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21.

Jun 2014

~nia

Whatever the Cost

Liam und Jacen sind nicht nur Mitbewohner und Freunde, sie haben auch den gleichen Job: sie sind hochpreisige Callboys der Company. Liam hat schon einige Jahre seiner 10-jährigen Vertragszeit abgearbeitet, Jacen ist erst in seinem zweiten Jahr. Welchen Traum die Kunden auch haben, die Company macht es möglich. Frauen, die zwei Männern beim Sex zu gucken wollen, Männer die einen als Frau verkleideten Mann wollen, Männer, denen die Hand beim Sex mehr als nur ausrutscht - wenn der Preis stimmt, erfüllen Liam, Jacen und weitere Mitarbeiter alle Wünsche. Was macht da schon der ein oder andere blaue Fleck, ein notwendiger Besuch beim Arzt oder das zunehmende Gefühl, sich selbst zu verlieren. Freiwillig entlässt die Company ihre Mitarbeiter nicht aus den Verträgen.
Als aus ihrer Freundschaft aber zaghaft mehr wird, sich die Kundschaft zunehmend rüder benimmt und beide an ihr inneres Limit gelangen, flüchten sie. Mehr oder weniger geplant lassen sie die Stadt hinter sich und nehmen neue Identitäten an. Doch so einfach lässt die Company zwei ihrer Zugpferde nicht entschwinden...

Whatever the Cost hat mich beim Lesen ziemlich gefesselt. Liam und Jacen sind ziemlich kaputte Charaktere und was man als Leser nach und nach aus ihrer Vergangenheit erfährt, macht einem die Sache nicht leichter. Lynn Kelling lässt einen die Geschichte aus der Perspektive beider Protagonisten erleben. Dabei ist sie brutal ehrlich und schockierend, sodass man das Buch das Buch auf der einen Seite nicht aus der Hand legen mag und auf der anderen Seite manchmal gar nicht wissen will, wie es weiter geht.
Insbesondere Liam war ein faszinierender Charakter. Er hat sich eine ganz eigene Taktik zu Recht gelegt, um mit den Widrigkeiten seines Lebens zurechtzukommen. Seine angenommenen Persönlichkeiten waren wirklich eine Sache für sich. Auch Jacen hat so seine Bewältigungsmechanismen entwickelt, dir mir allerdings nicht ganz so nahe gingen wie Liams. Dennoch merkt man beiden Charakteren eine schreckliche Verletzlichkeit an, die einem immer wieder den Atem stocken lässt.

Es gab auch einige Dinge an Whatever the Cost, die ich nicht so gut nachvollziehen konnte. Gleich mehrfach stellte sich mir die Frage: Warum diese Hektik? Mit der Beziehung, die wirklich innerhalb von kürzester Zeit in Tiefen voranschreitet, die für mich nicht so recht nachvollziehbar waren. Warum drängt Jacen Liam in manchen Dingen so? Und, auch wenn den Charakteren zugestehe, dass eine innige Liebe durch gemeinsam geteilte Gefahren schnell wachsen kann, war mir das alles zu undurchsichtig. Mir war aus den Erklärungen und Einsichten in die jeweiligen Charaktere nicht ganz klar, warum beide so fühlen wie sie fühlen. Versteht mich nicht falsch. Ich habe überhaupt nichts gegen große Gefühle, Selbstfindung und eine gute Portion Drama. Doch wenn mir diese Dinge nicht genug durch Gedanken und Taten der Charaktere deutlich werden, bekomme ich ein Problem. Das war teilweise bei Whatever the Cost der Fall.
Nichtsdestotrotz war es schön zu sehen, wie diese beiden gebrochenen Jungs zueinander finden. Auch dass Jacen in der Lage war, alle Facetten von Liams Persönlichkeit anzunehmen, war toll. Hinzu kam, dass die Company schön unheimlich war und dies auch auf weite Teile ihrer Kundschaft zutraf.

Wirklich gestört hat mich an dem Buch eigentlich nur eines: Nämlich, dass die häufigen Perspektivenwechsel zwischen Liam und Jacen - zumindest im E-Book - nicht irgendwie durch Sonderzeichen oder ähnliches kenntlich gemacht wurden. Wenn in einem Buch die Perspektiven auch innerhalb der Kapitel wechseln, sollte das irgendwie sichtbar sein. Und wenn es nur längere Absätze sind. Ich weiß, dass hat nichts mit der Story zu tun, aber dafür mit dem Lesekomfort. Und auch wenn ich in der Lage bin, zu erfassen, in welchem Kopf ich gerade stecke, mag ich als Leser nicht in einer Tour aufpassen müssen, um nichts zu verpassen oder einfach im Lesefluss behindert zu werden. Hier hätten Editor oder Betareader der Autorin ruhig einen entsprechenden Tipp geben sollen.
Alles in allem war Whatever the Cost aber eine sehr unterhaltsame Geschichte und ich gebe gerne zu, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Sicher nicht das letzte Werk von Lynn Kelling, das ich gelesen habe.

Ein Wort noch zum Cover: Auch wenn weder Liam noch Jacen so aussehen wie auf dem Cover, passt es trotzdem ganz wunderbar zu Whatever the Cost. Nicht nur, dass der junge Mann eine Augenweide ist, er sieht auch so gebeutelt aus, wie sich die beiden Protagonisten einen großteil der Zeit fühlen.

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