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12.

Jan 2016

~ND

The Beauty's Beast

Als ihr Vater sie zum Königshof geschickt hat, wusste Kathryn schon, dass es nur dem Zweck dienen sollte, einen Ehemann für sie zu finden. Doch Kathryn weiß auch, dass das für jemanden wie sie nicht einfach werden würde: Sie ist keine außerordentliche Schönheit, hat dafür aber ein ziemliches Mundwerk, ist ein Wildfang und wahrscheinlich gebildeter, als die meisten Menschen am Hofe. Das sind nicht gerade die Eigenschaften, die die meisten Männer in ihren Ehefrauen suchen.
Aber wenigstens findet sie dort Freunde. Sie wird eine Vertraute der jungen Königin und auch mit dem Hofmagier Llewellyn versteht sie sich blendend. Als sie den König und den restlichen Hof auf eine Jagd begleitet, kommt noch ein weiterer, ganz unerwarteter Freund hinzu: Sie stoßen auf einen riesigen, schwarzen Wolf, bei dem Kathryn sofort erkennt, dass er kein normales Tier ist. Kein Tier kann so ausdrucksstarke, menschliche Augen haben.
Im letzten Moment kann sie den Wolf vor den Jägern und Hunden retten - jedoch nicht bevor er verletzt wird und der König beschließt, ihn mit zum Schloß zu nehmen. Von nun an ist es Kathryns Aufgabe, sich um den Wolf zu kümmern, während er sich von den Strapazen erholt. Doch dabei wird nur noch klarer, dass dieser Wolf in Wirklichkeit ein Mensch ist – er kennt sich im Schloß aus, hat bessere Manieren als die meisten feinen Herren am Hof und scheint jedes Wort zu verstehen, das um in herum gesprochen wird.
Und in der Tat hat Llewellyn eine ziemlich präzise Vermutung, wer sich hinter Garwaf, wie sie den Wolf getauft haben, verbirgt: Ein Ritter und der Neffe des Königs namens Gabriel, der vor zwei Jahren spurlos verschwunden und dadurch in Ungnade gefallen ist. Kathryn würde sich nichts mehr wünschen, als Garwaf seine eigentliche Gestalt zurück zu geben, denn sie hat in ihm nie etwas anderes als einen Menschen gesehen. Doch Gabriel hat auch eine Frau hinterlassen und der Gedanke daran, dass sie ihn dadurch für immer verlieren kann, wenn er wieder ein Mann ist, wird immer unerträglicher für Kathryn. Trotzdem sind sie, der König und Llewellyn fest entschlossen, den Fluch zu brechen.

Ich muss ganz ehrlich sagen, allein vom Cover ausgehend hatte ich nicht gerade große Erwartungen an das an Die Schöne und das Biest angelehnte Märchen The Beauty's Beast von E.D. Walker. Glücklicherweise ist das Buch aber lange nicht so kitschig und Disney-mäßig, wie es das Titelbild vielleicht vermuten lässt. Ganz abgesehen davon, dass dieses wunderschöne kleine Prinzesschen, das da abgebildet ist, ganz auch und gar nicht das ist+, was ich mir unter Kathryn vorstelle. Sie ist zwar eine Lady, aber wirklich nur soweit, wie es sein muss. Wenn es nach ihr ginge, würde sie entweder den ganzen Tag draußen verbringen oder lesen, anstatt sich um Kleidung und den Klatsch und Tratsch am Hofe zu kümmern. Ich fand Kathryn wirklich sehr sympathisch, einfach weil sie es immer irgendwie geschafft hat, sich durchzusetzen.
Doch die Geschichte ist nicht nur aus ihrer Sicht erzählt, auch Garwaf/Gabriel, Llewellyn, der König und einige andere kommen zu Wort. Die Perspektiven ändern sich ständig, teilweise sogar innerhalb der Absätze. Komischerweise hat mich das aber überhaupt nicht gestört. Es hat ziemlich gut zu der märchenhaften Geschichte gepasst und hat einem gleichzeitig einen besseren Eindruck über die verschiedenen Charaktere vermittelt.
Die neben Kathryn wichtigste Figur ist aber natürlich der Wolf, Gabriel. In Wirklichkeit ist der schwarze (hier übrigens ein weiterer Grund, warum ich das Cover mit dem braunen Wolf, der eher wie ein Bär mit langer Nase aussieht, nicht wirklich leidern kann) Wolf, aber nicht einfach nur verflucht - er ist ein Werwolf, der in seiner anderen Gestalt feststeckt. Das bringt gleich allerlei weitere Probleme mit sich und macht das Aufheben seines Fluchs nicht gerade einfacher. Es war ziemlich interessant zu sehen, wie die meisten Leute (zumindest die, die von Bedeutung sind) von Anfang an die Person in ihm sehen und nicht das Tier. Das hat es etwas glaubwürdiger gemacht, dass Kathryn doch recht bald mehr für Gabriel empfunden hat, trotz seiner Gestalt.

Das ist eigentlich der einzige Punkt, der für mich nicht ganz so gut gelungen ist: Kathryn empfindet sehr schnell etwas für Gabriel. Da hätte ich mir ein klein wenig mehr Aufbau gewünscht und etwas mehr Gelegenheiten, in denen man sieht, wie sich die Dinge zwischen ihnen etwickeln. Dass er dabei in Wolfgestalt gesteckt hat, hat übrigens gar nicht gestört. Wie gesagt hat E.D. Walker ganze Arbeit geleistet, Garwaf/Gabriel nicht als Tier darzustellen.

Unterm Strich ist The Beauty's Beast von E.D. Walker ein schönes Märchen, dass sich aber nicht auf irgendwelche Regeln versteift. Es ist unterhaltsam, witzig, romantisch und auch wenn es nicht immer sehr überraschend ist, hat es doch sehr viel Spaß gemacht.

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