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30.

Aug 2014

~ND

Scoring Wilder

Die 19-jährige Kinsley Bryant hat einen Traum für den sie ist bereit ist alles zu tun, um ihn sich zu erfüllen. Sie ist eine talentierte Nachwuchsfußballerin und nimmt an der Universität von Los Angeles an einem Damenfußballprogramm teil. Ihr Ziel ist es, als Teil der Nationalmannschaft zu den olympischen Spielen zu fahren. Dafür muss sie allerdings ihre gesamte Konzentration und Kraft in ihr Training stecken.
Für Jungs bleibt da keine Zeit. Kinsley will sowieso erst mal nichts mehr von ihnen wissen, denn mittlerweile hat sie schon ihren zweiten Freund beim Fremdgehen erwischt. Offensichtlich sind Männer sowieso alles Schweine, da kann sie sich auch gleich von ihnen fern halten.
Da hat sie allerdings die Rechnung ohne ihren neuen Coach gemacht. Der ist nämlich niemand anderes, als Liam Wilder, der beste Spieler der Los Angeles Stars. Nebenberuflich ist er allerdings noch Bad Boy und Frauenschwarm Nummer Eins. Das ganze Land scheint für Liam zu schwärmen - Kinsley und ihren Team-Kolleginnen geht das nicht anders. Doch jeglicher persönlicher Kontakt zu ihm ist strikt verboten.
Wenn Kinsley ihren Platz in der Mannschaft - und damit ihre ganze Zukunft - nicht gefährden will, muss sie sich so weit wie möglich von Liam fernhalten. Doch das ist leichter als gesagt, denn ihr sexy Coach macht es Kinsley alles andere als einfach...

Alles hat so gut angefangen mit Scoring Wilder von R. S. Grey. Schon auf den ersten Seiten wurde mir klar, dass ich Kinsley mögen würde. Sie ist endlich mal eine Heldin, die sich absolut nichts gefallen lässt. Wenn ihr jemand blöd kommt oder unrecht tut, dann wehrt sie sich. Aber nicht auf eine zickige Art, sondern schlagfertig und vorlaut - eine Kombination, die mir richtig gut gefallen hat. Außerdem ist sie sehr humorvoll, lebensfroh und einfach jemand, mit dem man jede Menge Spaß haben kann.
Dank Kinsley sah zunächst die ganze Geschichte eigentlich ziemlich vielversprechend aus. Sie hat einen vernünftigen Kopf auf den Schultern, auch wenn sie manchmal ziemlich albern sein kann. Trotzdem reagiert sie in Konfliktsituationen sehr realistisch und klug, was eine angenehme Abwechslung zu vielen anderen New Adult Heldinnen war.
Auch die Beziehung zu ihren Freundinnen war eine schöne Abwechslung. Kinsley kommt grundsätzlich erst mal mit jedem gut klar und obwohl sie hübsch, jung und selbstbewusst ist, ist sie nicht stutenbissig.

Leider waren viele der Dinge, die mir zunächst gefallen haben, aber gleichzeitig auch die, die mich nach einer gewissen Zeit genervt haben. Da wäre z.B. Kinsleys Aufgedrehtheit. Sie und ihre Freundinnen sind ständig am kichern oder auch hysterisch lachen und es hat wirklich nicht lange gedauert, bis das sehr anstrengend wurde. Auch ihr gesundes Selbstbewusstsein wurde irgendwann etwas öde. Ich finde es prima, wenn ein Charakter sich so sieht, wie sie ist und nicht in Komplexen versinkt. Aber eine Heldin die mehrmals von ihren eigenen langen Beinen, oder ihrem glänzenden, seidigen Haar spricht, muss ich dann doch nicht haben. Überhaupt hat R. S. Grey es mit ihrem Modetick ein wenig übertrieben. Ich hatte das Gefühl, das jedes gewechselte Outfit genauestens dokumentiert wurde.
Ganz allgemein kommt R. S. Greys Hang zur Übertreibung in ihrem Schreibstil deutlich zur Geltung. Die Frau kann schreiben, ohne Frage. Scoring Wilder liest sich flüssig und amüsant, aber eben auch sehr aufgedreht. Ihre Charaktere können nicht einfach nur etwas sagen. Nein, sie scherzen, zwinkern, grinsen und lachen (joke, wink, smirk and laugh) ständig. Man hat das Gefühl, als ob keiner der Charaktere mal ein ernstes Gespräch führen kann. Das hat zur Folge, dass die Figuren nicht nur anstrengend sind, sondern irgendwie geht ihnen auch jegliche Tiefe verloren.

Und damit kommen wir auch zu meinen Hauptproblem mit diesem Buch: Liam. Er ist der feuchte Traum einer jeden Frau. Athletisch, gutaussehend, tätowiert, charismatisch, immer in Kontrolle (ich habe immer einen jungen Beckham vor Augen gehabt). Doch viel mehr konnte ich in ihm leider nicht erkennen. Kinsley und Liam sind sofort voneinander angezogen und das kann ich durchaus nachvollziehen. Aber irgendeine Art von tieferer Beziehung? Die konnte ich zwischen ihnen nicht erkennen. Liam bleibt bis zum Ende der Geschichte ein sehr eindimensionaler Charakter ohne Tiefe, der sich durch keinerlei besondere Vorzüge auszeichnet. Erst sehr spät gibt es mal ein, zwei Momente, in denen er mir ganz sympathisch war. Ansonsten bleibt er sehr farblos.
Das haben auch die hier und da eingestreuten und - trotz der üblichen Übertreibung der Autorin - sehr mittelmäßig Sexszenen nicht geändert. Im Gegenteil, er ist dominant wie eh und je und es hat mir überhaupt nicht gepasst, wie sich die sonst so starke Kinsley seinen Wünschen beugt. Nicht, dass er etwas Schlimmes in diesen Szenen angestellt hätte, aber Kinsley hat mir in dieser passiven Rolle gar nicht gefallen.

Vielleicht bin ich mit Scoring Wilder von R. S. Grey ein wenig zu streng ins Gericht gegangen. Wie gesagt war der Anfang richtig stark und vielversprechend. Vielleicht war ich aber auch genau deswegen am Ende so enttäuscht von diesem Buch. Leider wurde das voll Potential dieser netten Idee, dem grundsätzlich guten Schreibstil und er starken Protagonistin aber nun einmal wirklich kaum genutzt. Besser als viele andere New Adult Bücher ist Scoring Wilder aber dennoch und ich werde R. S. Grey auf jeden Fall mal im Hinterkopf behalten.

PS: Wenn Ihr ein Buch über Fußball wollt...dann wird Euch dieses hier nichts bringen. Obwohl sich wirklich alles um Fußball(er) dreht und Kinsley wie eine Wilde trainiert, sieht man vom Spiel selbst absolut rein gar nichts. Ich glaube sie berührt ein einziges Mal einen Ball im ganzen Buch. Nur, dass Ihr gewarnt seid. ;)

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