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17.

Jun 2011

~nia

Die Ameisenkolonie

Sam Cassidy und Bohemia Hoban sind die Hauptpersonen in Jenny Valentines Roman Die Ameisenkolonie. Der 17-jährige Sam ist von Zuhause abgehauen. Im ersten Stock eines heruntergekommenen Londonder Mietshauses in der Georgiana Street 33 findet er Unterschlupf. Dort will er eigentlich nichts anderes als alleine mit sich und seinem Unglück sein.

Zeitgleich zieht die 10-jährige Bohemia (Bo) mit ihrer Mutter Cherry in die dritte Etage desselben Hauses. Bohemia ist ein nachdenkliches Kind, welches von ihrer Mutter stark vernachlässigt wird. Denn für Cherry sind Männer, Alkohol und Drogen weit interessanter als ihre naseweiße kleine Tochter. Als Bo Sam kennenlernt, macht sie ihn zu ihrem Freund und verbringt so viel Zeit wie möglich mit ihm. Doch Sam hat ein Geheimnis und will nicht, dass irgendjemand seiner neuen Hausgenossen davon erfährt...

Zu der merkwürdigen Hausgemeinschaft gehören außerdem der Vermieter Steve, der im Souiterrain wohnt und mehr Falten als irgendwas anderes hat, im Erdgeschoss die über 80-jährige neugierige Isabel mit ihrem Dackel Matte, die sich in alles einmischt und im zweiten Stock wohnt der wortkarge, bärtige Mick mit seinem Fahrrad. Wie die Ameisen wuseln sie alle mehr oder weniger alleine vor sich hin, bis Bohemia und Sam aneinander geraten und es einen weiteren Ausreißer gibt, der mit unbekanntem Ziel und einer Menge Geld unterwegs ist...

Anfangs hatte ich ziemliche Schwierigkeiten mit dem Buch. Das lag zu einem Großteil daran, dass Bohemia schrecklich von ihrer Mutter Cherry vernachlässigt wird und das für völlig normal hält. Bei den wirklich plastischen Schilderungen von ihrem Hunger, den viel zu kleinen Klamotten und dem Lechzen nach Zuneigung haben sich mir einfach die Nackenhaare aufgestellt. Mit der Zeit erfährt man peu à peu, dass Sam ein ebenso armer Kerl ist, der an seinem Unglück anscheinend selbst die Schuld trägt. Und deswegen möchte man wissen, was er denn verbrochen hat und was das alles mit Max und dem wissenschaftlichen Buch über Ameisen 'Die Ameisenkolonie' zu tun hat. Da die Geschichte abwechselnd aus Sams und Bohemias Perspektive erzählt wird, bekommt man die Puzzelteile erst nach und nach geliefert. Diese Taktik macht das Buch spannend und macht auch die wirklich gelungene Auflösung zu etwas besonderem. Am Schluss war ich dann mit dem Buch versöhnt und kann es guten Gewissens weiterempfehlen.

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich ganz herzlich beim dtv-Verlag.

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