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18.

Jun 2015

~ND

Leaving Me Behind

Liv ist 32, erfolgreich in ihrem Beruf als Finanzberaterin und hat bereits ziemlich viel in ihrem Leben erreicht. Doch sie ist alles andere als zufrieden. Ihre Mutter hängt ihr ständig wegen all ihren "Fehlern" in den Ohren - von ihrem Gewicht, über ihre Kleidung, bis zu ihrem nicht vorhandenen Ehemann. Dazu kommt noch, dass sie nur wenige echte Freunde hat. Und so wirklich erfüllt hat sie ihr Job auch schon lange nicht mehr.
Also beschließt Liv, dass es nun endlich soweit ist: Sie zieht ihren langgehegten Plan durch. Denn schon seit einiger Zeit überlegt sie, eine Auszeit zu nehmen und für eine Weile nach Spanien zu ziehen. Jetzt hat sie endgültig die Nase voll und kauft endlich ihr Flugticket in das kleine, beschauliche Serenidad.
Und tatsächlich findet sie in Spanien alles, was sie sich erhofft hat: Gute Freunde, Spaß, Entspannung...und ihren unglaublich attraktiven (und jüngeren) spanischen Liebhaber Sebastian, von dem sie nicht genug bekommen kann.
Doch tut Liv wirklich das Richtige? Läuft sie vielleicht nicht doch einfach nur weg? Und selbst wenn sie sich ein Leben in Spanien vorstellen kann, braucht sie einen Job, doch sie hat keine Ahnung, was sie überhaupt tun möchte. Und dann wäre da noch der Pakt, den sie mit ihrem besten Freund Kai geschlossen hat - ihn zu heiraten, wenn sie bis Mitte 30 noch keinen Ehemann hat. Vielleicht sollte sie diesen Pakt wahrnehmen, denn welche Zukunft kann sie mit einem jungen Womanizer wie Sebastian schon haben?

In Leaving Me Behind von Sigal Ehrlich plagt Liv ein Wunsch, den wahrscheinlich viele von uns kennen. Einfach mal ausbrechen, den Alltagstrott hinter sich lassen, und sich neu erfinden. Dass das eine aufregende Zeit für einen Menschen ist und er da vielleicht mal Dinge tut, die normalerweise uncharakteristisch wären, ist wahrscheinlich auch verständlich. Trotzdem ist mir Livs Verhalten sehr oft ziemlich negativ aufgefallen. Sie ist grundsätzlich schon eine eher unterkühlte Person, die Probleme hat, emotionale Verbindungen zu knüpfen. Die einzigen Menschen, die ihr wirklich etwas bedeuten, sind ihr Vater und Kai. Das ändert sich aber in Spanien. Plötzlich hat sie großartige Freunde und mit Sebastian einen Liebhaber, der schnell Gefühle in ihr hervorruft, die sie vorher noch nicht kannte. Trotzdem besteht sie immer darauf, ihre Distanz zu wahren und hat mich damit ständig zur Weißglut getrieben. Sie und Sebastian fangen zwar komplett unverfänglich und ohne Druck an, doch das ändert sich schnell und dennoch ist Liv nicht bereit, über ihren Schatten zu springen und ihre Mauern fallen zu lassen. Zwar leistet sich auch Sebastian in Reaktion auf Livs ständige Abweisungen ein paar derbe Ausrutscher, die manchmal ziemlich kindisch waren, doch ich muss auch sagen, dass ich sein Verhalten irgendwo nachvollziehen konnte. Nicht nur er war nach einer Weile von Livs Art frustriert, mir ging es da ganz ähnlich. Dazu kommt, dass ihr IQ in Sebastians Gegenwart um c.a. 100 Punkte nach unten fällt und sie keinen Ton mehr rausbringt, geschweige denn ein normales Gespräch führen kann. Ich HASSE es, wenn Frauen plötzlich unfähig zu normalen Verhalten werden, nur weil ihnen ein hübsches Gesicht gegenüber sitzt und Liv war ein Paradebeispiel dafür.
Im Grunde ist Liv einfach nur feige, wenn es um ihre Gefühle geht und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie dahingehend im Laufe der Geschichte auch nur irgendetwas dazu lernt. Im Gegenteil, am Ende geschehen ein paar Dinge, die einfach nur lächerlich sind und in denen ich sowohl Sebastian, als auch vor allem Liv am liebsten das Buch um die Ohren gepfeffert hätte, einfach weil sie so unsinnig handeln.
Auch von den Protagonisten abgesehen, hatte Leaving Me Behind nicht so besonders viel zu bieten. Der Schreibstil ist zwar wirklich mal anders, mir hat er allerdings nicht besonders gut gefallen. Zu blumig mit zu viel unnötigem und teilweise verwirrenden Gequatsche, das nur das Ziel hatte, ungewöhnlich und lustig zu klingen. Ich fand es aber einfach nur anstrengend. Sigal Ehrlich stopft so viele Adjektive und Füllwörter in ihre Sätze, dass es sich teilweise einfach nur albern liest (wie z.B. "creamy eyes"...). Außerdem ist sie sehr oft inkonsequent in ihren Details. Z.B. hat Sebastian im einen Moment einen Crew Cut (relativ kurzer Haarschnitt) und im nächsten eine wallende Mähne. Oder er trägt einen Anzug und eine Seite weiter sind es plötzlich Jeans. Es gibt gleich mehrere solcher Kleinigkeiten, die den Lesefluss ziemlich gestört haben.
Die Geschichte selbst ist natürlich ganz süß und es gibt einige wirklich erotische Szenen. Doch auch hier hat mir die Autorin ein wenig den Spaß genommen, einfach weil die Sex-Szenen zu ausschweifend und dadurch manchmal langweilig erzählt waren. Für mich hat sie da einfach nie die richtige Balance gefunden.

Deshalb war Leaving Me Behind von Sigal Ehrlich für mich eher eine Enttäuschung. Dass das Cover nicht mal im Entferntesten mit der Geschichte zu tun hat, ist dann nur noch ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich bin mir sicher, dass es einigen anderen Lesern besser mit dieser Geschichte gehen wird, denn Potential ist durchaus da und auch der Schreibstil ist im Grunde nicht schlecht - er war halt nur einfach nicht meins. Wen die Geschichte aber trotzdem neugierig macht, der kann Leaving Me Behind ja mal eine Chance geben, vielleicht habt ihr ja mehr Glück damit.;)

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