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14.

Jun 2015

~ND

The Offer

Das Leben war nicht immer fair zu Nicole: Als ihre Tochter Ava ein Jahr alt war, hat der Vater die kleine Familie verlassen und sich nie wieder gemeldet. Bald darauf verlor sie ihren gut bezahlten Job und damit auch ihre schöne Wohnung. Seit Jahren schon hangelt sich Nicole nun schon von Job zu Job, doch es gelingt ihr einfach nicht, wieder einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Dabei möchte sie nichts anderes, als ihrer Tochter ein gutes Leben bieten zu können.
Doch dann kommt der nächste Schicksalsschlag und der trifft Nicole härter als alles andere zuvor: Ava hat Diabetes. Nicht nur wird sie nie wieder ein völlig normales Leben führen können, Nicole hat auch keine Ahnung, wie sie ohne Arbeit und Versicherung die Arztrechnungen und Medikamente bezahlen soll.
Dann bietet ihr aber der letzte Mensch, von dem sie es jemals erwartet hat, seine Hilfe an: Bram McGregor, der Schwager ihrer besten Freundin Steph, besitzt ein Haus und ermöglicht es ihr, dort eine Wohnung zu beziehen. Mietfrei. Nicole traut der ganzen Sache allerdings nicht, denn Bram ist nicht gerade für seine Freigiebigkeit bekannt. Vielmehr hat er einen Ruf als Playboy, der keine Party auslässt und der mit mehr Frauen geschlafen hat, als er zählen kann.
Nicole hasst es, Hilfe anzunehmen, besonders, wenn sie dadurch das Gefühl hat, jemandem wie Bram etwas zu schulden. Doch was für eine Wahl hat sie schon? Sie muss an ihre Tochter denken.
Doch als sie und Ava ihre neue Wohnung beziehen und Bram, der in der Wohnung nebenan wohnt, näher kennenlernen, muss sich Nicole eingestehen, dass sie ihren gutaussehenden Nachbarn mit dem schelmischen schottischen Akzent vielleicht doch unterschätzt hat...

In The Offer, der indirekten Fortsetzung von Karina Halles Erfolgsroman The Pact, folgen wir nun also der Geschichte von Linden McGregors Bruder Bram und Stephs bester Freundin Nicola. Für Nicola, der im Leben schon lange nichts mehr einfach so geschenkt wurde, stinkt die ganze Sache mit Bram und der "geschenkten" Wohnung zum Himmel. Sie will sich gar nicht ausmalen, was sich ein Mann, aus dessen Mund quasi nur sexuelle Anspielungen kommen, so als Gegenleistung vorstellt. Am meisten stört sie dabei aber, wie verlockend dieser Gedanke ist. Doch sie hat momentan wirklich keine Zeit für solche Frivolitäten wie eine belanglose Affäre mit ihrem Nachbarn. Avas war schon immer der Mittelpunkt ihres Lebens und seit ihrer Diagnose wird das nur noch schlimmer. Dabei vergisst Nicole sich selbst sehr oft. Bei all den Steinen, die ihr das Leben in den Weg gelegt hat, muss ich wirklich sagen, dass ich Nicole bewundert habe. Sie kämpft sich durch, egal wie - und sie ist wirklich weit gefallen, wenn man bedenkt in welchem Luxus sie ihre Jugend verbracht hat. Sie ist aber auch sicher kein Engel. Im Gegenteil, sie kann sehr hart und stur sein. Ihre größte Schwäche - und darüber ist sie sich mehr als nur im Klaren - ist ihr Stolz und zwar in vielerlei Hinsicht. Deswegen ist auch Brams Angebot so schwierig zu akzeptieren, denn sie will es eigentlich ohne Hilfe schaffen. Auch wenn sie sich ihr Leben damit manchmal noch schwerer macht, als es sein muss, konnte ich Nicoles Verhalten doch sehr gut nachvollziehen. Mit der Zeit lernt man sie viel besser zu verstehen und am Ende mochte ich sie wirklich sehr gern.
Auf den ersten Blick sollten sie und Bram überhaupt nicht zusammen passen. Nicole ist die kühle, ernste Mutter und Bram der Playboy, für den Sex, Parties und Drogen lange eine große Rolle in seinem Leben gespielt haben. Allerdings steckt mehr in Bram, was Nicole sehr bald herausfindet. Sein Ruf eilt ihm voraus und das ist etwas, an dem Bram unbedingt etwas ändern will, denn diese Person hat er hinter sich gelassen. Das hofft er zumindest. Mittlerweile ist er von dem Gedanken besessen etwas Gutes zu tun. Doch das hat nicht nur rein selbstlose Gründe...Er hat eine Menge Mist gebaut in seiner Vergangenheit und trägt viel Schuld mit sich herum, die er irgendwie loswerden muss. Bram ist zwar vorlaut, vulgär und lässt keinen Moment aus, Nicole anzubaggern, doch er hat auch ungeahnte Tiefen und das muss sich auch Nicole über kurz oder lang eingestehen.
Die Geschichte selbst entwickelt sich recht langsam, aber dafür sehr natürlich. Für meinen Geschmack hat Karina Halle genau das richtige Tempo getroffen, denn obwohl die Chemie zwischen den beiden stimmt und man die sexuelle Spannung zwischen ihnen mit einem Messer schneiden könnte, hat es etwas Zeit gebraucht, um ihrer Beziehung eine Bedeutung zu geben und das ist der Autorin wirklich sehr gut gelungen. Natürlich dreht sich auch eine Menge um Ava, die einfach zu süß und tapfer ist, trotz allem was sie durchmachen muss. Es gibt vor allem in ihrem Fall die ein oder andere dramatische Szene, aber das hat sich im Rahmen gehalten und für eine interessante Dynamik zwischen den Charakteren gesorgt.

Abgerundet mit Karina Halles gewohnt gutem Schreibstil ist The Offer wirklich ein gelungenes Buch geworden. Gerade durch Bram wird die Geschichte extrem humorvoll (man kann eine Menge Sprüche mit seinem Namen bilden und Karina Halle hat keinen ausgelassen ;)) und unterhaltsam und ich habe es in einem Rutsch durchgelesen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich am Ende doch gerne etwas mehr von Bram gehabt hätte. Die Geschichte ist nämlich sowohl aus Brams, als auch Nicoles Perspektive geschrieben, wobei ihre Sicht allerdings stark überwiegt. Ich verstehe, warum Karina Halle mit seinen Kapiteln etwas sparsamer war, schließlich wollte sie nicht zu früh zu viel von seiner bewegten Vergangenheit preisgeben, trotzdem hätte ich mir gerade gegen Ende etwas mehr von ihm gewünscht.
Doch auch das konnte mir The Offer nicht vermiesen, mit seinen bunt gemischten Charakteren und einer Geschichte, die sich in genau dem richtigen Tempo entwickelt und sich sehr realistisch anfühlt. Definitiv zu empfehlen.

The Offer ist ab heute erhältlich.

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