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15.

Mar 2015

~ND

The Traveling Man

Als Aimee mit ihrer Familie zu ihrem 10. Geburtstag den Jahrmarkt besuchen darf, ahnt sie noch nicht, dass sich ihr Leben an diesem Tag für immer verändern wird. Aimee ist sofort gefangen genommen von der Magie der Schausteller und lässt sich auch von den herablassenden Kommentaren ihres Vater nicht die Laune verderben, der das Ganze für Zeit- und Geldverschwendung hält. Doch der Tag wird erst perfekt, als ihr Kestrel begegnet. Der gleichaltrige Junge hat den Jahrmarkt im Blut und zeigt ihr seine Welt hinter den Kulissen.
Die nächsten beiden Wochen verbringt Aimee jede freie Minute mit Kes - sehr zum Leidwesen ihrer Eltern - und schließt viele neue Freundschaften. Als der Jahrmarkt schließlich weiterzieht, ist der Abschiedsschmerz groß. Doch die beiden versprechen, sich im nächsten Jahr wieder zu sehen. Und so lebt Aimee jedes Jahr für die beiden Wochen im Sommer, in denen Kes und der Jahrmarkt wieder in die Stadt kommen. Sie wachsen von Kindern, zu ungestühmen Teenagern und schließlich zu jungen Erwachsenen heran.
Aimee wusste eigentlich schon die ganze Zeit, dass sie mehr für Kes fühlt, als Freundschaft. Als sie beide 16 sind fassen sie sich endlich ein Herz und finden zueinander. Doch beiden ist klar, dass sie sich bald wieder trennen müssen. Also fassen sie einen Plan, der ihre ganze Welt verändern wird - und gehörig schief geht...

Auf den ersten Blick hört sich das vielleicht so an, als wäre The Traveling Man von Jane Harvey-Berrick ein Jugendbuch. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Zwar spielt ein großer Teil der Geschichte in Kes und Aimees Kindheit und Jugend, wir sehen aber auch noch genug von ihnen im Erwachsenenalter.
Jetzt aber erst mal von vorne: Gleich von Anfang an konnte mich Jane Harvey-Berrick mit ihrer Geschichte fesseln. Aimee sieht den Jahrmarkt durch Kinderaugen und alleine das zaubert irgendwie so eine ganz eigene Stimmung in das Buch. Es steht im starken Gegensatz zu ihrem steifen, kühlen Heim und ihren Eltern, die den Jahrmarkt und seine Mitglieder nur als White Trash sehen. Der eigentliche Grund, warum sie jeden Tag dorthin zurückkehrt, ist aber natürlich ihre Freundschaft zu Kes. Es wird von Anfang an klar, dass Kes nicht wieder andere Menschen ist. Er kennt nichts anderes als den Jahrmarkt, was sich auf seine Schuldbildung und im Grunde seine ganze Weltanschauung ausgewirkt hat. Als Kind hat das noch relativ kleine Wellen geschlagen, doch je älter er wird, umso mehr zeigen sich seine Eigenheiten. Er ist ganz sicher kein einfacher Mensch - was Aimee immer wieder schmerzhaft feststellen muss - und ich musste mehr als einmal den Kopf über ihn schütteln. Er handelt nach seinem ganz eigenen Kodex und der geht nicht immer Hand in Hand, mit dem, was Aimee oder die meisten anderen Menschen tun würden.
Und trotzdem kann Aimee natürlich nicht anders, als sich in ihn zu verlieben. Trotz seiner Macken und Kes manchmal wirklich grauenhaften Verhaltens konnte ich das aber nur zu gut nachvollziehen. Doch man merkt auch während des Lesens sehr schnell, dass ihre junge Liebe unter keinem guten Stern steht. Von der Handlung selbst möchte ich eigentlich gar nicht mehr viel Preis geben. Nur so viel: Die beiden begegnen sich im Laufe ihres Lebens nicht nur einmal und sie müssen eine Menge Hindernisse überwinden - Entfernung, Betrug, Lügen, Missverständnisse, jugendliche Blauäugigkeit - wenn sie eine Chance haben wollen, gemeinsam glücklich zu werden.
Ebenso schön wie Kes und Aimees Liebesgeschichte, ist aber auch der Jahrmarkt als Schauplatz. Es wird zwar auch mehr als deutlich gemacht, dass es ein Knochenjob und so etwas wie Privatsphäre nonexistent ist, trotzdem kommt auch eine gewisse Romantik auf, die mit diesem Lebensstil einher geht, mit seiner ganz eigenen Magie. Ich hätte noch 300 Seiten länger über das Schausteller-Leben lesen können; es gab immer etwas Neues zu entdecken. Das liegt unter anderem auch daran, dass sich vor allem Kes Show im Laufe der Jahre immer wieder dramatisch verändert und die Beschreibungen jedes Mal wieder spannend waren.

All das macht The Traveling Man von Jane Harvey-Berrick zu einem wirklich wunderschönen Buch. Kes und Aimees Geschichte ist alles andere als einfach, dafür aber sehr romantisch, auf eine eher unkonventionelle Art. Kestrel ist nicht der einfachste Charakter und man wundert sich während des Lesens immer wieder, woher seine dramatischen Wutanfälle stammen, aber er schafft es irgendwie jedes Mal aufs Neue, sein Verhalten wieder gut zu machen. Die schöne Atmosphäre und der Schauplatz, sowie Jane Harvey-Berricks flüssiger Schreibstil (abgesehen von ihrem etwas zu freizügigen Gebrauchs des Ausrufezeichens :P) tun ihr übriges.
Das zweite und abschließenede Buch dieses Duetts, The Traveling Woman, das voraussichtlich April erscheinen wird, lasse ich mir daher ganz sicher nicht entgehen.

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