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26.

Apr 2014

~nia

Panic / Panic - Wer Angst hat, ist raus!

Panic. Ist ein Spiel. Eines, in dem sich eine gefährliche Mutprobe an die andere reiht. Ein Spiel, an dem nur die ehemaligen Schüler der Abschlussklasse teilnehmen dürfen. Eines, für das sie alle über ein Jahr in einen Gewinner-Pott eingezahlt haben. Ein Spiel, in dem um es um viel Geld geht. Eines, das tödlich oder mit bleibenden Schäden enden kann.
Heather. Sie lebt mit ihrer Mutter, deren Freund und ihrer kleinen Schwester in einem Wohnwagen. Dort ist es eng, laut und verraucht. Denn Heathers Mutter hat weniger ihre Kinder als ihren Spaß, etwa durch den Konsum von Drogen, im Kopf. Als Heathers Freund Matt ihr zum Beginn des Sommers und zu Beginn von Panic den Laufpass wegen eines anderen Mädchens gibt, beschließt Heather spontan in das Spiel einzusteigen.
Dodge. Er muss Panic gewinnen. Nicht für das Geld und auch nicht für den Ruhm. Nein, Dodge will sich rächen. Seitdem seine Schwester Dayna vor zwei Jahren in der letzten Runde des Spiels in einem manipulierten Auto verunglückt ist, sitzt sie im Rollstuhl. Der kleine Bruder des damaligen Gewinners spielt dieses Jahr mit. Und Dodge hat beschlossen, dass der für die Taten seines Bruders büßen muss. Dafür muss es Dodge bis in die letzte Runde von Panic schaffen, bis zum Autorennen.

Panic / Panic - Wer Angst hat, ist raus! behandelt ein schwieriges Thema und ist insgesamt auch ein schwieriges Buch. Eine fiktive Kleinstadt im Bundesstaat New York, irgendwo zwischen der Metropole und Albany und in unmittelbarer Nähe zum Highway 87, steckt fest im Griff dieses jährlichen Spiels. Niemand von den Schülern spricht vor Erwachsenen darüber, wenn ihm nach einem beschwerdefreien Leben ist. Niemand weiß, wer die jährlich wechselnde Jury darstellt und alle, die verzweifelt genug sind, Geld brauchen oder nach Ruhm streben, spielen mit. Einmal mehr wagt sich Lauren Oliver an ein schwieriges Thema. Wieder konnte mich ihr plastischer Schreibstil vollständig in die Geschichte ziehen. Dennoch bekommt Panic / Panic - Wer Angst hat, ist raus! von mir nur eine mittelgute Bewertung. Dafür gibt es zwei Gründe:

Das Buch ist harter Stoff, der weder durch besonders sympathische Charaktere noch durch Humor oder irgendeine Art von Leichtigkeit aufgelockert wird. Panic / Panic - Wer Angst hat, ist raus! ist hart, rau und gnadenlos. Zum Ende hin mündet das Buch dann überraschender Weise in einem glücklichen Ende, was bei Lauren Oliver nicht unbedingt selbstverständlich ist. Obwohl vielen gerade das Ende nicht gefallen hat, war es für mich einer der Pluspunkte der Geschichte. Wäre Panic / Panic - Wer Angst hat, ist raus! auch noch schlecht ausgegangen, wäre ich vermutlich Gefahr gelaufen, Depressionen zu bekommen. Trotz des für mich gelungenen Endes wirkte die Geschichte insgesamt aber doch zu gewollt und unrealistisch.

Außerdem war die Idee von einer Kleinstadt, in der so viele junge Menschen - aus dem einen oder anderen Grund - dazu gezwungen sind, an Panic teilzunehmen, extrem beklemmend. Dodge hat und Heather bekommt einen guten Grund, dass Spiel unbedingt bis zum Ende durchstehen zu wollen. Was sie dafür auf sich nehmen, ist extrem krass. Dass solche Dinge in einer kleinen amerikanischen Stadt vielleicht wirklich möglich wären, ist ein schrecklicher Gedanke. Ich will hier nicht zu viel verraten, aber in dieser Stadt versagen die Erwachsenen auf breiter Front. Die wenigen, die sich aktiv gegen das Spiel einsetzen, haben entweder keine Chance oder aber auch persönliche Gründe. Altruismus scheint nicht nur buchstäblich, sondern auch im übertragenen Sinne ein Fremdwort zu sein. Zumindest für die Menschen in dieser Kleinstadt.

Auch wenn mich Panic / Panic - Wer Angst hat, ist raus! ordentlich zum Nachdenken gebracht hat, wird es ganz sicher nicht mein Lieblingsbuch von Lauren Oliver werden. Dass liegt nicht an dem, wie immer, hervorragenden Schreibstil, sondern an dem unangenehmen Nachgeschmack, den das Buch in meinem Kopf hinterlassen hat. Genauso wie beispielsweise dem Film, ... denn sie wissen nicht was sie tun (Rebel without a cause), kann man sich auch dem Sog von Panic / Panic - Wer Angst hat, ist raus! nicht entziehen. Man will wissen, was mit Heather und Dogde passiert und wie sie die, immer schwerer und schrecklicher werdenden Aufgaben meistern. Und, auch wenn es schwer fällt, es sich einzugestehen, will man wissen, wie das Spiel ausgeht. Das Ende hat mich für den schrecklichen Ritt versöhnt, wobei insbesondere das mittlere Drittel schwer zu ertragen war. Doch zum Glück findet sich dann ja doch noch alles irgendwie. Insbesondere Heather und ihre realistischen Einsichten zum Ende hin fand ich - trotz aller Schwierigkeiten bis dahin - sehr gelungen.

Fazit: Panic / Panic - Wer Angst hat, ist raus! ist sicher nicht Lauren Oliver bestes Buch. Dennoch hat es mich fesseln und auch aufregen können. Ein Buch über Verzweiflung, Angst, Mutlosigkeit, Feinde, Freunde, Liebe, Hoffnung und den Mut, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

Die deutsche Übersetzung erscheint im November 2014 bei Carlsen.

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