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02.

Jul 2015

~ND

The Vixen and the Vet

Als die 26-jährige Savannah zurück in ihren kleinen Heimatort Danvers, Virginia, zieht, will sie eigentlich nichts anderes tun, als ihre Wunden lecken. Sie arbeitete beim New York Sentinel, einer der renommiertesten Zeitungen des Landes, verlor allerdings ihren Job, nachdem sie ihr Ex-Freund und nach Strich und Faden manipuliert hat, um seine Firma durch ihren Enthüllungsbericht zu entlasten.
Nun muss Savannah überlegen, wie sie weitermachen soll. Es scheint wieder bergauf für sie zu gehen, als ihr ein Artikel in den Lifestyle Seiten einer Zeitung in Phoenix angeboten wird. Sie soll eine Geschichte schreiben, die pünktlich zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli die Herzen erweichen und zu diesem patriotischen Feiertag passen soll. Normalerweise schreibt Savannah keine solch seichten Geschichten, allerdings braucht sie dringend dieses Sprungbrett. Nun fehlt ihr nur noch eine Idee.
Und da fällt ihr Asher Lee ein, der Mann, der vor knapp 10 Jahren mit schwersten Verletzungen aus dem Krieg zurückkam. Um ihn ranken sich allerlei Schauergeschichten, denn seit mittlerweile 8 Jahren hat niemand mehr Asher zu sehen bekommen, obwohl er nach wie vor in seinem Haus lebt. Savannah wittert die perfekte Geschichte - was passt schließlich besser zum einem Nationalfeiertag, als die tragische Geschichte eines Helden, der für sein Land gekämpft hat? - und ist bereit alles für ihr Comeback zu tun.

Seit ein Sprengsatz in Afganistan ihm seine rechte Hand und die rechte Seite seines Gesichts gekostet hat, hat Asher mehr oder weniger aufgehört zu leben. Seine Heimatstadt hat ihn alles andere als willkommen geheißen und alte Freunde haben sich schnell von ihm abgewandt. Nun lebt er nur noch indirekt durch seine vielen Bücher, die er tagtäglich verschlingt.
Als eines Tages plötzlich eine junge Reporterin vor seiner Tür steht und seine Haushälterin um ein Interview mit ihm bittet, ist er im Zwiespalt: Auf der einen Seite will Asher sich weiterhin verstecken, doch auf der anderen Seite ist er auch fasziniert von Savannah. Er hatte seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Menschen außer seiner Haushälterin und diversen Ärzten. Er kann sich diese Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen und stimmt dem Interview zu.
Asher hatte allerdings niemals damit gerechnet, dass Savannah hinter seine Narben zu blicken scheint und einen Mann entdeckt, den Asher schon lange tot geglaubt hat...

Vielleicht habt ihr es euch beim Lesen des Inhalts schon gedacht: The Vixen and the Vet von Katy Regnery basiert lose auf dem Märchen Die Schöne und das Biest. Da es mein absolutes Lieblingsmärchen ist, hat mich dieses Buch natürlich auch gleich interessiert. Leider waren meine Erwartungen aber wohl etwas zu hoch gesteckt.
Im Grunde war die Geschichte eigentlich ganz nett. Vor allem Savannahs Figur wirkte sehr ausgereift und die Autorin hat ihrem Charakter eine gewisse Tiefe verpasst. Das wurde besonders durch den Schauplatz klar. The Vixen and the Vet spielt im tiefsten Südstaatenidyll, in dem klassische Geschlechterrollen herrschen und wo die Uhren einfach anders ticken. Zwar sind viele der Menschen, denen wir in diesem Buch begegnen, herzensgut, sie sind aber auch ein wenig einfach gestrickt. Savannah bietet gegen diesen zuckersüßen Hintergrund aus amerikanischer Perfektion einen starken Kontrast. Sie ist dort zwar großgeworden, ihrer Vergangenheit aber ein wenig entwachsen. Mit Asher ist das natürlich noch viel extremer. Seine Heimat will nichts mehr mit ihm zu tun haben und in dem vermeintlichen Idyll hat ein „Biest“ wie er keinen Platz. Asher war zwar meiner Meinung nach nicht so vielschichtig, wie Savannah, doch er war unglaublich sympathisch. Er hat eine Menge mitgemacht, war die letzten 8 Jahre quasi abgeschottet von der Außenwelt gelebt, und trotzdem hat er nie aufgegeben.
Ebenfalls sehr gut fand ich, dass Katy Regnery mit Ashers Verletzungen nicht hinterm Berg gehalten hat. Er ist wirklich entstellt. Zwar ist die eine Seite seines Gesichts weitgehend unverletzt, doch die andere ist durch seine Verbrennungen vollkommen verändert. Es wird nichts romantisiert oder beschönigt, was ich sehr gut und den echten Opfern gegenüber als sehr respektvoll empfand. Und trotzdem hat Savannah das Schöne in Asher entdeckt, was nach wie vor der Kernpunkt ist, weshalb ich Die Schöne und das Biest so schön finde.

Soweit, so gut. The Vixen and the Vet hatte also eine Menge Potenzial. Leider wurde es für meinen Geschmack nicht genug ausgeschöpft. Zum einen war ich mir nie ganz sicher, ob Ashers Gefühle wirklich echt waren. Schließlich hat er jahrlange keinen Kontakt zu Frauen gehabt und eigentlich nicht erwartet, jemals wieder eine Partnerin zu haben. Hier ist es [Autor] nicht ganz gelungen, mich davon zu überzeugen, dass es wirklich Savannah war, in die er sich verliebt hat, und nicht einfach nur eine schöne, junge Frau.
Außerdem hat Savannah mit ihrem Artikel einen so offensichtlichen Fehler begangen, dass ich mich über weite Strecken der Geschichte sehr über sie geärgert habe. Sie redet sich ihre Taten schön, um ihr Gewissen zu beruhigen, doch im Grunde weiß sie genau, dass es falsch ist, was sie tut. Leider zieht sich das wie gesagt über weite Teile der Geschichte und hat damit einen Schatten über die gesamte Handlung gelegt, mit dem ich mich nicht ganz anfreunden konnte.
Auch die Romantik war mir hier und da etwas zu süßlich. Gekoppelt mit dem Schauplatz war mir das manchmal einfach etwas zu perfekt und dick aufgetragen.

Doch auch wenn The Vixen and the Vet meinen Geschmack nur bedingt getroffen hat, werde ich mir Katy Regnerys A Modern Fairytale Reihe trotzdem merken. Vielleicht findet sich ja noch ein neuaufgelegtes Märchen, das mich interessiert.

Übrigens geht ein Teil der Einnahmen von The Vixen and the Vet an Operation Mend, einer Organisation, die verletzten Soldaten mittels plastischer Chirurgie zu helfen versucht.

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