20.Jun 2015 |
~ND
Played!von J. L. Merrow
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Tristan hat seine große Liebe eigentlich schon gefunden: Die Schauspielerei. Nachdem er an einer der besten Schulen seine Ausbildung abgeschlossen hat, hat er die letzte Jahre auf verschiedenen Bühnen verbracht. Sein Leben auf Tournee war zwar nicht immer nur Glanz und Gloria, aber es hat ihm unglaublich viel Spaß gemacht.
Doch nun soll das schöne Leben ein Ende haben - zumindest wenn es nach Tristans Vater und seiner besten Freundin Amanda geht. Für sie ist die Schauspielerei nichts weiter als ein Hobby und sie halten es für höchste Zeit, dass Tristan seinen Kopf aus den Wolken holt und sich einen echten Job sucht. Und sein Vater hat bereits die perfekte Anstellung für ihn ausgewählt. Er soll eine Führungsposition im Familienunternehmen in New York übernehmen. Für Tristan ein absoluter Albtraum.
Doch erst mal will er zumindest seinen letzten Sommer in England (und in Freiheit) genießen. Dafür zieht er sich in den kleinen Ort Shamwell zurück, in dem ihm seine alte Nanny ein Haus hinterlassen hat. Jetzt fehlt ihm nur noch eine Beschäftigung für den Sommer. Die findet sich auch schnell, denn das örtliche Theater braucht dringend noch Darsteller für seine Aufführung von Ein Sommernachtstraum und stürzt sich natürlich auf den Berufsschauspieler. Ebenfalls eine willkommene Ablenkung bietet der unverschähmt gutaussehende Handwerker Con, den Tristans nicht gerade subtile Annäherungsversuche aber eher abzuschrecken scheinen. Doch Tristan wäre nicht Tristan, wenn er sich von so etwas abschrecken lassen würde...
J. L. Merrow hätte sich für Played! keine zwei unterschiedlicheren Charaktere ausdenken können, als Tristan und Con. Tristan ist laut, flamboyant und ziemlich von sich selbstüberzeugt. Con ist still, traut sich selbst nur sehr wenig zu und ist sich ziemlich sicher, dass er es dank seine Legasthenie nie wirklich zu etwas bringen wird. Con kann Tristan mit seiner arroganten und gedankenlosen Art deswegen zunächst auch nicht besonders gut leiden und um ehrlich zu sein, ging es mir am Anfang ziemlich ähnlich. Tristan ist Schauspieler durch und durch und obendrein noch eine kleine Drama Queen. Sein Leben ist eine Bühne und selbst wenn er alleine ist, kann er seine Eskapaden nicht lassen. Fast jedes Wort aus seinem Mund stammt aus einem Stück - und wenn nicht klingt es so, als käme es aus einem - und Con ist sich nie sicher, ob Tristan nun gerade er selbst ist, oder eine Rolle spielt. Hinzu kommt, dass Tristan am Anfang tatsächlich nicht gerade nett zu Con ist und zumindest hinter seinem Rücken über den "muskelbepackten Dorftrottel" ganz gerne mal herzieht und sogar soweit geht, mit Amanda eine Wette abzuschließen, wann er ihn endlich ins Bett kriegt. Kurzum, Tristan kann ganz schön anstrengend sein und ich habe eine Weile gebraucht, bis er mir sympathischer wurde.
Doch als die Geschichte erst einmal ihren Lauf genommen hat und Tristan ein paar seiner Vorurteile ablegt, erkennt man auch als Leser, dass mehr in ihm steckt, als nur ein verzogener, gelangweilter Snob. Er hat keine Ahnung, was er in seinem Leben wirklich machen will und muss sich erst einmal über einige Dinge klar werden. Con geht es da ganz ähnlich. Er hat sein eigenes Unternehmen, das zwar einigermaßen läuft, das ihn aber auch nicht gerade fordert. Er ist definitiv eher die Figur mit der man sich in diesem Buch identifiziert und sein Kampf mit den Worten war immer wieder etwas, das sich in seinen Alltag eingeschlichen hat.
Es hat allerdings eine Weile gedauert, bis ich mich mit dem Schreibstil anfreunden konnte. Das lag in erster Linie eben an Tristans extravagantem Auftreten. Manchmal war es wirklich schwer, seinen Gedanken zu folgen. Gleichzeit ist Played! aber auch sehr clever und abwechslungsreich geschrieben und wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, macht es unheimlich viel Spaß. J. L. Merrow baut immer wieder verschiedene Zitate aus Stücken (meist von Shakespeare) und Büchern in ihre Geschichte ein, die perfekt zum Thema Theater und den Figuren passen. Außerdem haben gerade Tristans Mätzchen und seine theatralischen Anfälle für jede Menge lustige Szenen gesorgt.
Unterm Strich ist Played! von J. L. Merrow also ein Buch, an dessen Schreibstil und Figuren man sich erst einmal ein bisschen gewöhnen muss. Wenn es aber erst einmal so weit ist, ist es wirklich eine angenehme Abwechslung mit einem sehr ausgefallenen Sinn für Humor und einer ziemlich süßen Liebesgeschichte zwischen zwei sehr ungleichen Männern, die aber am Ende doch funktioniert.
Played! ist Teil der The Shamwell Tales, kann aber alleinstehend gelesen werden, und erscheint am 30. Juni 2015.
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