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25.

Oct 2016

~ND

Outside the Lines

Es ist wirklich alles andere als einfach ein alleinerziehender Vater zu sein. Seit dem Tod seiner Frau vor fast zwei Jahren kümmert sich Mitch nun schon alleine um seine beiden Kinder Jack und Sadie und langsam wächst ihm die ganze Sache über den Kopf. Schule, Freizeit, Kochen, Haushalt und gleichzeitig noch sein Job als Professor, stellen sich als echte Herausforderung heraus. Dazu kommt, dass seine momentane Nanny Jenny sich als absolute Niete entpuppt. Mitch braucht dringend einen Ersatz für sie, doch nie und nimmer hätte er damit gerechnet, dass er die beste Nanny, die er sich jemals wünschen könnte, in der Drag Queen findet, die er eines Abends in einem Club trifft.

Chi Chi hat einen großen Traum: Er möchte an den Broadway. Er weiß ganz genau, dass er das Talent dazu hat, doch um in New York Fuß fassen zu können braucht er erst mal Geld. Dafür ist es ihm auch Wert sich mit seinen vier Jobs wund zu schuften. Doch als ihm sein neuer Nachbar, der ihm bereits bei seinem Gig als Drag Queen aufgefallen ist, darum bittet für ihn als Nanny zu arbeiten, könnte sich das für Chi Chi als Glücksgriff entpuppen. Der Lohn ist fantastisch, er hätte mehr Zeit und wenn er ehrlich ist hat er die Kinder jetzt schon gern. Es schadet auch nicht, dass ihn Mitch mit seinen Grübchen und seiner zerstreuten Art ebenfalls bereits ans Herz gewachsen ist.
Doch Chi Chi weiß, dass er im Leben von Mitch und den Kindern nur temporär einen Platz hat. Ein kleiner Latino mit einer kriminellen Familie und einem mehr als auffälligen Kleidungsstil passt auf Dauer nicht in Mitchs Familienidyll, egal wie gerne beide das auch hätten...

Outside the Lines von A.R. Barley gehört zu den Geschichten, die mir einfach gefallen haben, obwohl es wirklich eine Menge Baustellen gibt, die nicht unbedingt so gut gelungen sind. Dass es mir trotzdem so zugesagt hat, liegt hauptsächlich an den Figuren, die wirklich durch die Bank wunderbar sympathisch und komplex sind. Im Fokus stehen natürlich Chi Chi, Mitch und seine Kinder. Diese vier sind das Zentrum der Geschichte und ich mochte jeden einzelnen von ihnen. Mitch ist ein richtig guter Kerl, der weiß wer er ist und obowohl er nun ein Jahrzehnt mit einer Frau verheiratet war, immer wusste, dass er bisexuell ist. Seine Frau hat er aber von ganzem Herzen geliebt. Doch auch von Chi Chi fühlt er sich sofort angezogen und Mitch schert sich nicht darum, dass Chi Chi auf andere vielleicht erst mal etwas merkwürdig wirken könnte. Denn Chi Chi macht absolut keinen hehl daraus, dass er schwul ist und auch, dass er sich an den meisten Tagen in Frauenkleidung wohler fühlt ist etwas, was er nicht verheimlicht. Ich fand es wunderbar, wie sehr sich Chi Chi und Mitch gegenseitig akzeptieren und wie sehr sie sich für Dinge mögen, die andere eventuell als Schwächen bezeichnen würden.
Trotzdem denkt Chi Chi, dass jemand wie er für einen renommierten Professor eigentlich der falsche Partner ist. Ich fand die Dynamik und Problematik zwischen den beiden sehr spannend und es war sehr angenehm, wie Drama-frei A.R. Barley die Dinge in der Regel angeht, ohne dabei an Spannung einzubüßen.

Wie gesagt gibt es aber doch einige Details, die ich nicht so gelungen fand. Z.B. gibt es manchmal den ein oder anderen kleinen Zeitsprung, der nicht weiter geklärt wurde und in dem sich auch die Beziehungen der Charaktere etwas weiterentwickelt oder intensiviert haben und das hat mich manchmal etwas ins Stutzen gebracht.
Außerdem war mir Chi Chi hin und wieder ein klein wenig zu unterkühlt. Er hatte ein hartes Leben und trotz seinem Faible für schöne Frauenkleider ist er doch ein echt harter Knochen, mit dem man sich nicht anlegen will. Deshalb gibt es aber eben die ein oder andere Situation in der er etwas kalt daher kommt. Er macht das zwar immer wieder wett, denn eigentlich ist er ein sehr leidenschaftlicher Kerl, aber aufgefallen ist es dennoch.
Auch ein paar Dinge in der Handlung gibt es, die man besser hätte aufarbeiten können. Z.B. ist die Sache mit Mitchs Schwiegereltern ein wenig zu langweilig und schlichtweg einfach gelöst worden. Es war so ein wichtiger Punkt in der Geschichte, dass ich mir hier tatsächlich ein wenig mehr Drama gewünscht hätte.
Und Last But Not Least fehlt schlichtweg ein Epilog, denn die Geschichte hat einfach zu abrupt aufgehört für meinen Geschmack und ich hätte wirklich gerne noch einen kleinen Ausblick in die Zukunft dieser Charaktere gehabt.

Trotzdem ist Outside the Lines von A.R. Barley eine wirklich nette Geschichte mit wundervollen Figuren, die ich gerne gelesen habe. Übrigens kann man das Buch unabhängig der anderen Bücher aus der Boundaries Reihe lesen. Die anderen Charaktere spielen zwar kleine Nebenrollen, sind aber sehr dezent eingebaut.

Outside the Lines erscheint am 31. Oktober 2016.

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