Buchjunkies


Rezensionen Empfehlungen Autoren Reihen Tags Rezensionsarchiv

11.

Jun 2015

~nia

The Gilded Cage

In einer Welt in der Alphas das Sagen haben und Omegas einem fernen, entrückten Traum für die Reichen der englischen Elite entsprechen, wird John Watsons Welt völlig auf den Kopf gestellt als er seinen Mitbewohner Sherlock Holmes eines abends verarztet. John, der den Consulting Detektiv immer für einen Alpha - wie sich selbst - gehalten hat, sieht die alte verheilte Bisswunde an Sherlocks Hals; das untrügliche Zeichen das Sherlock nicht nur ein Omega ist, sondern auch an einen Alpha gebunden ist. Doch Sherlock lebt alleine, ist stark und unabhängig und kein bisschen das zartbesaitete Pflänzchen, dass ein Omega angeblich zu sein hat.

Zusätzlich zu den privaten Enthüllungen werden Sherlock und John mit einer ganz besonders komplizierten Mordserie konfrontiert. Und ehe sie es sich versehen, sind sie tief in die Politik von Alphas, Betas und Omegas verstrickt und der Fall nimmt eine Dimension an, die niemand vorher ahnen konnte: Es geht um Sherlocks Freiheit, sein Heim in Baker Street 221B und um sein Leben mit John...

BeautifulFiction ist eine meiner liebsten Fanfiction-Autorinnen. Ihr Schreibstil ist eine wahre Wonne und Midnight Blue Serenity ist eine meiner liebsten Geschichten im Sherlock-Fandom. Natürlich war ich sehr gespannt, was sie aus einer Alpha/Beta/Omega-Geschichte macht (Falls jemand nicht weiß, worum es geht, hier ist eine englischsprachige Erläuterung, wie es sich mit dem sogenannten Omegaverse von The Gilded Cage verhält. Sollte das nicht ausreichen, kann ich auch gerne versuchen, es auf Nachfrage auf Deutsch zu erklären). Generell ist ein solches Szenario nicht mein liebstes und in einigen Fandoms gehe solchen Handlungssträngen aus dem Weg. Bei Sherlock mache ich aber doch öfter mal eine Ausnahme. Interessant wird es nämlich, wenn Sherlock der Omega ist. Sein Charakter und sein sprühender Geist sind so wenig geeignet, unterwürfig und fügsam zu sein, dass die Dynamik dann wirklich was her machen kann.

Natürlich frage ich mich vorab jedes Mal, ob mich ein Autor überzeugen, warum Sherlock - trotz seines eher spröden Charakters - ein Omega sein kann. Bei The Gilded Cage hätte ich mir da keine Sorgen zu machen brauchen. BeautifulFiction versteht ihr Handwerk und ihre Handlungsfäden sind - wie immer - vielschichtig und so komplex, dass man wirklich aufpassen muss, um nichts zu verpassen.

In The Gilded Cage gab es eine ganze Menge Dinge, die die Geschichte zu einem wahren Schatz haben werden lassen:

Da ist nicht nur dieses seltsam verquere Bild das insbesondere die Alphas von den Omegas haben. Die ganze Gesellschaftsstruktur war von einer ausgefeilten Biologie abhängig, die wiederum faszinierende Ideen bezüglich Hormone und Fortpflanzung aufwies. Insbesondere die ganzen Pflanzen waren fantastisch recherchiert, und bis auf eine Substanz war nichts davon ausgedacht und auch die Wirkungen waren so, wie sie beschrieben wurden. Was ich nicht selber wusste, habe ich auf Wikipedia nachgelesen und mein Naturwissenschaftlerherz ist dabei vor Freude schier ausgerastet.

Die Mordserie, die man anfangs vielleicht eher mit weniger Aufmerksamkeit verfolgt als die Teile, die Johns und Sherlocks Beziehung betreffen, wird unglaublich schnell wahnsinnig spannend. Und tatsächlich hängt irgendwann alles an einem seidenen Faden und daran, dass Sherlock den Fall aufgeklärt bekommt.

Dann ist da natürlich die Beziehung zwischen John und Sherlock. So eine wunderbare Wandlung von Freundschaft zu mehr erlebt man selten. Die schwierigen Umstände manchen diesen Teil zu einem atemberaubenden Lesevergnügen. Es gab eine Menge Stellen, die mein Herz erfreut haben, aber besonders schön war der Part in dem beide sich füreinander entscheiden; frei von allen Hormonen und jedem Drang. Da hat sich BeautifulFiction tatsächlich eine feine Idee einfallen lassen, um das überhaupt möglich zu machen.

Besonders glücklich war ich über die Tatsache, dass die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive beider Protagonisten geschrieben ist. Dass hat viele Szenen besonders einprägsam gemacht und außerdem gezeigt, wie sehr beide tatsächlich aufeinander bauen und wie sehr ihr Glück und Wohlbefinden vom jeweils anderen abhängt.

Die Geschichte ist mit gut 550 Seiten lang, aber niemals langweilig. Und schon lange vor der Hälfte habe ich mir gewünscht, sie wäre mindestens doppelt so lang. The Gilded Cage ist wirklich von vorne bis hinten spannend, unterhaltsam und so was von brillant geschrieben. Wer mit der Thematik und einem gehobenen englischen Schreibstil etwas anfange kann, dem kann ich The Gilded Cage von BeautifulFiction nur wärmstens ans Herz legen.

Hier geht es zum Buch!

Kommentar schreiben | Facebook | Twitter