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16.

Aug 2014

~ND

Phobic

Die 15-jährige Piper wusste schon immer, dass an dem alten viktorianischen Haus, in dem sie lebt, etwas sehr merkwürdig ist. Jedes alte Gebäude knarzt und stöhnt mal. Doch Pipers Haus hat ein echtes Eigenleben und lässt sie immer genau wissen, in welcher Stimmung es gerade ist.
Seit ihr Vater vor zehn Monaten gestorben ist, ist ihr älterer Bruder Joel für sie und ihr Heim verantwortlich. Denn Pipers Mutter sitzt bereits seit Jahren im Gefängnis wegen eines Mordes, den sie unter ihrem eigenen Dach begangen und zu vertuschen versucht hat. Seit einiger Zeit aber fühlt Piper, dass etwas anders ist. Joel ist ständig angespannt und ihr Haus benimmt sich merkwürdiger, als sonst. Sie weiß, dass ihr Bruder ihr etwas verheimlicht, aber so sehr sie auch auf ihn einredet, sie bekommt nichts aus ihm heraus.
Zu allem Überfluss macht ihr die Schule zur Zeit noch mehr zu schaffen, als normalerweise. Ihre Erzfeindin Sierra hat es mehr denn je auf Piper abgesehen und schreckt vor nichts zurück, um sie zu demütigen. Am allerschlimmsten ist aber, dass Todd, Pipers bester Freund, für den sie seit einiger Zeit mehr empfindet, als reine Freundschaft, in jemanden anderen verliebt ist - nämlich ausgerechnet in Sierra.
Doch als Piper beginnt, merkwürdige Stimmen zu hören und Visionen bekommt, verblassen ihre Alltagsprobleme ganz schnell. Sie hat die Nase voll, sich ständig anlügen zu lassen. Sie muss herausfinden, was es mit ihrem Haus und ihrer Familie auf sich hat, bevor sie noch den Verstand verliert.

Ich war sehr gespannt darauf, was mich bei Phobic von Cortney Pearson wohl erwarten würde. Ein gruseliges Haus, merkwürdige Geschehnisse, ein bisschen Romantik? Klingt genau nach meinem Geschmack. Und die grundsätzliche Geschichte ist auch ziemlich gut gelungen. An der Umsetzung hat es aber unglücklicherweise gehörig gehapert.
Leider konnte ich Cortney Pearsons Schreibstil oft nicht sonderlich viel abgewinnen. Sie tendiert dazu, sehr lang und ausschweifend zu beschreiben. Da kann es schon mal passieren, dass es fünf Seiten dauert, bis Piper von ihrem Zimmer bis zur Haustür gegangen ist. Manchmal haben ihre Beschreibungen gut geklappt und der Geschichte eine sehr dichte und spannende Stimmung verpasst. Meistens ging es mir aber doch einfach zu träge und langsam voran.
Das liegt aber unter anderem auch daran, dass mir Piper nicht besonders sympathisch war. Sie hat es nicht leicht in der Schule, wird wegen ihrer Akne und ihrem merkwürdigen Haus gehänselt und hat wirklich allen Grund Trübsal zu blasen. Dennoch war sie mir oft zu weinerlich. Sie lamentiert lang und breit darüber, was ihr alles zugestoßen ist. Noch weniger haben mir ihre ewigen inneren Monologe gefallen, wenn sie über ihr Haus und die Vorkommnisse darin sinniert. Sie wiederholt sich ständig und stellt sich dabei selbst manchmal die ('tschuldigung) dämlichsten Fragen. Mich hat da leider schnell die Geduld mit ihr verlassen.
Was mir allerdings die Geschichte am meisten vermiest hat, war die Tatsache, dass so viele Details einfach keinen Sinn gemacht haben: Die Reaktionen der Charaktere in verschiedenen Situationen und Konflikten; manche Erklärungen (oder vielmehr das Fehlen der Erklärungen) für Vorfälle im Haus; Todds Begründung für seine Schwärmerei für Sierra. Überhaupt bin ich mit den Verhältnissen der Charaktere untereinander überhaupt nicht klar gekommen. Wer im einen Moment noch verfeindet war, sitzt im nächsten gemeinsam in der Schulkantine oder macht zusammen Hausaufgaben. Oft gab es keinerlei Erklärung dazu. Und wenn doch, dann waren diese in der Regel sehr windig oder schlicht unstimmig.

Es ist ziemlich schade, dass Cortney Pearson nicht mit etwas mehr Struktur an dieses Buch herangegangen ist. Denn wie gesagt, die Grundstory ist wirklich gut. Ab und an gelang es dann sogar doch, der Geschichte eine dichte Stimmung zu verleihen, die mir geholfen hat, mir vor allem das Haus selbst sehr gut vorstellen zu können. Außerdem gibt es einige sehr spannende Momente und sogar ein, zwei Überraschungen, die mir ein lautes "Woah!" entlocken konnten.
Genug, um Phobic von Cortney Pearson wirklich zu retten, war es aber dennoch nicht. Dafür gab es einfach zu viel Unlogisches in dieser Geschichte. Vielleicht sieht es aber in Panic, dem zweiten Buch der The Forbidden Doors Reihe anders aus. Dieses handelt zwar nicht von Piper - ihre Geschichte ist mit Phobic abgeschlossen - lehnt sich aber wohl an die Ereignisse in diesem Buch an.

Phobic erscheint am 8. September 2014 in den USA.

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