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27.

May 2014

~nia

Die Verratenen

Ria ist die Nummer 7 an ihrer Akademie unter der Kuppel, die sie und ihre Mitbewohner vor der Wildnis und Kälte schützt. Alles sieht für die begabte Studentin nach einer großartigen Zukunft in einer der größeren Kuppeln aus, etwa als Mittlerin in Konflikten oder als Redenschreiberin für den Präsidenten. Denn niemand ist so gut im Lesen und hervorrufen von Emotionen wie Ria. Da kann selbst Aureljo, Nummer 1 der Akademie, geboren, um zu führen und einer von Rias besten Freunden, nicht mithalten. Alles ändert sich von jetzt auf gleich, als Ria ein Gespräch über eine Verschwörung belauscht. In dieser werden nicht nur Ria, sondern auch Areljo, Flemming, Tycho, Tomma und Dantorian des Verrats bezichtigt. Als sich die Regierung der sechs auf elegante Art und Weise bei einer Magnetbahnfahrt entledigen will, können sie ihre Angreifer überraschen und fliehen. Das Problem ist nur, in der Wildnis leben nicht nur Wölfe, Bären und andere Raubtiere, sondern auch verschiedene Clans an Prims (kurz für Primitive, also Menschen, die nicht unter dem Schutz der Kuppeln leben). Wenn sie überleben wollen, müssen sie entweder zurück in eine Kuppel und damit der sicheren Exekution entgegen oder sich irgendwie mit den primitiven Clans der Wildnis arrangieren...

Die Welt, die Ursula Poznanski sich da ausgedacht hat, fand ich extrem interessant. Eine Welt am Ende einer Eiszeit bot eine vielversprechende Ausgangssituation für Die Verratenen. Auch die unterschiedlichen Lebensformen der Menschen in den Kuppeln versus derer in den Clans fand ich gelungen. Solange es um das Konstrukt der Gesellschaften ging, hat mir auch der Schreibstil gefallen.
Für mich haperte es in Die Verratenen aber deutlich an den Charakteren und ihrer Entwicklung. Mehr oder weniger alle Charaktere wirkten auf mich steril und blutleer. Ria ist eine sehr kühle Protagonistin. Sie wirkt sehr rational und durch ihre spezielle Schulung, Emotionen einschätzen zu können und das Wesen ihres Gegenübers einzuschätzen und zu bewerten, wirkte sie noch künstlicher. Ich kann weder sagen, dass sie mir sympathisch noch unsympathisch war. Aber wenn mir als Leser der Hauptcharakter eines Buches mehr oder weniger egal ist, ist das kein gutes Zeichen. Auch die anderen Charaktere erschienen wenig nahbar. Warum beispielsweise Aureljo und Ria so gute Freunde sind, wurde mir nicht wirklich deutlich. Auch Sandor, der zukünftige Clanführer mit seinem Falken, konnte mich nur mäßig ansprechen. Vielleicht habe ich schon zu viele Jugendbücher und insbesondere Jugenddystopien gelesen, aber das ganze Charakterkonstrukt wirkte, wie am Reißbrett ersonnen. Die Heldin, der beste Freund, der potentielle Partner, der Verräter, eine Freundin, die von der Intelligenz aber nicht an unsere Heldin ran reicht, der Unmensch, ein älterer Berater in der Kuppel und einer in der Wildnis - ja, es war alles dabei. Leider wirkte es konstruiert und leblos. Einzig Tycho konnte meiner Meinung nach etwas Leben versprühen mit seiner jungenhaften Unbekümmertheit und seiner Begeisterung für Technik und Wissen. Leider war seine Rolle so klein, sodass auch er nicht über die Limitationen der anderen Charaktere hinwegtäuschen konnte.

Trotz aller Kritik, frage ich mich doch ein wenig, was es wohl mit Jordans Chronik auf sich hat und wie es mit der Geschichte weitergehen wird. Der Drang, das erfahren zu wollen, ist aber aushaltbar. Vermutlich werde ich warten, bis auch der letzte Band der Trilogie erschienen ist, und dann versuchen, beide Folgebücher mal aus der Bücherei auszuleihen. Ich denke, Geld werde ich in die Reihe von Ursula Poznanski nicht investieren. Dafür tummeln sich dann doch zu viele andere, sehnsüchtig erwartete Bücher auf meiner Wunschliste.

Insgesamt war Die Verratenen ein mittelmäßiges Buch. Es war nicht besonders, weder besonders gut noch besonders schlecht. Die schöne Idee wurde durch die blassen Charaktere doch ziemlich konterkariert. Somit fällt auch die Bewertung nur mittelmäßig aus.

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