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10.

Jun 2014

~nia

Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe / Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums

Der 15-jährige Aristotle (Ari) passt irgendwie nicht so recht in seine Familie, seine High School und seine Welt. Doch dann lernt er im Schwimmbad den gleichaltrigen Dante kennen und innerhalb kürzester Zeit werden die beiden Freunde. Auf der einen Seite ist Dante ganz anders als der grüblerische und oft wütende Ari. Er hat ein sonniges Gemüt, ist furchtbar belesen und geht offen auf seine Mitmenschen zu. Doch auf der anderen Seite verbindet die beiden auch eine Menge. Etwa der gleiche Sinn für Humor, für Freude an seltsamen Spielen und die Tatsache, dass sie beide Amerikaner mexikanischen Ursprungs in den 1980er Jahren sind. Die beiden verbringen einen herrlichen Sommer zusammen und eines schicksalhaften Tages rettet Ari seinem Freund das Leben. Dabei landet er selbst im Krankenhaus und kurz darauf trennen sich ihre Wege für eine bestimmte Zeit. Doch ihre Freundschaft ist tief und in der Lage, Widrigkeiten standzuhalten...

Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe / Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums war eine wunderbare Geschichte über das Erwachsen werden. Die Handlung ist nicht besonders schnell oder aufregend, doch dennoch war das Buch nie langweilig. Im Gegenteil, die wunderschöne Sprache und die Innigkeit der beschriebenen Gefühle konnte mein Herz völlig zum Schmelzen bringen. Ari und Dante sind so tolle Charaktere - beide sind alles andere als perfekt, aber wie der eine für den anderen einsteht und umgekehrt, ist einfach fantastisch zu lesen. Man erlebt das Buch komplett aus Aris Perspektive und das führt natürlich dazu, dass man sich besonders gut in ihn hineinversetzten kann. Hier mal ein paar seiner Gedankengänge, die seinen Charakter ein wenig zeigen:

"I was growing to grow up and be like one of thoses assholes. A girl is like a tree? Yeah, and a guy is about as smart as a piece of dead wood infest with termites."
Übersetzt: "Ich wuchs, um zu einem von diesen Arschlöchern heranzuwachsen. Ein Mädchen ist wie ein Baum? Klar, und ein Kerl ist genauso schlau wie ein totes Stück Holz voller Termiten."

"That afternoon, I learned two new words. 'Inscrutable.' And 'friend'." Übersetzt:
"An diesem Nachmittag lernte ich zwei neue Wörter: Unergründlich. Und Freund."


"I thought of Dante and wondered about him. And it seemed to me that Dante's face was a map of the world. A world without any darkness. Wow, a world without darkness. How beautiful was that?"
Übersetzt: "Ich dachte an Dante und staunte über ihn. Und es schien mir als war Dantes Gesicht eine Karte der Welt. Einer Welt ohne jede Dunkelheit. Wow, eine Welt ohne Dunkelheit. Wie wunderschön war das?"

Zusätzlich schafft es Benjamin Alire Sáenz, dass man auch ein sehr gutes Gefühl für Dante bekommt. Dante ist derjenige, der mit sich im Reinen ist und dies auch auslebt, was Ari mit Bewunderung hinnimmt. Und ganz ehrlich, einen Teenager, der genau weiß, was er will und was nicht, muss man doch bewundern. Doch auch Ari findet seinen Weg. Der ist langsamer, gewundener und schwieriger, aber seine Zuneigung zu Dante ist wie ein Stern, der ihm auch im Dunkeln weiter hilft.

Die Geschichte um Aris Bruder fand ich nicht immer ganz überzeugend, beziehungsweise es wurde nicht so ganz klar, warum er sich so benommen hat. Ging es ihm mit seiner Wut so wie Ari und er konnte einfach kein anderes Ventil dafür finden? Oder ging es ihm aus anderen Gründen ähnlich wie seinem kleinen Bruder? Oder war er tatsächlich ein Arsch? Hier würde es mich zu einem Teil wundern, weil seine Eltern und auch Ari sicher nicht dazu beigetragen haben. Es war etwas unbefriedigend, hier nicht mehr zu erfahren. Was mag passieren, wenn der kleine Bruder den Kontakt sucht, nachdem der endlich zu sich selbst gefunden hat? Da bleiben doch eine Menge Fragen offen, was vermutlich von Benjamin Alire Sáenz so beabsichtigt war. Doch genau im Rahmen dieses Handlungsstranges gibt es ein (letztes) Zitat, das zeigt, welche Tiefen dieses Buch hat:

"My mother would listen sometimes as my father and I talked about B. But she would never say a word. I loved her for her silence. Or maybe I just understood it. And loved my father too, for the careful way he spoke. I came to understand that my father was a careful man. To be careful with people and with words was a rare and beautiful thing."
Übersetzt: "Meine Mutter hörte manchmal zu, wenn mein Vater und ich über B. sprachen. Aber sie würde nie ein Wort sagen. Ich liebte sie für ihr Schweigen. Oder vielleicht verstand ich es auch einfach. Und ich liebte meinen Vater ebenfalls, für seine achtsame Art zu sprechen. I hatte endlich begriffen, dass mein Vater ein achtsamer Mann war. Achtsam mit Menschen umzugehen, war ein seltene und wunderbare Sache."

Überhaupt waren auch die Nebencharaktere in dem Buch sehr gelungen. Insbesondere natürlich Aris und Dantes Eltern, aber auch Aris Freundinnen, die ihm die lange Zeit ohne seinen besten Freund leichter machen.

Auch wenn Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe / Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums aufgrund meiner Rezension vielleicht nicht perfekt erscheint, war es das beim Lesen für mich. Das Buch hat mich mit seiner Sprache und seinen Charakteren in eine Art glückseligen Zustand katapultiert, wie es in meinem Leben bislang nur wenige Bücher vermocht haben. Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe / Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums ist ganz sicher ein Buch, dass ich noch öfter lesen werde. Denn der Zauber von Benjamin Alire Sáenz Sätzen und der Charme von Aris und Dantes Freundschaft hin zu einer langsam aufkeimenden Liebesgeschichte verliert sich ganz sicher auch nicht beim widerholten Lesen. Im Gegenteil denke ich, die Geschichte gewinnt mit der Zeit und wird mir das Herz noch öfter eng werden lassen. Absolut empfehlenswert.

Die deutsche Übersetzung erscheint am 16. Juli 2014 im Thienemann-Verlag. Wenn ihr Coming-of-Age-Geschichten mögt, solltet ihr es euch nicht entgehen lassen.

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