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01.

May 2014

~nia

The Magpie Lord

Zwanzig Jahre hat Lucien Vaudrey als schwarzes Schaf der Familie Crane in China verbracht. Dort hat er sich als Schmuggler aus den Slums hochgearbeitet, und war am Ende ein hochgeschätzter, aber gefährlicher Geschäftspartner. Doch all das hat jetzt ein Ende, weil Lucien nun der Erbe des Magpie (Elster) Geschlechts ist. Innerhalb von kurzer Zeit sind Luciens verhasster Vater und sein ebenso verhasster Bruder gestorben. Seltsamer weise haben sie sich beide umgebracht. Kaum ist Lucien mit seinem treuen Diener und langjährigem Weggefährten, Merrick, in London angekommen, wird deutlich, dass es die Feinde seiner Familie auch auf ihn abgesehen habe. Immer öfter verspürt auch Lucien den aufgezwungenen Drang, sich umzubringen. Da er schon in China Kontakt mit Magiern hatte, weiß er, dass er Hilfe braucht. Er engagiert den unscheinbar aussehenden Stephen Day, der aber schnell zeigt, dass er einiges von seinem Handwerk versteht. Was Lucien nicht weiß, auch Stephen Day hat mit den Magpies eine offene Rechnung zu begleichen...

The Magpie Lord von KJ Charles ist wieder mal eine Genremischung: Es ist eine paranormale Geschichte, die im England des 19 Jahrhunderts spielt. Außerdem ist es ein Buch über eine Beziehung zwischen Männern, bei der Dominanz und Unterwerfung eine gewisse Rolle spielen. Insgesamt habe ich The Magpie Lord sehr gerne gelesen, allerdings hat mich das Buch aus mehreren Gründen nicht vollständig umhauen.
Doch zunächst das Positive: Besonders gefallen hat mir der paranormale Aspekt der Geschichte. Stephen war ein sehr interessanter Charakter und seine Art der Magie hat da gehörig zu beigetragen. Überhaupt waren die Unterschiede zwischen Magiern und Warlocks ziemlich interessant und seine Erläuterungen dazu, beispielsweise gegenüber Lucien, waren extrem unterhaltsam. Auch der Schreibstil, aus mehr als einer Perspektive erzählt, war nach meinem Geschmack. Passend zur historischen Zeit kam er ein wenig verschroben und antiquiert daher - genauso wie es bei einem historischen Buch sein sollte.

Weniger gut gefallen hat mir dafür die Romanze beziehungsweise die Beziehung zwischen Lucien und Stephen. Dass Lucien eher dominant ist und Stephen, der so viel Verantwortung bei seiner Arbeit als Magier trägt, sich lieber unterwirft, war für mich jetzt kein Problem, doch kam mir die Innigkeit der Beziehung zwischen den beiden doch arg plötzlich zustande. Vielleicht lag es daran, dass mir Lucien als Charakter insgesamt nicht so zugesagt hat. Er war ziemlich harsch und hat als Lord Crane eine Arroganz ausgestrahlt, die meiner Meinung nach nur wenig zu seiner Vorgeschichte gepasst hat. Beispielsweise hat er sich immer wieder gedanklich über Stephens unpassende oder schlecht sitzende Klamotten ausgelassen. Er hat wohl in den Slums von Hong Kong auch nicht immer wie aus dem Ei gepellt ausgesehen und wenn er dort auch alle Leute nur nach dem Äußeren beurteilt hat, ist es ein Wunder, dass er in China so lange überlebt hat. Irgendwann kriegt er sich dann ein und sieht, was für ein klasse Mann Stephen eigentlich ist, aber da war Sympathiezug schon fast abgefahren. Die Interaktion zwischen den beiden konnte mich jedenfalls nicht immer begeistern. Insbesondere eine sexuelle Szene (die in der Bibliothek) ist mir dabei unangenehm aufgefallen. Die Charaktere fanden sie zwar anregend, für mich galt das aber leider gar nicht. Zum Glück hat sich das später dann gegeben.

Ich gebe es gerne zu. In diesem Buch konnte mich hauptsächlich der kleine, zarte Stephen mit dem Herz eines Löwen überzeugen. Respekt, wie er sich einmal alleine gegen viele gestellt hat, genau wissend, dass er keine Chance hat. Oder wie er die grauselige Vergangenheit mit den verstorbenen Magpies hinter sich lässt und Lucien nach und nach als eigene Person sieht. Das hätte auch nicht jeder geschafft. Eindeutig war Stephen mein Favorit in The Magpie Lord. Sonst konnte mich noch Luciens Diener, Merrick, von sich überzeugen. Ein auf seine Art sehr charmanter Charakter, der für seinen Herrn durchs Feuer gehen würde, und die Geschichte darüber hinaus mit einem gewissen trockenen Humor gewürzt hat.

Trotz der genannten Kritik will ich wissen, wie es Stephen und Lucien weiter geht. Ich werde also A Case of Possession, den zweiten Band der A Charm of Magpies-Reihe, in jedem Fall lesen und schauen, ob auch Lucien noch ein paar Sympathiepunkte einheimsen kann. Sollte sich aber jemand mal mit diesem Genremix von paranormaler historischer Männerromanze befassen wollen, würde ich doch eher die Reihe um Whyborne & Griffin empfehlen.

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