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09.

Mar 2012

~nia

L'Inesperee / Die Unverhofte

Die 12-jährige Oksa Pollock ist gerade mit ihren Eltern und ihrer Großmutter von Paris nach London gezogen. Noch fühlt sich Oksa nicht besonders heimisch, doch zum Glück haben ihr bester Freund Gus Bellanger und seinen Eltern ebenfalls den Umzug nach London gewagt. Zusammen wollen die Pollocks und die Bellangers ein französisches Restaurant in London eröffnen.
In der neuen Stadt macht Oksa gleich mehrere beunruhigende Entdeckungen: plötzlich tauchen auf ihren Handflächen Feuerkugeln auf, sie kann Dinge zu sich heranziehen wie ein Magnet und wenn sie sich ganz arg konzentriert, kann sie sogar in der Luft schweben. Außerdem ist da Mr. McGraw, ihr neuer Klassenlehrer an der St.-Proximus-Schule, der Oksa vom ersten Augenblick an nicht leiden kann und der ihr ziemlich unheimlich ist. Und als wäre das alles noch nicht genug, ist da auch noch ihre Familie, allen voran die Großmutter Dragomira, die schon lange etwas Wichtiges vor Oksa verbergen. Ziemlich plötzlich muss sich Oksa daran gewöhnen, dass ihr Leben nie mehr so sein wird, wie es mal war. Denn sie ist die Unverhoffte, diejenige, die einen Weg zurück in ihrer alten Heimat Edefia finden muss...

Anne Plichota und Cendrine Wolf, die Autorinnen von L'Inesperee / Die Unverhofte, haben es definitiv zu gut gemeint mit Oksa und dem Szenario, das sie entworfen haben: So ist Oksa natürlich nicht nur bildhübsch, sondern auch noch so schlau, dass sie nur sehr gute Noten hat. Natürlich ist sie sportlich, denn ihre Hobbys sind Karate und Inline-Skates fahren. Als Oksa ihre magische Begabung entdeckt, stellt sich ziemlich schnell raus, das sie auch da fast alle Talente hat, die es überhaupt gibt. Und zu allem Überfluss ist sie die Unverhoffte und damit die nächste potentielle Herrscherin von Edefia. Neben all dieser Perfektion ist Oksa aber aufbrausend und impulsiv, so dass sie sich und andere ständig in Bedrängnis bringt. Selbst als sie weiß, dass sie ihre Magie vor 'normalen' Menschen nicht einsetzen soll, schafft Oksa es in der Regel nicht, sich zu beherrschen. Für mich war Oksa durch diese Kombination eine extrem anstrengende und auf Dauer eher unsympathische Protagonistin.
Betrachtet man die Welt, die einem in dem Buch präsentiert wird, hat man ebenfalls das Gefühl, die Autorinnen haben einfach nicht aufhören können, beim Ersinnen von Wesen und Dingen und - leider auch - beim Klauen von Ideen: Es gibt sprechende Pflanzen mit den absurdesten Eigenschaften, es gibt Wesen, die in ihrer Arbeitswut arg an die Hauselfen aus Hogwarts erinnern und je nach Geschlecht auf die seltsamen Namen Plemplem und Plempline hören. Es gibt zwar keine Zauberstäbe, die man schwingt, dafür aber individuelle Blasrohre (Granuk-Spucks) mit denen man Zauber wirkt, auch fliegt man nicht auf Besen, dafür vertikaliert man in der Luft. Im zweiten Band der Reihe, der La forêt des égarés / Die Entschwundenen (Amazon-Partnerlink*) heißt, verschwindet Oksas Freund Gus in einem Bild, und muss daraus gerettet werden. Auch diese Idee kommt Lesern von Jenny Nimmos Charlie Bone-Reihe vielleicht bekannt vor.

Alles in allem hat mir das erste Buch von Anne Plichota und Cendrine Wolf nicht besonders gut gefallen. Zu viele Parallelen zu anderen Kinder- und Jugendbüchern, eine ziemlich anstrengende Hauptfigur, die bei aller Begabung und Schlauheit ständig dieselben Fehler wiederholt und eine Menge Namen für Wesen oder Tätigkeiten, die sich einfach nur albern anhören (wobei das im französischen Original natürlich besser sein kann). Das Buch ist angeblich für Leser zwischen 10 und 15 Jahren gedacht. Meiner Meinung nach, sollte man nicht älter als 12 sein, um L'Inesperee / Die Unverhofte zu lesen. Dann stören einen die genannten Kritikpunkte vielleicht noch nicht so sehr...

Band 3 der Reihe ist gerade auf Deutsch unter dem Titel Le coeur des deux mondes / Der Treubrüchige (Amazon-Partnerlink*) erschienen. Der 4 Band Les liens maudits / Die Unbeugsamen (Amazon-Partnerlink*) erscheint Mitte März auf Französisch. Die Taschenbuchausgabe des ersten Bandes erscheint übrigens im August 2012 ebenfalls bei Oetinger.

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