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26.

May 2015

~ND

Nowhere But Here

Die 17-jährige Emily hat immer ein sehr behütetes Leben geführt. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Adoptivvater wohnt sie in Florida, besucht eine gute Schule und hat Pläne, in Florida das College zu besuchen. Es gibt eigentlich nur eine Sache, die ihren sicheren Alltag durcheinander bringt: Ihr leiblicher Vater Eli. Er ist erst seit ein paar Jahren wieder in Emilys Leben und sie sieht ihn auch nur einmal im Jahr, was ihr aber eigentlich ganz gelegen kommt. Denn Eli gehört dem Motorrad Club Reign of Terror in Kentucky an und auch wenn Emily nichts gegen ihn hat, fühlt sie sich in seiner Welt alles andere als wohl.
Als sie und ihre Familie allerdings die Nachricht eines Todesfalls auf Elis Seite der Familie bekommen, wird Emilys Leben und alles, was sie dachte über sich zu wissen, plötzlich auf den Kopf gestellt. Denn in Kentucky wartet nicht nur Eli auf sie, sondern auch Großeltern, die sie noch nie gesehen hat und ein ganzer Motorrad Club, in dem jeder besser über ihre Vergangenheit Bescheid zu wissen scheint, als sie selber. Denn irgendetwas verheimlichen Eli, ihre Mutter und ihr Vater Emily und nur ihre Großmutter scheint davon überzeugt zu sein, dass Emily die Wahrheit wissen sollte.
Doch Emily bekommt schnell ganz andere Probleme. Denn ein rivalisierender Motorrad Club hat es auf die Reign of Terror Mitglieder abgesehen und schnell gerät auch Emily ins Fadenkreuz. Deshalb bekommt sie einen Babysitter zugeteilt, während sie in Kentucky bleibt - Oz, ein junger Anwärter, der ebenfalls Mitlied des Clubs werden möchte. Emily und Oz begegnen sich zunächst sehr skeptisch - schließlich kommen sie aus völlig unterschiedlichen Welten. Doch es dauert nicht lange, bis beide begreifen, dass sie noch eine ganze Menge voneinander lernen können...

Eigentlich fängt Nowhere But Here von Katie McGarry erst mal ziemlich vielversprechend an. Gleich Emilys Einstieg in die Geschichte hat mich interessiert und ich war neugierig, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln würde. Leider musste ich aber bald feststellen, dass dieses Buch für mich nicht wirklich funktionieren wollte. Und das hatte leider gleich mehrere Gründe:
Die Charaktere: Die Geschichte ist abwechselnd aus Emilys und Oz Geschichte geschrieben, was erst mal für viel Abwechslung sorgt, da sie auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Emily ist fast zu behütet aufgewachsen. Sie hat vor allem und jedem Angst und keinerlei Bedürfnis über ihren Tellerrand hinauszusehen. Sie will zum Studieren in Florida bleiben und hat scheinbar auch danach keine Pläne mehr von der Welt zu sehen. Für einige ihrer Ängste gibt es Gründe, andere stammen aber viel mehr von ihrer Mutter, die wir als ein einziges Nervenbündel kennenlernen. Angeblich ist sie aber stur, stark und hitzköpfig, wovon man in diesem Buch aber rein gar nichts merkt. Oz ist genauso festgefahren in seiner Welt, wie Emily, auch wenn er selbst es niemals so sehen würde. Der Club geht ihm über alles und er kann sich gar kein anderes Leben vorstellen. Vielen der anderen Mitglieder geht es ähnlich, doch natürlich sehen auch sie das völlig anders.

