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01.

Mar 2015

~ND

Burn Baby, Burn Baby

Seit fast einem Jahrzehnt versucht der 17-jährige Francis nun schon sich unsichtbar zu machen und so wenig wie möglich aufzufallen. Doch leider ist das die meiste Zeit unmöglich, denn egal wo Francis auftaucht, er zieht immer alle Blicke auf sich. Das hat er seinem Vater zu verdanken, der während einem seiner berüchtigten Wutanfälle seinen Sohn mit Brandbeschleuniger übergossen und angezündet hat.
Seitdem lebt Francis mit den Brandnarben in seinem Gesicht und auf seinem Körper. Er fühlt sich als Freak und Außenseiter und hat kaum Freunde. Nur sein bester Kumpel seit dem Sandkasten Trig ist stets an seiner Seite und beschützt Francis wo er nur kann. Das ist auch bitter nötig, denn Brandon, einer der beliebtesten Schüler und Spitzensportler der High School, hat es mit eiskalter Hartnäckigkeit auf ihn abgesehen. Je mehr Francis sich wehrt und von Trig abgeschirmt wird, umso grausamer und gnadenloser scheint Brandon zu werden.
Dass Francis bisher keine Erfahrungen mit Mädchen gesammelt hat, ist also kein Wunder, zumindest nicht für Francis. Welches Mädchen könnte ihm schon ins Gesicht schauen, ohne sich angewidert abzuwenden? Ganz zu schweigen von küssen? Da hat Francis allerdings die Rechnung ohne seine neue Mitschülerin Rachel gemacht, die schon nach kurzer Zeit mehr in Francis erkennt und ihn einfach nicht in Ruhe lassen will.
Es sieht fast so aus, als könnte sich sein Leben endlich zum besseren wenden. Doch Brandon und seine Freunde haben immer noch eine Rechnung mit Francis offen und lassen sich nicht davon abhalten, diese zu begleichen...

Burn Baby, Burn Baby von Kevin Craig war irgendwie so ganz anders, als ich erwartet hatte. Denn anstatt in einer tieftraurigen Geschichte zu versinken, ist dieses Buch erstaunlich witzig und dadurch wunderbar flüssig zu lesen. Francis führt mit ziemlich viel rabenschwarzen Humor durch seine Lebensgeschichte und es gab mehrere Momente, die mich wirlich zum schmunzeln oder sogar lachen gebracht haben.
Doch der leichte erste Anschein kratzt natürlich nur an der Oberfläche des eigentlichen Problems. Francis ist tief traumatisiert von dem, was sein eigener Vater ihm angetan hat - der Vorfall mit den Verbrennungen war nämlich nur der letzte einer ganzen Reihe von Misshandlungen, die sichtbare und unsichtbare Narben an Francis hinterlassen haben. Die Brandnarben sind aber sicher das, was ihm am meisten zu schaffen macht. Jeder kann sie sehen, jeder starrt und keiner scheint an ihnen vorbeiblicken zu können - Francis selbst am allerwenigsten. Deshalb fällt es ihm auch unglaublich schwer zu vertrauen. Trig ist so ziemlich der einzige Mensch, bei dem er sich keine Sorgen macht, dass er irgendwelche Hintergedanken hat. Ihre Freundschaft ist wirklich etwas ganz Besonderes und Kevin Craig zelebriert sie regelrecht in seinem Buch, was mir immer wieder aufs neue Freude gemacht hat. Doch auch Trig kann Francis nicht über seine Verbitterung hinweg helfen. Dafür hat er einfach schon zu viel erlebt in seinem Leben.
Erst als Rachel auftaucht, beginnt Francis langsam aber sicher sein Leben durch andere Augen zu betrachten. Ihm fällt es wie gesagt sehr schwer Vertrauen zu fassen und es war wunderschön zu sehen, wie dieses ungewöhnliche Mädchen langsam aber sicher Francis Mauern durchbricht. Allerdings muss ich sagen, dass mir Rachels Charakter ein wenig zu kurz kam. Das Buch ist grundsätzlich schon relativ kurz und so sehen wir auch nicht besonders viel von Rachel. Es wird zwar klar, dass sie ein wenig verschroben ist, was sie davor rettet zweidimensional zu werden, dennoch ist sie so wichtig für die Geschichte, dass ich gerne etwas mehr von ihr gehabt hätte.
Es gibt allerdings noch jede Menge weitere Charaktere, die einen mehr oder weniger großen Einfluss auf Francis haben, allen voran seine Familie. Seine beiden kleinen Brürder Paul und Simon muss man einfach gern haben und jede Szene mit ihnen hat mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Auch ihre Mutter ist ziemlich interessant - wenn auch nicht wirklich durchschaubar. Sie und Francis haben nicht gerade die beste Beziehung, was nach allem, was sie in der Vergangenheit zuließ, natürlich kein Wunder ist. Den stärksten Eindruck hat aber sicherlich Brandon hinterlassen. Er steht stellvertretend für alle Bullies, Schulhofschläger und Peiniger, die vermutlich jeder in seiner Schulzeit irgendwann mal erlebt hat. Brandon treibt es allerdings eine Stufe weiter und bringt Francis wirklich an den Rand seiner Kräfte.

Es gibt allerdings drei Details, die sich für mich etwas schwierig gestaltet haben. Zum einen sind das die Dialoge. Sie sind vollgepackt mit Jugendsprache und Floskeln, was zu einem gewissen Maß sicherlich glaubwürdig ist, manchmal aber einfach übertrieben und aufgesetzt wirkte. Wenn Francis und Trig sich unterhalten haben, fiel es manchmal wirklich schwer den Geschehnissen zu folgen, weil sie ständig das Thema gewecheselt und sich Wortgefechte geliefert haben.
Trig wäre auch schon gleich das zweite Detail. Für Francis ist er der beste Freund, den es geben kann. Doch er hat auch ein ganz schönes Wutproblem, mit dem ich nicht ganz klar gekommen bin und das eigentlich sogar ziemlich besorgniserregend war.
Ebenfalls Sorgen hat mir Francis Alkohlkonsum bereitet. Manchmal wirkte es, als wäre er auf direktem Wege ein Alkoholiker zu werden, so sehr hat er sich auf die betäubende Wirkung verlassen. Es soll sicherlich zeigen, auf welch einem destruktiven Kurs Francis sich befindet, allerdings wurde es kaum angesprochen und mir zu sehr unter den Tisch gekehrt.

Ansonsten aber ist Burn Baby, Burn Baby von Kevin Craig ein wirklich interessantes und bewegendes Buch. Es hat seinen so ganz eigenen, skurrilen Humor und ziemlich verschrobene Chraktere, die mit einigem zu kämpfen haben, unterm Strich aber zum Großteil einfach sympathisch waren und dem Leser viel zu bieten haben. Burn Baby, Burn Baby wird mir deshalb bestimmt noch lange im Kopf bleiben.

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