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12.

Oct 2014

~nia

Meatworks

Trefft Desmond Poole, 33, der seine rechte Hand einige Monate zuvor verloren hat und sich beim besten Willen nicht daran erinnern kann, was eigentlich passiert ist. Desmond hat sich schon immer mehr schlecht als recht durchs Leben geschlagen, aber seitdem er seine Hand verloren hat, ist er nur noch eins: nutzlos. Er ertränkt seinen Kummer im Wodka, schwänzt absichtlich das Training, das ihm helfen würde, seine Prothese in den Griff zu bekommen und ist angepisst von allem und jedem. Sein Betreuer vom Sozialdienst will ihm helfen und zwingt ihn dazu, sich einer Selbsthilfegruppe für Amputierte anzuschließen. Desmond erwartet eine langweilige Truppe, bemitleidenswerte Geschichten, stattdessen begegnet er dem jungen und heißen Rude Boy Corey Steiner.

Trefft Corey Steiner, 22, der seinen Unterarm schon vor drei Jahren verloren hat und der seine Prothese so gebrauchen kann, als wäre sie ein echter Arm. Er geht sogar drüber hinaus, indem er an der gelegentlich an der Elektronik seines Roboterarms herumspielt und erstaunliche Ergebnisse damit erziehlt. Corey ist ziemlich angetan von Desmonds kantigem und ungehobeltem Charme und er versucht, Desmond nach allen Regeln der Kunst zu umgarnen. Allerdings ist Corey nicht unbedingt der geduldigste Zeitgenosse und als Desmond ihm nichts von den Banden erzählt, die ihn immer noch mit seinem Exfreund verbinden, bricht das Chaos aus. Denn Desmonds Exfreund ist jemand, denn sie beide kennen...

Kling wie eine normale, vielleicht leicht futuristische Romanze? Falsch, nicht Meatworks.
Erstens, spielt das Buch in Riverside und Black Rock, zwei Stadteile in Buffalo, in denen man laut der Autorin "nicht leben möchte, außer man ist besonders tapfer, von Natur aus froh, verzweifelt oder dickköpfig" (Zitat von Jordan Castillo Price aus dem Nachwort zum Buch).
Zweitens, ist Desmond zwar unser Protagonist, aber ganz sicher kein Held. Er kann ein rechtes Arschloch sein und die meiste Zeit ist er genau das. Nichtsdestotrotz habe ich mich völlig in ihn verschossen, genauso wie es auch Corey tut. Und das, obwohl er die Hälfte der Zeit in Selbstmitleid und Alkohol versinkt und dabei kratzbürstig und rüde ist. Tief in ihm drin ist er nämlich extrem verletzlich und weit davon entfernt, über die Beziehung mit seinem Ex hinweg zu sein. Und obwohl er sich in Corey verliebt, fällt es ihm unglaublich schwer, sich zu öffnen und ehrlich zu sein und all die Dinge zu tun, die man in einer Beziehung so tun sollte.
Drittens, ist Corey zwar ein heißer Kerl, er ist lustig und kann großartig mit seiner Prothese umgehen, doch ist auch er weit davon entfernt, der perfekte Mann für eine Beziehung zu sein. Dafür ist er einfach zu ungeduldig und vielleicht auch einfach zu jung für Desmond.
Ihr müsst schon selber lesen, ob die beiden es schaffen, eine echte Beziehung aufzubauen.

Es mag vielleicht verschroben oder abartig klingen, aber die Teile, in denen es um die Prothesen und die mehr oder weniger nicht-intelligenten Roboter ging, habe ich besonders gerne gelesen. Fast alles wird nämlich von diesen Robotern erledigt und Handys und Computer wurden nie erfunden. Und es ist wirklich etwas gruselig zu sehen, wie sie (die Roboter) alles für einen erledigen. Beispielsweise scannen sie deine Stimmung und Lieblingsmusik und spielen entsprechende Musik ab. Wenn du Besuch hast, wird der Geschmack deines Gastes mit deinem synchronisiert und die beste Übereinstimmung gespielt. Sie machen dir Kaffee, putzen mehr oder weniger lautlos dein Haus oder deine Wohnung, sie dimmen dir das Licht, wenn dir danach ist, und machen auch sonst alles, was man sich abnehmen lassen könnte. Desmond hasst es! Er findet es total unheimlich, die ganze Zeit von Maschinen gelesen zu werden. In seiner Wohnung hat er nur altes Zeug, also Dinge, die noch ohne Roboter funktionieren - nun ja, sieht man mal von seiner Hand ab. Und ich konnte mich hundertprozentig in ihn hineinversetzen.
Diese ganze Welt klingt super gruselig für mich. Schlimmer noch, als ständig unter Beobachtung der NSA zu stehen oder andauernd über Google-Algorithmen getrackt zu werden...

Ja, Meatworks, war ein fantastisches Buch für mich. Interessant, fesselnd und provozierend mit seinen Themen und seinen Hauptcharakteren. Hinzu kommt, dass ich mich völlig in die kurzen romantischen Szenen oder die Sexszenen, die Jordan Castillo Price mit in diese grobe und raue Geschichte verwoben hat, verliebt habe.
Ich muss unbedingt mehr Bücher von ihr lesen. Bald.

Titel, Cover und Inhalt passen übrigends perfekt zusammen. Genau so habe ich mir Desmond vorgestellt.

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