Der Motorrad Club ist auch so eine Sache: Sie sind echte, harte Biker mit einem Clubhaus, in dem regelmäßig Parties geschmissen werden, inklusiver nackter Tänzerinnen, Schlägereien, BHs als Deko an der Wand und so weiter und so fort. Auf der anderen Seite sind sie aber auch einer der wenigen Clubs, die ihr Geld auf ehrliche Art und Weise verdienen. An sich fand ich das eigentlich ziemlich gut, schließlich sollte es den Bikern ja um das Lebensgefühl und nicht Kriminalität gehen. Trotzdem ist es Katie McGarry nur teilweise gelungen, dieses Gefühl zu vermitteln. Am Ende hat es irgendwie doch nur gewirkt, wie eine Gruppe von Männern, die harte Typen sein wollten und ihre Rolle mehr gespielt haben.

Ein weiterer Punkt ist daher die Mentalität: Das ist im Prinzip der Knackpunkt, weswegen Nowhere But Here für nicht gut gelungen ist. Der Club hatte schon immer mit Vorurteilen zu kämpfen, weil sie ihren freien, ungezwungenen Lebenstil haben und weil jeder automatisch denkt, sie wären Schlägertypen. Gleichzeitig verurteilt aber auch jeder von ihnen Emilys bisher ruhiges Leben und diese Arroganz hat mich unglaublich genervt. Jeder - und ich meine absolut jeder - in diesem Buch, meint es besser zu wissen, wie man sein Leben leben sollte und das war irgendwann furchtbar frustrierend. Dazu kommt noch, dass der Club natürlich "reine Männersache" ist und Frauen da nichts zu suchen haben. Zugegeben, in der Erwachsenenliteratur gibt es Motorrad Club Bücher, die das wesentlich weiter treiben, trotzdem war diese Geschichte archaisch genug, um mich zu stören und die Emanze in mir wachzurütteln. Außerdem wird der Club von einigen wenigen geleitet - und der Rest hat gefälligst zu folgen, ohne Fragen zu stellen. Wieso Oz deshalb denkt, er wäre in irgendeiner Art und Weise besser oder freier, als Emily, nur weil er auf einem Motorrad sitzt, wollte mir deshalb nicht wirklich in den Kopf. In meinen Augen war er genauso ein Schaf, wie Emily.

Die restliche Handlung und das "Geheimnis": Wieso so ein großes Geheimnis um Emilys Vergangenheit gemacht wurde, konnte ich ebenfalls nicht ganz nachvollziehen. Jeder lügt und hat seine ganz eigene Version der Wahrheit und anstatt Emily einfach aufzuklären, bekommt sie immer nur Schnipselchen vorgelegt, die sie – verständlicherweise - ohne Ende frustrieren. Am Schlimmsten ist dabei ihre Großmutter, die ihr auf der einen Seite die Wahrheit mit aller Gewalt rein drücken will, gleichzeitig aber auch in irgendwelchen kryptischen Rätseln spricht, dabei aber nie auf den Punkt kommt. Wie alle Beteiligten allerdings jemals glauben konnten, dass Emily nicht irgendwann dahinter kommt, wenn sie Zeit in Kentucky verbringt, verstehe ich nicht.
Das Geheimnis selbst war dann doch irgendwie wieder ganz spannend, auch wenn man wesentlich mehr draus hätte machen können und einige der Nachwirkungen ein bisschen albern waren.

Deswegen ist Nowhere But Here von Katie McGarry nicht unbedingt ein Buch, das ich empfehlen würde. Grundsätzlich ist die Geschichte okay. Die Romanze ist süß und irgendwann kann man sich auch mit den Charakteren anfreunden. Allerdings bin ich mit der Mentalität und all den Lügen, die Emilys Familie gesponnen haben, nicht wirklich klar gekommen. Fairerweise muss ich aber sagen, dass ich eine der Wenigen war, die das Buch nicht mochten - für viele andere war es eine gut gelungene Geschichte. Wenn ihr also Bücher über Motorrad Clubs mögt und Lust auf eine Jugendbuch/Light Variante über dieses Thema habt, dann könnte Nowhere But Here durchaus auch was für euch sein.

Nowhere But Here erscheint heute, am 26. Mai 2015.

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