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11.

Sep 2018

~nef
Rezensionsexemplar

Les oubliés du dimanche / Die Dame mit dem blauen Koffer

Cover Die Dame mit dem blauen Koffer

Justine liebt ihren Job. Jeden Tag kümmert sie sich um die Menschen, die es selbst nicht mehr können. Im 'Haus Hortensie' im französischen Milly arbeitet sie als Altenpflegehelferin und kümmert sich mit viel Liebe um die alten Damen und Herren, die meist nur noch in ihrer Vergangenheit leben.

Zur 90-jährigen Hélène hat sie in besonderes Verhältnis. Hélène spricht kaum noch und befindet sich gedanklich an einem warmen Strand und wartet auf ihren Geliebten Lucién.
Justine ist tief bewegt von der Geschichte, die ihr die alte Dame in kleinen Abschnitten erzählt. Als sie eines Tages auf den Enkelsohn Roman trifft, bittet dieser sie, ihre Geschichte aufzuschreiben. Er selbst kennt vieles nicht aus dem Leben seiner Großmutter und so sieht er in Justine eine Art Vermittlerin.
Nur zu gern kommt Justine seiner Bitte nach und trägt fortan ein kleines blaues Heft mit sich herum, in dem sie alles niederschreibt, was Hélène ihr erzählt.

Justine liebt die Zeit bei ihren Schützlingen, zumal sie so die Chance hat ihrem eigenen Zuhause zu entfliehen. Sie lebt zusammen mit ihrem Bruder bei ihren Großeltern. Das war nicht immer so.
Nach einem Autounfall wurden sowohl Jules als auch sie Vollwaisen. So wurde aus Cousin und Cousine Bruder und Schwester. Justine und Jules wissen kaum etwas über den Unfall. Sobald sie ihre Großeltern darauf ansprechen verschließen diese sich wie Austern.
Als im 'Haus Hortensie' ein anonymer Anrufer für Aufruhr sorgt, verplappert sich einer der beiden Dorfpolizisten. Bei dem damaligen Unfall war etwas Ungewöhnliches aufgefallen. Es scheint so, als wenn man ein Fremdeinwirken nicht hätte ausschließen können und somit nicht klar ist, ob es wirklich ein Unfall war.
Justine fängt an unangenehme Fragen zu stellen und deckt ein lang verdrängtes Geheimnis auf.

Auch in Hélènes Vergangenheit gibt es ein Geheimnis. Justine ist hin- und hergerissen zwischen der Neugier auf Hélènes Leben und der Sehnsucht nach Roman, dem sie vom ersten Augenblick an verfallen ist.

Les oubliés du dimanche / Die Dame mit dem blauen Koffer ist der Debütroman von Valérie Perrin und irgendwie sind französische Bücher für mich immer wieder sehr schwierig. Der Schreibstil ist immer ein wenig anders und für mich nicht ganz so leicht im Fluss zu lesen.
Die Sätze sind auch hier oft kurz und wirken falsch. Da ich das Phänomen schon häufiger beobachtet habe, scheint das einfach an der Sprache zu liegen.

Justine mochte ich zu Beginn der Geschichte nicht so gern. Man könnte meinen ihr Beruf würde sie schneller erwachsen werden lassen, allerdings sind viele ihrer Handlungen die eines Teenagers. Das war sowohl verwirrend als auch nervig. Mit der Zeit wandelt sich ihre Art jedoch und so konnte ich mich beim Lesen besser in sie hinein versetzen.
Das Buch ist zumeist in zwei Zeiten geschrieben, bringt aber immer wieder eine dritte ein: die Gegenwart, Hélènes Leben zur Zeit des zweiten Weltkrieges und die Jahre danach und dann auch die Vergangenheit von Justines Großeltern zur Zeit des Unfalls. Obwohl alles drei eine eigene Geschichte bildet, verbindet es sich in der Hauptlinie - der Gegenwart - sehr gut miteinander.

Ich mochte die Entwicklung Justines und vor allem auch Hélènes Abschnitte. Am Ende war ich mit dem Buch, den Figuren und deren Art im Reinen.

Ich danke ganz herzlich dem Droemer Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar. Wie immer ist meine Meinung davon nicht beeinfluss worden.

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