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01.

Aug 2015

~nia

Mary

"Last night I dreamt I went to Manderley again." So beginnt Daphne du Maurier berühmtes Buch Rebecca / Rebecca (Amazon-Partnerlink*). Und genauso beginnt auch das Sherlock-Fanfiction Mary von kinklock. Nur dass es nicht Rebecca de Winter ist, die darüber sinniert, dass sie davon träumt wieder in Manderley zu sein, sondern Sherlock Watson. Ja, in dieser Geschichte übernimmt Sherlock Holmes den Part der hübschen, etwas naiven aber sehr Willensstarken Rebecca. Und genau wie dieser stehen ihm ein unheimliches Anwesen, ein liebender aber oft distanziert wirkender Gatte und ein freundlicher Butler zu Seite. Gegenspieler sind der gruselige Haushälter Moriarty und die bei allen Nachbarn so hoch im Kurs stehende tote erste Gattin von John - Mary.

Eigentlich könnte man die Rezension damit beenden, den jeder der das Buch gelesen oder den wunderbaren schwarz-weißen Hitchcock-Film Rebecca / Rebecca (Amazon-Partnerlink*) gesehen hat, weiß wie die Geschichte verläuft und auch, wie sie endet. Dennoch hat kinklock etwas ganz wunderbares mit ihrer Sherlockgeschichte geschaffen. Mary ist nicht nur eine perfekte Fusion zwischen einem Klassiker der modernen Literatur und einer weit moderneren Fernsehserie, nein es ist der Autorin auch gelungen, die Charaktere komplett von einer Welt in die andere zu transferieren, ohne dass sie ihre originalen Züge verloren hätten. Dennoch tragen sie auch genug Züge von dem in den späten 1930er Jahre spielenden Roman. Wie im Buch begegnen sich Sherlock und John in Monte Carlo und verlieben sich schnell und heftig ineinander und heiraten, ohne wirklich viel voneinander zu wissen.

Sherlock, der anfangs als Gesellschafter arbeitet, ist viel jünger als John, dennoch ist er scharfsinnig und beängstigend direkt in seinem Wesen und mit seinen Deduktionen. John schleppt ein dickes Paket an Ballast mit sich herum und es dauert furchtbar lange, bis er Sherlock endlich ins Vertrauen zieht. Und doch ist er seinem jungen Freund und Gatten komplett verfallen. Der Butler, Greg Lestrade, erscheint distinguiert, ist aber ein herzensguter Mensch. James Moriarty ist genauso unheimlich und fies wie Mrs. Danvers und auch genial bösartig und manipulativ. Ganz Manderley tanzt nach seiner Pfeife und wie auch beim Original fragt man sich, wieso. Ein Großteil der Sherlock Besetzung hat es in die Geschichte geschafft und tatsächlich war es fast ein wenig unheimlich, wie gut die jeweiligen Rollen zu den entsprechenden Buchcharakteren gepasst haben.

Es mag für den ein oder anderen langweilig sein, ein Fanfiction zu lesen, dessen Grundgeschichte man vielleicht schon kennt. Doch ist der Schreibstil von kinklock so wunderbar einlullend und fesselnd, dass man gar nicht anders kann als die Geschichte von vorne bis hinten in einem Rutsch zu lesen. Sherlocks brillantes Gehirn ist wie geschaffen für die Erzählperspektive um Manderleys Geheimnisse. Und ganz neu gibt es ein letztes Kapitel, welches die Ereignisse in einer Art Zeitraffer aus Johns Perspektive berichtet. Das war noch mal ein besonderer Leckerbissen.

Jedem, der Rebecca / Rebecca (Amazon-Partnerlink*) in all seinen Adaptionen liebt, wird an dieser Geschichte seinen Spaß haben. Dennoch kann man Mary auch lesen, ohne überhaupt jemals von Manderley gehört zu haben. Wenn das nicht Vorzeichen für ein perfektes Fanfiction sind, weiß ich es auch nicht.

Fazit: Absolut lesenswert.

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