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23.

Oct 2014

~ND

Red Rising

Die Erde steht kurz vor ihrem Ende. Um die Menschheit vor ihrem Untergang zu bewahren, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in den Weltraum auszuweiten. Einige mutige Pioniere befinden sich deshalb bereits schon auf dem Mars, um den Planeten für die restliche Bevölkerung bewohnbar zu machen. Viele von ihnen schuften deshalb in Minen, um mühsam ein Element zu Tage zu bringen, das die Oberfläche für Menschen zu einem fruchtbaren Boden machen soll.
Einer von ihnen ist Darrow. Er lebt mit seiner Familie bereits seit Generationen auf dem Mars und kennt nichts anderes, als die Minen, in denen er wohnt und arbeitet. Es ist ein hartes, raues Leben und mit 16 gilt Darrow bereits fast schon als erwachsener Mann, mit einem Job und einer Ehefrau. Doch selbst wenn es für ihn und seine Familie keinen Luxus gibt, kaum jemand älter als 45 wird und jede kleine Annehmlichkeit hart umkämpft wird, kam es Darrow nie in den Sinn, dass seine Vorgesetzten ihn anlügen könnten.
Bis er schließlich die Wahrheit erfährt. Denn der Mars ist längst erschlossen und blüht und gedeiht über den Minen. Die Menschen leben in Luxus auf der Oberfläche, während die sogenannten "Pioniere" für sie ihr Leben lassen – aus reiner Profitgier. Darrow und jeder, den er kennt, sind nichts weiter, als Werkzeuge und Sklaven. Als sie ihm auch noch das Liebste nehmen, dass er im Leben besitzt, bleiben Darrow noch zwei Möglichkeiten: Aufgeben, oder kämpfen, bis er die Welt verändert hat - notfalls bis zum Tod.

Ich muss ehrlich sagen, ich habe noch nie ein Buch wie Red Rising von Pierce Brown gelesen. Es ist wie eine Mischung aus Filmen wie Elysium und Matrix, gepaart mit Game of Thrones und den Hunger Games und abgerundet mit einer Prise römischer Mythologie. Was herauskommt ist eine absolut einzigartige dystopische Science Fiction Geschichte, die ich nicht weglegen konnte.
Darrows Gesellschaft ist in eine strenge Hierarchie unterteilt, die durch Farben gekennzeichnet ist. Seine, und damit im Grunde die unterste Schicht, ist Rot. An der Spitze steht die Elite, Gold. Dazwischen gibt es noch alle möglichen weiteren Kasten: Obsidian sind genetisch veränderte Hünen und Kampfmaschinen, Grün sind Techniker, Grau Soldaten, Pink sind für die körperlichen Freuden zuständig und so weiter und so fort. Es ist alles andere als eine faire Gesellschaft, denn es gibt keine Möglichkeit, sich hoch zu arbeiten. Du wirst als Rot geboren und stirbst als Rot.
Doch Darrow hat nun die Möglichkeit, seine Karten neu zu mischen. Ich möchte nicht zu viel erzählen (ich finde nämlich, dass der deutsche Klappentext eh schon viel zu viel verrät), doch Darrow macht unglaubliche Entwicklungen durch in Red Rising - körperlich und emotional. Allein deswegen sollte sich der Leser immer vor Augen halten, dass in diesem Buch wirklich alles möglich ist. Und ich meine alles.
Der einzige Mensch, dem ich in Red Rising wirlkich getraut habe, war Darrow selbst. Und auch nur deswegen, weil wir diese Welt durch seine Augen sehen, denn Darrow ist zwar ein guter Kerl, aber kann auch ziemlich ruchlos sein. Jedem einzelnen anderen Charaktere bin ich allerdings mehr als skeptisch gegenüber gestanden. Loyalitäten schwanken hier von einer Seite zur nächsten und niemand ist vor Betrug und Verrat sicher. Figuren, die ich wirklich gern mochte, habe ich ein paar Seiten später schon verflucht. Dafür gab es andere, denen ich zunächst nicht über den Weg getraut habe, die sich später aber als die besten Gefährten entpuppt haben, die man sich nur wünschen könnte. Pierce Brown weiß ganz genau, was er seinen Lesern damit antut. Mir hat der Kopf geschwirrt vor lauter Paranoia und möglicher Theorien, wie die Sache hier ausgehen könnte.
An Spannung mangelt ist in Red Rising also wirklich nicht. Es ist aber auch kein ganz einfaches Buch. Pierce Brown hält sich nicht zurück, auch die blutigsten Details zu schildern. Man darf nicht vergessen, dass die "Kinder" in dieser Welt nicht unbedingt kindlich sind. Viele wurden genetisch verändert oder für einen bestimmten Zweck sprichwörtlich gezüchtet. Ich tue mich daher schwer, das Buch wirklich als Jugendbuch zu bezeichnen. Gerade dieser Kontrast und die Tatsache, dass man es nur ganz schwer einem Genre zuordnen kann, haben mir aber außerordentlich gut an Red Rising gefallen.

Pierce Browns Schreibstil ist fantastisch. Kraftvoll, bildgewaltig und emotional. Ich habe Unmengen an Textstellen markiert während des Lesens, weil es einfach so viele ausdrucksstarke Zitate gab. Es ist allerdings kein einfacher Stil, eben weil er so individuell ist. Darrow und sein Umfeld nutzen jede Menge Ausdrücke und Wortneuschöpfungen, die uns völlig fremd sind. Doch man gewöhnt sich sehr schnell daran, sobald man in der Ordnung dieser Welt erst mal durchgestiegen ist. Es passt einfach zu gut zur Geschichte.
Einzig bei der Ausführlichkeit seiner Beschreibungen hat es Pierce Brown manchmal ein klein wenig zu weit getrieben. Wie gesagt ist uns diese Welt vollkommen unbekannt, trotzdem gab es immer wieder Abschnitte, die einfach ein wenig zu ausführlich und dadurch fast ein bisschen langweilig geraten sind. Glücklicherweise befinden die sich aber eher am Anfang der Geschichte und sind bald vergessen.

Denn ansonsten ist Red Rising von Pierce Brown wirlich ein Buch, das ich euch nur wärmstens empfehlen kann. Es ist anders, sowohl was die Geschichte selbst, als auch den Schreibstil angeht, und vermutlich nicht für jeden Leser etwas. Wenn man aber offen an die Geschichte herangeht, dann erwartet einen ein großartiges Abenteuer voller Wendungen und Spannung, bei dem man nie weiß, was als nächstes passiert.
Die deutsche Ausgabe erscheint am 27. Oktober 2014 - nicht mehr lange also!
Der zweite Teil der Trilogie, Golden Son, erscheint am 6. Januar 2015 auf englisch - ein Tag, den ich bereits in meinem Kalendar angestrichen habe. ;)

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