02.Jun 2018 |
Sommer in St. Ivesvon Anne Sanders
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Lola sitzt mit ihrer beinahe gesamten Familie im Flieger. Wer hätte gedacht, dass sie ausgerechnet in St. Ives ihren Sommer verbringen wird? Während ihr Vater wie immer zu allem lächelt, ihre Mutter ständig pikiert ist, ihre Schwester ganz nach ihrer Mutter schlägt und ihr Bruder eigentlich alles cool findet, fragt sich Lola einmal mehr, was sich ihre Großmutter da nun wieder hat einfallen lassen.
Sechs Wochen. Verdammte sechs Wochen soll die gesamte Familie Lessing sich in Cornwall entspannen. Es ist gerade ein Jahr her, dass ihr Großvater gestorben ist. Vielleicht will ihre Großmutter gerade deshalb die Familie um sich haben. Trauert sie noch so sehr um ihn wie der Rest der Familie? Das könnte sie allerdings auch in Deutschland. Dafür müssen sie nicht ans äußerste Zipfelchen von England reisen.
Elvira Engel ist äußerlich die Ruhe in Person. Nur sie weiß, was die Anderen erwartet und sie hofft, dass es glimpflich ausgeht. In diesem wundervollen Haus auf dem Hügel, hoch über St. Ives hat sie die schönsten Momente ihres Lebens verbracht und ein weiterer soll dazu kommen. Das sollen nun alle erfahren. Und auch wenn sie nach außen kalt wirkt, so brodeln in ihr Sorge und Angst. Werden sie es akzeptieren können? Werden sie IHN akzeptieren können?
Vor allem ihre Tochter Samantha bereitet ihr Kopfzerbrechen. Das Verhältnis zwischen den beiden war nie besonders innig.
Bei einer unsanften Landung am Pier, lernt Lola Chase kennen. Der sympathische Kerl hat sie förmlich von den Socken gehauen als sich eines der Taue um ihren Fuß gewickelt hat. Auch am Abend hat Lola Chase noch nicht wieder vergessen - und so erkennt sie ihn sofort wieder als sie ihn auf der Bühne erspäht.
Elvira hielt es für eine gute Idee die Familie am Abend in den Pub zu bestellen. So sitzen sie alle in ihrer besten Abendgarderobe auf Holzhockern und -bänken und lauschen den rockigen Klängen von 'Villains of the Velvet Sea', deren Bassist kein geringerer als Chase ist. Lola traut ihren Augen kaum und auch er scheint etwas verwirrt sie dort sitzen zu sehen.
Aber um sie beide geht es an diesem Abend nicht. Denn als die Band endete steht plötzlich der Sänger Sam Watson an ihrem Tisch. Sam ist nur wenig älter als Elvira und es scheint, als wären die beiden sehr vertraut miteinander. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, dass sie den Grund erfahren werden, warum sie alle gemeinsam in St. Ives sind: Elvira und Sam werden heiraten.
Die Nachricht schlägt ein und während Lola noch nicht weiß was sie davon halten soll, rastet Samantha völlig aus. Jeglicher Gesprächsversuch endet in einem Streit und so zoffen sich bald nicht nur Mutter und Tochter, sondern auch Samantha und ihr Ehemann Ben. Der gönnt Elvira das späte Glück und wird damit automatisch zu Staatsfeind Nummer 2.
Während Sam versucht zwischen den Parteien zu vermitteln, bekommt Lola Chase nicht mehr aus dem Kopf. Seine Neckereien bringen sie um den Verstand, aber wie kann sie sich auf einen Sommerflirt einlassen, während ihre Familie im Clinch liegt? Es bleibt also nur eine Sache zu tun - alle an einen Tisch bringen und die Wogen zu glätten.
Nachdem das Buch Sommer in St. Ives schon viel zu lange auf mich lauerte, habe ich mich jetzt in die wunderschöne Gegend von Cornwall gelesen - ja, und auch geträumt. Lola ist ein sympathischer Charakter und erst einmal allem gegenüber aufgeschlossen. Zwar weiß auch sie nicht, was ihre Großmutter geritten hat, ihnen so die Nachricht zu überbringen, aber sie gibt sich immerhin Mühe sie zu verstehen.
Elvira ist nicht ganz so einfach von ihrer Art her. Sie ist etwas kühl und distanziert, was es einem nicht immer leicht macht ihr Handeln zu verstehen. Ab und an habe ich mir gedacht 'Himmel, nu mach schon!', aber sie hat sich nicht beeinflussen lassen. Am Ende passt ihr Charakter dann aber doch irgendwie und so richtig unsympathisch war mir am Ende niemand mehr.
Das Buch ist in zwei verschiedenen Ebenen geschrieben. Einmal 1955 und einmal 60 Jahre später. Man lernt also neben der Gegenwart auch Elviras und Sams Vergangenheit kennen. Wie beide sich kennengelernt haben und wie es dazu kam, wie es jetzt ist. Während sich diese Liebesgeschichte mal romantisch und mal tragisch entwickelt, bahnt sich zwischen Lola und Chase ebenfalls etwas an. Beide Zeitebenen sind gut zu lesen und ich kann mich da nicht festlegen, welche spannender ist.
Jeder aus der Familie hat so ein kleines bisschen ein Ding an der Waffel und das macht sie alle irgendwie besonders. Ich habe meine Zeit in St. Ives genossen und ein bisschen konnte ich mir die Umgebung auch vorstellen, da der Besuch dort noch nicht so lange zurück liegt.
Von Anne Sanders habe ich gleich noch ein weiteres Buch, Sommerhaus zum Glück, gelesen, dass mich wieder in das malerische Örtchen verschlagen hat und dort trifft man auch wieder auf einige Charaktere aus diesem Buch. Das machte mir den Abschied etwas einfacher.
Wenn ihr Romane mit Herz und einer Prise Meeresluft mögt, seid ihr hier genau richtig. Die Autorin hat bereits drei Bücher geschrieben, die in St. Ives spielen und bald werde ich mir auch das dritte zur Brust - oder besser zu den Ohren - nehmen.
Einen ganz lieben Dank an den Blanvalet-Verlag für das Rezensionsexemplar. Die Vergabe hat meine Meinung nicht beeinflusst.
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