein versprechen: Er muss sich bis zu seinen Eltern nach Warren vorkämpfen. Doch durch Berge von giftiger Asche und in einer fremden Welt voll von neuen Gefahren kann die 140 Meilen weite Reise nur allzu leicht Alex Tod bedeuten.

Eines muss ich gleich von Anfang an loswerden: Mike Mullins Debüt Ashfall ist ein phantastisches Buch, das mich absolut gefesselt hat.
Die Ausgangssituation ist eigentlich recht einfach, gleichzeitig aber gar nicht so abwegig. Denn der Yellowstone ist in der Tat ein ziemlich reger Supervulkan, der durch kleine Beben und ständige Aktivität auf sich aufmerksam macht. Und das hat der Autor in eine wirklich sehr anschauliche und erschreckende Realität umgewandelt. Die Welt, die dadurch erschaffen wurde, hat Mike Mullin sehr detailliert beschrieben, wurde dabei aber nie langweilig oder ausschweifend. Viel wichtiger sind aber eigentlich sowieso die Veränderungen, die die Gesellschaft durch die Katastrophe durchgangen hat. Denn die Situation bringt wirklich das Schlimmste in den Menschen hervor. Gewalt, Missbrauch und Kannibalismus sind alles sehr reale Probleme, denen sich Alex stellen muss, genauso wie Hunger oder einfach nur pure Angst. Dadurch wird eine Atmosphäre geschaffen, die, zusammen mit dem Tempo, das irgendwie immer den richtigen Ton getroffen hat, ein sehr beeindruckendes Leseerlebnis erzielt.
Alex selbst ist ein interessanter Charakter. Zu Beginn konnte ich nicht unbedingt sagen, dass er mir sympathisch war. Er war ein eher launischer, ängstlicher Junge. Aber mit der Zeit und all den Strapazen, die er durchleiden musste, wurde er zu einem jungen Mann, der mir wirklich ans Herz gewachsen ist. Denn vor allem am Anfang ist man als Leser ziemlich lange alleine mit Alex auf seiner Reise, was aber wie gesagt nie langweilig wurde (und das will was heißen, da ich i.d.R. kein Fan von langen Passagen ohne Dialoge bin). Mit der Zeit begegnet er aber doch einer ganzen Reihe von anderen Charakteren, von denen alle auf die eine oder andere Art einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Am Wichtigsten ist aber sicher Darla, der er relativ früh in die Arme läuft und die ihm mehr als einmal das Leben rettet. Selten habe ich einen Charakter so schnell ins Herz geschlossen. Sie ist bissig, stark, durchsetzungsfähig und eine echte Überlebenskünstlerin. Trotzdem hat sie auch ihre weichen Seiten und die Freundschaft, die sich zwischen ihr und Alex entwickelt, ist etwas ganz Besonderes.

Ashfall von Mike Mullin war für mich ein rundum perfektes Buch, das fast alles hat: Eine realistische Geschichte, tolle Charaktere, eine dichte Atmosphäre mit einem sehr kritischen Blick auf den Menschen und auch ein bisschen Romantik. Das Erzähltempo wechselt eigentlich ständig, was aber perfekt abgestimmt war und niemals zu übertrieben oder langweilig wurde.

Ashfall ist einigermaßen abgeschlossen und hat keinen (allzu schlimmen) Cliffhanger. Trotzdem kann ich es kaum erwarten, bis im Oktober 2012 der zweite Teil der Trilogie Ashen Winter in den USA erscheint.
Erst einmal muss aber Ashfall selbst am 11. Oktober 2011 in die Buchläden kommen. Zu einem deutschen Erscheinungstermin konnte ich bisher leider noch nichts in Erfahrung bringen, über die Rechte wird aber bereits verhandelt. Da Ashfall aber schon vor seinem eigentlichen Erscheinen mit Auszeichnungen überhäuft wurde, stehen die Chancen für eine schnelle deutsche Veröffentlichung eigentlich ziemlich gut.

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